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9.

Die nächsten Tage grübelte ich viel. Wie und vor allem wann konnte ich Stegi schonend in meine Gefühle einweihen, ohne unsere Freundschaft zu riskieren?

Zuerst hatte ich an Weihnachten gedacht. Sollten wir dann ein wenig durch die Stadt schlendern, konnte ich ihn ja "rein zufällig" unter einem Mistelzweig anhalten. Dann hatte ein Kuss zwischen uns einen anderen Hintergrund als direkt die Liebe und ich konnte mir nochmal darüber klar werden, ob ich für ihn empfand. Doch im Nachhinein war das echt feige und böse, ihn einfach unter falschem Vorwand auszunutzen! Und es hing viel zu viel vom Glück ab. Was wenn ich keinen Zweig fand, obwohl hier ein ziemlich großer Weihnachtsmarkt stattfand? Dann hatte ich meine Chance verspielt und auch nichts gekonnt!

Nach Weihnachten vielleicht? Zwei Tage später oder so? Falls Stegi mir nicht erwiderte oder mich nicht verstand, konnte ich ja sagen, dass ich mich geirrt und die plötzliche Nähe zu ihm nach so langer Zeit mich beeinflusst hatte, das zu glauben. Aber gegen diese Idee stieß der Bock in mir. Ich wollte ihn so gerne am Heiligabend küssen. Das hatte Symbolwirkung, das sollte aus Freundschaft und Liebe passieren und würde mich noch lange, lange Zeit an seinen Besuch erinnern...

Ich kam also zu keinem anderen Ergebnis, als es ihm vor unserem Treffen zu sagen und zu hoffen, dass er das nicht als Anlass nahm, um über die Feiertage doch nicht zu mir zu kommen. Ja, das ließ sich auch mit meinem Herzen vereinbaren! Und an einem Sonntag musste es sein, da hatten wir beide nur unsere Minijobs zum Finanzieren unserer Wohnungen. Also würde Stegi am Abend noch ein Weilchen wach sein und war vom Tag nicht allzu kaputt! Das klang doch nach einem Plan, jetzt musste ich mir nur noch einfallen lassen, wie ich das ganze formulieren konnte, ohne zu aufdringlich, aber trotzdem glaubwürdig genug zu wirken!

Nachdenklich suchte ich mir Stift und Papier, setzte mich an den Küchentisch und begann, drauflos zu schreiben. Strich ein paar Sachen durch, tauschte Passagen miteinander aus oder schrieb sie komplett neu. Betrachtete das Ganze nach einer Weile und knüllte es seufzend zusammen. Ich schrieb hier doch keinen förmlichen Brief! Ich schrieb an Stegi, er würde doch denken, dass ich einen Stock gefressen hatte, wenn ich so korrekt und hochgestochen schrieb!

Der nächste Versuch wurde nicht besser, der dritte ging schon nach wenigen Sätzen total daneben.

Konnte ich meine Denkweise von vorhin nochmal korrigieren? Okay: die Planung war gegen das Schreiben ein verdammter Klacks gewesen! Unzufrieden raufte ich mir die Haare. Das konnte doch wohl nicht so schwer sein! Drei, vier Sätze zu formulieren, die nicht klangen, als hätte ich sie entweder im Suff oder unter vorgehaltener Pistole an Stegi gerichtet! Mit mir selbst ringend zog ich mir ein weiteres Stück Papier heran und schrieb einfach irgendwas drauf los, bis ich bemerkte, dass das gar nicht mal so schlecht war! Das konnte ich meinem Dino in ein paar Tagen wirklich schreiben!

Sorgfältig faltete ich den Zettel zusammen, malte ein leicht schnörkeliges Herz mit einem "S" in der Mitte drauf und verstaute ihn zwischen den Büchern in meinem Regal, sodass nur noch eine Ecke herauslugte. Ich schmunzelte. Hatte etwas geheimnisvolles und auch romantisches an sich, auch wenn Stegi nie diesen Brief selbst erhalten würde. Hoffentlich vergaß ich Schussel dann nicht, wo ich ihn versteckt hatte!


Doch die Sorge war völlig unbegründet. Jeden Morgen nach dem Aufstehen wanderte mein erster Blick zu dem Regal und meinem Geständnis darin, dessen weiße, umgeknickte Ecke herauslugte, und jeden Abend strich ich nochmal andächtig über das Papier, ehe ich mich bereit für die Nacht machte.

So groß auch meine Angst davor war, wie Stegi reagieren könnte, so groß war auch meine gespannte Erwartung, die jeden Tag weiter wuchs, an dem ich mein Vorhaben nicht umsetzte. Heute war Sonntag, zwei Wochen vor den Weihnachtsfeiertagen und es hatte draußen zu schneien begonnen. Die ganze Straße war schon von einer dünnen, weißen Schicht bedeckt und ich war vorhin erst zum Einkaufen draußen gewesen.

München im Winter sah schön aus. Ich bildete mir zwar ein, dass es in Essen schöner gewesen war, als wir im zweiten Winter von einer Sintflut aus Schnee überrascht worden waren, aber vielleicht hatte es auch daran gelegen, dass ich damals nicht alleine gewesen war. Chrissy verbrachte immer mehr Zeit bei ihrem Freund und ich hatte noch keine neuen Ausschreibungen für die beiden - bald drei - leeren WG Zimmer fertig gemacht.

Jedenfalls hatte ich mich dazu entschlossen, die Minijobs heute abzusagen und stattdessen Stegi zu schreiben. Ich hielt es einfach nicht länger aus und heute fand ich es gerade optimal passend dafür! Die vorweihnachtliche Stimmung erreichte hoffentlich auch ihn in Jena, hier war sie auf jeden Fall schon angekommen. Die Einkaufswägen der anderen Leute vorhin waren vollgestopft gewesen mit Dekoartikeln, Süßigkeiten, Geschenken und Räucherkerzen. Kleine Kinder hatten nach Schokolade gequengelt und sich um einen als Weihnachtsmann verkleideten Angestellten gedrängelt, der in der kleinen Mall unter einem schön geschmückten Tannenbaum saß und sich die Wünsche der Kleinsten ins Ohr flüstern ließ. Ja, genau diese heimelige, beschwingte Vorfreude auf das Fest der Liebe hatte meinen Entschluss nochmals unterstrichen. Heute Abend würde ich Stegi schreiben!

Die Uhr schien mit jeder Stunde und schließlich sogar jeder Minute ein Stück langsamer zu ticken. 15 Uhr konnte doch nicht erst eine viertel Stunde her sein! Das Warten und immer wieder auf die im Schneckentempo schleichenden Zeiger gucken wühlte mich extrem auf, aber ich konnte mich jetzt nicht setzen und zum Beispiel ein Buch lesen! Stattdessen tigerte ich auf und ab, die fünfzigste Runde einmal durch die kleine Küche, wieder in die Stube, einmal um den Couchtisch und dann wieder auf die Uhr schauen. 15:16 Uhr. Ich hätte schwören können, dass der Sekundenzeiger eben kurzzeitig rückwärts gelaufen war! Aber Stegi war frühestens um Sechs wieder Zuhause und um ein lockeres Gespräch zu starten, das nicht wirkte, als hätte ich auf ihn gelauert, wollte ich mir nochmal mindestens zehn Minuten Zeit lassen. Also noch drei Stunden... ich sage euch, das hält kein normaler Mensch aus!

Wochen später zeigte die Uhr gerade 17:24 Uhr an, als das Handy in meinen schwitzigen Händen plötzlich summte und mir nach einem erschrockenen Zusammenzucken mitteilte, dass ich eine Nachricht erhalten hatte. Von Stegi! Als gäbe es zwischen uns tatsächlich telekinetische Kräfte, die ihn durch all meine Gedanken an ihn vielleicht grade fast erwürgt hätten. Ich meine, nicht wirklich natürlich! Aber die so stark gewesen waren, dass er jetzt den Entschluss gefasst hatte, selbst ein Gespräch zu beginnen! Nur hoffentlich vernachlässigte er dadurch nicht seine Arbeit...

