✖Game 22✖
Taehyung Pov
Tage wie diese erinnern mich an den Vorfall von vor einigen Wochen zurück. Ich bin in vielem schlecht und es gibt eigentlich nichts was ich so richtig gut kann, aber auf mein Gefühl kann ich mich meistens verlassen. Es stimmt, dass ich ein Angsthase bin was die Dunkelheit anbelangt und man sollte doch meinen, dass ich aus dem Vorfall damals am Bahnhof gelernt habe, aber was soll ich tun?
Im Winter wird es hier in Seoul nun mal schon früh dunkel und wenn meine Eltern mich praktisch zwingen die letzten Einkäufe für sie zu machen, weil sie morgen für ganze drei Wochen in den Urlaub fliegen, dann kann ich schlecht Nein sagen, vor allem wenn sie mich damit erpressen mich sonst zu meiner Tante zu schicken und die Zeit bis sie zurück kommen dort zu verbringen. Da ist es mir lieber trotz meiner Angst raus zu gehen und für sie einzukaufen.
Aber jetzt auf dem Rückweg mit den Tüten in der Hand beschleicht mich ein merkwürdiges Gefühl. Eines, wie das, das ich auch damals verspürt habe kurz bevor der Kerl im Anzug mit dem gruseligen Grinsen, der noch gruseligeren Lache und dem Messer in der Hand auftauchte. Es ist das gleiche Gefühl und doch ein anderes, denn neben derselben kalten Angst habe ich auch das Gefühl beschützt zu werden.
Weil ich aber kein Risiko und mein nicht vorhandes Glück auch nicht auf die Probe stellen will, sprinte ich die letzten Meter bis zu unserer Haustür und stelle die Tüten auf dem Boden ab. Das ist wohl eine Szene, die in Horrorfilmen als Klischee gelten würde. Ein Junge, der in seinen Jackentaschen nach dem Schlüssel sucht und dann von hinten angegriffen wird. Am Ende sieht man nicht wie er umgebracht wird, sondern nur wie eine Kartoffel oder was auch immer aus der Tüte mit den Einkäufen rollt. Nein, Danke, meine Kartoffeln können ruhig dort bleiben wo sie gerade sind.
Ich juble fast auf als ich das kalte Metall der Schlüssel zwischen den Fingern spüre und greife bereits nach einer der Tüten um sie in die Wohnung zu tragen sobald ich die Tür geöffnet habe, als tatsächlich etwas passiert. Es ist, als würde ich den heißen Atem von jemandem in meinem Nacken spüren kurz bevor ein Knall ertönt, der selbst dann nicht von mir überhört worden wäre, wenn ich wie sonst immer beim raus gehen meine Musik in voller Lautstärke hören würde.
Klirrend fallen die Schlüssel auf den Boden als ich zusammen zucke, mich aus irgendeinem Reflex heraus umdrehe, in die Hocke gehe und meine Arme über meinem Kopf verschränke. Es ist eine normale Reaktion der meisten Menschen sich umzudrehen, wenn sie eine Gefahr befürchten, denn sie wollen das Gesicht sehen, das zu dieser gehört, aber als ich nach wenigen Sekunden die Augen öffne, sehe ich kein Gesicht.
Ich sehe eine durch eine Maske vermummte Gestalt, die ihre Mütze so tief ins Gesicht gezogen hat, dass ich nicht einmal die Augen sehen kann. Alles was ich erkenne, ist ein Loch in der Brust, wo sich das Herz befindet. Es ist genau wie vor einigen Tagen mit Jackson, der einzige Unterschied ist, dass ich mich nicht in einem Schrank befinde und das hier auch nicht Jackson ist, aber trotzdem ist es fast genau dasselbe.
Dieser Mann hat ein Messer in der Hand, mit dem er mich ohne jeden Zweifel umbringen wollte und ich wette, dass ich, wenn ich die App öffne, erfahre das er mein Gegner ist, in einem Kampf, den ich erneut nicht von selber gestartet habe. Und noch was ist genau wie damals, ich bin es wieder nicht gewesen, der ihn getötet hat. Es war mein Kampf doch auch wenn ich die Punkte und den Sieg dafür erhalte, war es jemand anderes, der sich dafür die Hände schmutzig gemacht hat.
Die Gestalt regt sich nicht, er ist durch den Schuss ins Herz sofort tot und löst sich, wie auch die anderen Leichen, auf, kurz bevor er mit den Knien auf dem Boden aufkommen würde. Meine Hände zittern und meine Augen sind mit Tränen gefüllt als ich mich nach jemandem mit einer Waffe umsehe. Nach jemand bestimmten, denn es gibt nur einen, der bereit wäre mir trotz allem noch mein Leben zu retten.
"Jungkook?", flüstere ich verzweifelt seinen Namen in die Dunkelheit und wische mit meinem Handrücken die Tränen weg. Wenn er mich jetzt sieht, muss er wohl wieder am verzweifeln sein, weil ich so erbärmlich bin. Auch dieser Kerl wollte mich töten und ich kann nichts anderes tun als zu weinen, weil auch ich dieser Kerl hätte sein können.
Der Tod meldet sich nicht an, er kommt dich einfach holen und wenn es soweit ist, hast du manchmal nicht einmal Zeit zu realisieren das es passieren wird. Ich fürchte mich davor und so schwer es mir auf fällt mir das selber einzugestehen, ich brauche Jungkook. Ich brauche ihn, wenn ich nicht genau so enden will wie der Typ mit dem Messer, Jackson und jetzt auch noch der hier.
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