Das Kartell und ich
GUZMAN
„Ich weiß nicht was ich sagen soll, Junge. Soll ich stolz auf dich sein, oder mich für dich schämen?"
Das Gespräch mit Leonardo ist noch keine dreißig Minuten her, hat aber alles, oder zumindest vieles verändert. Das mein Vater das will, hat nichts mit Großzügigkeit zu tun, sondern ist eiskalter Berechnung zuzuschreiben. Er ist auf der Flucht, braucht dringend Kohle und ich bin der Einzige, der das ändern kann. Und da ich ihm keine Amnestie einbringen kann, muss ich halt die Geschäfte weiterführen. Ganz einfach.
Doch das ist es nicht. Zumindest im Moment, denn innerlich sträubt sich gerade alles in mir, zu gehorchen, nur weil er Kohle braucht und keines zur Verfügung hat, oder es für sonst einen Scheiß, den er gebaut hat, braucht. Und doch bin ich auf dem Weg zu seinem Büro, welches in einem der größten Gebäude der City liegt.
Die Sicherheitsmaßnahmen sind gigantisch, wahrscheinlich ist es besser als Fort Knox bewacht und das alles wegen Papier. Einen Haufen Dokumente, sonst nichts. Oder? Ich werde es gleich erfahren, denn ich stehe vor dem Eingang des Hochhauses und betrachte das Gebäude, dass ein absolutes Stahlmonster ist, dessen Fronten verglast sind.
„Na dann, Showtime!", sage ich mehr zu mir selbst, als zu jemand anderem und betrete den Komplex. Die Inneneinrichtung ist genauso, wie ich sie in Erinnerung habe. Clean und modern, geometrische Formen, Stahl, Chrom und Glas.
Die Empfangsdame hinter dem schwarzen Tresen in Mattoptik lächelt mich mit ihren roten Lippen an, was meinen ausgehungerten Instinkt zwar wachrüttelt, doch das strohblonde Haar und die viel zu blauen Augen stehen im viel zu krassen Kontrast zu Rosa. Die Erinnerung an sie, lässt meinen Magen nach unten sacken und die Wut an die Oberfläche treten. Doch hier kann ich mich nicht wie ein wildes Tier benehmen, also atme ich tief durch und erwidere das Lächeln so gewinnend, wie ich nur kann.
„Wie kann ich Ihnen helfen, Señor?", fragt sie mit piepsiger Stimme. Ich versuche nicht zu seufzen und kehre mein seriösestes Ich nach außen, um wenigstens den Anschein zu wahren, dass ich hierher gehöre.
„Ich bin Guzman Alvarez Davila. Mein Vater schickt mich, um einige Dokumente aus seinem Büro zu holen", lüge ich ihr vor und lasse meinen Charme spielen. Ich lehne mich lässig gegen den Tresen, versuche mit ihr zu flirten, was schwerer ist als gedacht, doch sie sieht so aus, als würde sie irgendwann verlieren.
„Ich verstehe", sagt sie kühl und tippt auf ihrer Tastatur herum. Und jedes Mal, wenn sie eine Taste betätigt klackern ihre verdammt langen Nägel darauf herum, was an meinem Geduldskostüm zerrt. Wie gerne würde ich ihr klarmachen, dass sie da keinen Nachweis oder einen sonstigen Beweis findet, aber ich muss sie ja nicht mit der Nase darauf stossen.
„Nun, ich finde hier keinen hinterlegten Nachweis, deshalb bräuchte ich Ihren Ausweis, Señor Davila." Bingo! Ich bin zwar kein gesuchter Verbrecher mehr, zumindest nehme ich das an, da Jesus keinen Hinweis in den Datenbanken der Regierung gefunden hat, aber ich lebe in einem verlassenen Gebäude, gehe zu Fuß durch die Stadt und tue alles, um nicht aufzufallen. Und jetzt soll ich meinen Ausweis zücken, damit sie ihn scannt und die Bullen mitkriegen, was ich vorhabe? Sicher nicht.
„Edith", setze ich an, als ich einen Blick auf ihr Namenschild, dass ziemlich nahe an ihrem eindeutig zu züchtigen Ausschnitt angebracht ist, und vertiefe den Blick, beuge mich mehr zu ihr rüber und lächle so charmant, dass reihum die Frauen niederknien würden, um meinen Schwanz zu lutschen. Gott, dass weckt Erinnerungen an alte Zeiten!
