The Deal
„Hey Baby, ich bin wieder da."
Seine tiefe, samtig weiche Stimme direkt neben meinem Ohr holt mich aus meinem Schlaf, doch ich möchte meine Augen nicht öffnen. Viel zu sehr genieße ich seine Lippen an meinem Ohr, seine Hand an meiner Taille und die Wärme, die sein Körper direkt neben mir ausstrahlt. Ich drehe mich einfach auf den Rücken, schlinge meine Arme um seinen Hals und ziehe in auf mich.
Er lässt sich zu mir sinken, doch er muss sich abstützen, denn das was ich spüre ist bei weitem nicht sein volles Gewicht. Er trägt noch sein Hemd, unter ihm strample ich mich von der dünnen Decke frei und spüre seine Stoffhose an meinen nackten Beinen. Er war bis gerade im Büro, versucht mit den ganzen Überstunden die Kosten für die Arztrechnungen aufzubringen.
All die Arztrechnungen, die unseren Kinderwunsch erfüllen sollten...
Ich will nicht daran denken, möchte einfach nur seine Nähe spüren, in seinen Armen liegen und an nichts denken. So lange haben wir es versucht, so lange unsere Hoffnung aufrecht gehalten. Doch vor einer Woche der erneute Rückschlag. Und für mich das Ende.
Denn ich kann nicht mehr. Nur noch Stress, Streit und Tränen. Das Ende unserer Liebe ist mir ein Kind aber nicht wert. Lieber habe ich Sean ein ganzes Leben für mich allein, als das unser gemeinsames Leben daran zerbricht. Es sollte eben nicht sein.
Seit sieben tagen waren wir uns nicht mehr so nah, haben nicht mehr nebeneinander in diesem Bett geschlafen. Doch jetzt weigere ich mich, meinen Mann wieder loszulassen. Ich schlinge auch noch meine Beine um seine schmalen Hüften und vergrabe mein Gesicht an seinem Hals.
Sean legt seine Lippen an meinen Hals, verteilt sanfte, federleichte Küsse auf meine erhitze Haut und nach langer zeit spüre ich wieder eine Hitze in mir, ein Feuer, von dem ich dachte, es wäre schon lange erloschen. Doch jetzt, hier in diesem Moment, in der schwülen Dunkelheit der Sommernacht, da brennt es.
„Sean... ich liebe dich.", hauche ich, lasse meine Finger in sein dichtes blondes Haar gleiten und recke ihm mein Becken entgegen. Sean knurrt an meinem Hals, lässt eine Hand unter das dünne Top wandern, das ich trage und seine Fingerspitzen fahren bis unter meinen Busen, wo sie deren Konturen zart nachfahren.
„Ich liebe dich so sehr, Peyton... so sehr..." Seine Stimme klingt belegt, treibt einen Schauer über meinen Körper. Er erhebt sich, zieht mich in seien Armen mit sich, sodass ich zwischen seinen Knien sitze, meine Hände sogleich an seine breite Brust lege.
Als seine Lippen, die meinen finden, ist es um mich geschehen. Während er meinen Mund erobert, seine Hände unter den Stoff meines Topps gleiten lässt, mache ich mich an den Knöpfen seines Hemdes zu schaffen. Knopf für Knopf entblöße ich seine leicht behaarte Brust zeichne mit meinen Fingern jedes Tal, jeden Berg seiner Muskeln nach, als ich ihm das Hemd von den Schultern schiebe.
Nicht lange und auch mein Top folgt seinem Hemd auf den Boden. Er legt eine Hand zwischen meine Brüste, drückt mich sanft zurück in die Matratze und beugt sich über mich. Sofort finden seine Lippen wieder die meinen, zu kurz für meine Geschmack. Doch ich kann nicht widersprechen, denn er zieht eine Spur aus heißen Küssen über meinen Körper.
Hals, Brüste, Rippen und den Bauch. Letztlich streift er mir auch das letzte bisschen Stoff von meinem Körper und bringt mich mit seinen Lippen um den Verstand. Ich winde mich unter ihm, wimmernd, seufzend, stöhnend, bettelnd.
So lange, bis ich kaum mehr kann und doch empfange ich ihn mit geöffneten Schenkeln als er sich mich zu eigen macht, mir gibt wonach ich mich verzehre. Meine Finger bohren sich in seinen Nacken, mit meinen Nägeln, ziehe ich Spuren über seien Haut. Tiefer als je zuvor spüre ich ihn in mir, komme ihm bei jedem Stoß entgegen und empfange alles, was er mir zu geben hat.
