Hoffnungsvoll starrte ich noch immer die Tür an.

Würde sie sich heute noch öffnen? Würdest du  zurückkehren, wie du es mir versprochen hattest?

Ich nippte an meinem Weinglas. Wenige Tränen verließen meine Augen und rannen über meine faltige alte Haut, als ich zum Baum sah, der in seiner vollen Pracht da stand. Ich hatte ihn voller Freude geschmückt. Darunter lagen unzählige Geschenke.

Für jedes Jahr eins..

Schon seit vielen Jahren kaufte ich ihr Geschenke. Leider hatte sie noch nicht die Gelegenheit dazu, sie zu öffnen.

..vielleicht bleiben die Geschenke für immer ungeöffnet..

Jedes Mal freute ich mich, wenn ich wieder ein Geschenk für sie gefunden hatte. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht packte ich dieses immer ein. Dieses Jahr war es ein Foto von uns beiden, als wir noch jung waren. Ich hatte es beim letzten Hausputz gefunden. Auf dem Bild standen wir beide vor einem großen wunderschönen See. Allein der Gedanke daran ließ mein altes schwaches Herz höher schlagen. Ich erinnerte mich noch genau an den Ort. An dem Ort trafen wir uns das erste Mal und dort hatte sie mir ihre Liebe gestanden.

Hier hatten wir uns verabschiedet.

Hier hattest du meine Hand genommen und gesagt, dass du an Heiligabend wieder zurück seist..

Hier wischtest du mir meine Tränen von der Wange und küsstest mich ein letztes Mal.

Hätte ich doch nur gewusst, dass ich dich nicht wiedersehen würde..

Mein Blick schweifte zur Blumenvase, welche vor mir auf dem Wohnzimmertisch stand. Ich hatte heute frische Blumen gekauft. Nur für sie. Es waren wunderschöne Veilchen. Sie liebte sie.

Veilchen waren das einzige, was an deine Schönheit heranreichte.

Trotz all den Jahren, hatte ein Teil von mir die Hoffnung noch nicht verloren. Ein Teil glaubte noch, dass sie gleich mit ihrem typischen frechen Grinsen  bei der Tür reinspazieren würde und wir einfach dort weitermachen würden, wo wir vor einer Ewigkeit aufgehört hatten. Wir hätten zusammen unsere alten Tage durchlebt. Davon träumten wir doch immer.

„Und wenn wir alt und runzlig sind, sitzen wir noch immer zusammen hier und bestaunen den See!“, sagtest du mit einem zauberhaften Glitzern in den Augen und sahst zu mir. Ich grinste. „Da wäre ich mir nicht so sicher..jetzt bist du ja noch ganz hübsch, aber wenn du älter wirst..hmm..“ Du lachtest. „Komm schon, du wirst mich immer abgöttisch lieben!“

Ach, wie recht du damit hattest.

Ich liebe dich noch immer so sehr, wie ich es am ersten Tag tat und ich werde nie aufhören dich zu lieben.

Das Kaminfeuer knisterte unaufhörlich. Es war beruhigend zu sehen, wie die Flammen ein schon halb verbranntes Stück Holz umspielten. Vom Kamin ging eine angenehme Wärme aus. Trotzdem zitterte ich. Die Gedanken an meine Liebe waren zu schmerzhaft. Es tat weh, zu wissen, dass die Geschenke nie aufgemacht werden würden. Es tat weh, ihre Schönheit nicht zu sehen. Es tat weh, ihre Wärme nicht zu spüren. Es tat weh, dass sie nicht da war.

Ich schloss langsam die Augen und seufzte. Ich ließ den Tränen freien Lauf.

Du hast es mir doch versprochen..