„Sie müssen wissen, dass mein Vater die Dokumente ziemlich dringend braucht. Er ist gerade im Ausland und hat keinen Zugriff darauf, weil sie absolut vertraulich sind. Und ich weiß als einziger, wo sich diese befinden. Es wäre also von nationaler Wichtigkeit, wenn Sie mir den Zutritt gewähren", säusle ich ihr vor und schaue ihr so tief in die ozeanblauen Augen, dass ich beinahe darin reingefallen wäre.
Und als sie aufleuchten und ich einen Hauch von Röte, um ihre bezaubernde und wirklich süße Stupsnase erkenne, schöpfe ich Hoffnung, dass es funktioniert und, dass ich es immer noch draufhabe. Doch der ernste Zug um ihren lieblichen Mund tritt genauso schnell ein, wie der entschlossene Ausdruck in ihren Augen.
„Es tut mir leid, Señor Davila. Aber ich brauche einen Nachweis, dass Sie wirklich Señor Davilas Sohn sind. Ich muss Sie also leider bitten zu gehen", sagt sie mit fester Stimme und deutet auf den Ausgang. Ich schlucke hart, versuche mich zu sammeln und starte einen neuen Versuch.
„Es wird meinen Vater verärgern, wenn er die Dokumente nicht pünktlich bekommt. Er ist ein sehr einflussreicher Mann, wie Sie vielleicht wissen und Edith, ich muss Sie nicht daran erinnern, was passiert, wenn er mit Ihrem Vorgesetzten redet, der ein enger Freund meines Vaters ist. Sie würden im schlimmsten Fall Ihren Job verlieren, vielleicht sogar auf der Straße landen, wenn mein alter Herr seine Kontakte spielen lässt und was würde dann aus Ihnen werden, wenn jeder potentielle Arbeitgeber von Ihrer schlampigen Arbeitsmoral halten, wenn herauskommt, dass Sie sich für sexuelle Gefallen hingegeben haben? Hm?", knalle ich ihr vor die Füße, „Ich würde es mir noch einmal überlegen, denken Sie nicht, Edith?", wickle ich sie ein und habe sie an der Angel, denn nach ihrem panischen Ausdruck nach zu urteilen, zeigen meine Worte Wirkung, was mich wölfisch grinsen lässt. Doch das vergeht mir schnell, als sie nach dem Hörer greift und den Sicherheitsdienst in die Lobby bestellt. Wieder rutscht mir der Magen ein Stück nach unten und ich komme ins Schwitzen.
„Denken Sie wirklich, dass das nötig ist?", frage ich Edith, die mich mit schräg gelegtem Kopf mustert und sich langsam erhebt.
„Señor, ich bin die Tochter des Managers und ich kenne die meisten Freunde meines Vaters und Señor Davila gehört nicht dazu", sagt sie mit einem triumphalen Funkeln in den Augen.
„Entweder Sie verlassen das Gebäude freiwillig, oder", sie macht eine Pause und deutet nach rechts, „die beiden werden Sie hinauswerfen. Es liegt an Ihnen", endet sie und lächelt süßlich. Verdammtes Biest!
„Hey! Lasst das!", knurre ich, als einer der beiden Gorillas mit Glatze mich am Arm packt und ihn nach hinten verdreht. Das kann doch nicht wahr sein! Verdammte Scheiße!
„Ich bin der Sohn von Señor Davila!", brülle ich und will mich wehren, als ich einen Mann im weißen Anzug hereinspazieren sehe. Mir fällt die Kinnlade nach unten, was Leonardo schmunzeln lässt.
„Lassen Sie ihn los, Señores. Er ist mein Patensohn und wirklich der, für den er sich ausgibt", verkündet er mit sonorer Stimme. Ich schließe den Mund wieder und reiße mich los, denn Edith nickt dem Typen zu, der einen Schritt zurückweicht.
„Verzeihen Sie Señor Torres für das Missverständnis", redet sich Edith heraus. Ich werfe ihr einen vernichtenden Blick zu, was sie mit säuerlicher Miene quittiert.
„Genug und jetzt komm!", mischt sich Leonardo ein und packt mich an der Schulter, reißt mich herum und gibt mir zu verstehen, dass ich ihm folgen soll. Mit dem Fahrstuhl geht es dreißig Stockwerke nach oben und dass in wenigen Sekunden.
