✖Game 4✖
Taehyung Pov
Wenn es etwas gibt, was ich noch weniger ausstehen kann als die Schule oder die Realität im Allgemeinen, dann ist es die Nacht in dieser Realität. Ich würde das, was ich empfinde wenn ich mich bei dieser Dunkelheit draußen aufhalte nicht Angst nennen, es ist viel mehr ein unwohl sein, das ich nicht genauer beschreiben kann. Es ist einfach da.
Ich bemühe mich eigentlich die Nacht so gut es geht zu meiden. Wenn ich etwas zu erledigen habe, dann tue ich das Mittags und auf Feiern gehe ich sowieso nicht, dafür braucht man Freunde und die besitze ich in der Wirklichkeit nicht. Na ja, eigentlich besitze ich sie nicht einmal mehr in der Virtuellen Realität.
Heute ist dieses Unwohlsein aber besonders stark. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass der Bahnhof, an dem ich seit einer geschlagenen halben Stunde auf die nächste Bahn warte, so vollkommen Menschenleer ist, dass es schon an die Atmosphäre in einem Horrorfilm erinnert.
Nicht einmal die Beleuchtung kann das ganze noch verbessern, ganz im Gegenteil. Es flackert nicht und auch sonst ist die Farbe nicht einmal wirklich grässlich, aber trotzdem verstärkt es irgendwie das Gefühl an diesem Ort vollkommen alleine zu sein.
Vollkommen panisch springe ich von der Bank, auf der ich sitze auf und schmeiße mich auf den Boden, die Hände über dem Kopf verschränkt um ihn im Notfall zu schützen. Zitternd verweile ich eine Weile da und warte darauf, dass jemand anderes auftaucht oder das dieses Schrille Geräusch, das stark an einen Alarm erinnert, endlich verstummt.
Es dauert eine Weile, in der ich das Gefühl habe Millionen Tode zu sterben, bis ich merke, dass das Geräusch in meiner direkten Nähe ist und noch dazu etwas in meiner Hosentasche vibriert. Als mir einleuchtet, was soeben geschehen ist, rapple ich mich langsam auf und sehe mich um.
Noch vor wenigen Sekunden habe ich die Tatsache, dass hier kein anderer Mensch ist außer mir, verflucht, aber jetzt bin ich dankbar darüber. Denn wenn jemand dieses peinliche Ereignis, das sich soeben zugetragen hat zu Augen bekommen hätte, dann wäre der nächste Ort auf den ich mich schmeiße nicht bloß der Boden, sondern die Gleise.
Fluchend krame ich mein Handy aus der Hosentasche und streiche über den Bildschirm um die Sperre zu öffnen. Es ist bereits ein Fenster geöffneten, nämlich von einer App, die ich kenne, aber die ich nicht auf meinem Handy installiert habe.
Es ist genau wie mit dem Computer, als hätte die App sich von selber runter geladen, mit dem bloßem Unterschied das ich dort mein Einverständnis gegeben habe das Spiel zu starten. Doch wie konnte es wissen, dass das hier mein Handy ist?
Wings
Mit diesem Spiel ist es genau wie mit der Nacht; ich habe kein Gutes Gefühl. Wenn ich zu Hause bin ist das erste was ich tun werde es zu löschen. Ein Blick auf den Bildschirm und die geöffnete App verrät mir, warum der Alarm los gegangen ist und das obwohl ich mein Handy eigentlich immer auf Stumm geschaltet habe.
Der Kampf beginnt
Viel Glück!
Genervt seufze ich, schließe die App trotz der Nachricht und schiebe es zurück in Menge Hosentasche. Ich verzichte auf den Kampf, ich verzichte auf das Spiel. 24 Stunden auf den Beginn eines Kampfes zu warten ist ja bereits komisch genug, aber wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das ganze Spiel nicht ganz normal und ich lösche es lieber, statt deswegen noch irgendwie in Schwierigkeiten zu geraten.
