✖Game 57✖
Jungkook Pov
Ich war ein einziges mal dumm genug zu glauben ich könnte dieses Spiel austricksen. Es war mein erster Kampf mit einem Jungen in meinem Alter. Ich erinnere mich noch genau an seine Angst, an seinen zitternden Körper und seine Tränen, die nicht mehr aufhören wollten zu fließen. Noch nie habe ich einen Menschen mit so einer Furcht gesehen. Dieser Junge wollte nicht sterben, weil er Angst davor hatte, genau wie ich, genau wie Taehyung und ich war Naiv genug zu glauben das wir den Kampf auch beenden könnte ohne das einer von uns sterben muss.
Was sollte es schon tun? Im schlimmsten Fall würde der Kampf auf ewig weiter gehen, das dachte ich, aber der Gedanke war mehr als Naiv. Wenn du dem Spiel einen Teil deiner Seele verschreibst, dann kann es damit machen was es will. Jeder Spieler hier hat also quasi eine Geisel aus sich selber gemacht. Jeder Tag wurde zur Qual. Ich begann Dinge zu sehen, die nicht da waren, Stimmen in meinem Kopf, die mir zuflüsterten.
Töte sie. Töte sie alle.
Anfangs wusste ich noch das diese Stimmen nicht real waren, ich konnte die Dinge die Einbildung waren von der Realität unterscheiden, aber irgendwann verschwamm beides ineinander. Ich schottete mich von der Außenwelt ab, sperrte mich in meinem Zimmer ein und bestellte eine Waffe, weil die Stimmen es so wollten. Irgendwann wurden sie für mich zu realen Personen und das, was sie von mir verlangten wurde immer grausamer.
Lass es brennen.
Schubs sie.
Töte sie alle.
Ich wusste das es nur einen Weg gab sie los zu werden und zur Normalität zurück zu kehren. Er flehte um sein Leben, er sagte das er es aushielt mit ihnen, dass er sein ganzes Leben diese Stimmen ertragen würde wenn ich ihn dafür am Leben lasse, aber trotz den Tränen die er vergoss, obwohl er sogar vor mir auf die Knie fiel, erschoss ich ihn. Denn auch wenn ich ihm glaubte, dass er stark genug war mit ihnen zu Leben, so konnte ich es nicht.
Genau so wenig wie ich es jetzt könnte. Ich würde gerne von mir behaupten in all den Jahren gewachsen zu sein und für Taehyung meine schwächen überwinden zu können, aber ich will das, was ich damals durchgemacht habe, nie wieder erleben müssen. Deswegen kann ich ihm nur in dem zustimmen was er eben gesagt hat
Einer von uns muss sterben und einer wird es auch definitiv.
"Töte mich." Ich überwinde den letzten Abstand zwischen uns und umklammere die Pistole als er erneut einen Schritt zurück gehen will, sodass er stehen bleiben muss. Ich halte mir die Mündung direkt an mein Herz, sodass alles, was er jetzt noch tun muss ist diesen Abzug zu drücken.
Tränen bilden sich in meinen Augen und meine Lippen fangen an zu zittern, aber ich versuche es so gut es nur geht zurück zu halten. Er darf kein Mitleid mit mir bekommen, er darf kein schlechtes Gewissen verspüren, sonst wird er mich nicht töten können, das weiß ich. Sein Hass mir gegenüber kommt gerade mehr als nur gelegen, vielleicht wird er ihn dazu bewegen es zu tun. Vielleicht merkt er dadurch das es das einzig richtige ist.
Mit großen Augen sieht er von seiner eigenen Pistole hoch in mein Gesicht, ungläubig, fast fassungslos schüttelt er den Kopf, drückt mir die Waffe aber noch fester an die Brust. "Glaubst du ich schieße auf jemanden der Unbewaffnet ist? Hälst du mich für so Feige?"
"Nein", sage ich sofort um jeden Gedanken von ihm, der in diese Richtung geht, zu unterbinden. Langsam lasse ich meine zitternde Hand sinken, die bis eben noch die Pistole umklammert und auf mein eigenes Herz gerichtet hat. "Ich halte dich für stark genug es zu tun."
