Endlich zusammen?
GUZMAN
„Traust du ihr wirklich?"
***
Das wir uns außerhalb von Culiacán treffen würden, habe ich mir schon gedacht. Zumindest dann, wenn Elisabetta Erfolg hatte. Seitdem sie gestern Abend gegangen ist, hat sie sich nicht mehr gemeldet, bis heute Morgen um vier.
Nur eine SMS, aber eine, in der ein Standort übermittelt wurde. Ich wusste sofort, was das bedeutet. Sie hat Rosa gefunden.
Auch wenn es mir ziemlich utopisch vorkommt, immerhin ist sie nur eine Anwältin. Und nicht einmal Jesus, der wohl hackertechnisch mehr Erfahrung hat, konnte sie nicht finden.
Aber was sollte es sonst sein? Ich habe die Nachricht sofort an Santiago weitergeleitet und nun bin ich hier in einer stillgelegenen Textilfabrik in El Fuerte. Der Geruch von Bleichmittel liegt schwer in der Luft und ich frage mich, wie lange hier wohl schon nichts mehr produziert wird.
„Alles okay?", erkundigt sich Jesus. Ich nicke und steige aus, umrunde den Mietwagen – und dieses Mal ist er nicht gestohlen – und öffne den Kofferraum.
Das Lager meines Vaters ist noch immer gut gefüllt und so konnte ich für Jesus und mich, aber auch für Santiago und die Estrellas geeignete Waffen mitnehmen.
Gandia wird zwar vielleicht nicht erwarten, dass wir schon am nächsten Tag hier auftauchen, aber er wird mit einem Angriff rechnen und die gesamten Sicherheitsmaßnahmen aufgerüstet haben. Sonst wäre er noch dämlicher als ohnehin schon.
„Ich meine es ernst, Guz. Alles in Ordnung?", fragt Jesus, als er auf mich zukommt. Ich schaue ihn nicht an, hole die Shotguns, Pistolen und sonstige Feuerwaffen heraus und drücke sie ihm in die Hände. Für mich nehme ich das Präzisionsgewehr heraus, denn mit dem werde ich Gandia ein für alle Mal den Garaus machen.
„Jetzt rede doch! Du hast, seit der Fahr nichts mehr gesagt und starrst die ganze Zeit vor dich hin. Also, was ist los?", knurrt Jesus und stellt sich mir in den Weg.
Die Sonne geht gerade auf, eigentlich ein wahres Wunder hat Santiago sofort reagiert. Ich hätte mir gut vorstellen können, dass er noch tief und friedlich geschlafen hat, aber anscheinend treibt ihn die Sorge um Rosa doch mehr um, als ich gedacht habe.
„Nichts, ich bin nur völlig auf unseren Plan fokussiert", antworte ich genervt und schiebe mich an ihm vorbei. „Los jetzt", knurre ich, als ich einige Meter Vorsprung habe und merke, dass er mir nicht folgt.
Wir treffen Santiago und die anderen in einiger Entfernung, denn die Anlage ist riesig und so verschachtelt, dass sich hinter jeder Säule ein bewaffneter DEA-Agent verstecken könnte. Ich sehe ihn schon von weitem, er überragt die meisten der Bikergang, die mir helfen sollen Rosa endlich zu befreien. Nach fast vier Monaten ...
„Dachte schon, ihr kommt nicht", begrüßt er mich und treibt es schon wieder bis fast zur Spitze. Doch ich brauche ihn, also muss ich mich beruhigen.
„Was macht dein Vater hier?", knurre ich und kann es kaum glauben. Pepe steht in einiger Entfernung und quatscht mit einem Opa, der ziemlich sicher nicht hierher gehört.
Hat denn dieser Affe nichts gelernt?
„Er will es wiedergutmachen", beschwichtigt Santiago und baut sich vor mir auf. Ich lache und lasse meine Muskeln spielen, denn die sind um einiges ausgeprägter als seine.
„Ach ja? Und was sagt dir, dass er nicht doch wieder einen Deal mit Gandia ausgehandelt hat?", brülle ich und kann mich kaum noch beherrschen.
So viel Dummheit hätte ich selbst ihm nicht zugetraut, aber es ist sein Vater, da kann ich nicht viel von erwarten.
„Hört auf, verdammt noch mal!", mischt sich Jesus ein, der sich zwischen uns stellt. Ich mahle mit dem Kiefer und schaue diesen aufgeblasenen Affen angriffslustig an.
