"Körpertausch, um die Geschichte zu ändern" von @HayatoSukairida
Guten Tag liebe Mitlesern,
Hier ist mein Beitrag zu dem Thema „Körpertausch“
Bevor ihr weiterließt, würde ich euch noch gerne ein bisschen über die „Tauschpartnerin“ erzählen.
Jeanne d’Arc (Falls ihr sie und die Geschichte kennt, dann springt gleich zu Geschichte)
Die berühmte Jeanne d´Arc (1412 bis 1431) zwang während des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich im Jahr 1430 die Engländer dazu, die belagerte Stadt Orléans aufzugeben.
Im Compiégne wurde Jeannee allerdings gefangen genommen und an die Engländer ausgeliefert. 1431 verurteilte sie in England ein geistliches Gericht als Hexe und Ketzerin und sie starb den Tod auf dem Scheiterhaufen.
23.März.2025
Würde mich jemand fragen, was ich von Körpertausch hielt, würde ich diese Frage sicherlich ganz anders beantworten als die anderen Befragten. Denn als Kind erlebte ich so etwas ähnliches. Man könnte sagen, dass mich dieses Ereignis zu der Person gemacht hatte, die ich heute war. Eine selbstbewusste Wissenschaftlerin, die ihr eigenes Labor geöffnet hatte, um die Situationen aus ihrer Kindheit bewusst noch einmal zu erleben. Vielleicht würde mich einige für verrückt oder gar eine Gotteslästerin halten - obwohl ich eigentlich sehr gläubig bin. Als ich jünger war, tauschte ich öfters mit der historischen und bekannten Heldin von Frankreich, Jeanne d’Arc, den Körper. Allerdings hatte ich nie mitbekommen, wie Jeanne in den Krieg zog. Denn bis zu diesem Zeitpunkt passierte kein Körpertausch mehr. Durch das vielen Tauschen entwickelten wir eine Art Brieffreundschaft, aber bei mir entwickelte sich auch noch etwas ganz Anderes. Gefühle, die über eine normale Freundschaft hinausgingen. Ob Jeanne diesen Gefühlen auch hatte, konnte ich nicht sagen.
Jetzt war es so weit. Basierend auf meinen Erfahrungen mit Körpertausch und meinen wissenschaftlichen Verstand entwickelte ich eine Maschine, mit der ich gezielt mit einer Person meiner Wahl den Körper tauschen konnte. Nun, es gab allerdings so manche Voraussetzungen und Hindernisse. Wie zum Beispiel, dass man einen persönlichen Gegenstand von dieser Person brauchte. Oder nur 24 Stunden Zeit hatte. Ein anderer interessanter Aspekt war das Übernehmen von den Erinnerungen und dem Wissen des Tauschpartners.
Als ich beispielsweise den Körper mit meiner Assistentin getauscht hatte, wusste ich in diesem Moment alles von ihr. In dem Zustand hätte ich selbst zu ihren Eltern gehen können und sie hätten nichts Ungewöhnliches bemerkt. Natürlich traf das Gleiche auf meine Assistentin in meinem Körper zu. Deshalb glaubte sie mir auch, als ich ihr von Jeanne d’Arc erzählte. Schließlich sah sie dank des Körpertausches nicht nur meine, sondern auch Jeannes Erinnerungen. Zumindestens bis zu dem Zeitpunkt, wo ich noch mit der Französin getauscht hatte. Ach ja, wegen diesem Nebeneffekt wurde die Geschichte ein bisschen abgeändert, denn Jeanne lernte durch mich Lesen, Schreiben und Rechnen.