Als er erschöpft auf mir zusammensinkt, schlinge ich Arme und Beine um ihn, vergrabe mein Gesicht an seiner Brust. Unsere Herzen rasen gemeinsam und meines stolpert, als er sich mir entzieht, sich an meinem Körper hinab schiebt und seinen Kopf auf meinen Bauch bettet.
Ich kann meine Augen kaum aufhalten und so bekomme ich nur noch am Rande mit, wie Sean seine Lippen über meine Bauchdecke gleiten lässt und leise murmelt: „Diesmal hat es funktioniert. Versprochen. Er wird dafür sorgen..."
In dieser Nacht höre ich zum ersten Mal die seltsamen Geräusche.
„Herzlichen Glückwunsch! Sie sind schwanger." Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Mich Haltsuchend an Seans Hand klammernd sitze ich vor meinem Arzt, lache und weine gleichzeitig. Es hat endlich geklappt. Wir hatten schon aufgegeben und nun sitze ich hier, mit unserem Kind unter meinem Herzen.
Sean schließt mich fest in seine Arme, übersäht mein Gesicht mit federleichten Küssen und auch sein Lächeln erhellt meine Welt. Auch seine Augen sind mit Tränen erfüllt und in meiner Glückseligkeit fällt mir die Dunkelheit in seinem Blick gar nicht auf.
In dieser Nacht höre ich die seltsamen Geräusche erneut. Und von nun an immer öfter.
„Möchten sie wissen, was es wird?", fragt der Arzt mich und nach einem Blick zu Sean nicke ich heftig. Der Doktor schiebt den Ultraschallkopf über meinen mittlerweile deutlich gerundeten Bauch. „Ah, da haben wir es. Mrs. Coleman, sie bekommen einen kleinen Jungen."
Ich blicke erneut zu Sean, der gebannt auf den Bildschirm schaut und als ich sehe, wie ihm die Tränen über die Wangen laufen, nehme ich sein Gesicht in meine Hände und ziehe ihn für einen Kuss zu mir herunter. „Du bekommst einen Sohn, Daddy.", murmle ich gegen seine Lippen, küsse meinen Mann, spüre nicht zum ersten Mal die Verzweiflung darin. Und doch geht sie in unserem Glück unter.
In dieser Nacht sind es nicht nur die polternden Geräusche, die mich wecken.
Es ist Sean, der auf der Bettkante sitzt und verzweifelt jemanden anfleht. Doch das Zimmer ist leer.
„Bitte...Ich weiß, ich habe dem Vertrag zugestimmt...Bitte... Sie sind meine Familie..." Ich setzte mich auf, schlinge von hinten meine Arme um ihn und als Sean heftig zusammenzuckt, lege ich meine Lippen an seinen Hals. „Was hast du mein Schatz?"
Doch Sean schüttelt den Kopf, dreht uns so herum, dass er über mir aufragt, ohne ein Wort mein Nachthemd hochschiebt und die kleine Kugel entblößt. Seine Hände streichen darüber, dann beugt er sich vor und reibt seien Nase an meiner gespannten Haut. „Alles wird gut...alles wird gut...", murmelt er immer wieder und ich kann nichts tun, als ihm durch sein verschwitztes Haar zu streichen und ihn zu beruhigen.
Es ist nicht das letzte Mal, dass ich ihn so erlebe.
„Was hälst du von Kyle?", frage ich Sean und blicke über meine Schulter zu ihm. Er scheint zu überlegen, doch dann schüttelt er den Kopf. „Ich weiß nicht, es passt irgendwie nicht.", antwortet er und streichelt über meinen mittlerweile gewaltigen Bauch. Es dauert nicht mehr lange, dann können wir unseren Sohn in den Armen halten.
Doch mit jedem Tag, den unser Junge wächst, verändert sich Sean immer mehr.
Er ist müde, seine Augen strahlen nicht mehr, wie sie es früher getan haben. Er ist blass, ihm fehlt der Schlaf, aber jedes Mal, wenn ich ihn frage, was los ist, winkt er ab. Doch auch jetzt, wo ich hier liege, zwischen seinen Beinen an seine Burst gelehnt, kann ich die Veränderungen spüren. Die Wärme, die ich sonst immer gespürt habe, fehlt.
