12. Zweites 1. Date
《vor 8 Monaten》
~ Finn ~
Ich habe meinen Lieblingstisch im Let's Dance eingenommen. Er ist nah genug an der Tanzfläche, so dass man ihn und seine Sachen während das Tanzens einigermaßen im Blick behalten kann und nicht zu weit von der Theke entfernt. In der letzten halben Stunde habe ich immer wieder auf die Uhr oder den Gang Richtung Eingang gesehen doch wie es aussieht, hat mich mein heutiges Date versetzt.
Seufzend beschließe ich die Warterei aufzugeben und mich anderweitig umzusehen. Ich verabrede mich lieber vorher statt erst vor Ort jemanden aufzureißen, auch wenn es nur auf einer Dating App für One-Night-Stands ist. Die Männer die ich suche fühlen sich von meinem Äußeren oft bedroht und diejenigen, die ich anziehe wie das Licht die Motten suchen eher das, was Corbin zu geben hat. Nicht mein Spiel, egal auf welcher Seite ich stehen soll. Auf diesen Apps und Datingplattformen kann man das schon vorher klären und auch einiges andere.
Nun, was auch immer meine heutige Verabredung vom Erscheinen abgehalten hat, meine Geduld ist am Ende und mein Wunsch nach einem harten, ausdauernden Fick noch nicht gestillt. Plötzlich legt sich ein Schatten über mich, als sich jemand mir gegenüber auf den Barhocker hievt.
Neugierig sehe ich von meinem Handy auf, welches ich zum letzten Mal auf eine Nachricht meines Dates hin überprüft habe, ohne Erfolg. Was ich entdecke lässt meinen Atem stocken. Vor mir sitzt der süßeste, unschuldigste, kleine Nerd den ich je gesehen habe und fixiert mich herausfordernd aus königsblauen Augen die hinter einer Nickelbrille hervorblitzen. Er dürfte etwa in Corbins Alter sein, vielleicht etwas jünger und ist genau der Typ nach dem ich mir alle Finger lecke aber normalerweise auch einer von denen, die Angst vor mir haben.
„Wartest du auf mich?", fragt er frech doch mir entgeht nicht, wie viel Mut ihn sein Auftritt kostet. Ich lege den Kopf schief und checke ihn offensiv aber mit einem fröhlichen Grinsen ab. "Hmmm", summe ich zufrieden und verberge nicht mein Interesse. "Wenn es das ist, was du möchtest?" Seine Wangen röten sich, er rutscht unruhig auf dem Hocker hin und her und schiebt sich nervös die Brille wieder zurecht, nachdem er eifrig genickt hat. Gott. Wie. Süß.
Der Nachteil bei einem Tisch so nah bei der Tanzfläche ist, dass es zu laut ist um sich anständig zu unterhalten. Mit meinem eigentlichen Date hatte ich nicht vor zu quatschen, doch mit ihm hier werde ich ein paar mehr Worte wechseln müssen. Sich den ganzen Abend anzuschreien ist definitiv keine Lösung. Ich stehe auf, gehe um den Tisch herum und stelle mich so nah zu ihm, dass er mich sicher fühlen kann, obwohl wir uns noch nicht berühren. Eine Hand landet auf der niedrigen Rückenlehne mit denen die Barhocker hier bestückt sind, die andere habe ich lässig mit dem Daumen an die Hosentasche meiner Jeans eingehakt.
Mir entgehen aus dieser Nähe weder die aufgestellten Nackenhärchen noch der leichte Schauer der ihn durchläuft und auch nicht das leise Seufzen, das er zu unterdrücken versucht. "Finn", summe ich ihm meinen Namen ins Ohr und als er seinen Kopf etwas dreht damit auch seine Lippen in die Nähe meines Ohres kommen, berühren sich unsere Wangen, was diesmal nicht nur bei ihm für einen wohligen Schauer sorgt. "Sven", erwidert er und ergänzt: "Schön, dich kennen zu lernen."
Ich könnte schwören, ich habe da ein >endlich< zwischen den Zeilen herausgehört. Doch er nutzt den Moment um seine Hand auf meinem bloßen Unterarm abzulegen als er auf dem Stuhl herumrutscht um sich mir zuzuwenden. "Hmmmmm", summe ich erneut zufrieden und vergesse zu denken. Er lächelt scheu und entspannt sich sichtlich in meiner Nähe. Ein Teil von mir bemüht sich hart darum, ihm noch näher zu kommen.
Vielleicht sollte ich uns etwas zu Trinken holen oder mit ihm gemeinsam einen ruhigeren Platz suchen, an dem wir reden können. Doch meine Gedanken sind komplett von der Frage vereinnahmt, wie ich am schnellsten Hand an ihn legen kann. „Willst Du tanzen?", ist daher mein Vorschlag und erneut erhalte ich dieses enthusiastische Nicken nach dem er jedes mal seine Brille wieder hochschieben muss. Dafür benutzt er erneut seinen Mittelfinger, sieht dabei aber so unschuldig aus, dass ich nicht glaube, er zeigt mir bewusst den Stinkefinger.
