Nie wieder und doch bin ich hier!
GUZMAN
„Bist du dir da so sicher, Loverboy?"
***
Das ich jemals einen Fuß in ein Gefängnis setzen werde, hätte ich nie gedacht.
Okay, abgesehen von den paar Stunden, die ich in einer Arrestzelle verbracht habe, nachdem ich mich in dieser beschissenen Bar zuerst volllaufen lassen und danach die Einrichtung zertrümmert und den Besitzer krankenhausreif geschlagen habe.
Doch als ich mir jetzt einen dieser lächerlichen Besucherausweise an meine Designerjacke, mit dem bestickten Totenkopf auf dem Rücken, klebe, komme ich mir ziemlich lächerlich vor. Und der Grund für meinen Besuch hier, ist einer, der mich zum Grinsen bringt.
Zu einem verdammt breiten Grinsen.
Denn das gestrige Essen mit meinem wieder aufgetauchten Vater hat mich auf eine ziemlich geniale Idee gebracht. Dieser Typ denkt doch wirklich, dass ich ihm aus der Hand fresse – und wenn nicht, geht er zumindest davon aus, dass ich mich irgendwie strafbar oder so einen scheiß mache.
Doch ich bin nicht dumm und auf den Kopf gefallen schon gar nicht. Deshalb werde ich meinem Alten auch nicht den Gefallen tun, um in seinem Namen einen Deal bei Gandia zu machen. Vor allem hinkt sein Plan schon allein, weil der Dreckssack keine Macht mehr bei der DEA besitzt. Doch was weiß ich schon, was mein Vater vor hat. Vielleicht soll ich ihm damit auch eine verschlüsselte Botschaft übermitteln, weil die beiden unter einer Decke stecken. Ich habe keine Ahnung und es interessiert mich auch einen Scheiß, denn mein Ziel ist es, Gandia zu beweisen, dass er verloren hat. Und ich kann so meinen Teil der Abmachung, die ich mit der Jefa getroffen habe, einhalten.
Denn, wenn Rodrigo glaubt, dass ich alles tue, was er von mir verlangt, aus blindem Gehorsam oder was weiß ich, dann wird er hier bleiben und das mexikanische Militär kann ihn festnehmen und liefert mir so das perfekte Ziel, um ihn endgültig von dieser Welt zu tilgen.
Klingt schon irgendwie ziemlich creepy und krank, seinen eigenen Vater töten zu wollen, aber in meiner Welt haben Skrupel, selbst in der Familie, nichts verloren. Bruder, Vatermord, alles schon so oft gehört, dass ich nicht mal mehr einen Unterschied finde. Aber für Außenstehende klingt das wahrscheinlich einfach nur abartig. Aber ändern kann und will ich es nicht, also müssen sie sich halt die Ohren zu halten, oder ihre Meinung für sich behalten.
Der Wärter tastet mich nach verbotenen Gegenständen ab, was ein schlechter Witz ist und ich fühle mich minimal sexuell belästigt, vor allem, als er mir volle Kanne zwischen die Eier greift. Aber hey, was macht man nicht alles, um sich seine Familie vom Hals zu schaffen?
Alles, Leute. Alles.
„Sie können Ihre Wertsachen wieder an sich nehmen und werden danach von einem Kollegen zum Besucherraum gebracht", instruiert mich der Grabscher. Ich nicke, richte mir den Kragen meiner Jacke und hole mir mein Handy, die Brieftasche und meine Rolex und warte auf den Kollegen. Der sich als Kollegin entpuppt, denn die mürrische Beamtin wirft mir einen vernichtenden Blick zu, ehe sie sich an ihren Gürtel mit dem Teaser und dem Schlagstock greift, um mir zu demonstrieren, dass sie sich nichts bieten lassen wird.
Ich grinse und schüttle den Kopf. Wenn sie wirklich denkt, dass sie gegen mich eine Chance hat, dann ist sie aber falsch gewickelt.
Denn ich könnte ihr das Genick in wenigen Sekunden brechen und ohne, dass jemand etwas mitkriegt. Der Stuhl am anderen Ende des Flurs würde sich für ein sehr, sehr langes Nickerchen eignen. Und bevor irgendjemand etwas merkt, bin ich schon wieder verschwunden und über alle Berge.
Aber ich lasse sie in dem Glauben und folge ihr zu diesem beschissenen Besuchsraum, der sich als Sammelhalle entpuppt. Aber nicht in diesem offenem Stil mit den vielen Tischen und Stühlen, sondern der mit den Trennscheiben und den Telefonen. Fast wie in diesen mittelmäßigen Actionfilmen, die ich mir ab und zu ganz gerne reinziehe.
