MORGENSTUND
Das Fenster stand offen.
Sie war wach und lauschte dem Gezwitscher der Vögel in den Bäumen und auf den Dächern und all den anderen Geräuschen, die der Morgen mit sich brachte.
Die Sonne schien in das Zimmer und auf das braune, vom Schlaf wirre Haar ihres Freundes, und ließ es glänzen.
Er lag mit dem Gesicht ihr zugewandt und schlief.
Sie streckte die Hand aus und berührte ganz sacht sein Haar.
Darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen, stand sie auf, verließ das Schlafzimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
Nur in Top und Höschen bekleidet tapste sie in die Küche und räkelte sich erst einmal ausgiebig.
Dann schaltete sie die Kaffeemaschine ein.
Während der Kaffee durchlief, stellte sie auf dem gepunkteten Tablett ein Frühstück zusammen.
Orangensaft, den er so mochte, kleine Gläser, Tassen, Teller, Besteck, Obst, Nutella, Honig, Marmelade, Butter und Brötchen.
Der Kaffee war noch nicht ganz fertig und so ging sie ins Bad, putzte akribisch die Zähne und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
Sie griff schon nach der Haarbürste, legte diese aber gleich wieder an ihren Platz zurück.
Lediglich mit den Fingern fuhr sie sich flüchtig durch das lange, braune Haar.
Lächelnd dachte sie daran, wie er ihr mit seinen Fingern das Haar kämmte, wenn sie nebeneinander lagen.
Zurück in der Küche stellte sie noch den Kaffee und die Milch auf das Tablett.
Vorsichtig trug sie das Frühstück zum Schlafzimmer.
Die Tür öffnete sie mit dem Ellenbogen und schob sie, nachdem sie hindurch geschlüpft war, mit dem Fuß zu.
Ein kurzer Blick zum Bett genügte; er schlief immer noch tief und fest.
Das Tablett stellte sie auf ihrer Betthälfte ab und kroch dann selber wieder ins Bett.
Sie lehnte mit dem Rücken am Kopfteil und sah ihm beim Schlafen zu.
Sie würde ihn nicht wecken; sie vertraute darauf, dass der Duft des Kaffees dies tun würde.
Lange musste sie nicht warten.
Er schlug die Augen auf, blinzelte, gähnte und streckte sich mehrmals.
Erst dann sah er sie richtig an, stützte sich auf den Ellenbogen und lächelte sie verschlafen an.
Ihr ging das Herz auf.
Unwillkürlich griff sie in seine Haare und kraulte diese.
Genießerisch schloss er wieder seine Augen und seufzte anerkennend.
"Guten Morgen", sagte sie leise.
Sie liebte das Gefühl seiner Haare an ihren Fingern und er liebte die sanfte Massage der Kopfhaut.
"Morgen", brummte er.
Schließlich nahm sie ihre Hand fort und zog das Tablett zu ihnen heran.
Die Augen des Mannes wurden groß.
"Ich liebe dich", sagte er ehrlich und setzte sich auf, um seiner Freundin einen langen und innigen Kuss zu geben.
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