Als er nach vorn rutscht um von dem Hocker zu gleiten lege ich meine Hände auf seine Hüften und helfe ihm dabei. Er dürfte etwas größer und definitiv etwas breiter als Corbin sein, doch ist er immer noch ein ganzes Stück kleiner, deutlich schmaler und viel leichter als ich. Seine Hände ruhen auf meiner Brust und der Blick mit dem er mich von unten herauf bedenkt, zeigt eindeutiges Interesse. Sein Mund ist vor Aufregung leicht geöffnet und fesselt mich kurz, doch ich reiße mich zusammen. Bevor ich von ihm koste müssen wir reden.
Ich mache einen Schritt zurück und höre ihn leise wimmern, als ich ihn loslasse. >Awww<. Ich lasse ihn nicht lange leiden, denn gleich darauf ergreife ich seine Hand und ziehe ihn hinter mir her. Wir tanzen eine gute Stunde miteinander. Manchmal schnell und mit etwas Platz zwischen uns aber ohne uns je ganz los zu lassen. Er hat es nicht wie ich gelernt aber er lässt sich hervorragend führen. Dann wieder langsam, wobei er sich immer mehr an mich schmiegt. Längst wissen wir beide wie unsere Körper zueinander stehen, wortwörtlich.
Schließlich beschließen wir, sowohl Tanzfläche als auch Tisch hinter uns zu lassen. Ich greife die Jacke, die ich zum Reservieren meines Barhockers genutzt habe, mit der einen und Sven mit der anderen Hand und begebe mich mit ihm zur Theke. Dort gibt es gerade einen freien Barhocker für meine Jacke und Sven, den ich ohne zu fragen hinauf hebe, was er sich widerstandslos gefallen lässt.
Dann drehe ich ihn mitsamt der Sitzfläche zur Theke und stelle mich hinter ihn. Die Lehne des Hockers ist an seiner Seite und so nutzt er mich stattdessen zum Anlehnen. Ich genieße seine Hingabe und umarme ihn von hinten mit der einen Hand auf seinem Bauch während der andere Arm wieder seinen Platz auf der Stuhllehne einnimmt.
"Zwei Wasser, einen Jack Rose und", bestelle ich, als wir die Aufmerksamkeit eines Barkeepers erlangen und sehe dann Sven neugierig an. Das Let's Dance ist nicht nur aus dem offensichtlichen Grund meine Lieblings-Lokalität. Denn neben mehreren Tanzflächen bietet es auch eine hervorragende Cocktail-Bar und deckt damit gleich zwei meiner Leidenschaften ab die ich nicht mit Corbin teile. Svens Augen werden groß. "Oh ja, ich auch", seufzt er glücklich und der Mann hinter der Theke nimmt die Bestellung nickend in Empfang. Die Lieferung erfolgt prompt und ich halte meinen Chip für die entsprechende Buchung und spätere Bezahlung hin.
Wir trinken beide erst einmal das Wasser aus und stoßen dann mit unseren Cocktails an. Wie immer ernte ich belustigte Blicke für das zierliche Cocktailglas mit der knallroten Flüssigkeit in meiner Riesenpranke und wie immer ist es mir egal. Stattdessen beginne ich mit Sven eine rege Unterhaltung in dem ich ihm auch mein Interesse für ihn offenbare, wo es beginnt und wo es endet.
Er nimmt die Tatsache, dass ich nur an Sex interessiert bin, relativ gelassen hin und erklärt mir auch wieso. "Ich bin da noch an jemand anderem dran und daher ebenfalls nicht an einer monogamen Beziehung mit dir interessiert." Oh Mann. Seine Wortwahl ... so süß nerdig.
"Also Finn, verrate mir. Was ist dein Kink?" Seine Frage überrumpelt mich und die drei Cocktails die ich mittlerweile intus habe tun ihr übriges, ich kann ihm nicht folgen. Als er mein völlig verdattert drein blickendes Gesicht sieht senkt er sein Kinn und lässt ein absolut hinreißendes Kichern los von dem ich augenblicklich weiß, dass ich es noch öfter hören will. "Na wenn du und dein Mann eine offene Beziehung führen, dann doch sicher, weil ihr etwas begehrt, was der andere euch nicht geben kann."
Ich blinzle ein paar Mal, weil ich seine Wortwahl einfach nur zum Anbeißen finde. Wer benutzt heute noch Worte wie begehren? Wobei, bei Corbin könnte das auch passieren. "Oder ist der Grund dafür einseitig und du spielst aus Liebe zu ihm nur mit?"
Ich bin sicher, der Unglauben, der sich zu meinem sowieso schon konfusen Ausdruck gesellt, macht es nicht besser, aber irgendwas an seiner Fragestellung berührt mich. Ich kann es nur nicht greifen. "Keiner von uns opfert sich hier für irgendwen. Ich habe nur manchmal dieses unstillbare Bedürfnis, jemanden so richtig durchzunehmen, hart und lange und immer wieder bis er für Tage nicht mehr sitzen und ich mich vor Erschöpfung nicht mehr bewegen kann."
Ich habe ihm seinen aktuellen Cocktail ab und ihn in meine Arme genommen, bevor ich ihm meine Antwort direkt ins Ohr geflüstert habe, und er antwortet jetzt mit der einzig richtigen Reaktion, er stöhnt. "Zu dir oder zu mir?" Er schaut zu mir hoch, legt seinen Zeigefinger als Antwort auf meine Brust und ich lege endlich meine Lippen auf seine. Hmmm.
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