✖Game 43✖
Jungkook Pov
Einem Entschluss sollten immer Taten folgen, immerhin ist das sein Sinn. Wenn ich mich dafür entscheide etwas zu tun, bringt es nichts einfach rumzustehen und zu hoffen das sich das alles irgendwie von selber erledigt, aber gerade bin ich nicht imstande etwas anderes zu tun als genau das und auf dieselbe Stelle zu starren wie vor einer Minute bereits. Immer wieder wandern meine Gedanken zurück zu dem Moment, als Taehyung vollkommen ohne Vorwarnung und unerwartet diese Waffe gezogen hat, die ich beinahe vergessen hätte. Ich hätte mit allem gerechnet, nur nicht damit das er ihn tötet.
Vielleicht lag es eben an diesem Effekt der Überraschung, dass ich es immernoch nicht fassen kann, denn ich versuche immer noch zu begreifen warum das eben geschehen ist. Taehyung hat sich so vehement geweigert jemanden zu töten, ich habe den Ausdruck der Verzweiflung gesehen als er beschlossen hat es auch bei diesem Jungen nicht zu tun, weil er wusste, es würde seinen eigenen Tod bedeuten. Ich habe die Angst gesehen, als Jackson die Waffe auf ihn richtete und ich habe seinen Hass gespürt als ich es für ihn tat.
Warum hat er es doch getan? Warum hat er sich in letzter Sekunde entschieden sein Gewissen mit etwas zu belasten, was ich auf mich hätte nehmen können? Er wusste nicht das ich kommen würde, klar, aber er hätte es selbst dann nicht getan wenn es sein sicherer Untergang gewesen wäre oder hat sich da etwas geändert? Was auch immer ihn dazu getrieben hat seine Meinung so drastisch zu ändern, es muss stärker sein als sein Gewissen.
Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich erst durch das Wimmern und zittern von Taehyung daraus gerissen werde. Er kriecht von der Waffe weg, so weit nach hinten das er irgendwann mit dem Rücken an die Stange der Schaukel stößt. Seine Hände hebt er vor sein Gesicht, starrt sie voller Schrecken an als könnte er da das Blut seines Opfers daran kleben sehen.
Der Anblick von ihm, so verängstigt, schockiert mich beinahe noch mehr als das, was er eben getan hat. Er hatte es oft mit der Furcht zu tun seit er in diese Welt hinein geworfen wurde, aber noch nie war sie so stark, noch nie drohte sie so sehr von ihm Besitz zu ergreifen wie jetzt gerade.
Sein Atem geht unregelmäßig, immer wieder schnappt er nach Luft als hätte er Angst sie könnte ihm ausgehen und seine Haare kleben an dem Schweiß seines Gesichtes, der mit Sicherheit nicht nur vom laufen kommt. Es ist eine Panikattacke, die er gerade hat und alles was ich tue ich herum zu stehen und darüber nachzudenken warum er ihn getötet hat statt ihm, wie ich es eigentlich beschlossen habe, dabei zu helfen es zu verarbeiten.
Sofort setzt sich mein Körper in Bewegung und noch während ich auf ihn zu gehe, ziehe ich mir meine Jacke aus. Das Wetter heute passt zu der Situation, es ist kalt und winzig kleine, ganz leichte Tropfen fallen vom Himmel. Es ist ein schreckliches Wetter, passend zu dem Leid, das Taehyung gerade wahrscheinlich durchlaufen muss.
"Ganz ruhig, ich bin es", sage ich als ich vor ihm auf die Knie gehe und er zusammenschreckt, aber meine Worte helfen nicht. Die Tränen laufen weiter seine Wangen hinunter und er rauft sich weiter die Haare. Seine Aufmerksamkeit gilt gar nicht mir, sie gilt dem Punkt hinter mir, den er über meine Schulter hinweg fixiert, dem Punkt, an dem die Grünen Lichter eben verschwunden sind, in die sein Gegner sich aufgelöst hat.
Ich kann ihn hier nicht einfach sitzen lassen und hoffen, dass er irgendwann müde wird und sich von alleine erhebt. Außerdem tut es mir aus irgendeinem Grund weh ihn so zu sehen. Es fühlt sich an, als würde sich mein Herz bei dem Anblick zusammenziehen und dabei verstehe ich das nicht einmal. Er hat den Jungen getötet, ich hätte nicht einmal ein wirklich schlechtes Gewissen gehabt, also warum reagiert mein Körper so?
Es sind so viele Fragen, auf die ich keine Antworten erhalten werde, aber ich weiß wie ich zumindest eine Sache beruhigen kann, nämlich mein Herz, das wie wild pocht. Wie geplant lege ich Taehyung die Jacke um die Schultern und nehme anschließend sein Gesicht in die Hände, bevor er sie abschütteln kann. Mich angucken tut er zwar immer noch nicht, aber das möchte ich ändern. Es hilft ihm nicht daran denken zu müssen was er eben getan hat. Was er braucht ist Ablenkung.
Ich schließe die Augen, lege den Kopf schräg und platziere meine Lippen sachte, aber fordernd auf seinen, damit er weiß das ich hier bin. In seinem Zustand scheint er sich gerade wahrscheinlich für den einzigen und schlechtesten Menschen auf der Welt zu halten, aber dieser Kuss soll ihm was anderes sagen.
Langsam bewege ich meine Lippen auf seinen, störe mich nicht einmal am Geschmack des Salzes das von seinen Tränen kommt, sondern genieße das Gefühl seiner Wärme die auf mich übertragen wird. Es vergeht mehr als eine Minute bevor ich mich wieder von ihm löse, angefühlt hat es sich allerdings nur wie einige wenige Sekunden und doch scheint es Wirkung bei ihm gehabt zu haben.
Seine Tränen haben aufgehört zu fließen, fürs weinen hat er jetzt zu viel im Kopf, denn statt den Punkt hinter mir zu beobachten sind seine großen Augen jetzt direkt auf mich gerichtet und ich nutze diese Chance.
Langsam, fast schon zärtlich, platziere ich einen Kuss auf seiner Stirn und streiche mit den Daumen über seine Wange. Ein Lächeln ist in einer Situation wie dieser eigentlich nicht angebracht, aber das, was ich ihm schenke ist eines der tröstenden Art. Ich will ihm damit das sagen, was ich mit Worten nur schwer ausdrücken kann.
"Du bist nicht alleine", flüstere ich und spüre wie auch mir die Tränen bei dem Gedanken kommen, dass er das all die Zeit gedacht haben könnte. "Ich bin bei dir. Du musst das hier nicht alleine tun, also zwing mich nie wieder dir von der Seite zu weichen, Taehyung. Nie wieder."
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