Die Stimmung ist auf den Nullpunkt gesunken und so kalt, dass es mein Blut in den Adern gefrieren lässt. Ich starre auf den Boden und komme mir wieder wie das Kind vor, dass Leonardo behandelt, als wäre ich ihm lästig. Genau wie bei meinem Vater, doch während der mich mit Worten und Fäusten erniedrigt hat, so war Leonardos Verhalten stets nonverbal. Ich war zu klein, um es zu deuten und heute sind es verschwommene Erinnerungen, die sich nicht richtig greifen. Der Fahrstuhl hält, doch die Türen öffnen sich nicht. Erst, als Leonardo eine zehnstellige Zahlen und Buchstabenkombination eingibt, gleiten sie geräuschlos auf.
„Nur zu", sagt er und sieht mich direkt an. Ich nicke und gehe voraus, betrete den Eingangsbereich und staune nicht schlecht, denn es ist fast nichts mehr so, wie ich es im Kopf hatte.
„Wann hat Papa das alles renovieren lassen?", frage ich ihn und folge ihm ins Hauptbüro. Die zwei weiteren Räume sind ein Badezimmer und einen kleinen Loungebereich, der so gut wie nie genutzt wurde. Früher war alles ziemlich altbacken eingerichtet, dunkle, schwere Möbel, eine massive Bücherwand und einen herrschaftlichen Schreibtisch, der das Zimmer dominiert hat. Doch heute ist alles ziemlich modern eingerichtet. Viel Glas, Chrom und futuristische Bilder an den Wänden, die wahrscheinlich ein wahres Vermögen gekostet haben, obwohl die meisten davon aussehen, als hätte der Künstler starkes Nasenbluten gehabt und dieses auf die Leinwand gebracht. Einfach scheußlich!
„Vor etwa vier Jahren", antwortet Leonardo emotionslos. Doch für mich bedeutet das, dass mein Vater mich praktisch rausgeschmissen und mich nach Miami verfrachtet hat, um sich hier alles neu anzuschaffen. Vielleicht sogar, um zu feiern, dass sein blutsaugender Nichtsnutz von Sohn endlich weg ist. Ich könnte kotzen, was ich mir bei diesem persischen Teppich, der meiner Meinung überhaupt nicht zur restlichen Einrichtung gehört – mich aber ziemlich an den erinnert, der meine Mutter ausgesucht hat – vergeht, denn das wieder rauszubekommen würde nicht mal eine chemische Reinigung schaffen und das würde den Teppich killen.
„Setz dich, Guzman", meint er, als würde ihm hier alles gehören, was meine Wut wieder die Oberhand gewinnen lässt. In den letzten Wochen und Monaten habe ich nicht wirklich einen Grund gehabt auszurasten, aber heute wäre mir wirklich danach. Und ich könnte das hier alles kurz und kleinschlagen, um meinem Vater zu beweisen, dass ich wirklich nichts anderes kann, als Dinge zu zerstören.
„Möchtest du ein Glas Wasser?" Ich lache bitter auf und schaue in sein faltiges Gesicht.
„Tequila wäre mir lieber", sage ich tonlos. Leonardo nickt nur, schenkt uns beiden ein Glas ein und reicht es mir danach.
„Auf das Schi -", weiterkommt er nicht, denn ich setze das Glas an und kippe es in einem Zug runter. Das Brennen setzt sofort ein und für einen Moment fühle ich mich herrlich benebelt. Über seinen geknickten, fast verärgerten Gesichtsausdruck lache ich und schenke mir noch einmal nach.
„Auf das Schicksal", sage ich, stoße an und leere auch dieses Glas mit einem Schluck. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er es mir gleichtut.
„Wieso hast du gelogen? Du bist nicht mein Patenonkel", frage ich ihn, während die Wärme mich beinahe sentimental werden lässt. Denn ich habe nicht mal einen Patenonkel, was wieder zeigt, wie scheißegal ich meinem Alten war und noch immer bin.
Leonardo lehnt sich nach hinten und verschränkt die Finger miteinander, als würde er beten. Doch sein Blick ist wach und auf mich gerichtet, was mich nervt und an früher denken lässt.
„Nachdem du fluchtartig aufgestanden und gegangen bist, wusste ich, dass du bewusst, oder unbewusst hierher gehen würdest. Und ich wollte nicht, dass du Ärger bekommst, denn es steht dir zu hier zu sein", antwortet er und atmet durch. Ich schweige, weiß nicht, was ich darauf erwidern soll. Doch anscheinend hat er die Worte für sich gepachtet, denn er redet weiter.
