41. Bürohengst
《heute》
~ Sven ~
Es ist Zeit fürs Abendessen und wir alle sind hungrig und geschafft aber aufgrund der guten Arbeitsteilung hält sich unsere Müdigkeit in Grenzen. "Ich begebe mich dann mal ans Kochen", erklärt Corbin und erhebt sich vom Bett. "Gute Idee. Ich bring schnell die Kisten mit den aussortierten Sachen in den Schuppen und räume die Ställe um, damit Sven auch eine Garage für sein Auto hat." Auch er erhebt sich und stützt sich dabei leicht auf meinen Knien ab. Ich starre zu den beiden hoch und bin vollkommen überfordert mit der Situation, mit mir und mit meinen Gefühlen.
Die Beiden haben mir gerade einfach so Exklusiv-Rechte zugesichert. Die meinen es wirklich ernst, oder? Das ist kein halbherziger Versuch einer Wohngemeinschaft mit speziellen Vorzügen, das ist eine Partnerschaft zu dritt. Es passiert wirklich, jetzt. "Sven?" Ich blinzle und sehe die beiden immer noch vor mir stehen. "Bist du okay?" Finns besorgte Frage bringt mich endgültig zurück und ich nicke. "Besser als gut!" Ich schüttele meine Schockstarre ab und erhebe mich ebenfalls. "Wem kann ich helfen?"
Finn winkt sofort ab. „Mir ist nicht mehr zu helfen", lacht er, wird aber schnell wieder ernst. "Gibst du mir deinen Autoschlüssel? Dann fahre ich den Wagen direkt in die Garage, sobald ich einen Stall ausgeräumt habe." Ich lächle ihn dankbar an und erkläre ihm, dass er ihn aus der rechten Tasche meiner Jacke nehmen soll, die an der Garderobe hängt. Corbin sieht mich noch eine Weile nachdenklich an nachdem Finn weg ist, fragt aber nicht erneut ob es mir gut geht sondern winkt mir stattdessen, ihm zu folgen.
Seine Wege führen uns jedoch nicht direkt in die Küche. Stattdessen landen wir in ihrem Büro. „Du könntest dich an die Recherche für unser neues Bett machen. Wenn du fragen hast dann sprich einfach etwas lauter, ich höre es dann schon." Ich nicke begeistert, setze mich aber nur zögerlich auf den Sessel hinter dem Schreibtisch. "Ich will hier nichts durcheinander bringen", flüstere ich ehrfürchtig. Ein tiefes und leises Lachen lässt mich aufschauen.
„Also Sven, lass dir zwei Dinge gesagt sein." Aufmerksam warte ich auf die Regeln, die für dieses Büro gelten, werde aber aufs äußerste überrascht. „Erstens", Corbin hält einen ausgestreckten Daumen hoch, „Solltest du dir klar machen, dass das alles jetzt auch dir gehört. Also, bitte, frag nicht, mach einfach. Wenn es Probleme gibt suchen wir keinen Schuldigen. Wir Sprechen sie an und lösen sie. Verstehst du?"
Damit kann ich definitiv arbeiten. Es kommt zwar alles sehr schnell, aber so habe ich die beiden kennen gelernt. Es ist genau dieser Umgang miteinander, der mich angezogen hat und wenn sie mich nun ein Teil davon sein lassen werde ich ihnen beweisen, dass ich hineinpasse.
Also nicke ich nur und frage dann direkt nach Nummer zwei die Corbin mir mit verschränkten Armen vor der Brust und einem Seufzer in der Stimme präsentiert. „Es ist unmöglich, unser Bürochaos noch zu vergrößern." Dann erklärt er mir auch wieso. Da es eine Arbeit ist, die sie beide nicht so mögen haben sie diese bestmöglich aufgeteilt. Corbin ist für Termine, Bestellannahme und Rechnungsstellung zuständig und Finn kümmert sich um Materialbestellungen, Warenannahme und Lieferungen an Kunden. Um die Buchhaltung kümmert sich ein Steuerberater, der mit ihrer 'Ordnung' ebenso wenig zufrieden ist wie die Beiden.