Doch mein Kumpel hat recht, wir dürfen das nicht. Heute nicht, aber morgen, da kann alles passieren. Auch, dass er mit einer Kugel zwischen den Augen von seinem Vater gefunden wird, jedoch vom Schützen jede Spur fehlt.
Denn ich habe nicht vor noch länger hier zu bleiben. Sobald ich Rosa habe und sie wieder bei mir ist, werden wir verschwinden. Wenn sie will, kann sie ihren Vater mitnehmen und wenn nicht, gehen wir an einen sonnigen Ort. Einfach weg von dieser ganzen Scheiße!
„Reißt euch gefälligst zusammen. Alle beide", motzt Jesus und verdreht die Augen.
Er packt mich an der Schulter und zieht mich weg, was ich nur unter Protest zulasse. Meine verdammte Wut kommt mir jedes Mal dazwischen, das darf ich heute auf keinen Fall zulassen. Er steht vor mir und scheint nach den richtigen Worten zu suchen, doch als ich jemanden erspähe, spannt sich jeder Muskel in mir an. Wir sind zwar gut geschützt, durch die vielen Mauern der Färbebecken, dennoch können wir uns nicht alles erlauben.
„Beweg dich nicht, okay?", zische ich und greife nach hinten, ziehe meine Waffe und richte sie auf den Typen im Tarnanzug.
„Nicht schießen!", ruft er und hebt die Hände.
„Was will das Militär hier?", knurre ich und schaue den Typen misstrauisch an. Seine grauen Augen funkeln zwar, doch er zieht keine Waffe, noch wirft er eine Blendgranate auf uns. Die Waffe bleibt aber trotzdem in meiner ausgestreckten Hand, die auf seine Eier zielt.
„Was soll das?", knurre ich und sehe, Santiago und Pepe zu uns stossen.
Die haben mir gerade noch gefehlt, denke ich und ignoriere die beiden einfach. Doch das geht nicht, denn Santiagos dümmliche Fragen, was das mexikanische Militär hier will, lassen mich fast explodieren.
„Ich bin in friedlicher Absicht hier", erklärt der Soldat, auf dessen Uniform Chavez steht. Ich frage mich noch immer, was das hier soll, denn es könnte ein Ablenkungsmanöver sein, eines, um uns alle gefangen zu nehmen.
„Spuck schon aus, warum du hier bist, Chavez. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit", brülle ich und wünschte mir, dass er nur einen Schritt nach vorne macht, dann könnte ich ihm zeigen, wie gut ich schießen skann. Doch er bleibt an Ort und Stelle stehen, was mich fast sogar ein bisschen enttäuscht.
„Ich bin hier, um euch eine Nachricht zu überbringen", meint er und macht einen Schritt zur Seite und macht für eine hübsche Brünette Platz, die mir ziemlich bekannt vorkommt. Die dunkeln Augen, die angriffslustig blitzen, die vollen, roten Lippen, nur die Uniform erinnert nicht an die Frau, die mich vor ein paar Tagen verfolgt hat.
„Du miese kleine Puta!", knurre ich und entsichere meine Waffe.
„Ganz ruhig Guzman. Ich bin nicht der Feind, nicht für dich jedenfalls", meint sie. Ihre Stimme ist gleich geblieben, aber der Tonfall ist anders. Gerissener, wobei ich immer wieder Zeuge davon wurde, wie ihre wahre Identität zum Vorschein gekommen ist.
„Elisabetta?", höre ich Jesus neben mir sagen. Er klingt, als hätte er gerade einen Geist gesehen. Ich lache und schüttle den Kopf.
„Ich bin mir sicher, dass sie nicht so heißt", sage ich und schaue zuerst meinen besten Freund an und dann die Frau, die uns die ganze Zeit für dumm verkauft hat.
Plötzlich könnte ich mich für meine Dummheit selbst mit Kugeln durchlöchern, denn ich habe meinem Instinkt misstraut und ihr geglaubt. Zwar nicht bei allem, aber ich habe sie eingeweiht, habe ihr Dinge erzählt, die ich sonst nie gesagt hätte und vor allem, habe ich darüber nachgedacht sie zu ficken und damit Rosa zu hintergehen. Ich komme mir echt schäbig vor, doch dafür habe ich jetzt keine Zeit.
„Da hast du recht. Ich bin nicht Rosas Freundin und ich heiße auch nicht Elisabetta. Das gehörte alles zu meiner Tarnung, um an dich heranzukommen", meint sie und kommt auf mich zu. Scheint von der auf sie gerichteten Pistole nicht sonderlich eingeschüchtert zu sein. Und als der Lauf ihre Stirn berührt, bleibt sie stehen und sieht mir fest in die Augen.
