31.
Am Ende der Shoppingtour hatten wir so viele Sachen für ihn gefunden, dass er sogar aus seinem schaukelnden Gefährt herauskommen konnte und mit mir Hand in Hand auf dem Gehweg zurück lief. Es sah noch etwas holprig aus, was wohl seinen winzigen Füßen in den viel zu weiten Schuhen geschuldet war, aber das konnten wir ja noch irgendwie durch Stopfen beheben! Jetzt sah niemand seine zusätzlichen Katzenohren durch seine neue, riesige Beanie-Mütze und auch seine Pfoten steckten in dünnen Fäustlingen und fielen kaum auf. Man hätte denken können, Stegi wäre einer meiner kleinen Zwillingsbrüder. Oder mein Neffe, das wäre auch möglich. Aber mit diesem Gedanken durchfuhr mich zeitgleich eine bittere Erkenntnis: Wir beide konnten uns so nirgendwo küssend in der Öffentlichkeit zeigen, ohne dass ich mit Ärger rechnen musste. Vielleicht würden einige Passanten dann denken, dass ich ein Pädophiler war und nichts wollte ich lieber vermeiden. Klar, auch wenn Stegi normal gewesen wäre, hätten uns andere Leute schief angeguckt, aber das konnte ich gut und gerne rechtfertigen. Den Leuten erklären, dass mein Freund aufgrund einer Katzenmutation so klein war und in Wirklichkeit bereits studierte, konnte ich mir abschminken. Ich würde nicht nur notgeil, sondern auch völlig verrückt wirken!
"Hey, Tim? Alles gut? Du guckst so grimmig!", beklagte sich Stegi besorgt und automatisch lächelte ich wieder. "Hm, tu ich? Das wollte ich nicht, es ist alles okay!" Er wirkte zwar noch nicht ganz überzeugt, aber er lief weiter und sah mich eine knappe Minute später erneut an. "Du, Timmi? Wenn ich bald wieder normal gemacht werden soll, muss ich zu einem Arzt, oder? Irgendjemand wird früher oder später herausfinden, dass etwas mit mir nicht stimmt!", gab er zu Bedenken. Der Gedanke an das, was Stegi da ansprach, gefiel mir nicht: "Ich will versuchen, erst selbst eine Möglichkeit zu finden, bevor ich Fremde mit einbeziehe. Nicht dass sie glauben, mit dir Experimente machen zu können, weil du anders bist!"
Dankbar schmiegte sich der Kleine kurz an mich und als er zu Stolpern drohte, nahm ich ihn hoch auf meine Arme. So trug ich ihn noch das letzte Stück bis zu meiner Wohnung, bis ich die Haustür aufschließen musste und Stegi mit einem finalen Schmatzer auf meine Wange wieder von mir herunterglitt. Der Transporter war weg, bemerkte ich unterschwellig, und mit ihm auch der Besuch des Nachbarn, der uns noch im Erdgeschossflur abfing. "Guten Tag Herr Bau, endlich angenehme Temperaturen draußen, nicht? Und wer ist der kleine Mann da bei Ihnen?"
"Das ist mein... mein Neffe. Er wollte die nächsten Wochen bei mir übernachten, weil seine Mama auf Kur ist! Sag dem guten Mann mal 'Hallo'!", forderte ich meinen Freund auf, trotz einer undefinierbaren, dunklen Vorahnung. Auch Stegi schien sie zu spüren. "Hallo", nuschelte er und versteckte sich halb hinter meinem Hosenbein. Der Nachbar lächelte: "Hallo Kleiner! Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich tu dir doch nichts!" Dennoch streckte er jetzt die Hand nach seiner Mütze aus, um ihm den Kopf zu tätscheln. Eine falsche Bewegung und Stegis Geheimnis war gelüftet! Also trat ich schnell dazwischen und nahm meinen Dino in Schutz. "Er ist immer recht schüchtern gegenüber Fremden", schützte ich ihn, wandte mich dann meiner Wohnungstür zu und stutzte. Sie stand einen Spalt breit offen. Dabei hatte ich sie doch vorhin geschlossen, oder etwa nicht?!
"Entschuldigung nochmal kurz, haben Sie zufällig gesehen-", fing ich an den Nachbarn gerichtet an, schaute zu ihm und sah einen beängstigenden Moment lang, wie er gierig und lüstern meinen Jungen anstarrte, dann ruckte sein Kopf zu mir und sein Ausdruck wurde wieder nett und freundlich. "Was gesehen?"
"...ob sich jemand Einlass in meine Wohnung verschaffen wollte. Die Tür ist offen!", murmelte ich unbehaglich und ließ sie ein Stück weiter aufschwingen, um von einem Anblick des Chaos begrüßt zu werden. Stegi zog erschrocken Luft ein und ich hielt mir geschockt eine Hand vor den Mund. War Garfield nun etwa völlig ausgetickt? Oder war tatsächlich ein Einbrecher hier gewesen?