Hinzu kommen die unheimlichen Geräusche, die nachts das Haus erfüllen. Ich glaube, ein Murmeln zu hören, ein tiefes, angsteinflößendes Summen, dass mir durch Mark und Bein geht.
„Vielleicht sollten wir einfach bis zur Geburt warten und wenn wir ihn das erste Mal sehen, entscheiden wir. Was sagst du?", schlägt Sean vor und lächelt mich erwartungsvoll an. Ich nicke, empfange seine Lippen für einen kurzen Kuss und versuche, meine Ängste zu verdrängen.
In dieser Nacht sind die Geräusche lauter und als ich neben mich greife, ist Sean nicht da.
Als ich ihn suchen möchte, schaue ich aus dem Fenster. Da entdecke ich ihn.
Er steht da, mitten auf der matschigen Wiese, nur in einer Pyjamahose bekleidet und schreit jemanden an, der gar nicht da ist. Sein Füße sind im weichen Boden versunken, im fahlen Licht des Mondes wirkt es fast so, als würde die Erde ihn verschlucken wollen. Ich höre nicht, was er sagt, doch der Schmerz in seinen Schreien macht mir furchtbare Angst. Instinktiv lege ich beide Hände an meinen Bauch, hoffe, mein Kind vor dem beschützen zu können, was hier vorgeht.
„So mein Kleiner, willkommen zuhause.", sage ich leise und wiege den kleinen Kleinen in meinen Armen hin und her, als ich gemeinsam mit Sean unser Haus betrete.
Vor einer Woche erblickte Henry das Licht der Welt und ich könnte glücklicher gar nicht sein. Genau wie Sean, der uns seit der Geburt keine Sekunde aus den Augen lässt. Er ist es auch, der mir jetzt eine Hand in den Rücken legt und mich zur Couch schiebt. „So, ihr beiden setzt euch jetzt schön hier hin und ruht euch aus. Ich mach schon alles.", sagt er, gibt dann erst mir einen Kuss, dann drückt er auch dem Kleinen einen sanften Kuss auf sein noch völlig kahles Köpfchen.
In dieser Nacht werde ich nicht von polternden Geräusch geweckt, sondern vom Weinen meines Sohnes. Müde stehe ich auf, drücke schnell das Babyfon aus, damit Sean nicht aufwacht. Doch als ich neben mich schaue, ist das Bett leer.
Erst einmal widme ich mich aber dem weinenden kleinen Bündel. Ich nehme Henry aus seinem Bettchen und lasse mich mit ihm in den Schaukelstuhl im Kinderzimmer nieder. „Alles gut mein Kleiner, du bekommst ja was." Leise rede ich auf ihn ein, während ich ihn an meine Brust lehne und ihm dabei zuschaue, wie er gierig trinkt.
Erst als ich ihn satt und zufrieden an meiner Schulter bette. Ich schließe meine Augen und schaukle ein wenig vor und zurück, bis mich ein Schrei hochschrecken lässt. Henry an meiner Schulter beginnt zu weinen und verzweifelt versuche ich ihn zu beruhigen.
Allerdings kann ich mich selbst kaum beruhigen, denn jetzt höre ich Sean schreien, dann ein Poltern.
„Nein! Lass sie in Ruhe! Du bekommst mich ja! So wie es abgemacht war! Nimm mich... nimm mich!"
Ich bin wie erstarrt, die Angst hat mich fest im Griff. Alles was ich tue ist meinen Sohn enger an mich zu drücken und mich in einer dunklen Ecke des Zimmers zu verstecken. Ich habe solche Angst, will aber auch meinen Sohn beschützen. Aber ich will auch zu Sean, ihm helfen!
„Dann tu es endlich! Und dann verschwinde! So wie abgemacht!", höre ich meinen Mann erneut schreien, dann nur noch einen Knall, ein Poltern. Dann absolute Stille.
Ich weiß nicht, wie lange ich so da stehe bis ich es schaffe, mich zu lösen und mit meinem nur noch leise wimmernden Sohn in den Armen das Zimmer verlasse und den Flur entlang gehe. Zuerst sehe ich nichts, keine Spur von Sean. Weder im Bad, noch im Schlafzimmer. Also gehe ich zur Treppe, doch als ich am oberen Absatz stehe, möchte ich schreien.
„Nein... bitte nicht!"