„Solltest du also Ideen für eine Verbesserung haben, immer raus damit." Ich lächle und nicke. Büroorganisation ist mein Ding. Ich bin nicht nur gut darin, ich mache es auch gerne. Deshalb freue ich mich darauf, ihnen dabei zu helfen. Aber nun Verbringe ich erst mal meine Zeit damit, Matratzen und Bettwäsche zu googeln. Corbin macht noch Kuschelrockmusik an und bald darauf höre ich ihn in der Küche werkeln.
„Das darf doch nicht wahr sein!" rufe ich aus, als ich auf der Suche nach einem Block auf eine Schublade stoße in der ein Karton mit Quittungen und Belegen ist. "Ehrlich jetzt? Ein Schuhkarton für die Buchhaltung?" Ich höre Finn nervös auflachen, als er um die Ecke kommt und wenigstens den Anstand hat, verlegen drein zu schauen. Stillschweigend holt er zwei weitere Kartons für den Schuppen und verschwindet schnell wieder, mit einem verlegenen Grinsen auf dem Gesicht.
„Wir zahlen unserem Steuerberater eine monatliche Extragebühr, damit er sich darum kümmert", ruft Corbin aus der Küche und ich schüttele nur ungläubig den Kopf. Ich weiß noch nicht, ob sie mich auch an ihre geschäftlichen Angelegenheiten ran lassen, aber falls ja werde ich da auf jeden Fall meine Hilfe anbieten. Kein Geld der Welt macht den Job, Belege zu sortieren, spaßig. Schon gar nicht wenn man weiß, wie einfach es ist sie von Anfang an richtig zu sortieren. Und wieso überhaupt noch so viel Papier?
Eine gute Stunde später sitzen wir gemeinsam am Esstisch und teilen unsere Erfolge miteinander. Corbins Essen wird gebührend bewundert und dann mit Genuss verspeist. Gott der Mann kann wirklich gut kochen. Ich füge dem zufriedenen Hummelgebrumm ein paar ekstatische Seufzer hinzu.
Finns erfolgreiche Aufräumaktion bringt ihm ein lobendes Schulterklopfen von seinem Mann und ein ehrliches Danke von mir ein. "Wir haben genug Sachen um mal wieder einen Hof-Flohmarkt zu veranstalten. Und ich hab den Sperrmüll schon mal in den Sprinter geladen. Morgen oder Dienstag ergibt sich sicher die Gelegenheit, das wegzufahren."
Die restliche Zeit während des Essens berichte ich von allem, was ich zum Thema Bett herausgefunden habe und erläutere ihnen, was ich wählen würde und warum. "Diese Matratzenfirma, die auch Sonderbestellungen für einzelne Matratzen durchführt, scheint mir die beste Wahl. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt und sie liefern an. Außerdem haben ihre Matratzen Bestbewertungen und sie bieten Beratungen für Sondergrößen an. Scheinbar sind nicht alle Größen sinnvoll."
Die beiden starren mich vollkommen entgeistert an, als ich auch noch die diversen Möglichkeiten von Decken und Kissen erkläre und entsprechende Vorschläge mache. "Ich würde eine große Decke in der Mitte und zwei kleine für Außen nehmen. Das ist logistisch am Besten und lässt uns außerdem genug gemeinsamen Spielraum."
„Und das alles hast du in einer Stunde heraus gefunden?" Ich schüttele den Kopf. „Ich hab mich die letzten 15 Minuten schon mal um Formulare für meine Ummeldung und die Erteilung eines Nachsendeantrags bei der Post gekümmert." Ich genieße die Bewunderung und das Lob, das meine Männer daraufhin über mich ausschütten. >Meine Partner.<
"Verdammt noch mal, wir denken dauernd an unsere Beziehung und den Sex. Aber ehrlich, du bügelst, bist ein Bürohengst - und ich meine dass in all der Herrlichkeit eines starken, wunderschönen Hengstes - wenn du jetzt noch sagst, dass du gerne das Klo putzt lege ich dir eine Fußfessel an und lass dich nie wieder gehen!" Finns humoriger Ausbruch wird von bewundernden Blicken begleitet und ich fühle Stolz in mir aufbranden wie nie zuvor.
Ich war stolz auf mich, als ich meine Schule mit Bestnote abgeschlossen und meine Ausbildung ebenso bestanden hatte, aber das ist kein Vergleich zu dem Gefühl jetzt, wenn ich ihre Bewunderung und ihr Lob zu spüren bekomme. Meine Blicke treffen sich mit denen von ... >Sir!< ... und ich muss Schlucken. "Oh nein!", seufze ich, als ich das verschmitzte Funkeln in seinen Augen sehe.
"Was? Was verpasse ich gerade?" Finn schaut neugierig zwischen uns hin und her, bis mein Sir erbarmen mit ihm hat und es erklärt. "Nun, Sven mag saubermachen im Allgemeinen und Bad putzen im Besonderen nicht sehr gerne." Finn seufzt daraufhin gespielt enttäuscht auf. "Also keine Fußfessel!"
"Aber", fährt Corbin fort und ich seufze erneut auf. "Aber?" Finns Blicke ruhen neugierig auf mir und ich flüstere: "Oh Gott, bitte nicht." Meine Wangen brennen jedoch vor Leidenschaft und strafen meine Aussage Lügen. "Er ist nie abgeneigt, sich mit unliebsamen Aufgaben eine Belohnung zu verdienen und er ist dabei wunderschön anzusehen."
"Scheiße, jetzt bereue ich, dass im Moment alles sauber ist, ich hätte da so eine hübsche Belohnung für ihn." Wir lachen während Finn sich über seinen Schritt reibt und sich aufspielt wie ein schlechter Pornodarsteller. Wenn wir nicht alle geschafft vom heutigen Umzug wären, wer weiß? Als wir den Tisch abräumen fällt Corbins Blick auf einen Umschlag der auf dem Tisch in meiner Nähe liegt.
"Was ist das?" Ich hatte ihn schon vergessen, doch ich kann das nicht ewig vor mir herschieben. Den Brief hatte ich heute Vormittag aus dem Briefkasten gefischt und vorhin auf dem Schreibtisch wiedergefunden, wo er wohl beim Auspacken gelandet ist. Ich hatte nicht den Mut ihn sofort zu öffnen und hab ihn deshalb mit an den Tisch gebracht.
Mit zittriger Hand ergreife ich den noch verschlossenen Umschlag und sehe ihn an. "Keine Briefmarke, keine Adresse, nur dein Name und ein Firmenlogo?" Ich zucke zusammen weil ich nicht gemerkt habe, dass Corbin hinter mich getreten ist. Ohne mein Blick von dem Ding in meiner Hand zu nehmen, als hätte ich Angst es könnte explodieren sobald ich wegsehe, gebe ich Antwort.
"Von meinem Chef. Er muss ihn Freitag Nacht oder gestern eingeworfen haben." Mit zitternden Händen öffne ich den Umschlag, zerreiße ihn dabei regelrecht und falte das Blatt darin auseinander. Meine Aufmerksamkeit wird augenblicklich auf ein Wort im Betreff gelenkt und das Zittern in meinen Händen greift auf meinen Körper über.
"Änderungskündigung", liest Corbin laut vor doch ich sehe nur diesen einen Teil. >Kündigung!< Er wollte mich nie gehen lassen, hat jede Bewerbung zunichte gemacht und jetzt das? Mein Leben zerbricht vor meinen Augen. Keine Wohnung, kein Job, kein Geld. Was habe ich falsch gemacht um hier zu landen?
Der Brief wird mir aus der Hand genommen und zwei starke Arme umfangen mich, heben mich an. Ich höre Stimmengemurmel, ich schwebe irgendwo hin. Mein Körper schüttelt sich und meine Brust schmerzt, ich bekomme keine Luft und höre jemanden schluchzen. Dann verstärkt sich der Griff um mich, Wärme umfängt mich und ich werde gewiegt. Eine Hummel summt beruhigend über mir und ich konzentriere mich darauf. Etwas, was die Stimmen gemurmelt haben, erreicht meine Gedanken und beruhigt mich weiter. Ich wiederhole es in meinem Kopf immer und immer wieder. >Du bist nicht allein!< Nicht mehr.
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