„Dein Vater hat sich das nicht immer mit legalen Mitteln erarbeitet, das gebe ich zu und auch wenn ich es nicht jedes Mal unterstützt habe, so habe ich dazu beigetragen. Ich habe das mit aufgebaut und ich lasse nicht zu, dass die DEA oder sonst eine Organisation das zunichtemacht." Seine Stimme wird lauter und der Nachdruck, mit dem er die Worte ausspricht, verdeutlicht mir, dass er ebenfalls aus Eigennutzen spricht.
„Und was habe ich damit zu tun?", frage ich, obwohl ich die Antwort schon kenne. Obwohl mein Vater und er lange befreundet sind, hat er mir die Vollmacht ausgestellt und nicht Leonardo. Und das macht ihn rasend vor Wut. So oder so, er braucht mich ebenfalls, wenn er das Vermächtnis meines Vaters schützen möchte. Das verschafft mir einen Vorteil, denn er kann nicht ohne mich das Geschäft weiterführen, also wird er tun, was ich verlange.
„Anders herum gefragt", setze ich an und verlagere mein Gewicht, beuge mich ihm entgegen und schaue ihm in die wässrigen Augen, „Was bist du bereit zu tun, um nicht zusehen zu müssen, wie das ganze Geld auf den verschiedenen Auslandskonten ans FBI geht?" Leonardos Gesicht verfinstert sich, doch er sagt kein Wort. Er weiß, dass ich keinen Scherz mache. Nicht dieses Mal.
„Wenn du mir hilfst eine Person zu finden, dann würde ich die Vollmacht annehmen und die Geschäfte leiten", sage ich und lache innerlich auf, denn er sieht mich an, als würde er mir liebend gerne eine Kugel zwischen die Augen verpassen. Doch das wird er nicht machen, nicht, bis er hat, was er will.
„Ich bin nicht dumm und auf den Kopf gefallen schon gar nicht. Du brauchst mich, deshalb hast du mir geholfen und auch jetzt kriechst du mir in den Arsch, damit ich dir die Zügel in die Hände drücke und mich verpisse. Doch das werde ich nicht. Wenn mir mein Vater diese beschissene Vollmacht ausgestellt hat, dann werde ich es auch durchziehen. Und du wirst mir helfen, genau wie eine vermisste Person finden. Ansonsten kannst du dir deine ganze Millionen in den faltigen Hintern pusten", ende ich, verschränke die Hände hinter dem Kopf und schaue ihn provozierend an.
Ich tue das alles zwar nicht nur aus Rache daran, wie er mich früher behandelt hat, sondern auch, weil ich sehen will, wie weit er geht, um zu bekommen, was er will. Und in Leonardo brodelt es gewaltig, dass erkenne ich nicht nur an seinem roten Gesicht, oder dem Blitzen in seinen Augen, sondern auch, weil er sich genauso aufplustert, wie es mein Vater tun würde. Doch der ist nicht hier, hat sich abgesetzt, um es sich in der Karibik oder sonst wo die Sonne auf den Bauch brutzeln zu lassen, während ich mich hier um die Geschäfte kümmere.
„Ich würde dich an den Einnahmen beteiligen. Sagen wir zwanzig Prozent?", ködere ich ihn weiter. Normalerweise hätte ich ihn mit acht, maximal zehn Prozent abgespeist, aber ich brauche ihn, um Rosa zu finden. Also ist mir die doppelte Beteiligungsrate mehr als recht, wenn es mir mein Vögelchen zurückbringt.
„Deal, Cabron?", frage ich und strecke ihm die Hand hin. Seine mürrische Züge glätten sich nicht, auch dann nicht, als er einschlägt und unseren Deal damit besiegelt.
„Fantastisch. Ich denke, du solltest jetzt gehen und dich um den Papierkram kümmern. Es soll doch alles seine Richtigkeit haben, oder?", fertige ich ihn ab und genieße dieses Gefühl. Ich muss kein schlechtes Gewissen haben, wieso auch? Er wollte mich genauso instrumentalisieren, wie es mein Vater seit meiner Geburt getan hat. Und doch fühlt es sich irgendwie falsch an, doch das schiebe ich so weit weg, wie ich nur kann.
