Kapitel 11
Pearl wurde am nächsten Morgen unsanft geweckt, als jemand sie anstieß und sie setzte sich benommen auf. In der Sporthalle war es noch immer dunkel und so musste sie warten bis sich ihre Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Dann steht sie leise auf und tappt in Richtung des Tür, das helle Licht des Flurs sickert unter dem Türblatt hindurch und sie schlüpft in den Flur, während sie einen Blick auf die Uhr wirft. Es war gerade mal sechs Uhr am Morgen. Auf dem Weg in die Küche gähnt sie ausgiebig.
Die Ereignisse des letzten Tages hatten sie vollkommen erschöpft und doch fühlte sie sich auf seltsame Art und Weise befreit. Ihre Hand wandert langsam ihren Hals entlang und fährt über die Kennzeichnung. Wie alle anderen war sie gebrandmarkt und weshalb? Weil sie ihre Freunde nicht hatte leiden sehen können, weil diese Helden ihr mit Sanftheit und Freundlichkeit begegnet waren, weil sie aus ihren Leben gerissen worden waren und dieses eingeengte Leben hier im Heldentower ihre einzige Möglichkeit zu überleben war. Pearl verspürte einen fast schon wütenden Stolz in ihrem Herzen. Lieber würde sie als eine von ihnen sterben, als unter den verblendeten Menschen ihr Dasein fristen zu müssen.
Leise tritt sie in die Küche und mustert Leader, der sich gegen die Küchenzeile lehnt. Seine Augen sind eingesunken und Pearl lächelt ihm zu. "Guten Morgen." sagt sie sanft und deutet auf die Kaffeemaschine. "Kann ich auch einen?" Der andere nickt nur und reicht ihr dann eine Tasse, bevor er ihr die schwarze Flüssigkeit eingießt.
"Warum bist du schon so früh auf?" fragt Leader, während Pearl einen Schluck aus ihrer Tasse nimmt. "Nun, das selbe wollte ich dich auch gerade fragen." entgegnet die junge Praktikantin und lächelt dann sanft. "Nach dem gestrigen Tag hatte ich gedacht, dass ihr alle ausschlafen wollen würdet." "In der Regel schon, wir müssen früh raus zur Patrouille, weil keines der anderen Teams Männer entbehren kann, die für uns einspringen würden." erwidert der Anführer ruhig und zuckt dann mit den Schultern.
Pearl schluckt schweigend ihren Ärger herunter. Gestern wurden die Helden diesen entwürdigenden Untersuchungen unterzogen und nun war nicht mal jemand bereit für sie ein zuspringen und zu vertreten? Es konnten doch nicht alle Teams beschäftigt sein und bestimmt gab es auch hier im Heldentower Menschen, die die besonderen Helden etwas unterstützen würden.
Leader legt der schwarzhaarigen eine Hand auf die Schulter und lächelt sanft. "Ist schon okay. Fighter und ich werden gehen. Wir passen schon auf uns auf. Protector kümmert sich um die, die hier bleiben und sie freut sich bestimmt, wenn du sie ein bisschen dabei unterstützt." sagt er sanft und leert seinen Kaffee gerade als Fighter in die Küche tritt. Ihr Oberteil sitzt etwas schief und so trete ich gedankenlos auf sie zu und richte es für sie. Fighter schenkt mir nur ein Lächeln und legt zielsicher eine Hand auf meine Schulter. "Du bist ein guter Mensch Pearl." Mit diesen Worten verlassen die beiden den Raum.
Pearl macht sich währenddessen auf den Rückweg in die nun hell erleuchtete Turnhalle und wird fast sofort von Truth umgerannt. "Ich kann nicht glauben, dass sie dir das wirklich angetan haben." erklingt seine aufgebrachte Stimme im Kopf der anderen, doch die zaust ihm sanft durch die Haare. "Ist schon okay." "Nein, ist es nicht. Die haben dir damit alle Chancen für die Zukunft genommen. Jede auf ein normales Leben." gibt der kleinere aufgebracht zurück und seine hellen Augen blitzen wütend. "Ist schon okay." versichert Pearl erneut und lässt zu, dass Truth vorsichtig über ihre Markierung streichelt.
Wenn sie ehrlich war, hatte sie bis eben kaum über die Konsequenzen dieser Markierung nachgedacht. Sie war für ihr gesamtes Leben lang gebrandmarkt und als eine der Ausgestoßenen gekennzeichnet. Sie würde niemals einen normalen Beruf ergreifen können, wenn sie als Heldin nichts taugte und daran eine Familie zu Gründen konnte sie auch nicht denken. Sie wäre dazu verdammt ihr Leben im Schatten zu verbringen.
Doch zu ihrer eigenen Überraschung richtete sich ihre aufkeimende Wut nicht gegen die Helden, die sie hier umgaben. Vor wenigen Wochen wäre das sicher noch der Fall gewesen, doch nun fokussierte sich ihr Unmut auf das System. Sie war markiert worden, da sie nicht gewollt hatte, dass sie Helden, ihre Freunde, litten. Sie war für einen so menschlichen Akt des Mitgefühls und der Zuneigung verurteilt worden und das machte sie wütend. Vermutlich würde es Tage geben, an denen ihr ihre verbaute Zukunft schwerer wog als heute, doch gerade war sie eigentlich stolz auf sich.
Sie war für das eingestanden was richtig war und das machte doch einen wahren Helden aus.
Truth hatte ihren Gedankengang scheinbar verfolgt, denn er lächelte sanft und drückte sie an sich. "Du bist der Hammer." meint er und die andere lächelt. "Nein, ich bin Pearl." Über diese Erwiderung müssen sie beide Lachen. Naja zumindest muss Pearl lachen und Truths Mundwinkel ziehen sich zu einem Grinsen nach oben. Dann nimmt er die Hand der anderen und zieht sie mit sich zu der Matte, wo die anderen sitzen.
Protector lächelt und klopft einladend auf den Platz neben sich, bevor sie zu sprechen beginnt. "Du hattest dir gestern gewünscht unsere Namen zu erfahren und ich denke, dass es an der Zeit ist diesen Wunsch zu erfüllen." Ihr eines Auge funkelt sanft und sie streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn. "Ich heiße Daisy und mein Bruder Cedric, doch wenn du möchtest kannst du uns weiter bei unseren Heldennamen rufen." macht sie den Anfang. Dann folgt King, der sich als Arthur vorstellt, wobei ich lachen muss, da ich an die Arthussage gedenken muss. Fighter stellt er als Luna vor, was ein sehr sanfter Name für die Kämpferin ist, der aber trotzdem zu ihr passt. Beautys und Beats Namen aus ihrer Welt kann Pearl allerdings nicht mal aussprechen, weshalb diese ihr die Übersetzung für die Menschen Welt verraten, ihr aber sagen, dass sie lieber bei ihren Heldennamen bleiben möchten. Tief stellt sich als Robin vor, woraufhin Truth neckend ergänzt, dass er nicht der Robin Hood ist, aber es definitiv sein könnte und zum Schluss stellt sich Truth noch in Pearls Geist als Louis vor.
Die Praktikantin lächelt freudig, da sie sich noch diesem kurzen und friedlichen Moment irgendwie seltsam willkommen in dieser Runde gebrochener und doch so tapferer Helden fühlt.
Pearl erfährt die Namen eines jeden
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