Tut mir leid
Morgen laden wir Basti ein. Mal sehen, wer recht behalten wird. Ich versuche ihm eine ehrliche Chance zu geben.
Wenn ich diese Aussage mal nicht bereuen würde. Ein wenig zitterig erhob ich mich aus meinem Bett und schlich mit einen Stapel Kleidung auf dem Arm ins Bad. Mein Kreislauf war nach vorgestern/ gestern noch nicht wieder 100% Prozent da, aber was erwartete ich auch anderes, wenn es mir der Massen schlecht ging. Im Wohnzimmer lag ein schlafender Stegi. Alle Gliedmaßen von sich weg gestreckt und hatte die Decke weg gestrampelt. Der Anblick hatte schon fast etwas kindlich niedliches an sich. Das durfte ich ihm nur nicht sagen, sonst würde ich nur zu hören bekommen, dass er kein kleines Kind war. Naja war er mit seinen 27 Jahren für die meisten vermutlich auch nicht mehr, wobei man doch eigentlich immer ein wenig Kind blieb.
Vorbei an dem Sofa, hin ins Bad. Das Wasser der Dusche prasselte auf mich herunter. Jeder Tropfen löste sich blitzschnell von dem Metallischen Kopf und regnete wie eine Perle auf mich. Was mich eigentlich wach halten sollte schien mir ein Schlaflied zu singen. Auch wenn der Regler eiskalt eingestellt war hüllte mich das Wasser wie ein warmer Umhand aus Perlenketten ein. Beruhigend klapperte es und so war es erst das doofe Shampoo, welches in mein Auge lief, was mich wach machte. Im negativen Sinne. Träume zerstört von ein wenig Schaum und Wasser. Lächerlich.
Meine Haare wusch ich dieses Mal ein wenig länger und machte mir sogar die Mühe sie zu stylen, während ich sie föhnte. Hoffentlich wachte Stegi davon nicht auf. Kritisch lag mein eigener Blick auf meinem Oberkörper, der vor mir gespiegelt wurde. Es sollte mir egal sein, wie meine Harre saßen, ob meine Haut rein und das Oberteil faltenlos war. Normal war es das auch größtenteils, aber irgendwas lies mich heute die bestehe Version von mir sein. Vor Stegi gab ich Basti eine zweite Chance, die gab ich ihm auch, aber genauso musste ich mir erhoffen diese auch von ihm zu bekommen. Vermutlich sogar nicht mehr als er es musste. Ich hatte die Situation nur aus meiner Sichtweise gesehen. Ja, eine einseitige Betrachtung. Nie wäre mir in den Sinn gekommen Bastis Perspektive zu beäugen, ja sogar meine eigenen Fehler darin zu suchen. Auf diese Idee musste mich -leider- erst mein Besuch bringen. Das prasselnde Nass hatte sicherlich auch seinen Teil dazu beigetragen, das ich nun nervös die selbe Haarsträhne das siebte mal zwischen meinen Fingern drehte, bevor ich aus dem Bad trat.
Just in dem Moment, wo ich in Sichtweite des Sofas kam öffnete der 27. Jährige darauf seine grünen Augen und sah sich verschlafen in Raum um. „Guten Morgen." , gab ich belustigt von mir und musste über den verwirrten Blick lachen, welchen Stegi mir zu warf, als er mein Äußeres betrachtete. „Erwartest du noch jemanden besonderen." Ja, aber davon weiß die Person selbst noch nichts. Oh wird das nachher cringe. Und als besonders würde ich die Person nicht bezeichnen, eher als arroga... Ich zwang mich selbst dazu den Gedanken nicht weiter zu spinnen. Ich wollte einen Neuanfang, dann musste ich auch bereit sein, einen zu starten. Unvoreingenommen an das ganze herangehen und ehrlich zu versuchen uns als Nachbarn eine 2. Chance zu geben viel mehr schwer. Ich war vieles, aber kein Mensch, der nicht nachtragend war. Ich hasse immer noch dieses Mädchen aus meiner Klasse, weil sie mich einmal mit in ihr Spicken hinein zogen hat, sodass wir beide eine 6 kassierten. Was sie die Lehrerin dabei dachte der Person, von der Abgeschrieben wurde, mit zu bestrafen verstand ich allerdings genauso wenig.