Seine Züge entspannen sich langsam während er mir weiter in die Augen sieht. Die Falte zwichen seinen Augenbrauen, die ihn hat so viel älter wirken lassen, verschwindet und der Ausdruck in seinen Augen verändert sich vollkommen. Da ist nicht mehr länger nur Verachtung, Hass und Schmerz zu erkennen, obwohl letzteres noch ganz klar vorhanden ist, sondern auch etwas anderes, helleres und so viel schöneres.
Ich muss bei dem Anblick Lächeln, denn eigentlich hatte ich keine Hoffnung mehr jemals so von ihm angesehen zu werden. Wie etwas wertvolles, das er unter keinen Umständen verlieren will, etwas das er so sehr liebt, das es ihn schmerzt dieses etwas leiden zu sehen.
Mir wird wärmer, mein ganzer Körper entspannt sich und auch das Zittern verschwindet. Bisher dachte ich immer, dass ich mich so sehr an das Leben geklammert habe weil ich es noch nicht richtig auskosten durfte, aber jetzt merke ich was mir gefehlt hat. Es fühlt sich plötzlich so viel einfacher an zu sterben, mit dem wissen das man geliebt hat und das die Person, die diese Liebe in dir geweckt hat, dafür im Gegenzug Leben darf.
"Wieso lächelst du?", fragt er und reißt mich damit aus meiner Trance. Erst jetzt bemerke ich die Tränen, die seine Wangen unaufhörlich hinunter laufen. "Du wirst sterben, wieso bist du also so glücklich du verdammter Idiot?"
Er senkt den Kopf um seine Tränen vor mir zu verbergen und seine Hand mit der Pistole fängt an zu zittern. Ich muss beinahe lachen bei dem Gedanken daran, dass diese Worte von ihm an mich die letzten sein könnten die ich zu hören bekomme, aber würde mich das stören? Ich denke nicht, denn ich weiß wie diese Worte gemeint sind und es reicht mir das er es ist der sie spricht, das es seine Stimme ist die ich hören darf bevor es vorbei ist.
Ich hebe meine eigene Hand langsam an und streiche ihm mit dem Daumen unter den Auge entlang um eine der Tränen wegzuwischen, die er fast vergossen hätte. Jetzt erst sieht er wieder zu mir hoch und ich kann nicht anders als erneut zu Lächeln.
"Ich liebe dich, Taehyung." Sofort schüttelt er als Reaktion auf meine Worte den Kopf umd kneift die Augen zusammen während er anfängt noch stärker zu weinen. "Ich lächle, weil ich glücklich bin. Weil es mich glücklich macht dich zu lieben."
Er krallt sich noch fester an die Pistole, als wäre es das einzige was ihm noch halt bieten kann und tatsächlich betätigt er den Abzug sogar halb, aber er lässt ihn nur wenige Sekunden später wieder los. Verwirrt starre ich ihn an als er die Waffe sinken lässt und stattdessen die Augen öffnet um mir in meine zu sehen.
Er wirkt benommen, nicht ganz er selbst und doch irgendwie schon. Es ist, als hätte sich etwas in ihm innerhalb einer Sekunde verändert und als ich ihm genauer in die Augen sehe, ist zu den Gefühlen auch noch die Trauer dazu gekommen, Trauer aber auch Erleichterung.
"Einer von uns muss sterben, Jungkook", wiederholt er seine Worte von vorhin, aber bevor ich überhaupt richtig darüber nachdenken kann warum er das tut, hat er die Waffe wieder angehoben. Doch statt sie wie vorhin bereits wieder auf mich zu richten und dem ganzen endlich ein Ende zu setzen, hält er sich die Pistole an seine eigene Brust, an genau die Stelle, unter der sein Herz pocht.
"Nein!"
Aber mein Schrei kommt zu spät, denn er drückt den Abzug schneller als ich reagieren kann und der Knall, den dieser Schuss erzeugt, kippt meine ganze Welt in ein riesiges, schwarzes Loch.
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