Wie aufs Stichwort hörte ich plötzlich lautes Miauen und Garfield kam uns schnell wie ein Pfeil entgegen geschossen. Er sah schrecklich gerupft und aufgewühlt aus und mit einen Satz sprang er an mir hoch, um sich anschließend heftig und mit sich überschlagendem Schnurren an mir zu reiben. Noch zu verdattert um zu reagieren, hielt ich ihn einfach fest und streichelte ihm abwesend durchs Fell. Er bebte am ganzen Leib, was aber nicht durch seine Laute verursacht wurde. "Hm, das dürfte dann wohl auch schon der Übeltäter sein, was? Riskante Sache, seine Haustiere allein Zuhause zu lassen", meinte der Nachbar schulterzuckend und schreckte zurück, als Garfield fauchend nach ihm hacken wollte. Hastig drängte ich Stegi an mir vorbei in meine Wohnung und schloss hinter mir die Tür, kaum dass ich über die Schwelle getreten war, bevor ich erst einmal tief Luft holte.
"Was ist hier passiert?", fragte mein Freund ungläubig und schaute sich beklommen um. Es sah aus, als wäre ein Wirbelsturm quer durch die Wohnung gefegt und als ich vorwurfsvoll Garfield ansah, schüttelte er hastig den Kopf und legte die Ohren an. Er war es also nicht gewesen, aber das hieß ja, dass sich ein Fremder hier herumgetrieben hatte! Was hatte der nur hier gewollt? Alles von Wert, was ich von meinem Standort hier erfassen konnte, war noch intakt und stand an Ort und Stelle. Dafür waren Schränke und Schubladen aufgerissen worden, der Inhalt lag überall verstreut daneben. Langsam ging ich mit den beiden Jungs durch die gesamte Wohnung und schaute mich um. "Was ist denn hier passiert, Garfield?"
Wie auf Kommando machte er sich von mir los und lief Richtung Schlafzimmer. Ich folgte ihm, Stegi knapp hinter mir. Dort angekommen kauerte sich der Kater aufs Bett und streckte seine Vorderbeine mit ausgefahrenen Krallen nach vorne. Beschützte er etwas...? Als ich näherkam, deutete Garfield Kratz- und Beißbewegungen an und strich sich im Anschluss immer wieder über eine kahle Stelle auf seinem Kopf, an der ihn wohl jemand gewaltsam gepackt haben musste. Es hatte also einen Kampf gegeben, als er den Einbrecher bemerkt hatte. Und als ich die Decke genauer untersuchte, fand ich auch, was er da so vehement behütet hatte: Ein Büschel schwarzer, halblanger und kräftig derber Haare, offenbar menschliche. Die Haare des Einbrechers! Garfield hatte es geschafft, ihm im Gegenzug zu seinem eigenen ramponierten Fellkleid welche herauszureißen! Mit heftig klopfendem Herzen nahm ich eines entgegen und prüfte es gegen das Zimmerlicht. Ja, unverkennbar pechschwarz, keines von mir, Stegi oder Garfield! Konnte man herausfinden lassen, von wem es war, ohne die Polizei verständigen zu müssen? Das bedeutete sonst nur unnötige Zeitverschwendung und wenn wirklich nichts gestohlen worden war, wollte ich ungerne eine ähnliche Situation wie damals bei Stegis Verschwinden wieder erleben. Am Ende war eh das Haustier Schuld und ich wieder der Trottel, deswegen so einen Aufriss zu machen. Nein, jemanden informieren würde ich erst, wenn ich mir ganz sicher war und es einen dringenden Verdacht gab! Na dann, bis dahin blieben nur zwei Fragen: "Wem das wohl gehört und was er hier gesucht hat?", überlegte ich laut und war fast gar nicht verwundert, als der Kater laut miaute und dann einen Flecken neben mir mit seinen Blicken festnagelte. Stegi. Der Kerl hatte nach Stegi gesucht! Was für ein Glück, dass ich ihn heute mitgenommen hatte!
Er schluckte schwer, als er verstand. Irgendjemand war hinter ihm her und wusste, dass er hier war. Jemand, der nicht vor Einbrüchen zurückschreckte. Alleine war er hier nicht mehr sicher! Wir mussten ab jetzt aufpassen!
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I'm back, guys! :)
Mir schwirren zurzeit so viele Ideen im Kopf herum, dass ich nicht einmal mehr weiß, wie ich die alle vernünftig vereinen kann :'D Einerseits will ich gerne in nächster Zeit noch eine längere Geschichte schreiben, andererseits weiß ich nicht, wie dann alles gut zusammen passen kann.. Ich werde mich jedenfalls bemühen, eine Lösung zu finden und wieder richtig viel zu uploaden! Aber erstmal wird diese Geschichte noch fertig veröffentlicht!
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