"Achtung Achtung."
Erneut zucke ich bei der sanften, aber lauten Stimme des Mannes zusammen und das obwohl ich dieses Mal sofort begreife woher es kommt. Dieses verdammte Teil und diese verdammte App! Wenn ich nicht so viel für dieses Handy gespart hätte, dann wäre es schon längst an irgendeiner Wand zerschmettert worden.
Am liebsten hätte ich es einfach ignoriert, aber mit dieser App ist es nicht sowie mit Menschen. Es hört nicht auf zu nerven, nur weil man es ignoriert. Erneut ist es eine Nachricht, wegen der es mich so erschreckt hat, aber dieses Mal gibt sie mir tatsächlich mehr Grund zum nachdenken.
Achtung, Ihr Gegner befindet sich in unmittelbarer Nähe.
Was zur...? Wenn diese App nicht bloß irgendwelche Wirren Sachen ausspucken sondern sie auch erklären würde, dann wäre mein Leben sicher um einiges einfacher. Normalerweise füge ich mich bei spielen immer schnell ein, habe nach wenigen Minuten verstanden wie es funktioniert und spiele es als hätte ich nie etwas anderes getan.
Aber dieses Spiel verwirrt mich. Die kurze Anleitung, die mir gegeben wurde reicht nicht im geringsten aus. Noch nie habe ich mich so hilflos gefühlt, so schwach. Es ist tatsächlich das erste mal seit Jahren, dass ich mich fühle wie ein Anfänger.
Obwohl dieser Gedanke, der mir plötzlich kommt, eigentlich völlig absurd und schwachsinnig ist, führe ich ihn aus. Das Spiel sagt mir immerhin mein Gegner sei in der Nähe und obwohl ich mir eigentlich nicht wirklich vorstellen kann, das er hier sein soll, hebe ich den Blick von meinem Handy und schaue mich um.
Nach wie vor ist es totenstill, auf der anderen Seite der Gleise befindet sich niemand, aber als ich meinen Kopf nach rechts drehe, sehe ich tatsächlich jemanden die Rolltreppen hinauf kommen. Zuerst ist es nur der Ansatz seiner Haare, aber schon bald sehe ich auch sein Gesicht und den Anzug, den er trägt.
Eigentlich hätte ich mir auch nicht wirklich etwas darauf eingebildet, aber als er schließlich hier oben ankommt und ich meinen Blick über seinen ganzen Körper wandern lasse, sackt mir das Herz tatsächlich in die Hose.
Alleine sein Lächeln hätte jetzt um 23 Uhr so ganz alleine am Bahnhof ausgereicht um mir Angst einzujagen, aber da ist etwas, was mich noch viel mehr beunruhigt. Nein, es ist nicht mehr nur eine Unruhe, dieses Mal ist es wirkliche Angst, Angst um mein Leben.
Ich mache einen Schritt nach hinten, als er immer schneller wird und das Messer nun mit seiner ganzen Faust umklammert. Das kann doch nicht sein. Ich muss mir das einbilden, ich muss zu wenig geschlafen haben oder aber die Nachrichten dieses Spieles haben mich nun vollkommen verrückt gemacht.
Das hier ist mein Genger? Mein Kampf? Das ist mit einem Spiel gemeint, bei dem man um sein Leben kämpft? Ich will es nicht, ich möchte so ein Spiel nicht spielen!
Aber spätestens als er laut los lacht und dieses Lachen von überall wieder hallt, weiß ich, dass ich keine andere Wahl habe. Das Spiel hat mich gewarnt, es gibt keinen Ausweg. Das hier ist ein Spiel, in dem das einzige Ziel der Tod ist.
Und als er los rennt, das Messer erhoben, da weiß ich, dass ich nichts anderes tun kann als zu laufen. Ich kann nicht sterben, nicht hier und nicht so. Ich muss überleben.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro