Hoffnung?
Es war früh, sehr früh. Ich schätze so um 3-4 Uhr morgens. Da es Frühjahr war, schloss mich die Kälte ein, aber das war mir egal. Zuhause angekommen, striff ich meine Jacke ab und stellte mich vor den Spiegel. Ich sah eine dünne Gestalt. Sie hatte braune Haare und giftgrüne Augen. An seinem Körper war lediglich eine enge Lederhose, wadenhohe Stiefel und Ledergurte am Oberkörper. Seine Haut war so blass, das man sie für weiß halten könnte. Diese zierten massig blaulila und rote Flecken, auch ein paar Kratzer und Schnitte von einem Messer. Bitter lachend wandte ich mich von meinem eigenen Spiegelbild ab. Wie weit ich doch gesunken war. Wie arm ich doch dran war um in einer Strippbar als Nutte zu arbeiten um auch nur ansatzweise etwas Geld zu bekommen. Mit jedem verdammten Typen zu schlafen, egal ob jung oder alt, egal ob bloody kink oder Daddy. Ich musste alles mitmachen, sonst würde ich nicht überleben. Von dem Geld bezahl ich die Miete, Kleidung und ein paar andere Kleinigkeiten wie Hygiene usw. Für Essen ist meist nicht mehr viel da, weshalb ich auch so dünn bin. Warum ich das überhaupt noch mache? Es ist die Hoffnung, die Hoffnung auf Liebe. Ein junger Mann, der öfters mit mir schläft. Er hat kurze braune Haare, ausgeprägte Wangenknochen. Einfach wunderschön und der Körper erst. Außerdem ist er nett und hat einen wundervollen Charakter. Mit ihm hatte ich das Gefühl endlich guten und gewollten Sex zu haben, aber für ihn bin ich wahrscheinlich nur eine Nutte die es toll findet hart genommen zu werden. Ich schmiss mich auf die harte Matratze und starrte an die Decke. Er heißt Patrick. Nur für ihn lebe ich noch, doch er weiß es nicht und wird es nie wissen. Eine Tränen floss mein Gesicht entlang und auf meinen Lippen bildete sich ein krank aussehendes Lächeln. Wie dumm ich sein kann... Ich hasse mich selbst dafür.
Zwei Tage später stand ich im Bad und guckte mir zum 1000sten mal mein trauriges Gesicht an. So hässlich, so dreckig, so leer von Leben. Es lohnt sich nicht mehr für mich zu leben. Wieder lachte ich leicht, ganz ohne Grund. Irgendwie fasziniert betrachtete ich das Messer in meiner Hand. Schon komisch wie dieser kleine glänzende Gegenstand mich glücklich stimmt, wie ich dem Tod bereitwillig in die Arme falle. Noch einmal sah ich mich um. Das winzige braun weiße Bad, was aus einer kleinen Dusche, einer Toilette, einem Waschbecken und einem kleinen Schrank bestand, engte mich immer weiter ein. Es fühlte sich so an, als wolle es schreien: "Bring es endlich zuende!" Etwas nasses tropfte auf den Boden und es erklang ein leises platschendes Geräusch, was man nicht gehört hätte wäre es nicht so leise gewesen. Wieder sah ich zum Spiegel und wusste nun was es war. Zahllose Tränen liefen mir über das Gesicht, dessen Züge zu einer überaus hässlichen Fratze gezogen waren. Es waren die Tränen, die mir die Hoffnung nahmen. Die, die mein zu großes graues T-Shirt durchnässten und die, die die letzten sein werden. Ich hob langsam meinen Arm und setzte das Messer an. Genau an die Pulsschlagader. Dort wo das Leben tobte. Dort, wo ich es beendete. Es dauerte nicht lange. Ich war seltsam ruhig und sah fasziniert zu wie das Blut aus der Wunde quoll, wie Wasser aus einer Quelle. Ich erinnerte mich an meine Kindheit, wie ich spielend über die Wiese gerannt bin, wie ich mit meinen Freunden Schmetterlinge gefangen habe... Aber auch wie mein Vater mich schlug. Tag für Tag, bis mein Körper nur noch blau war, von seiner Faust. Weitere Tränen mischten sich zu dem vielen Blut. Mir wurde schwindelig und ich sackte zu Boden. Mit halb offenen Augen starrte ich auf die monotone braun weiße Wand. Schwarze Punkte sammelten sich vor meinen Augen und das letzte an das ich dachte war das Gesicht von Patrick. Ein fröhliches lächeln zierte es. So voller Lebensfreude... Es tut mir leid. Und mit einem Lächeln auf den Lippen schloss ich die Augen und machte sie nie wieder auf.
Doch verfehlte ich den Moment, denn genau am nächsten Tag wurde nach mir gefragt. Gefragt nach meiner Adresse, denn es wollte mich jemand besser kennen lernen. Dieser Jemand war niemand anderes als Patrick~
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