Happy Wiedersehen!
GUZMAN
„Dieser Anlass ist die Gelegenheit dich zu zeigen. Du repräsentierst noch immer ein Kartell und wir sind an der Spitze der Nahrungskette. Das soll auch so bleiben, verstanden?"
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„Wieso musste ich noch einmal mitkommen?", nörgle ich und zupfe an meinem schweineteuren Smoking. Eine Extraanfertigung für diesen Abend und mit zehntausend Dollar ein richtiges Schnäppchen. Aber für meinen Alten ist nichts gut genug, nicht einmal sein eigener Sohn.
„Es ist der Geburtstag des Gobernadors, Guzman", klärt er mich mit belehrendem Tonfall auf und langweilt mich zu Tode. Was geht mich dieser alte Greis an?
Die Limousine hält und nachdem die Tür geöffnet wurde, steigt zuerst mein Vater und dann ich aus.
„Dann hätte Catalina dich begleiten sollen, Papa", erwidere ich und unterdrücke ein Gähnen. Ich habe von letzter Nacht noch immer einen heftigen Kater. Die Kopfschmerzen haben sich in meinen Schläfen festgesetzt und veranstalten ein richtiges Konzert.
Kein Wunder, wenn man bedenkt, wann ich nach Hause gekommen bin. Das war um sieben Uhr morgens. Seitdem war ich im Bett und hab gepennt, bis mein Vater kam und mich aus dem Bett riss. Echt ein mieser Start in den Tag.
„Wenn du dich nicht jede Nacht abschießen würdest, dann wäre dir nicht entgangen, dass sie krank ist", meint er und verliert langsam die Geduld, was mich zum Schmunzeln bringt. Unser Verhältnis ist nicht das Beste, aber wenn ich mich so gut es geht unsichtbar mache, dann ist es auszuhalten.
„Was hat sie für ein Glück", murmle ich und richte das Revers. Das Anwesen des Gouverneurs von Sinaloa ist eines der größten in ganz Mexico. Es umfasst mehrere hundert Hektare und ist mit dem neuesten Scheiss ausgestattet und das obwohl Juan Martin Martinez schon über Siebzig ist. Dafür ist seine Frau, Nummer vier, etwa doppelt so jung wie er. Mich interessiert es einen Scheiss, soll er eine Puta vögeln, die seine Tochter sein könnte.
Zusammen mit meinem Vater werden wir von einem Lackaffen begrüßt, der uns einen Drink serviert und uns dann in Richtung Haupthaus schickt. Keine Ahnung, wie man sich hier zurechtfinden soll. Häuser soweit das Auge reicht, wahrscheinlich hält er seine Frauen in den verschiedenen Gebäuden fest, um sie zu besitzen oder so einen Scheiss. Zutrauen würde ich es ihm, jeder Mann, der in diesem eine große Nummer ist, hält sich eine Schar Nutten, oder Sklavinnen. Je nachdem, wie man es nennen will.
„Dieser Geburtstag ist die Chance, dich in die Gesellschaft Sinaloas und ganz Mexicos zu etablieren. Also streng dich an und sauf nicht zu viel!", trichtert mein Alter mir ein. Ich frage mich, was er wirklich von mir hält. Ich bin sein einziges Kind - na ja, das Einzige, von dem ich weiß - und er behandelt mich seit meiner Geburt wie ein Angestellter.
Das hat in meiner Kindheit bis hin zu meiner Teenagerzeit zu krassen Problemen geführt, bis ich mit achtzehn endlich in die Staaten konnte. Eigentlich hätte ich an einer spießigen Uni studieren sollen, doch nach zwei Monaten habe ich hingeschmissen und flog nach Miami zu meinem Onkel. Renaldo ist ein anständiger Kerl, der mir beigebracht hat, sich wie ein Mann zu verhalten und sich das zu nehmen, was man will. Im Gegensatz zu meinem Vater, der mich nach vier Jahren wieder in den Kreis der Familie aufgenommen hat.