„Ich wurde von Agent Gandia beauftragt mich an Rodrigos Spur zu setzen, doch ich habe sie verloren und dachte, dass ich durch dich an ihn herankomme. Dass du mir nicht mehr vertraust, weiß ich, aber ich hatte keine Ahnung, dass er Rosa als Geisel gefangen hält. Das ist mir erst gestern klar geworden", erklärt sie und mit jedem weiteren Wort, das ihre verräterische Lippen verlässt, zuckt mein Finger, um den Abzug, stärker.
„Als du den Funkspruch abgehört hast, oder?", mischt sich Jesus ein. Sie nickt und schaut zu ihm und dieses Mal sehen ich so etwas wie ehrliche Zuneigung in ihren Augen. Hat sie Gefühle für ihn? Echte?
„Ja, ich war bei Gandia, um zu besprechen, wie es weitergeht. Ich sollte den Druck auf Guzman erhöhen, doch dann habe ich gesehen, was ihr vorhattet und, dass er deine Freundin festhält." Sie lügt. Mein Gefühl sagt, dass sie uns damit ködern will.
Ich muss Gewissheit haben, sonst muss ich sie abknallen. Die perfekte Gelegenheit habe ich ja, doch das macht sie auch nur, weil sie weiß, dass ich ihr niemals etwas antun würde. Zumindest solange, bis ich Rosa wieder habe.
„Und der Tote? Warst du das?", frage ich, um Gewissheit zu haben. Denn ich würde sie liebend gerne abknallen, ihr dabei zusehen, wie das Blut aus ihrem Kopf fließt, während ihre Augen in den blauen Himmel über uns gerichtet sind.
„Nein! Ich hatte nichts damit zu tun", sagt sie und holt Luft, „Wir arbeiten noch daran herauszufinden, wer ihn umgebracht hat, aber ich schwöre, dass ich es nicht war", sagt sie mit ruhiger, beinahe unerschütterlicher Stimme.
Ich schlucke, nehme die Pistole runter und sehe Jesus erleichtert aufatmen.
Hat er etwa auch Gefühle für sie? Er? Der Eremit, der sich lieber im Hinterland mit seinen Pferden versteckt, als in großen Metropolen zu leben, wie normale Hacker es tun?
„Und jetzt?", reißt mich Santiago aus meinen Gedanken. Ich schaue ihn an und könnte ihm seine hässliche Visage zu Brei schlagen, denn er sieht Elisabetta, oder wie sie auch immer heißt, an, als wäre sie die heiß Mathelehrerin und er der dumme Schüler, der Nachhilfe braucht. Letzteres stimmt zwar, aber das tut jetzt nichts zur Sache.
„Jetzt stürmen wir den Laden. Ich kann nicht zulassen, dass er sie noch länger als Geisel hält, meint Elisabetta bestimmt, was mich bitter lachen lässt.
„Und was sagt mir, dass du uns nicht doch eine Falle stellst?"
„Ich habe meine Tarnung auffliegen lassen, Guzman. Ich bin hier bei euch, statt mich an einem sicheren Ort aufzuhalten, um euch dingfest zu nehmen", antwortet sie und sieht mich auf eine ziemlich überhebliche, aber auch autoritäre Art und Weise an, was mir gefällt, „Und ehrlich gesagt, seid ihr für den Staat nicht erheblich. Dein Vater aber schon." Bingo.
„Ich wusste es gibt einen Haken", sage ich und schüttle den Kopf, kratze mir mit dem Pistolenlauf am Kopf und spüre die Blicke aller Anwesenden im Rücken.
Was wollen die alle von mir? Hm?
Die sollten sich auf den bevorstehenden Kampf vorbereiten und mich nicht anstarren, als wäre ich ein alternder Löwe im Zoo. Meine Geduld sinkt immer weiter nach unten und mein Nervenkostüm ist praktisch nicht mehr vorhanden. Ich stehe also am Rand eines Nervenzusammenbruches, aber einer, der mit sehr viel Blut statt Tränen enden wird.
„Ja, den gibt es. Aber ich denke du wirst nicht traurig darüber sein. Denn ich will deinen Vater als Austausch gegen Rosa", durchbricht sie meine fast schon blumige Metapher.
Ich drehe mich um, baue mich vor ihr auf und schaue ihr direkt in die Augen und damit in ihre Seele. Sie lügt, sie kann nicht die Wahrheit sagen.