Eine Nachbarschaftsbeziehung ist keine Ehe. Entspann dich, mehr als sich gegenseitig ertragen musst zu ja nicht mit ihm. ,ermahnte ich mich selbst in Gedanken und machte mir damit nur um so mehr davon. Es störte mich ja selbst, dass ich diese Begegnung auf einmal als wichtig einstufte und mich verrückte machte. Hatte ich mich ernsthaft so für BastiGHG fertig gemacht. Lächerlich.
„Nein ich erwarte niemanden besonderen. Hatte einfach mal Lust darauf." Wer's glaubt wird selig, oder auch nicht.
„Ich glaub dir das einfach mal." , meinte Stegi skeptisch und damit wurde ich aus der Wohnung geschoben und er betätigte eiskalt die Klingel von Bastis Wohnung, bevor er in meine flüchtete und die Tür hinter sich zu zog. Das alles natürlich in Socken und nur in einem schwarzen T-Shirt und einer kurzen Schlafhose. Lächerlich.
Irgendwer nie ich Idee was ich jetzt machen kann? Ich nicht.
Bitte Basti sei einfach nicht zu Hause. Ich wusste nicht, ob ich ehrlich hoffte, dass die Tür vor mir geschlossen bliebt, oder nicht. Ich bezweifelte, das es so einfach werden würde in meine Wohnung zu kommen, wenn Stegi wollte, dass ich mich mit meinem Nachbarn aussprach. Ach du scheiße in welchen Fiebertraum war ich hier hineingeraten.
Hoffentlich ein fernab der Realität liegender, denn wo ich schon dachte er wäre wirklich nicht zu Hause sprang die Tür auf und Basti schaute mir überrascht entgegen. Fast sofort wich das Erstaunen einer finsteren Miene. Es sollte mich nicht wundern. Ich hatte ihn beleidigt, aber trotzdem tat diese Ablehnung weh. Wie kalt sich sein Blick in meine Augen Bohrte. Normal war es ich gewesen, die ihm diese tödlichen Blicke zugeworfen hatte, aber nun musste ich selbst erfahren, wie weh sie taten. Vieles hätte in in diesem Augenblick getan um ihnen nicht mehr ausgeliefert zu sein. Ich konnte aber nichts tut stand wie angewurzelt in den Türschwelle und senkte meinen Blick gen Boden.
„Es tut mir ehrlich leid, was ich zu dir gesagt habe. Ich habe Bastian und BastiGHG auf eine Stufe gesetzt, was falsch war, und somit alles negative, was ich bereits fälschlich auf BastiGHG projiziert hatte nun auf Bastian übertragen, obwohl mir die Tage davor ja eigentlich hätte zeigen müssen, dass es eben den Unterschied gibt. Bitte verzeih mir mein Verhalten. Ich würde mich freuen, wenn nicht meine Worte zwischen uns stehen würden." Während ich geredet hatte sich mein Blick langsam vom Boden gelöst und war nach oben gewandert, sodass ich nun in Bastis Gesicht schauen konnte. Seine Miene zu deuten überforderte meine Menschenkenntnis dann gewaltig. So distanziert und kalt und doch irgendwie nicht fern ab meiner Wörter. Ich schien es geschafft zu haben ihn mit meinen Worten erreicht zu haben. Nach vielen verschiedenen Emotionen, die mein Gegenüber zeigte wechselte es zu einem fast schon schuldbewussten Blick. „Mir tut doch genauso leid. Ich hätte es dir einfach sehr viel früher sagen müssen, aber dann Standes du plötzlich schon vor mir und hast alle meine Pläne über den Haufen geworfen." ,meinte er und ich streckte ihm ohne zu zögern meine Hand hin. „Frieden?" „Frieden!" Und mit dieser Aussage hatte ich meinen neu Anfang und das irgendwie viel friedvoller und einfacher, als gedacht. Möglich, dass Stegi recht hatte und ich aus meiner Komfortzone öfter ausbrechen musste und auch mal einen anderen Weg, als den des geringsten Wiederstandes einschlagen musste. Seit ich den Blonden kannte und den Plan gefasst hatte nach Berlin zu ziehen hatte ich irgendwie so viel gelernt, wie lange nicht mehr. Und vielleicht sind dieses nicht nur Tipps für das allein leben, sondern auch Ratschläge, die mein Leben prägen würden. Diese Zeit machte mich zu einem neuen Menschen.
