Kapitel 3
Mit großen Augen tritt Pearl hinter dem anderen in das Zimmer, welches sie die nächsten Wochen bewohnen würde. Es war größer und heller als sie sich vorgestellt hatte. Die Wände erstrahlten in hellem Grün und der Schrank, das Bett und der kleine Schreibtisch waren aus einem hellen Holz. "Die Namen sind nicht eure richtigen oder?" fragt sie und wuschelt sich mit der Hand durch die kurzen dunklen Haare.
Sie hört neben sich das leise Kratzen des Stiftes auf dem Papier. Sie beugt sich zu ihm hinüber, um die Worte zu lesen, die er in feiner und schmaler Handschrift auf den Block kritzelt. 'Nun, es sind unsere Heldennamen, aber jeder von uns hat noch einen Menschennamen und einige auch einen in der Sprache seiner Vorfahren.'
Sie sieht auf und erschrickt etwas, als sie merkt, dass er sie bereits unverwandt ansieht. Pearls helle Augen treffen auf seine dunklen. Es schien schwer die Iris von der Pupille zu trennen, da beides so dunkel war, es schien als würden immer wieder kleine Lichtreflexe in seinen Augen auftauchen, die es furchtbar schwer machten, sich von seinem Blick loszureißen.
Ein lauter Schrei, der nicht von dieser Welt zu stammen scheint, sorgt dafür, dass sie ihren Blick von Truth löst und einige Schritte zurück stolpert. "Was war das?" fragt sie zitternd, doch er hebt nur beruhigend die Hände, bevor er ihr mit einer sanften Kopfbewegung bedeutet, ihm zu folgen.
Pearl sieht sich noch einmal in ihrem Zimmer um, ja hier würde sie sich einrichten können. Noch immer fürchtete sie sich ein wenig vor ihren Mitbewohnern, doch bis jetzt schienen alle zurückhaltend und freundlich zu sein und sie erinnerte sich an ihren Beschluss, sie kennenzulernen und von ihnen zu lernen. Also stellt sie ihren Koffer ab und folgt Truth, der nur wenig größer ist als sie selbst, er hat schmale Schultern, doch unter dem schlichten schwarzen Stoff seines T-Shirts zeichnen sich seine trainierten Muskeln ab. Man sollte sich also auf keinen Fall von seiner sanften Erscheinung täuschen lassen.
Er führt sie den leeren Gang entlang und öffnet eine der Türen und lässt sie vor sich in den Raum treten. Drinnen klappt ihr vor Staunen der Mund auf. Es schien egal welche der Türen man nutze, da sie alle in diesen Raum münden mussten. Auch wenn Raum eine Untertreibung für die Trainingshalle war, die sich vor ihnen ausbreitete. Es gab zwei Boxringe, eine Laustrecke, einen Bereich in dem verschiedene Trainingsgeräte standen. Es gab einen Turnbereich und mehrere große Flächen auf denen einfach nur Matten auf dem Boden lagen. Die anderen sieben des Teams hatten sich aufgeteilt und kämpften in kleinen Gruppen gegeneinander.
Tief war der erste der sie zu bemerken schien und er warf ihnen einen schnellen Blick zu. Sie glaubte etwas Warmes und freundliches in seinem hellen Auge funkeln zu sehen, doch schon hatte er ihr wieder den Rücken zugedreht und Leader gegen den er gerade kämpfte auf die Matte gedrückt. Dieser klopfte ab und rollt sich schwer atmend auf den Rücken. Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen kommt der siegreiche zu ihnen hinüber. Er lacht über etwas, dass Pearl nicht verstand.
Er hatte wieder diesen warmen Ausdruck auf dem Gesicht. Flirtete er etwa mit ihr? Ihre Verwirrung sollte sich in wenigen Augenblicken lichten, als Tief sich ohne sie weiter zu beachten an ihr vorbeischiebt und dem Kleineren neben ihr einen Kuss auf die Stirn haucht. "Du weißt doch, dass ich immer auf mich aufpasse." meint er mit seiner rauen Stimme und lacht leicht.