„Wir sind startklar, Asteria“, riss mich meine Assistentin aus meinen Überlegungen. Es konnte nichts mehr schief gehen. Wir hatten alles, was in unserer Macht stand, getan. Für meine zukünftigen Vergehen würde ich definitiv in die Hölle kommen. Denn ich würde demnächst die französische und englische Geschichte verändern. Auf gar keinen Fall würde ich zulassen, dass Jeanne zu Unrecht verbrannt wurde. Nun, wie hielt man etwas auf, was in der Vergangenheit geschehen war? Ganz einfach, man suchte den geschichtlichen Wendepunkt und tauschte mit der Schlüsselperson den Platz. Zusätzlich brauchte man eine Maschine, die den genauen Zeitpunkt bestimmte und den Tausch ausführte. Allerdings würde ich nicht den Platz mit Jeanne tauschen, sondern mit Jean II. von Luxemburg, denn er war derjenige, der Jeanne an den Engländer verkauft hatte. Den mit ihm verbundenen Gegenstand hatten wir uns aus seiner Burgmuseum „geliehen“.
Ich zog meinen weißen Kittel aus und legte meine Brille ab, um mich wie ein Paket verschnüren zu lassen. Hauptsächlich wegen des Grafen, denn wir hatten herausgefunden, dass man den Tausch vor dem Tauschpartner verheimlichen konnte, wenn man ihn früh genug im neuen Körper ausknockte. Unsere Hypothese war, dass die Signale aufgrund der Synapsen des Körpers nicht schnell genug an die Seele weitergegeben werden konnten, was dann durch Tests bestätigt wurde. Zusätzlich wurde mir nun noch das Sehen genommen. Hören und Sprechen kamen wenig später dran. „Nun, wenn jetzt jemand hereinkommt, würde er oder sie vermutlich die Polizei wegen vermeintlicher Entführung und Folter rufen“, witzelte ich, um die angespannte Atmosphäre zu lockern. Das klappte ganz gut und die Assistentin lachte. Allerdings war ich dezent angespannt, denn gleich kam unsere jahrelange Arbeit zu Einsatz. Es durfte nichts schief gehen.
Es ging mit dem Countdown los, nachdem sicher gestellt war, dass die Signale stabil waren. „Es geht gleich los. Körpertausch mit dem Grafen von Luxemburg am 23. Mai 1430 in Compiègne in drei… zwei… eins…!“ Ein greller Blitz erschien vor meinen Augen und meine Reise, um Jeanne d’Arc zu retten, begann.
Tatsächlich war es für mich ein angenehmes Aufwachen, auch wenn der Körper eher ungewohnt war. Ich saß an einem Schreibtisch mit einigen Briefen und sonstigen Dokumenten. Als ich mich umsah, tat mir höllisch der Kopf weh, so dass ich beinahe vom Stuhl fiel. „Erinnerungen von ihm…“, presste ich unter Schmerz hervor und somit wurde ich wirklich zu Jean II. von Luxemburg. Nach ein paar Minuten des Zähne-Zusammenbeißens, lockerte ich meinen verspannten Körper. Soweit ich es mitbekommen hatte, saß Jeanne bereits hier im Gefängnis. Des Grafens Plan war es Jeanne zu verkaufen, bevorzugt an die Engländer, um sich mit diesen gut zu stellen. Nicht mit mir! Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es noch zu früh war, um die holde Maid aus dem Gefängnis zu befreien. „Gedulde dich bitte noch ein bisschen, Jeanne… Ich werde dich retten kommen“, murmelte ich leise, während ich meinen Plan in die Tat umsetzte.
Heute Abend fand ein Festbankett statt, bei dem viel gegessen und getrunken wurde. Ich befahl das ausgelassene Vergnügen sogar, um die Gefangennahme der heiligen Maid zu feiern. Lächelnd sah ich dabei zu, wie die Menschen in der Burg von sich her sangen, während ich noch langsam an meinem eigenen Wein nippte.
Als die Glocke zwölf Mal schlug, wusste ich, dass es Zeit war, meinen Plan auszuführen. Ich zog etwas Schlichtes und Unauffälliges an, um an den noch wachen, aber auf wackelnden Beinen stehenden Soldaten vorbei zu schleichen. Mein Herz klopfte so stark und schnell, dass ich zwischenzeitlich wirklich die Befürchtung hatte, dass meine Rippen davon gebrochen werden könnten.