Seitdem versucht er mich in die Familiengeschäfte einzuführen. Ich habe bei Renaldo alles gelernt, was ich wissen muss. An seiner Seite habe ich in Miami ein Geschäft aufgebaut, dass sich sehen lassen kann. Wir haben die ganze Stadt in unserer Hand, verticken achtzigprozentiges Koks aus Südamerika und haben unseren Konkurrenten die Hölle heiß gemacht. Diese Cabronnes werden sich nie wieder in unsere Geschäfte drängen.
„Hast du mich verstanden?", knurrt er in meine Richtung. Ich verdrehe genervt die Augen, was das Fass bei ihm zum Überlaufen bringt. Denn er bleibt stehen und baut sich vor mir auf. Er ist zwar einen Kopf kleiner als ich, aber seine Kraft ist immer noch beachtlich. Seine dunklen Augen starren mich an, wollen meinen Trotz dem Erdboden gleichmachen, doch das war einmal.
„Ich sage es dir nicht noch einmal!", herrscht er mich an und erinnert mich an den Vater, der mich mit seinem Gurt züchtigt. Wieder und wieder. In mir ballt sich die Wut zu einem Klumpen zusammen, der mir schwer im Magen liegt.
„Dieser Anlass ist die Gelegenheit dich zu zeigen. Du repräsentierst noch immer ein Kartell und wir sind an der Spitze der Nahrungskette. Das soll auch so bleiben, verstanden?", knurrt er.
In seinem gebräunten Gesicht tritt die Ader hervor, die sich von seiner Schläfe bis zu seinem Hals hinunterzieht und ihn zu dem Monster macht, das ich als Kind gehasst habe und heute verachte.
„Und jetzt will ich keine Widerworte hören, komm!", presst er gefährlich leise hervor und setzt sich in Bewegung. Ich schüttle den Kopf, fahre mit den Fingern durch mein Haar und beschließ mich so volllaufen zu lassen, dass ich dem Gobernador in irgendeine sauteure Vase pisse oder ihm vor die Füße kotze. Soll sich mein Alter doch für seinen Sohn schämen, genau wie in all den Jahren zuvor!
Als ich das Haupthaus betrete steuere ich direkt auf einen der Kellner zu, schnappe mir zwei Drinks vom Tablett und kippe beide in einem Zug hinunter. Das Zeug brennt wie die Hölle, aber ist genau das, was ich jetzt brauche. Ich wandle von Raum zu Raum, während sich um mich herum die Creme de la Creme von Mexico unterhaltet, Geschäfte schließen - egal ob legal oder illegal - oder sich einfach nur amüsieren.
Auch ich habe meinen Spaß, denn als ich Drink Nummer fünf in nur einem Schluck trinke, habe ich den Gartenbereich erreicht. Hier geht die Party so richtig ab - oder auch nicht - nirgends sehe ich heiße Chicas, die in knappen Bikinis herumlaufen oder sich im Pool einigen Typen hingeben.
„Und das soll eine Geburtstagsparty sein?", murmle ich verständnislos und lache. Doch das erstirbt, als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Ich wirble wütend herum und stehe meinem Vater gegenüber. Rodrigo Alvarez Davila ist kein Mann, dem man Widerworte entgegenbringen soll. Denn er geht über Leichen und würde auch bei mir nicht Halt machen. Immerhin hat er mir das wieder und wieder bewiesen, indem er mich erniedrigt und gedemütigt hat.
„Ich habe dich die ganze Zeit gesucht, Guzman. Komm, ich stelle dich einigen Freunden von mir vor", sagt er mit harter Stimme. Wenigstens ist diese beschissene Ader verschwunden, denke ich, während ich ihm wortlos folge. Er zwingt mich dazu mit öden Geschäftsmännern und Politikern zu reden. Obwohl er das übernimmt. Ich bin nur da, um zustimmende Laute zu geben, während er die ganze Zeit redet.