Meine Stimme ist nur ein Flüstern, obwohl ich nur Schreien möchte. Stattdessen stehe ich da, meinen Sohn eng an meine Brust gedrückt und schaue auf meinen Mann hinter, der am unteren Ende der Treppe liegt, das Genick ungesund verrenkt.
Ich weiß es bereits, bevor ich mich traue hinter zu gehen und neben meinem Mann in die Knie zu gehen. Mit einer Hand meinen Sohn an mich gedrückt, lege ich die andere an Seans Brust, die einfach nur still daliegt. Keine Regung, kein Atmen, kein Herzschlag unter meiner Handfläche.
„Bitte...bitte wach auf...", weine ich, lege mich schließlich zu ihm, unseren Sohn zwischen uns.
In dieser Nacht hören die Geräusche auf.
Stumm stehe ich da, schaue dabei zu, wie der Sarg in der Erde versinkt und mein Mann für immer verschwindet. Mich verlässt. Alles was mir geblieben ist, ist unser Sohn. Mein kleiner Henry, der friedlich schlafend an meiner Brust liegt und den ganzen bizarren Anblick nicht mitbekommt.
Er wird seinen Vater nie kennenlernen.
Noch an diesem tag packe ich unsere Sachen und verlasse mit Henry das Haus für immer.
„Mummy!" Mein Sohn zieht sich an meinem Hosenbein hoch und lächelt mich mit seinem fast zahnlosen lächeln an. Ich hebe ihn in meine Arme und knuddle ihn, kitzle ihn bis er nicht nur kichert, sondern laut lacht. Ich liebe sein Lachen. Immer wenn er lacht, erinnert er mich an Sean. Und so ist Sean niemals ganz weg.
Tagsüber habe ich Henry, der mein Leben erhellt.
Doch in den Nächten kommt die Dunkelheit. Eine Dunkelheit, die mich beinahe zerfrisst, die mich kaum schlafen lässt.
Sean fehlt mir. Ich vermisse ihn so sehr, habe jede Nacht Albträume. Sehe ihn im Garten stehen, höre ihn Schreien, flehen, doch ich verstehe nicht warum.
Immer wieder fallen Worte, deren Zusammenhang ich nicht verstehe.
„Diesmal hat es funktioniert. Versprochen. Er wird dafür sorgen..."
„Bitte...Ich weiß, ich habe dem Vertrag zugestimmt...Bitte... Sie sind meine Familie..."
„Nein! Lass sie in Ruhe! Du bekommst mich ja! So wie es abgemacht war! Nimm mich... nimm mich!"
Unruhig erwache ich aus meinem leichten Schlaf, entkomme dem Albtraum, als ich seine Lippen an meinem Hals spüre, seine Brust in meinem Rücken. Von hinten schlingen sich seine Arme um mich und ich lasse mich gegen ihn sinken, gebe mich kurz dem Glauben hin, endgültig aus diesem furchtbaren Albtraum erwacht zu sein.
Doch dann bemerke ich es.
Die Finger nicht mehr warm und zärtlich, sondern kalt und fordernd.
Die Lippen nicht mehr weich und zurückhaltend, sondern rau und hart.
Der Körper nicht mehr warm und vertraut, sondern eiskalt und fremd, umgeben vom Geruch nach feuchter Erde.
Und dann seine Stimme. Sonst so warm, tief und trotzdem sanft, seine Worte immer wie Balsam für meine Seele.
Doch jetzt fehlt all das.
Da ist nur diese kalte, raue Stimme, die mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt. Die mir Angst macht und mich dazu bringt, mich gegen seine Umarmung zu wehren. Doch sein Griff ist fest, das angsteinflößende Lachen an meinem Ohr lässt mir Tränen in die Augen schießen.
Das ist Sean. Und doch ist er es nicht.
Es ist sein Körper, doch es ist nicht seine Seele.
„Oh Sean was hast du getan?!", wimmere ich, als mein Verstand alle Puzzleteile zusammensetzt. Zusammensetzt zu einem Bild, dass unmöglich der Realität entsprechen kann und doch die Einzige Möglichkeit ist, die mein von Angst erfülltes Hirn zustande bringt.
Die kalte, vor Boshaftigkeit triefende Stimme an meinem Ohr gehört nicht Sean.
„Hey Baby, ich bin wieder da."
Mein Beitrag für das Finale der 1.Schreibspiele.
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