Als Basti dann erneut das Wort erhob und mich fragte, ob ich noch zum Frühstück bleiben wollte schaute ich ihn erstmal überrascht an. Danke Basti das war mein Plan ,dachte ich mir nur und überlegte, ob es für Stegi ok wäre, wenn ich ihn in meiner Wohnung allein lasse und nicht -wie geplant- meinen Nachbarn mitbringe würde. Kurz entschlossen Entscheid ich allerdings, dass er es ja war, der wollte, dass Basti und ich uns aussprachen, also musste er auch damit leben können, wenn ich diesem zusagte mit ihm zu Frühstücken.
„Wenn das keine Umstände macht." Damit war es dann so gut wie gebongt und ich saß kurz darauf wieder auf einem Stuhl am Esstisch in Bastis Wohnung und er holte aus der Küche ein bis hier her wunderbar duftendes Frühstück. Von Tomaten und Gurken, über Brot und Marmelade, bis hin zu Rührei war gefühlt alles dabei. „Und sowas frühstückst du ehrlich jeden Morgen?" , fragte ich Basti ein wenig geschockt, da wir selbst zu zweit nur knapp alles auf bekamen. „Nein eigentlich nicht, aber irgendwie hatte ich heute halt Lust drauf. Nenn es Schicksal wenn du willst." Dabei lachte er ein locker entspanntes Lachen, was so ansteckend war, dass nicht nur ich mit einstimmte, sondern auch ein warmes Gefühl durch meinen Bauch tanzte. Und nein das war nicht das leckere Essen. Als alles aufgegessen war und ich mich fühlte wie ein Luftballon begann der ernste Teil des Treffens. Wir sprachen uns aus und das richtig und ohne scheu. Ich sagte ihm, wie sehr ich BastiGHG hasste, aber ich fand den Unterschied. Den Unterscheid zwischen einer Art Kunstfigur und dem echten Menschen dahinter. Möglich, dass ich mit BastiGHG nie klar kommen würde, aber Basti war ein Freund für mich geworden. Lange redeten wir einfach nur. Erzählten die jeweils andere Sichtweise und lachten auch teils gemeinsam über meine dummen Schlussfolgerungen. Ja ich war dumm gewesen, aber ich wollte es nicht mehr sein. Aber irgendwann kam der Punkt, wo alles geklärt war und wir sagen konnten, dass es vergangenes war. Eine weniger rosige kennenlernen Geschichte, auf der mehr wachsen sollte, als eine Feindschaft. So hockte ich wieder auf der Couch und zockte mit Bastian irgendein Game auf der Konsole. Keine Ahnung welches ich war PC Spieler durch und durch und kannte so keine Spiele dafür. Schnell kam dann der Punkt, wo wir und nur noch aus joke anschrieen und leicht beleidigten. Halt auf einer Freundschaftlichen Ebene. Wobei wir wohl auch ein wenig lauter waren. Ups.
Als ich schließlich bei mir selbst klingelte um auch noch etwas mit Stegi zu mache -wir sollten echt mal was in RL zu dritt machen- schaute dieser Schuldbewusst zu Boden. „Ehm, Stegi, alles gut?" , fragte ich überfordert und wusste nicht, was los war. Hatte er eine Vase heruntergeworfen, oder einen Goldfisch gefrühstückt, oder warum zog er eine solche Schnute.
„Ich hatte dich nicht dazu drängen sollen dich mit Basti auszusprechen. Man hat euch bis hier her streiten gehört." Oh, da hatte jemand wohl etwas falsch interpretiert. Der Arme.
„Stegi, alles gut. Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich gekränkt hast. Wir hatten ein klärendes Gespräch und haben dann irgendwas auf der Konsole gespielt, wobei es lauter wurde. Wir haben uns nicht ehrlich angeschrien." Mehr als ein „Lächerlich" kam nicht von ihm und so kümmerten wir uns um ein vernünftiges Mittagessen, auch wenn ich keiner Leichenverbrennung hatte. Das Frühstück war mir genug für einen ganzen Tag.
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