Denn das wäre das erste Mal, dass die Regierung etwas gegen ihre eigene Leute unternehmen würde. Und das kann ich einfach schlichtweg nicht glauben.
„Ich weiß, dass er Kontakt zu dir aufgenommen hat, auch wenn nur durch seinen Strohmann von Anwalt. Du sollst seine Geschäfte weiterführen, oder?"
Ich schweige, mahle mit dem Kiefer und überlege. Mein Vater geht mir mittlerweile am Arsch vorbei und alles, was für mich wirklich noch zählt ist Rosa. Wenn sie also wirklich hier irgendwo versteckt gehalten wird und ich endlich die Chance habe das zu ändern, muss ich dem zustimmen. Und ganz ehrlich, mein Alter hat es mehr als verdient.
„Okay. Aber ich kann dir nicht sagen, wann ich ihn dazu bekomme, sich mit mir zu treffen", sage ich. Elisabetta überlegt nicht lange, dann schlägt sie ein.
„Ich nehme dich beim Wort, sonst liefere ich Rosa zurück an Gandia und was er dann mit ihr macht, weiß nur der liebe Gott", antwortet sie und trifft dabei auf einen wunden Punkt bei mir.
Ich nicke und gebe meinen Leuten das Signal zum Aufbruch. Zusammen folgen wir Elisabetta und diesem Chavez, der uns zum versteckten Eingang eines Bunkers führt, der noch einen ziemlichen Marsch von der Fabrik entfernt ist. Wir durchqueren ein wahres Ödland, eines, das keinem Schutz gewährt.
Allein wegen Elisabettas – oder wie sie auch immer heißt – gelangen wir ungesehen an den Bunker heran, der wie eine Festung wirkt. Ihre Männer haben sich in das System gehackt und senden falsche Bilder, die nicht lange bestand halten werden. Denn Gandias Leute sind nicht dumm und werden es schon bald herausfinden, weshalb wir schnell sein müssen.
„Traust du ihr wirklich?", fragt Santiago und bringt das Fass zum Überlaufen.
„Ich muss, denn ich bin wohl der einzige, der Rosa um jeden Preis zurückhaben will", knurre ich ihn an, packe ihn an seiner dämlichen Weste und schaue ihm tief in die Augen. Er schluckt und scheint sich fast in die Hosen zu scheißen. Erbärmlicher Wurm!
„Du bist auch der einzige, der das tun kann", stammelt er. Verächtlich lasse ich ihn los, denn Elisabetta betritt den Bunker.
Ich bin durch ein Headset im Ohr mit ihr verbunden und kann so mithören, was sie sagt. Das Militär wird sich zurückhalten, greift aber im Ernstfall nicht ein. Jedoch werden die meisten Überwachungskameras ausgeschaltet, sodass wir fast unsichtbar den Bunker betreten können, was jetzt der Fall ist.
Denn länger halte ich es mit Dick und Doof an meiner Seite nicht aus. Mit meinem Präzisionsgewehr im Anschlag husche ich durch die Gänge, einen genauen Lageplan, wo Gandia Rosa gefangen hält, konnte sie uns nicht geben. Aber ich werde sie finden.
Hinter mir folgen Jesus, Pepe und Santiago. Ihre Schritte sind so laut, dass ich sie am liebsten anschreien würde, doch das einzige, was ich tun kann, ist sie ermahnend anzusehen und zu hoffen, dass das reicht. Aber bei unserem Schlusslicht bin ich mir da nicht so sicher.
„Jefa, was verschafft mir die Ehre?", höre ich Gandias Stimme in meinem Ohr.
Ich bleibe nicht stehen, laufe weiter, während der grüne Laserstrahl alles abscannt. Mein Atem geht schneller, obwohl mein Herz langsamer schlägt, als würde es spüren, dass ich meine Reserven gut einteilen muss, wenn es hart auf hart kommt.
„Ich wollte mich erkundigen, wie es Ihrem Bruder geht", lügt sie, oder? Ich beachte es nicht weiter und schaue mich um, frage mich, wann die ersten Agenten auftauchen und als hätte dieser meine Gedanken gehört, stellt er sich mir in den Weg.
Doch bevor er mir gefährlich werden kann, drücke ich ab und höre den dumpfen Aufprall der Kugel, die durch seinen Schädel dringt und ihn auf der Stelle tötet.
Ich gehe weiter, beachte die blutende Gestalt am Boden nicht weiter und spüre, dass die zwei hinter mir nicht ganz so skrupellos sind und eindeutig mehr Mühe damit haben. Anfänger, denke ich abschätzig und höre, Elisabettas – oder soll ich lieber Jefa sagen? – Stimme, die Gandia irgendeinen Schwachsinn erzählt.
