Der Bilderrahmen war angelaufen.

Nicht weil er alt war, sondern weil er auf Vintage gemacht war.

Hatte ich sowas tatsächlich mal schön gefunden?

Kaum zu glauben.

Das Gesicht auf dem Foto war mir so vertraut, auch wenn das Bild schon vor Jahren aufgenommen worden war.

Sanft strich ich über das Glas und stellte mir vor, ich könnte tatsächlich seine Wangen unter meinen Fingerspitzen spüren.

Jedes Mal, wenn ich sein Gesicht sah, tauchte unwillkürlich die Frage auf, warum er sein Versprechen gebrochen hatte.

Auch nach Jahren des Alleinseins und des Nachdenkens, hatte ich keine Antwort gefunden.

Warum war er gegangen?

Warum hatte er sein Versprechen nicht gehalten?

Seine Worte hatten mir einst die Welt bedeutet und ich hatte sie geglaubt.

Und dann war er eines Morgens gegangen und nicht heimgekehrt.

Wir hatten nicht gestritten, im Gegenteil, er hatte mich wie jeden Morgen zum Abschied geküsst und mir zärtlich über die Wange gestrichen und mir versichert, dass er mich liebte.

Und ich hatte ihm geglaubt, als er gesagte, dass wir uns abends wiedersehen würden.

Ich konnte es gar nicht erwarten.

~~~

Die Polizei hatte mir später erklärt, dass es nicht seine Schuld gewesen war.

Ihm wurde die Vorfahrt genommen.

Er war sofort tot.

Ich nickte nur und innerlich brach mein Herz und eine Stimme in meinem Kopf schrie aus Leibeskräften, er solle zurück kommen und so sein Versprechen halten.

In all den Jahren war die Stimme leiser geworden.

Aber verstummt war sie nie.