Wie sehr wünschte ich mir jetzt eine oder zwei Lines, um den heutigen Abend zu überstehen. Ich lasse meinen Blick über den Außenbereich gleiten und muss unserem Geburtstagskind doch eins zugestehen. Geschmack hat er. Obwohl mir die Inneneinrichtung überhaupt nicht gefällt - alles ist in einem altertümlichen Stil gehalten, Gemälde seltsamer Männer hängen neben Geweihen und Köpfen exotischer Tiere an den Wänden und von den grässlichen Kronleuchtern in der Eingangshalle und in den anderen Räumen will ich gar nicht erst anfangen.
Aber der Gartenbereich ist modern und luxuriös, so wie mir das gefällt. Der Pool ist gigantisch und wäre die perfekte Location für eine Party. Eine, die nicht so sterbenslangweilig wäre, wie diese hier. Ich drehe mich kurz um, um ein Gähnen zu verstecken, als mir eine heiße Brünette ins Auge fällt. Sie ist verdammt sexy und ihre Beine sind der Wahnsinn!
Ihr Kleid ist aufreizend, aber nicht zu freizügig. Der Goldton schmeichelt ihrer gebräunten Haut, die überall wo sie zu sehen ist, glänzt. Sie hat mir den Rücken zugewandt, der zwar ausgeschnitten ist, aber nicht zu tief ist. Alles wird angedeutet, aber nichts wirklich gezeigt. Ihr Begleiter ist ein älterer Herr, wahrscheinlich ihr Sugerdaddy.
Gut, dass er seine Hände bei sich behält, denke ich, als ich ihr unverwandt auf den Arsch starre. Als sie sich umdreht, verschlägt es mir die Sprache. Nicht, weil sie hässlicher als die Nacht ist, sondern, weil sie genau wie mein Vögelchen aussieht. Die Frau, die mich vor vier Jahren umgehauen hat und die ich danach nie wiedergesehen habe. Was ganz klar ein Fehler war, denn ich habe es danach bereut, und zwar jeden verfickten Tag. Ich muss zu ihr. Sofort!
„Entschuldigt mich bitte", sage ich deshalb in einem dezenten Ton und will mich schon auf den Weg zu ihr machen, da hält mich mein Vater auf. Seine Hand legt sich um meinen Unterarm und sein eindringlicher Blick, soll mich daran erinnern, dass er das alles nur wegen mir tut. Doch das ist mir scheissegal. Mein Vögelchen darf mir nicht noch einmal entwischen!
„Was? Willst du deinem Sohn etwa beim Pissen zusehen!", zische ich laut genug, dass es einige seiner Gesprächspartner hören können. Allein der Ausdruck meines Vaters ist einen Oscar wert. Seine Gesichtszüge entgleiten ihm für den Bruchteil einer Sekunde, die Pupillen weiten sich, sodass nichts von seiner Iriden zurückbleiben, doch er fängt sich schnell wieder. Geschäftsmann durch und durch.
„Geh ruhig, Sohn", sagt er nüchtern und wendet sich von mir ab. Ich lächle gezwungen und drehe mich um, doch sie ist weg.
„Fuck!", zische ich und spüre einige Blicke auf mir. Ich ignoriere sie und mache mich auf die Suche nach ihr. Sie kann doch nicht vom Erdboden verschwunden sein. Meinen Augen entgeht nichts, doch außer Frauen mit zu viel Botox im Gesicht und gemachten Ärschen und Titten sehe ich keine, die meinem Vögelchen gleicht.
Ich entferne mich immer mehr von den Gästen und der eigentlichen Party und als ich wieder umdrehen will, sehe ich sie. Sie steht unter einer Palme und telefoniert. Wieder hat sie mir den Rücken zugewandt. In der einen Hand hält sie ihr Handy ans Ohr und mit der anderen schnippt sie die Asche einer Zigarette auf den getrimmten Rasen.