Wieder tauchen zwei Agenten auf, ich gebe Jesus ein Zeichen, der sich den einen vornimmt und ihn ausschaltet und ich den anderen. Dieses Mal will ich mir etwas Spaß gönnen, also schieße ich nicht gleich, sondern verdresche ihn mit gekonnten Hieben, ehe ich ihm den tödlichen Schuss setze.
„Macht dir das Spaß?", fragt Santiago fassungslos, als ich lachend mit Jesus einen High-Five mache. Ich runzle die Stirn und lache über die Frage noch mehr. Eindeutig einer, der vom echten Leben in Mexico keine Ahnung hat. Vielleicht in Straßenfights, oder Gangzickereien, aber nicht, wenn es ums Töten geht. Vielleicht würde er besser zu Rosa passen.
Was zur Hölle, denke ich da bitte?
Ich schüttle den Kopf und gehe weiter und höre endlich das, worauf ich die ganze Zeit gewartet habe.
„Was soll das? Wieso tun Sie das?", schreit Gandia.
Ich lächle bei der Vorstellung, wie er jetzt dasteht oder sitzt und keine Ahnung hat, was gerade alles passiert.
„Sie haben eine Zeugin als Geisel gehalten, Gandia. Das war so nicht abgemacht und gehört auch nicht zum Prozedere, weder hier in Mexiko noch in den Staaten und das wissen Sie genauso gut wie ich", höre ich sie sagen und würde zu gerne dabei sein.
Doch so langsam komme ich an den ganzen Schaltzentralen und den anderen Funktionsräumen in den Teil des Bunkers, der eher nach Zellen für Kriminelle oder Opfer sexueller Gewalt aussieht.
„Ich -"
„Sitzen bleiben Gandia. Sie sind verhaftet!", knurrt sie und gibt Chavez zu verstehen, dass er ihm Handschellen anlegen soll, was er auch macht.
Doch Gandia wehrt sich mit Händen und Füssen, doch am Ende höre ich das Klicken, dass mich fast hart werden lässt. So sehr bringt es mein Blut zum Kochen.
„Jetzt bist du dran, Guzman. Finde sie"; sagt sie. Ich nicke.
„Das werde ich", antworte ich und nehme das Headset aus dem Ohr, stecke es in die Brusttasche meines Overalls und mache mich auf die Suche.
Zuerst teilen wir uns auf, Jesus und ich nach links, Pepe und Santiago nach rechts, was die beiden ohne einen Mucks hinnehmen. Wir sagen kein Wort, arbeiten Hand in Hand und schalten immer wieder einige Agenten aus.
Einige haben mehr drauf als die anderen. Doch keiner kann uns das Wasser reichen, sodass unser Weg von Leichen gesät ist.
„Gesichert!", ruft Jesus und kommt aus einer Zelle heraus. Mein Gefühl sagt mir, dass wir schon ziemlich nahe sind.
„Gesichert!"
Ich lasse die Tür zufallen, die durch Elisabettas Hilfe alle nicht verschlossen sind – God safe the Technology!
So geht das weiter und weiter. Mein Herz hämmert wie verrückt, als ich die letzte Tür öffne. Zuerst ist alles so dunkel, dass ich nichts erkennen kann, doch als sich meine Augen daran gewöhnt haben, sehe ich sie.
„Oh mein Gott!", wispere ich und kann es nicht fassen.
Ich sehe sie vor mir stehen, so schön und atemberaubend – auch wenn sie so unglaublich verändert aussieht – dass ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll.
Als sie mich entdeckt, weiten sich ihre Augen und ihr Mund verzieht sich zu einem stummen ihr Schrei. Rosas Beine zittern verdächtig und bevor sie ohnmächtig zu Boden stürzt, renne ich zu ihr und kann sie gerade noch rechtzeitig auffangen.
Sie ist so leicht, denke ich, als ich sie auf meine Arme hebe. Ich kann nicht anders, als ihr Gesicht zu betrachten, kann mich nicht daran sattsehen und doch weiß ich, dass ich sie hier raus bringen muss.
Also trage ich sie aus der Zelle heraus, die sie niemals wiedersehen wird. Denn sobald sie wach ist und begriffen hat, dass der Albtraum ein Ende hat, werden wir verschwinden. Gemeinsam!
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Was denkt ihr über dieses Kapitel?
Eure Amanda
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