✖Game 3✖
Taehyung Pov
Ich rüttle so lange an meinem Schließfach, bis das verdammte, 600 Jahre Alte Teil endlich aufspringt. Mittlerweile habe ich aufgehört zu zählen wie oft ich deswegen zur Schulleitung und zum Hausmeister gegangen bin, nur um dort gesagt zu bekommen, dass sich darum gekümmert, es stattdessen aber seit Jahren ignoriert wird.
Das ist auch der Grund, weshalb ich nichts wichtiges in diesem Teil auf bewahre, man kann ihn mit etwas Kraftaufwand aufreißen und schon hat man alles was sich darin befindet in seinen Händen. Das einzige, was ich darin lagere, sind meine Mathe Sachen, denn seien wir mal ehrlich, die klaut niemand freiwillig und wenn doch, wäre ich dieser Person sogar sehr dankbar. Dann hätte ich einen Grund ohne Buch im Unterricht aufzutauchen, ich kann diese verdammten Formeln und Zahlen in Kombination mit Buchstaben nämlich nicht mehr sehen.
Wer auch immer sich mal gedacht hat, die Menschheit würde sich über Zahlen freuen, der hat sich geirrt. Die einzigen Zahlen, die ich ansehen kann ohne direkt Kopfschmerzen oder das Verlangen zu bekommen, mir einen Stift in den Kopf zu bohren, sind die auf meiner Tastatur. In den restlichen Bereichen meines Lebens können sie mir ruhig erspart bleiben. Ja, was Mathe angeht bin ich ein vollkommener Ausfall. Irgendwann in der dritten Klasse hat mein Hirn aufgehört alle Informationen aufzunehmen, die dieses Fach betreffen.
Bio, Chemie und Physik, das sind die Fächer, in denen ich glänze und obwohl alle anderen Fächer im Kellerbereich sind, interessiert es mich nicht. In Mathe fleht meine Lehrerin mich sogar an, ich soll die Prüfung ja nicht dort machen, als hätte ich das jemals vor gehabt. Lieber gehe ich ohne einen vernünftigen Abschluss von der Schule als mir das anzutun.
"Taehyung."
Erschrocken knalle ich die Tür meines Schließfachs zu und starre in das Gesicht von Jackson, welcher direkt dahinter gestanden hat. Keine Ahnung wie lange er dort war, aber es hat mich beinahe umgebracht es nicht einmal gemerkt zu haben. Klar, es ist laut auf den Fluren, aber man sieht doch das jemand direkt neben dir steht, nur von der Tür eines winzigen Schließfachs bedeckt. Jeder hätte es bemerkt, nur ich, der in Gedanken versunkene Vollidiot, nicht.
Aber merkwürdig ist es sowieso, ich werde ja sonst nie angesprochen. Freunde besitze ich im echten Leben ja gar nicht, die einzigen Menschen von denen ich dachte, sie wären meine Freunde waren ein paar Krieger und Mitglieder in meiner Gilde, aus der ich, ich betone das gerne um meinem lächerlichen Leben noch eins rein zu würgen, gekickt wurde.
Das Jackson, einer der beliebtesten Schüler der Schule, mich anspricht, ist also keine Selbstverständlichkeit, ganz im Gegenteil. Es ist komisch. Aber noch bevor er anfängt zu sprechen, beschleicht mich eine vage Vermutung worum es gehen könnte, denn das wäre das einzige Thema worüber wir beide sprechen könnten.
"Hast du bereits die Benachrichtigung von mir bekommen?", fragt er und sieht mich dabei nervös an. Ich verstehe nicht ganz was in ihm vorgeht. Der erste Gedanke, der mir kommt ist, dass er nicht lange mit mir gesehen werden will. Die Leute würden reden und Gerede ist für ihn nicht gut. Aber die Nervosität, die ihn beherrscht ist nicht so eine, sondern eine, die mit der Angst Hand in Hand einher geht.