Endlich gelangte ich ohne Schwierigkeiten nach unten. Ich hatte mich mit Alkohol übergossen, damit die Wachen glaubten, dass ich irgendein Diener war, der betrunken herumwanderte. Die Wachen fragten mich noch nicht mal, warum ich einen Beutel dabei hatte. Vorsichtshalber zog ich meine Mütze tief ins Gesicht, um nicht erkannt zu werden. Unten fing ich an nach Jeanne zu suchen. Zum Glück war das Gefängnis nicht so groß, so dass ich nicht ewig nach ihr suchen musste. Ihr helles Haar hob sich stark von den dunklen Wänden ab, so dass ich sie durch das Gitter sehen konnte. Als sie hörte, wie ich die Tür aufmachte, wich sie verängstigt nach hinten. Gut, verständlich. Ein augenscheinlich betrunkener Diener und eine Gefangene, da musste man kein Genie sein, um auf die naheliegendste Erklärung zu kommen. Ihre zierlichen Arme wurden von eisernen Fesseln gehalten. Was ihr auch wenig Freiheiten gab, war der Ring um ihren Hals, der mit einer Kette mit der Wand verbunden war. Ich hörte zwar, dass sie was vor sich her murmelte, aber ich schritt trotzdem zu ihr voran. Meine Zeit wurde knapp. Sie schloss die Augen und hielt ihre Arme hoch, um sich zu schützen. Dennoch fand ich ihr ungläubiges Gesicht irgendwie niedlich, als ich ihre Fesseln löste. „Warum tut…“ „Shhh.“ Sanft legte ich einen Finger auf ihre Lippen und nahm sie an der Hand, um sie aus dem Schloss zu schmuggeln und zu fliehen. Zwischendurch wollte sie mich ansprechen, aber ich schüttelte immer wieder mit dem Kopf, weshalb sie es nach einer Weile sein ließ.
„Jetzt seid Ihr in Sicherheit“ , meinte ich, nachdem wir einen großen Abstand zum Schloss gewonnen hatten. Jeanne starrte mich an, als wäre ich komplett verrückt. Nun, das war ich auch. Lachend bückte ich mich zu ihr runter und raunte ihr ins Ohr. „Nicht jeder will Euren Tod. Vor allem ich nicht.“ Währenddessen band ich ihr ihr eigenes heiliges Kreuz um. Zuerst war sie überrascht, dass ich ihr ihr Kreuz wieder gegeben hatte, aber dann wandelte sich ihr Erstaunen in Dankbarkeit. „Wie kann ich das je wiedergutmachen?“ fragte mich Jeanne mit tränenden Augen. Ich hingegen lächelte sanft und gab ihr den Beutel mit Kleidungen, Geld und Vorräte. „Bitte kehrt nie wieder auf das Schlachtfeld zurück. Sucht euch ein friedliches Dorf und lebt, wie ihr es wollt. Ohne Krieg und Blutvergießen.“
Den Rauch auspustend lehnte ich mich an das Gelände über dem Fluss, der Seine. Es war vollbracht. Ich hatte die Geschichte verändert. Als ich in meinen eigenen Körper zurückgekehrt war, meldete sich meine Assistentin mit leichten Veränderungen, aber die Hexenverbrennung von Jeanne war komplett aus der Geschichte verschwunden. Sie wurde zuletzt in der Burg von Luxemburg gesehen und irgendjemand rettete sie. Seitdem sah man sie nie wieder. Lächelnd zerknüllte ich die Zigarette und warf sie in den Müll. Die Kirchenuhr schlug zwölf Mal und der kühle Nachtwind blies nur so durch die Stadt Paris. Langsam ging ich nach Hause. Als ich um die Ecke bog, rannte jemand in meine Arme und übergoss mich mit Kaffee. Zuerst wollte ich die Person leicht verärgert fragen, was los war, aber als ich das blonde Haar und das glänzende Kreuz sah, lächelte ich, auch als sich das Mädchen mit tränenden Augen von mir löste und sich entschuldigte. „Geht es Ihnen gut? Wie kann ich das je wieder gut machen?“
Ich habe Gott betrogen und doch er schenkt mir das, was ich mir nie zum Wünschen gewagt habe.
Eine zweite Chance mit der Wiedergeburt von Jeanne d’Arc.
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