Ich nenne dem Gorilla, an den mich die Beamtin mit dem Frauenbart übergibt, meinen Namen und dieser schaut sich die Liste an, die auf seinem Klemmbrett haftet. Er brummt etwas und zeigt mir in die Richtung, in die ich mich begeben muss, um mit dem Psychopathen schlecht hin reden zu können.
Der Raum stinkt nach Schweiß und erinnert mich an das Gym in Miami, das ich am Anfang besucht habe. Das waren noch Zeiten, denke ich und kaue auf meinem Kaugummi, den ich mir nach der Abtastung gegönnt habe und setze mich auf den orangenen Metallstuhl. Der tief im Boden verankert ist, das zeigen mir die dicken Schrauben, die wahrscheinlich nicht einmal Hulk herausreißen könnte. Aber die Vorstellung lässt mich lachen, doch das vergeht mir schnell, als ich Gandia bemerke.
Er sitzt still mir gegenüber, alles, was uns trennt ist die beschissene Plexiglasscheibe. Sein Blick ruht auf mir, ganz subtil und überhaupt nicht stechend, wie es für einen Psycho wie ihn gängig ist. Ich kaue weiter und greife zum Hörer, genau wie Gandia, der mich überheblich mustert.
„Was verschafft mir die Ehre?", spottet er und sieht mich verächtlich an. Die Wut schlägt bereits hohe Wellen und mein Puls hämmert gegen meine Schläfen, doch ich reiße mich zusammen. Ich muss mich ändern, für Rosa.
„Ich bin im Namen meines Vaters hier", sage ich kalt und frage mich, was er wohl den ganzen Tag macht. Wahrscheinlich malt er sich aus, was Rosa macht und wie er sie zurückbekommt. Allein der Gedanke lässt mich explodieren, also atme ich tief durch und versuche mir nichts mehr anmerken zu lassen.
Doch Gandia ist wie ein verdammter Bluthund, ein Pitt Bull, der jede noch so kleine Schwäche wittert und sich daran festbeißt. Denn sein Lächeln wird breiter und nimmt fast schon jokerartige Züge an.
„Wie lebt es sich in der Freiheit? Habt ihr schon Pläne für die Zukunft gemacht?", sagt er. Unschuldige Fragen, aber mit einer abartigen Hinterlist, die ich durchschaue. Und obwohl ich ihm nicht nur an die Gurgel springen könnte und ihn auf zig verschiedene Arten die Eier ausreißen und ihm in sein verdammtes Maul stopfen könnte, bleibe ich ruhig.
„Danke der Nachfrage. Es lebt sich wirklich gut, vor allem mit der Frau an meiner Seite, die ich liebe", erwidere ich.
Die Worte sind so schnell draußen, dass ich nichts dagegen tun kann. Doch allein für den Gesichtsausdruck, den Gandia zustande bringt, war es wert. Denn seine Augen leuchten auf einmal und sie sprühen nicht nur Feuer, sondern auch Laserstrahlen, die mich auf der Stelle töten sollten. Doch das gibt es nicht, also grinse ich ihm frech ins Gesicht.
Ein bisschen Spaß muss sein, oder?
„Rosa ist eine fantastische Frau, sie wird sich nicht auf einen Spinner wie dich einlassen. Und lieben tut sie dich nicht, Loverboy", knurrt er. Ein Zucken geht durch seinen Kiefer und die Knöchel treten weiß hervor, so fest umklammert er den schwarzen Hörer. Ich lache und schüttle den Kopf.
„Das ist mir egal, sie empfindet etwas für mich. Nicht für dich, also halt deine Klappe!", sage ich lauter, als ich es sollte. Doch egal wie sehr ich mich auch anstrenge, es ist so verdammt schwer ihm nicht meine wirkliche Meinung ins Gesicht zu sagen, oder sie ihm zu Brei zu schlagen.
Doch das wird hier drinnen ziemlich schwierig und so wie ich es von Jesus weiß, sitzt Gandia in Einzelhaft und hat sondiert Zugang zum Innenhof. So wird er nicht zufällig mal zwischen eine fingierte Auseinandersetzung zweier Knastbrüder geraten, die ihm das falsche Grinsen aus dem Kopf schlagen würde. Aber ich finde einen anderen Weg und sonst wird es meine HK irgendwann erledigen. Denn ich kann auch von einer ziemlich großen Distanz ein Leben auslöschen. Und seines würde ich liebend gerne beenden.