Aber auch Stegi hatte sich heute scheinbar auf die faule Haut gelegt! "Hey Großer, wie gehts dir so? Ich freu mich schon wahnsinnig auf Weihnachten! Brauchte heute auch nicht zu Babysitten, die Familie ist gestern spontan verreist! Vermiss dich..!", hatte er geschrieben.

Sofort setzte ich mich und wippte aufgeregt mit meinen Beinen, während ich antwortete: "Mir gehts gut und ich freu mich besonders darauf, dich wiederzusehen! Was hast du da heute mit deiner freien Zeit gemacht?"

Stegis nächste Nachricht versetzte mir einen eifersüchtigen Stich. "Hab im Labor jemanden kennengelernt, war heute mit ihr im Schnee unterwegs! :)" Autsch... bitte lass das nicht bedeuten, dass die beiden heute vielleicht geküsst haben oder bald ein Paar werden, vielleicht über die Feiertage noch zusammen herkommen würden! Weil dann konnte ich mich garantiert nicht erholen und glücklich sein. Sollte ich meine geplante Aktion heute besser doch nochmal verschieben? Nein, lieber nicht, sonst bekam ich die nächste Woche noch einen kompletten Koller! Ich musste es drauf ankommen lassen, nette Kollegin hin oder her!

"Das ist schön", schrieb ich zurück, wartete kurz, starrte auf das Geschriebene und setzte nach, "Hast du mal wegen den Zeiten beim Zug geguckt, wann ich dich vom Bahnhof abholen kann?"

"Klar, Moment!"

Hatte er eh nicht, und jetzt schaute er wieder auf einem Fahrplan im Internet nach, der kleine Schlingel! Ich kannte meinen Dino doch! Und wie vermutet, sein Status wechselte auf 'zuletzt online: 17:27', bis er eine Minute später wiederkam. "Ich nehm den am 22., dann bin ich dreiviertel Zwei bei dir!", verkündete er. Das war perfekt! Dann hatten wir auch noch viel von dem Tag übrig und am Abend sollte noch ein cooler neuer Film in die Kinos kommen!

Eine gute halbe Stunde schrieben wir noch über die letzte Woche, Stegis Praktikum und ein paar Belanglosigkeiten, zwischendurch rief mein Kumpel einen Pizzalieferanten an, weil er zu faul zum selber Kochen war, doch dann nahm ich meinen Mut zusammen. Jetzt oder nie, bevor das Thema komplett fehl am Platz wirkte! Hastig lief ich zu meinem Bücherregal und fischte den Brief heraus, während ich einhändig tippte: "Du, Dino?"

"Ja Timmi?", kam fast augenblicklich zurück. Nochmal tief durchatmen, doch die Nervosität verschwand nicht. "Ich muss dir noch etwas wichtiges sagen!"

Stegi wartete ab, während ich mit bebenden Händen Wort um Wort, Buchstabe um Buchstabe von meinem Zettel abtippte. Als ich fast fertig war, schrieb er plötzlich "Der Pizzabote ist da, sorry! Bis gleich!" und ging offline. Ich hielt inne. Mist! Zu langsam gewesen! Dann schüttelte ich meinen Kopf und schrieb weiter. Es war ja nicht das Ende der Welt, dann las er meine Nachricht halt mit einem Stück Pizza Hawaii in der Hand, auch kein Problem! Nur verstehen musste er mich und meine Gefühle noch. Ich schloss meine Augen, stellte mir vor, wie wir beide in wenigen Tagen Hand in Hand über den Weihnachtsmarkt schlendern würden, und schickte die SMS dann ab.

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Uhhh, Cliffhanger... wie wird Stegi wohl drauf reagieren? ;)

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