Über Pearls Gesicht huschten Ausrücke von Schock, Überraschung und auch Bewunderung. Sie öffnet den Mund und schließt ihn dann wieder. Es war zum einen generell verboten, dass die Personen mit Fähigkeiten irgendwelche Beziehungen einiggingen, um ihre Ausbreitung zu Verhindern und zum anderen war es gleichgeschlechtliche Paare in der Gesellschaft verpönt, doch hier schien es niemanden außer ihr selbst weiter zu tangieren, dass Tief und Truth sich so nahe waren.
Tiefs tiefe Stimme holt sie aus ihren Gedanken. "Könntest du vielleicht ein wenig leiser denken?" Verständnislos starrt sie ihn an. Dann wandert ihr Blick zu dem kleineren, der sich in die Arme des anderen geflüchtet hat und sich anscheinend eng an diesen drückt. Er konnte doch nicht etwa ihre Gedanken hören? Sie wollte etwas erwidern, doch erst jetzt merkte sie, wie sich die anderen langsam zu einem Kreis um sie zusammen schlossen.
Ein Zittern geht durch ihren Körper, noch nicht Mal ein Tag und diese Monster würden sie vernichten. Alle anderen hatten Recht gehabt.
Fighter schnaubt leicht, durch Truths Verbindung konnten sie alle die Gedanken der Praktikantin hören. Sie löst sich von der Seite ihres Gefährten und bleibt vor dem Mädchen stehen. Sie konnte den Atem der anderen hören, sie hatte doch tatsächlich Angst. Normalerweise freute sich die Kämpferin über solche Reaktionen, doch dieses Mädchen sollte sie kennen und nicht fürchten lernen. Also beginnt sie ruhig zu sprechen, langsam und leise, um das Mädchen zu beruhigen. "Wir werden dir nichts tun. Wir sind nicht auf dieser Erde, um euch Menschen zu zerstören, auch wenn ihr vor einigen Jahrzehnten auf diese Idee gekommen seid." beginnt sie und Pearl starrt Fighter wie gebannt an. "Du hast Recht, dass es uns verboten ist Beziehungen zu führen, doch wer könnte das schon aushalten. King und ich sind für unsere Beziehung zu einander aus unserer Heimat geflohen. Beauty ist für Beast durch die Hölle gegangen und Tief hat Truth gerettet. Gefühle halten sich nicht an Gesetze, also Versuch bitte zu verstehen und nicht zu hassen." Die Jüngere nickt leicht, sie war geschockt und erleichtert zugleich, dass die rau aussehende Kämpferin so ruhig mit ihr sprach, ihr zu erklären versuchte, weshalb diese Beziehungen für sie so wichtig waren.
"Sie hat genickt." ertönt Kings Stimme von hinter ihnen und ein Lächeln huscht über das Gesicht der Kämpferin, die Stimme war ihr Licht in der Dunkelheit, die sie immer sicher nach Hause führte. "Dann lasst uns Duschen und Essen gehen." meint sie und beugt sich noch einem zu Pearls vor. "Bitte sieh zu und lerne, denn wenn du nicht dazu bereit sein wirst, dann wird die Welt uns auch nie ansehen können." haucht sie sanft, bevor sie zurück tritt. Ihre Hand findet die Schulter ihres Gefährten und sie lässt sich von ihm aus dem Raum führen. Pearl fiel auf, dass Fighter die einzige schien, die komplett blind war, denn auch wenn Beast beide Augen verbunden hatte, bewegte sich dieser als könnte er sehen.
Seufzend sieht sie ihnen allen nach. Sie würden zuhören, zusehen und lernen, versprach sie im Stillen, denn genau aus diesem Grund war sie hier, um zu lernen und vielleicht, ganz vielleicht konnte sie hier auf eine andere Art zur Heldin werden, als sie es sich immer erträumt hatte.
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