„Was? Hast du nichts zu sagen?", verhöhnt mich Gandia weiter. Ich lache und schaue mich kurz um, ehe ich mich zu ihm vorbeuge und ihm fest in die dunkeln, fast teuflischen Augen blicke.
„Du hast verloren, Cabron. Sieh es ein und lass dich von den Schwänzen der anderen Insassen vögeln. Denn nur das hast du verdient, denn du wirst für eine lange Zeit keine Pussy mehr zu spüren, geschweige denn zu sehen bekommen. Also lass es dir so richtig besorgen, denn du hast keine Vorstellung, wie gut es sich anfühlt mit Rosa zu schlafen", spucke ich ihm ins blasse Gesicht. Sein Auge fängt an zu zucken, was mich zum Lachen bringt.
Ein erbärmlicher Hurensohn!
„Bist du dir da so sicher, Loverboy?", lacht er und schüttelt den Kopf. Ich habe keine Ahnung, was dieser Pisser damit sagen will und es ist mir auch scheißegal.
„Du wirst deine gerechte Strafe schon noch bekommen. Dafür werde ich selbst sorgen, darauf kannst du Gift nehmen, Cabron!", knurre ich.
Gandia streicht sich über den Bart und verdreht die Augen, was mich auf hundertachtzig bringt. Wie gerne würde ich ihn für all das büßen lassen, was er meiner Rosa angetan hat. Und das wird er, das schwöre ich.
„Ich bin hier, was willst du also noch?", meint er und fixiert mich mit seinem Blick, „und was Rosa angeht. Vielleicht habe ich sie gefickt. Hast du daran schon einmal gedacht?", fügt er lachend hinzu.
Nein! Ich schüttle den Kopf, mir wird schlecht und die Wut lässt mein Blut so hart überkochen, dass die Sauerei ein gigantisches Ausmaß annehmen würde.
„Du lügst! Du verdammter Hurensohn!", brülle ich und schlage mit der Faust gegen die verdammte Scheibe, was die Wärter sofort alarmiert.
Doch ich hebe die Hand und entschuldige mich, was Gandia so zum Lachen bringt, dass sich dieser Penner nicht mehr einkriegt. Und mit jeder weiteren Sekunde, die verstreicht und er sich kringelig lacht, steigt in mir der Wunsch ihn sofort kalt zu machen. Und irgendwann kann ich mich nicht mehr länger beherrschen.
„Wenn ich könnte, würde ich dich eigenhändig umbringen, oder ich würde jemanden dafür bezahlen!", zische ich in den Hörer, denn ich so fest halte, dass er in zwei Teile brechen würde, wenn das ginge.
„Aber du bist hier, also werde ich einen anderen Weg finden, um dich kalt zu machen. Und das kannst du mir glauben, dass werde ich. Koste es, was es wolle!", knalle ich ihm ins Gesicht und stehe auf. Ich lasse den verdammten Hörer an seiner Schnur hängen und verlasse zuerst den Raum und danach den beschissenen Knast.
Draußen sauge ich tief die kühle Novemberluft in meine Lunge und versuche mich runterzubringen, doch das würde jetzt nur eine Line, oder zwei und die habe ich nicht zur Stelle.
„Verdammte Scheiße!", brülle ich und trete gegen die beschissene Straßenlaterne, die hart ins Wanken gerät.
„Dieser Wichser!" Meine Stimme klingt viel zu schrill und tut verdammt weh in meinen Ohren, doch das ist mir egal. Meine Wut kennt keine Grenzen, doch hier ist vielleicht nicht der beste Ort, um ihr Luft zu verschaffen. Also steige ich in den verdammten Mietwagen und hole mein Handy hervor. Ich wähle die Nummer, die mir mein Vater gestern gegeben hat und höre es klingeln. Und klingeln und klingeln.
„Geh verdammt noch mal ran, du Arsch!", brülle ich und starte den Motor. Doch es geht nur die Mailbox auf. Wenn er nicht rangeht, muss er meine Nachricht halt abhören. Mich interessiert das nicht, also rede ich ihm aufs Band.
„Gandia ist nicht darauf eingegangen. Kümmere dich in Zukunft selbst darum und halte dich aus meinem Leben raus!" Damit lege ich auf und gebe Gas.
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Oh, oh! Was meint ihr?
eure Amanda
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