„Ich weiß nicht was ich sagen soll, Junge. Soll ich stolz auf dich sein, oder mich für dich schämen?", meint er, als er sich leise ächzend erhebt und den Knopf seines weißen Jacketts zuknöpft. Ich schlucke, versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass mich diese Aussage irgendwie verletzt und wütend macht. Sie klingen auch dann noch nach, als er das Büro verlassen hat.
Ich schiebe alles zur Seite, stehe auf und umrunde den gläsernen Schreibtisch, setze mich auf den ziemlich warmen ledernen Stuhl und kann nicht verhindern, dass ich mich überlegener als jemals zuvor fühle. Macht durchströmt meine Adern, erfüllt jede meiner Zellen und lässt mich von einem Ohr zum anderen grinsen.
„Wie schade, kannst du das nicht sehen", lache ich und schieße ein Foto, sende es an die Nummer meines Vaters, obwohl ich weiß, dass er sie nicht mehr benutzt. Aber er soll sehen, dass ich nun an der Nahrungskette ganz oben stehe und mich dementsprechend so verhalte. Ich atme tief durch und genieße für einen Augenblick die Stille, bevor sie mich nervt und ich beschließe die Geschäfte wieder aufzunehmen.
Die Kohle muss ja von irgendwoher kommen, also rufe ich einen der größten Lieferanten meines Vaters an und verabrede mich mit ihm. Sein Vorschlag uns in einem Stripclub zu treffen will ich zuerst ausschlagen, doch dann erinnere ich mich an Jaimes Worte, dass Rosa mich zu einem schwanzlosen Idioten machen würde – was absolut nicht zutrifft, aber ich muss mich der Gesellschaft anpassen und die mag schäbige Orte, wie diese – und sage zu.
Der Weg dorthin führt mich zuerst zurück in unser Loft, in dem ich Jesus schlafend an seinem Schreibtisch vorfinde.
„Echt jetzt, Cabron?", flüstere ich, als ich seinen schlaffen Schwanz aus der Jogginghose baumeln sehe und schüttle den Kopf. Wenn er sich schon einen runterholt, während er nach Rosa sucht – ich kann nur hoffen, dass ihn das nicht so scharf gemacht hat, dass er ... Gott, bitte nicht!
Ich ziehe mich um, stecke mir einige tausend Dollarscheine in die Hosentasche und mache mich auf den Weg. Dieses Mal mit dem Taxi, dass mich durch die ganze Stadt chauffiert, um mich dann vor dem El Diavolo rauslässt. Die neonviolette Schrift blinkt einladend und würde jeden schwanzgesteuerten Mann hineinlocken, so auch mich.
Im Innern begrüßt mich die dumpfen Bässe der Songs, die passend zu den Showeinlagen der Girls aus den Boxen über mir dröhnen. Das schummrige Licht trägt dazu bei, dass ich mich gleich zuhause fühle. Ich bestelle mir an der Bar einen Drink, der mir ein wahrscheinlich schwuler Schwarzer mit Eyeliner und Fakelashes spendiert.
Damit in der Hand mache ich mich auf die Suche nach meinem Lieferanten, den ich in der ersten Reihe einer reifen Milf finde. Der Sabber rinnt ihm bereits herunter und tropft auf sein Hemd, dass bereits einige rote Flecken, die verdächtig nach Buritosauce riechen, aufweist. Seine Haare sind mit viel zu viel Gel nach hinten gekämmt und kleben ihm an der viel zu kantigen Birne, die er nach links dreht, als er mich bemerkt.
„Hast du mir ein paar Scheine?", fragt er, ohne den Blick von der verdammt heißen Chica zu nehmen, die gerade ihre runden Arschbacken twerken lässt.
„Alter, du bist stinkreich!", nörgle ich und hole ein paar hervor, drücke sie ihm in die fettigen Hände und lasse mich auf den Sessel neben ihn nieder. Fast wie paralysiert starrt er auf die gemachten Titten der Schlampe und die Beule in seiner Armanihose zeigt mir, dass er sie am liebsten bumsen würde. Doch anfassen ist hier verboten, zumindest hier vorne. In den hinteren Bereichen des Clubs ist fast alles möglich.
„Können wir endlich übers Geschäftliche reden", knurre ich irgendwann, nachdem er ihr die tausend Dollar in den ziemlich knappen Glitzer-BH gesteckt und ihr noch einen Hunni in den Slip steckt, den er einen Ticken zu lange bestaunt, ehe sie sich zurückzieht und an der Stange weiter tanzt.
