Das Bild von seinem Mädchen und der Kleinen war...

Er hatte kein Wort dafür.

Er fühlte nur, wie unglaublich glücklich ihn das Bild machte.

Er stand in der Tür und sah auf das Bett in der Raummitte.

Dort lagen die zwei süßesten Wesen seiner Welt.

Das kleine Mädchen, das nicht seine Tochter war und doch zu ihm gehörte.

Sie glich einem Engel in ihrem Strampler, der mit bunten Eulen bedruckt war.

Das Baby lag auf dem Bauch seiner Freundin.

Sie hatte ihre Arme beschützend um den zarten Körper gelegt.

Beide schliefen tief und fest, die Haarpracht des älteren Mädchens bedeckte das Kopfkissen fast vollständig.

Ihr Make-up hatte sie nicht entfernt.

Es zuckte ihn in den Fingern, die verschmierte Schminke fortzuwischen.

Stattdessen schlich er auf Zehenspitzen näher und zog dabei seine Kamera aus der Tasche.

Er konnte nicht anders, der Gedanke, dass das Bild morgen nicht mehr da sein würde, trieb ihn dazu, die Kamera einzuschalten und den Fokus auf die Schlafenden zu richten.

Er drückte oft auf den Auslöser und schließlich packte er die Kamera weg und stellte die Tasche ab.

Er schloss die Tür leise und legte sich auf das Bett.

Er drehte sein Gesicht den Mädchen zu und lauschte den gleichmäßigen Atemzügen der beiden.

Es war beruhigend und friedlich.

Kurz bevor ihm die Augen zufielen und er in das Reich der Träume glitt, fand er das Wort, das zum Anblick seiner Mädchen passte.

Herzerwärmend.

***

Es waren Monate vergangen seit der Nacht, in der der junge Mann fast schon verzweifelt das Bild seiner Liebsten festgehalten hatte.

Ein Jahr gehörte die Kleine nun zu seiner Freundin und ihm.

Genau ein Jahr.

Zur Feier des Tages trug das kleine Mädchen ein zitronengelbes Kleidchen und ihre Locken kringelten sich um ihr rundes Gesicht.

Sie lächelte und lachte und versuchte hopsend die Hand des Mannes zu erreichen.

Schließlich beugte er sich hinunter und hob die Kleine hoch, um sie einen Augenblick später seiner Freundin in die Arme zu drücken.

Seine Freundin küsste das Mädchen auf das Haar und die Kleine schlang ihre kurzen Ärmchen um deren Hals.

Er sah seine Mädchen an und wusste, dass jetzt der richtige Moment gekommen war.

Er griff hinter sich und öffnete den großen Umschlag.

Er warf das Papier beiseite und hielt seiner Freundin den Bilderrahmen hin.

Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln und dann biss sie sich auf die Lippe und schloss die Augen.

Trotzdem rollten kurz darauf kleine Tränen über ihre Wangen.

Er trat näher und wischte die Tränen sanft fort.

Die Kleine hatte von all dem nichts mitbekommen.

Doch sie schien irgendwie zu spüren, dass etwas passierte, denn sie war vollkommen ruhig.

Das Flüstern seiner Freundin klang heiser, als sie sagte:
"Herzerwärmend.
Das Bild ist herzerwärmend."

Der junge Mann beugte sich vor, hauchte erst dem kleinen Mädchen einen Kuss auf den Kopf und dann küsste er seine Freundin auf den Mund.

Dafür, dass es sie gab.

Dafür, dass sie ihn liebte.

Dafür, dass sie die Kleine umsorgte, als wäre sie ihr Kind.

Dafür, dass sie immer das Richtige sagte.