Mein Vögelchen raucht also, das überrascht mich jetzt doch. Aber es macht sie nur noch interessanter, denn die meisten die ich kenne, nehmen keine Schadstoffe zu sich. Selbst bei den Gummis, wollen sie solche, die ohne Latex und noch besser, vegan sind. So ein Scheiss!
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht weiß, wann ich wieder zurückkomme", sagt sie, als ich näher komme. Ich bewege mich lautlos, denn ich will hören, was sie sagt.
„Mein Großvater wurde gestern beerdigt!", zischt sie und lässt die Zigarette fallen und drückt sie mit ihrem goldenen Stiletto aus. Das sie deswegen hier ist tut mir leid. Ich habe keine Großeltern mehr, die sind gestorben als ich noch klein war. Genau wie meine Mutter - schnell schiebe ich den Gedanken zur Seite und konzentriere mich wieder auf ihr Telefonat.
„Du bist echt unglaublich! Nein und jetzt lass mich in Ruhe!", faucht sie und legt auf. Sie fasst sich leicht ins kinnlange Haar und schüttelt den Kopf.
„H'ijo de Puta!", schimpft sie. Sie ist also von hier, eine Mexikanerin, stelle ich fest. Wieder überrascht sie mich, doch zum Positiven. Sie murmelt etwas, das ich nicht verstehe. Wie sie so dasteht, einfach bezaubernd! Bevor sie sich umdreht oder wieder verschwindet, muss ich einschreiten. Als ich lautlos auf sie zugehe, überkommt mich das Gefühl eines Deja Vu.
„So trifft man sich wieder", sage ich düster. Sie zuckt zusammen, wirbelt herum und sieht mich mit funkelnden Augen an. Die sich weiten, als sie mich erkennt. Das nehme ich zumindest an, denn ihr Blick erinnert mich an den vor vier Jahren.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich jemals wiedersehe", erwidert sie mit fester Stimme und kommt auf mich zu. Sie scheint sich entwickelt zu haben, schießt es mir durch den Kopf. Sie wirkt selbstbewusster und auf gewisse Art und Weise reifer, was sie noch heißer macht.
„Man sieht sich immer zweimal im Leben", erwidere ich, als sie vor mir stehen bleibt. Ihre Absätze sorgen dafür, dass wir auf Augenhöhe sind.
„Aber nicht alles wiederholt sich." Ich lache und nehme wahr, dass sie erschauert. Mein Jagdinstinkt ist geweckt und mein Schwanz meldet sich auch schon beim Gedanken daran, wieder mit ihr zu vögeln.
„Das wäre wirklich schade. Findest du nicht?", frage ich und halte sie auf, als sie an mir vorbeigehen will. Sie starrt auf meinen Arm, der als Barriere dient und als sie mich mit ihren schokoladenbraunen Augen ansieht, erkenne ich darin das Feuer von damals.
„Es hat Spaß gemacht, aber es war nicht so, dass ich seit damals nie wieder solchen Sex hatte", entgegnet sie trotzig. Ich feixe, als ich ihre Wange berühre, denn sie erschauert abermals und beißt sich auf die Unterlippe. Spielt damit und lässt den begrenzten Spielraum in meiner Hose beträchtlich schrumpfen.
„Dann lass es uns wiederholen und wir sehen, ob es dieses Mal so ist, dass es dir nie wieder aus dem Kopf geht", sage ich und lächle träge. Ihr Blick ruht auf mir und bevor sie etwas erwidert, greife ich nach ihrer Hand und ziehe sie mit.
„Was soll das?", fragt sie atemlos. Sie stolpert hinter mir her, richtet sich wieder auf, als ich stehen bleibe und als ich sie mit nur einer Armbewegung an die Wand gedrängt und sie mit meinem Gewicht festgenagelt habe, lodern ihre braunen Tiefen auf. Lichterloh.
„Ich denke wir wissen beide, was jetzt kommt", wispere ich und küsse sie brutal.
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Das ist Guzman! Wie findet ihr seine Sicht? Und hat euch das Aufeinandertreffen gefallen?
eure Amanda
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