„Ich habe Spaß und du willst was von mir, also halt deine Fresse!", erwidert er pampig. Ich musste heute schon zweimal meine verfickte Wut zurückhalten, ein drittes Mal wird es bestimmt nicht geben.
„Ach ja?" Ich stehe auf, baue mich vor ihm auf und starre ihn nieder. Seine Schweinsaugen verengen sich zu Schlitzen, durch die er niemals etwas erkennen könnte, aber er muss sich ja aufspielen, als wäre er Rocky und ich irgendein Wicht. Doch er ist ein fetter Typ, der nur ans Fressen und Ficken denkt und mit jedem Lastwagen, der die Grenze passiert Millionen verdient und ich bin der Sohn eines einflussreichen Kartellchefs. Es wird Zeit, dass mir jeder den Respekt zeigt, der mir gebührt.
„Pass mal auf, Fettwanz! Ich habe keine Lust mich mit dir herumzuschlagen, vögle die Milf bis ihre Pussy wie ein alter Eimer anfühlt, aber verkauf mich nicht für dumm", mache ich ihm klar und schaue ihm die ganze Zeit in die Augen. Er schluckt, doch der grimmige Ausdruck bleibt.
„Du hast keine Ahnung, mit wem du dich anlegst, Kleiner. Aber deinen Deal kannst du vergessen", knurrt er und steht mit einem Grinsen im Gesicht auf. Ich habe keine Ahnung wieso, doch als ich die vier Bodyguards, die selbst Schwarzenegger in den Schatten stellen, sehe, die auf mich zukommen, muss ich mich zurückziehen, was ihn noch mehr amüsiert.
„Besser so, Kleiner. Aber wir hören uns noch", erwidert er feixend und drängt sich an mir vorbei. Er verlässt in Begleitung den verdammten Laden und lässt mich wie ein verdammter Idiot stehen.
„Hi'jo de Puta!", brülle ich und trete gegen den Sessel, der wankend nach hinten fällt und alle auf einmal mich anstarren.
„Fickt euch, Pendechos!", schreie ich und verlasse das Lokal. Draußen mische ich mich blind vor Wut durch die Passanten, die in dieser Meile auf ihr großes Glück hoffen. Doch das sind alles bemitleidenswerte Kreaturen, die nichts von der eigentlichen Welt wissen. Der, in die ich geboren wurde. Und wahrscheinlich sterben werde, aber das war schon am Tag meiner Geburt klar gewesen. Ich bin einer von ihnen, den Kartellen.
Ich habe schon gesehen, wie Nutten versteigert und verkauft wurden als ich nicht mal acht war. Schießen habe ich in sogenannten Sommercamps perfektioniert und das alles, um mich als einen Killer auszubilden. Einer, der seinem Vater jeden Feind vom Hals schafft und das beinahe mühelos und aus einiger Entfernung. Sicher und sauber.
Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, wie viele Leute ich das Leben genommen habe. Am Anfang war es wie ein Rausch, doch irgendwann war es fast zur Gewohnheit geworden. Der Kick hat gefehlt und innerlich habe ich mich jedes Mal ein Stückchen leerer gefühlt.
Und dann ging ich nach Miami und habe mich selbst gefunden. Aber jetzt fühle ich mich wieder genauso wie vor vier Jahren, allein Rosa hält mich davon ab mich irgendwohin abzusetzen und es mir gutgehen zu lassen. Denn ich könnte mir überall ein Geschäft aufbauen, denn das ist das einzige, was ich wirklich kann.
Keine Ahnung, wie lange ich schon durch die Straßen Culiacáns laufe, doch seit einiger Zeit habe ich das Gefühl verfolgt zu werden.
Ich habe nie nach hinten gesehen, aber mein Schatten scheint genau zu wissen, was er tut. Denn ich kann nichts Verdächtiges erkennen. Doch als ich in eine Gasse abbiege, die durch eine Menschentraube verdeckt wird, die an mir vorbeiläuft, nutze ich die Gelegenheit, dränge mich gegen die Backsteinwand eines chinesischen Restaurants und greife nach meinem Schatten und nein, ich hasse es Peter Pan zu sein. Ich ziehe sie in einer flüssigen Bewegung in die Gasse, drücke die Person an die Wand und reiße ihr die Kapuze vom Kopf.
„Heilige Scheiße!"
-----------------------------
Was könnte das bedeuten?
eure Amanda
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro