31. Vertrauen
《heute》
~ Sven ~
Als ich am Freitag Abend hierher kam um mich den beiden zu offenbaren habe ich mit vielem gerechnet, mir einiges erhofft und noch mehr befürchtet, aber nie im Leben hätte ich DAMIT gerechnet. Einziehen? einfach so? Jetzt sofort? Corbin fand diese Konsequenz weder übereilt noch unlogisch. "Wir kennen uns nicht erst seit gestern sondern seit vielen Monaten. Wir wissen, was wir und unsere Ehe dir bedeuten und wir wissen, was du uns bedeutest. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, ob wir auch im Alltag und zu dritt zusammen funktionieren." Und natürlich hat Finn ihm sofort zugestimmt. "Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Corb hat recht, zieh bei uns ein."
Ist es nicht das, was ich immer wollte? Was hält mich jetzt zurück? Ich habe mir etwas Bedenkzeit ausgebeten die mir die Beiden ohne Zögern gewährt haben. Wir haben gestern Abend noch lange miteinander geredet und kamen zwischendurch immer wieder auf das Thema zurück, ob es vielleicht sinnvoller ist, noch zu warten, aber wenn ich ehrlich bin, wirklich gute Argumente für eine Verzögerung habe ich auch nicht gefunden. Irgendwann sind wir eingeschlafen, aber nun ist Sonntag Morgen, Sonnenaufgang und ich bin hellwach.
Wenn ich geglaubt habe mein Spiel zu starten sei der schwerste Teil des Ganzen gewesen, werde ich jetzt eines Besseren belehrt. Überhaupt zu begreifen, dass die Würfel gefallen sind und die Entscheidung getroffen wurde nach der ich mich gesehnt habe, ist wirklich schwer. Aber nun heißt es weiter spielen, wenn man den großen Sieg davon tragen will.
Worauf will ich warten? Was würde ich tun, bis ich schließlich doch einziehe und wäre es dann wirklich leichter, besser, sicherer als heute?
Außerdem kann ich mir nichts Schöneres vorstellen als aus meiner Bruchbude herauszukommen, oder doch, noch besser ist es, hier einzuziehen. Ob ich ein eigenes Zimmer bekomme? Oder eine eigene Nische? Nicht das ich das brauchen würde. Wenn ich etwas eigenes einbringen wollen würde, dann Dinge, die ich immer schon haben wollte, mir aber nie leisten konnte, sei es aus Geld- oder Platzmangel. Eine Wii und ein paar Haustiere. Ob sie mir Haustiere erlauben würden?
„Wir brauchen ein größeres Bett", höre ich Corbin murren und sehe über Finn, der zwischen uns auf dem Rücken liegt und sich ziemlich breit macht, rüber auf die andere Seite. Er hat sich zu mir umgedreht, legt jetzt seinen Kopf auf die Schulter seines Mannes und lächelt mich an. Ich benutze die andere Schulter als Kopfkissen, wodurch wir uns gleich viel näher kommen. Irgendeine magische Anziehungskraft bringt uns dazu uns einander weiter zu nähern, bis unsere Köpfe auf Finns Brust liegen, die sich ruhig und gleichmäßig hebt und senkt. Dann treffen unsere Lippen aufeinander.
"Träume ich?", frage ich flüsternd und Corbin beißt mir daraufhin leicht in die Unterlippe. "Aua!" >Okay, kein Traum.< Dann bewegt sich unser Kissen, zwei Arme winden sich unter der Decke hervor und legen sich um uns. "Hmmmm..." hummelbrummt es, was Corbin zum Grinsen und mich zum Kichern bringt. "Ich könnte mich daran gewöhnen so aufzuwachen" erklärt Finn verschlafen was seinem Mann ein Schnauben entlockt. "Er will ein größeres Bett", erläutere ich und Finn nickt verständnisvoll.
„Eigentlich kein Problem, wir haben auch das richtige Holz da." der Holzbildhauer steigt direkt darauf ein. "Ich kann uns auch einen guten Lattenrost zaubern." Dann seufzen beide auf und es ist nur zum Teil gespielt. "Eine, zwei oder drei Decken?", fragt der Eine und „was ist die größte, durchgehende Matratze die man bekommen kann", will der Andere wissen. „Wenn ihr wollt recherchiere ich das mal im Internet. Ob es wohl Angebote für Triaden gibt?" Die Beiden starren mich plötzlich an als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen.
„Heißt das, du ziehst bei uns ein?" Ich seufze und nicke ergeben. Dann werde ich von einem jubelnden Finn umarmt bevor er mich atemlos küsst und anschließend an Corbin weiterreicht, damit auch der mir mit einem weiteren Kuss den Atem rauben kann. Ich bleibe auf Finns Bauch liegen, meine Beine zwischen seinen, meine Arme auf seiner Brust verschränkt und mein Kinn auf einer Hand abgestützt lasse ich mich halten und liebkosen. Von Finn mit starken Armen und großen Händen, von Corbin mit Blicken und sanften Worten.
Nie im Leben habe ich mich so gut gefühlt, so sicher und geborgen. Und obwohl uns der Morgen dreimal Latte geliefert hat ist keiner von uns bereit, diese liebevolle Nähe gegen anstrengende Sexakrobatik zu tauschen. Nicht dass ich mich wehren würde, wenn sie sich für mehr entscheiden würden. Aber ich bin auch genau so, hier und jetzt rundum zufrieden und glücklich. >Oh, tatsächlich. Ich. Bin. Glücklich.< Wie konnte das passieren? Ich kichere.
"Ich mag dieses Kichern, es klingt so fröhlich, so unbeschwert und so unschuldig", summt es von unten und Corbins Lächeln passt perfekt dazu. Mit ihnen darf ich unmännlich sein. Mir entkommt ein abgrundtiefes Seufzen der Zufriedenheit. So liegen wir zusammen und kuscheln, bis die Sonne aufgegangen ist.
"Okay. Was haltet ihr von einer Dusche, einem Frühstück und einer Runde Heißgetränke?" Corbin setzt sich auf und Finn lässt mich los, damit ich von ihm runter rutschen und aufstehen kann. "Nur eins von jedem?", necke ich und überlege ob mir Dusche oder Frühstück wichtiger wäre Finn ist hinter mir aus der Kiste gestiegen und ergreift meine Hand. Wir gehen gemeinsam zum Bettende wo er seine andere ausstreckt, damit Corbin sie ergreifen kann, bevor er uns weiter Richtung Bad zieht. "Keine Sorge Sven, ab heute teilen wir alles mit dir."
Nach einer ausgiebigen und sehr befriedigenden Reinigung leiht mir Corbin eine Jogginghose von sich die etwas ausgeleiert am Bund und etwas zu kurz an den Beinen ist und Finn überreicht mir ein Shirt, das etwas eingelaufen und mir trotzdem noch zu groß ist. Nichts um sich draußen damit sehen zu lassen und gerade doch alles was ich brauche und will. "Hilfst du Corb beim Tisch decken? Dann kann ich die Waschmaschine anwerfen."
Zehn Minuten später sitzen wir beim Frühstück. Morgens trinkt Finn immer einen grünen Tee um die Lebensgeister zu wecken während Corbin lieber schwarzen Tee trinkt. Ich bringe mit meiner Vorliebe eine dritte Variante auf den Tisch aber es scheint niemanden zu stören. Ansonsten hat das Ehepaar mit der Zeit eine Teemischung gefunden, die Sie beide mögen. Ich bin nicht so der Teetrinker, aber Früchtetees mag ich schon. Dafür mögen wir alle drei Körnerbrötchen und bevorzugen herzhaften Belag über süß. Corbin hat außerdem Salatblätter, Tomaten und Gurken vorbereitet, sodass man sie mit dem Käse zwischen die Brötchen legen kann.
"Keine Schokolade oder Marmelade?", wundere ich mich über Finn doch der schüttelt nur den Kopf. "Plätzchen zum Tee am Nachmittag oder frühen Abend sind meine einzige, süße Leidenschaft." Corbin schnaubt und schiebt ihm ohne weitere Worte den Zucker rüber, dann zwinkert er mir zu und ich? Ich muss wieder Kichern.
Nachdem wir uns satt gegessen und wach getrunken, dabei bewusst alle schweren Themen vermieden und anschließend wieder aufgeräumt haben stehen wir nun unschlüssig in der Küche herum. "Wir könnten den Sprinter nehmen und Nägel mit Köpfen machen," Finns Frage kommt leise, vorsichtig aber auch voller Hoffnung und Corbin schaut mich passend dazu an. Ich muss schlucken. "Ich kann mich auch selbst ..." fange ich an, schließe meinen Mund aber abrupt als ich die Falten sehe, die sich in den Gesichtern meiner Männer materialisieren. "Wo liegt das Problem, Sven?""
Hab ich erwähnt, dass ich mich der Stimme von Corbin nicht widersetzen kann, wenn sie diesen fordernden Ton bekommt? Meine Blicke heften sich auf meine Füße deren Zehen sich wild bewegen, als ob sie mir ein Loch graben wollen, in das ich verschwinden kann. "Sven?" Finns besorgte Frage lässt mich die Herumdruckserei sofort beenden.
"Ich habe immer noch Angst, dass ihr eure Meinung ändert, sobald ihr erfahrt, wer ich wirklich bin", gestehe ich kleinlaut. Das Schnauben, welches Corbin daraufhin ausstößt, lässt mich regelrecht zusammenzucken, denn es kommt einer Ohrfeige gleich und dieses Mal ist es keine Frage, wen er damit meint.
Eine Weile ist es ruhig. Finn seufzt nur und versucht meine Worte zu verdauen, sein Mann überlegt, wie er reagieren soll und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich würde es gerne erklären, aber ich fürchte, damit reiße ich mich noch tiefer rein. Also warte ich auf die Beiden, ihre Reaktionen, ihre Fragen ... >Ihren Rauswurf?< Als Corbin endlich spricht ist es wie ein Schlag in den Magen.
"Wenn du kein Vertrauen in uns hast, Sven, dann können wir es auch einfach sein lassen."
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