"Meinst du das Spiel? Ja." Ich weiß noch ganz genau, wie verwirrt ich war, als da stand, dass die Einladung von Jackson kam. Ich hätte mit so ziemlich jedem von der Schule gerechnet, inklusive der Lehrer, aber niemals mit Jackson. Er war für mich nie der Typ, der in seiner Freizeit vor dem Computer hängt und erst recht nicht an solchen Mystery-Überlebens Spielen.
Er nickt etwas verunsichert, beißt sich auf sie Hand und liefert mir damit einen komischen Anblick. Wieso sieht es so aus, als würde er seine Angst kontrollieren wollen indem er das tut? Und warum hat er überhaupt Angst? Ich kenne ihn nur als den coolen Jungen, der durch die Gänge streift und die Blicke der anderen magisch anzieht.
"Ok, Taehyung. Ich wollte diese Einladung nicht an dich verschicken, das Spiel hat sich dich als neuen, potentiellen Spieler ausgesucht. Das heißt aber nicht, dass du ein Teil davon werden musst. Tu dir selber einen gefallen und starte es auf keinen Fall. Klicke Nein an, wenn es dich fragt ob du spielen willst. Schließe einfach das Fenster und lösch es sofort. Solange du es nicht startest, kannst du es noch beenden."
Es war tatsächlich nicht nur sein Verhalten. Auch die Worte, die völlig ungebremst aus seinem Mund sprudeln, sind voller Verzweiflung. Es ist fast so, als würde er mich anflehen das Spiel nicht zu starten. Aber was meint er überhaupt damit, dass es mich als Spieler ausgesucht hat? Er hat doch meinen Namen geschrieben, mein Alter und das ich noch Schüler bin. Er hat mir die Einladung geschickt, nicht das Spiel.
Und überhaupt, warum kommt er jetzt damit an, dass ich es auf keinen Fall anfangen soll? Erstens, ist es seine Schuld, dass ich überhaupt darauf gestoßen bin und zweitens, kann es ja gar nicht so schlimm sein, wenn er es selber spielt.
"Ich habe es schon gestartet und bin gerade dabei meine erste Quest zu starten."
Ich weiß zwar immer noch nicht was ich von diesem Spiel halten soll und um ehrlich zu sein finde ich 24 Stunden Vorbereitungszeit vor einem Kampf auch etwas übertrieben, aber ich entscheide einfach danach, ob ich weiter Spiele oder es deinstalliere. Nach der Schule werde ich mir auch meinen Gegner an sehen, immerhin ist das mein erster Kampf und ich möchte darauf vorbereitet sein. Um die Quest zu erfüllen und zur zweiten zu kommen, muss ich den Kampf gewinnen, denn so lautet die erste Quest: Gewinne deinen ersten Kampf.
"Scheiße", zischt er und tritt gegen einen der unteren Schließfächer. "Scheiße, Scheiße, Scheiße!"
Die anderen im Flur drehen sich bereits nach uns um, aber obwohl Jackson normalerweise immer der vorbildliche Strahlemann ist, kümmert es ihn im Moment gar nicht, was um und herum geschieht.
"Wann beginnt dein Kampf?", fragt er und sieht mich an, als würde von der Antwort mein Leben abhängen. Ich werfe einen kurzen Blick auf meine Armbanduhr bevor ich ihn wieder ansehe und sage: "Noch 12 Stunden."
Meine Quest beginnt um 23 Uhr, denn ich habe sie gestern Abend kurz bevor ich in die schlafen gegangen bin gestartet und seitdem läuft der Timer an meinem Laptop. Ich hoffe bloß, meine Mutter macht ihn nicht aus, sonst muss ich die 24 Stunden wahrscheinlich von vorne starten.
"Es tut mir leid." Seine Stimme ist im Vergleich zu dem Wutausbruch eben viel leiser, ein wenig eingeschüchtert und er klingt aus irgendeinem Grund sogar so, als würde er sich für etwas schuldig fühlen. Verwirrt starre ich ihn mit gerunzelter Stirn an, aber er schüttelt einfach nur den Kopf und geht an mir vorbei, allerdings nicht ohne mir noch etwas zu sagen und seine Worte jagen mir aus irgendeinem Grund eine Gänsehaut über den ganzen Körper.
"Ich hoffe, wir sind morgen beide noch am Leben."
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