I. am ende der straße
Ich atme ein.
Die Tür geht auf. Es bimmelt die Glocke über dem Rahmen und klirrende Kälte zieht den kleinen Raum. Du bist zu spät. Aber das bist du fast jeden Morgen.
Ich überschlage die Beine und hebe meine Kaffeetasse an meine Lippen. Das heiße Gebräu verbrennt meine Mundhöhle, doch wenn du das kleine Café am Ende der Straße betrittst ist Schmerz etwas Fernes. Die Untertasse scheppert, als ich meine zitternden Finger aus dem keramikfarbenen Henkel löse.
„Einen Kaffee. Schwarz.", sagst du, kurzangebunden und an die Kellnerin gewandt. Sie nickt. Du kramst in deinen Jackentaschen nach ein paar Münzen und legst sie auf den Tresen, siehst dich um.
Deine Augen huschen durch den Raum, deine eisiggrauen Iriden bedenken das kleine Café am Ende der Straße mit einem hastigen, gar gehetzten Blick, den ich gut, so gut, von dir kenne.
Deine Haare sind verwuschelt und etwas zu lang, so wie jeden Morgen und so wie jeden Morgen senke ich den Kopf, damit meine Augen nicht den deinen begegnen. Ich schlucke hart und beiße mir mutig auf die Innenseite meiner Unterlippe, bevor ich dich wieder ansehe. Ein Lächeln schleicht sich in meinen müden Blick, noch bevor ich es verhindern kann.
Und ich mustere dich, so wie jeden Morgen. Dich und deine dunkle Lederjacke, so wie jeden Morgen. Deine große Statur und das ebenholzfarbene Haar, das im Schein der Sonne wie dunkel schimmert, so wie jeden Morgen. Ich kenne dich, so wie jeden Morgen. Doch mein Lächeln, das siehst du nicht, so wie jeden Morgen. Es bimmelt die Glocke über dem Rahmen und klirrende Kälte zieht in den kleinen Raum. Doch als du gehst, kennst mich noch immer nicht. So wie jeden Morgen, hier, im Café am Ende der Straße.
Und ich atme aus.
[nicht für dich, nur über dich]
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