Kapitel 41
„Das habe ich sogar versucht. Nicht eher wie ein Farbfleck, sondern ein Schandfleck oder wie ein Schmutzfleck. Es hat aber nicht geklappt", erwiderte Haru frustriert. „Es ist, als existiere sie überhaupt nicht, auch wenn ich es so versuche."
Sezuna wirkte überrascht und sie setzte das Gesicht auf, das Haru kannte, wenn sie etwas besonders interessant fand und erforschen wollte. „Echt nicht?", fragte sie und besah sich die angebliche Wunde genauer.
Haru schüttelte den Kopf und sah sie fragend an. „Was siehst du mich jetzt so an?", wollte er wissen. Natürlich war sie neugierig und er wusste, dass sie nicht eher ruhen würde, bis sie herausgefunden hatte, warum es nicht ging. „Es ist mir egal, wer sie entfernt oder wie, Hauptsache ich bin sie los. Wobei ich es am liebsten selber machen würde."
„Da es sich dabei nicht um Heilung an sich handelt, sind wir nicht die richtigen dafür", bemerkte Riku und klang entschuldigend.
Akira nickte, denn er fand, dass die zwei Heiler bereits eine Menge erreicht hatten und er war wenigstens ein wenig beruhigter als zuvor, „Könnt ihr uns jemanden empfehlen, der sich mit so etwas auskennt?", fragte er die Beiden. Der Prinz wollte, dass Haru das bekam, was er wollte, nämlich die Narbe loswerden. Bis jetzt war er eher im Hintergrund gestanden und hatte schweigend zugehört.
Riku und Kentaro blickten sich kurz nachdenklich an, dann zuckte Riku mit den Schultern. „Tut uns leid, da kennen wir niemanden. Aber vielleicht weiß Großmeister Leopold etwas mehr", erklärte er und meinte damit den Magier, der im Dienste des Königs stand.
„Da könntest du recht haben", meinte Akira nachdenklich und auf Harus Frage hin, wo er denn lebte, antwortete er, dass er im Schloss in seiner Stadt leben würde. „Er ist der angesehenste Magier von allen, die Ich kenne. Er weiß bestimmt Rat. Vielen Dank Riku und Kentaro, ihr wart uns eine große Hilfe", sagte der Prinz dann zu den beiden Heilern.
Bevor sie jedoch gehen konnte, wollten sie wissen, woher Sezuna und Haru gelernt hatten, so zu heilen.
„Wir waren in der Mahou Akademie", erklärte Sezuna wahrheitsgemäß. „Haru interessiert sich sehr für das Heilen und ich habe mich darüber viel belesen."
Riku hielt inne und sah erstaunt aus. Er hatte schon viel über die Schule gehört und hatte nicht gedacht, dass sie solche gute Heiler hervorbringen konnten. Bis jetzt hatte er noch keine von der Schule kennengelernt.
„Ich weiß, dass Leila auf diese Schule geht und dort Heilerin ist", bemerkte Kentaro, der die junge Frau noch aus seiner Schulzeit kannte.
Haru nickte. „Und Nadja. Sie ist ein wenig älter, aber sie arbeitet dort auch", fügte er hinzu und musste unwillkürlich lächeln. Beide waren weit entfernt von ihnen und Haru vermisste sie ein kleines bisschen.
„Nadja kenn ich nicht", sagte Kentaro ehrlich und rieb sich ein wenig das Kinn. „Sind die Lehrer dort gut?"
Haru warf Sezuna einen Blick zu. Er war beinahe dran, nein zu sagen, denn seiner Meinung waren sie es nicht.
„Sie sind nicht sonderlich weltoffen", gab Sezuna vorsichtig von sich.
Riku lachte leise. „Dann ist die Schule nicht viel anders als die Schulen hier. Aber warum seid ihr eigentlich hier anstatt auf der Schule? Ihr seht beide ziemlich jung aus", stellte er fest, als er sie eingehend betrachtete.
„Lange Geschichte. Sagen wir so, wir sind beide nicht gerade normal und deshalb will man uns dort nicht mehr haben", erklärte Sezuna möglichst wenig aussagekräftig.
„Gerade dann sollte es eine Ehre vor die Mahou Akademie sein, euch zu behalten", meinte Kentaro mit hochgezogenen Augenbrauen. Nur zu gern würde er wissen wollen, was dahinter steckt, aber es schien, als würden sie nichts sagen wollen.
„Wir machen Probleme und die Lehrer sind nicht in der Lage weit genug um die Ecke zu denken, um uns bei den Problemen zu helfen", gab Sezuna nüchtern von sich und wollte eigentlich nicht so schlecht von den Lehrern sprechen, doch sie hatte die festgefahrene Art dieser noch nie gemocht.
„Kann ich mir bei euch gar nicht vorstellen, wenn ich ehrlich bin", meinte Kentaro und rieb sich nachdenklich sein Kinn. „Leider kommt das häufig vor, auch bei normalen Schülern."
Sezuna nickte leicht. „Das weiß ich. Es ist schade", seufzte sie und zuckte die Schultern. „Vielleicht mach ich irgendwann einmal eine Schule auf, auf der ich nur solche Leute aufnehme", grinste sie, auch wenn sie das nicht ganz ernst meinte. Aber das Unterrichten würde ihr sicherlich Spaß machen.
Haru lag etwas auf der Zunge, aber er sagte nichts, sondern grinste nur. Wahrscheinlich hätte sie sogar damit Erfolg. „Ihr könnt gehen, aber passt besser auf euch auf und riskiert nicht euer Leben", sagte Riku schließlich und hielt ihnen die Hand hin, genauso wie Kentaro.
„Wir geben uns Mühe", versicherte Sezuna und nahm die vorbereiteten Notfalltränke noch entgegen, ehe sie sich mit Akira und Haru auf den Ausgang zubewegte.
„Wenigstens hattest du recht, dass die Heiler hier nett und kompetent sind", sagte Haru zu dem Prinzen und schien erleichtert zu sein, dass alles gut verlaufen war, denn er sprang wie ein übermütiges Kind die Treppen hinunter.
„Ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht", bemerkte Sezuna und schmiegte sich an ihn.
„Ich auch. Vor allem hatte ich Angst, dass ich etwas übersehen hatte und du darunter leiden würdest", erwiderte Haru und wirbelte sie einmal im Kreis, bevor er sie küsste.
Sezuna gab einen überraschten Laut von sich, der jedoch schnell zu einem Lachen wurde.
Die Leute um sie herum sahen sie verwundert an, doch das störte ihn nicht im geringsten. Er zog sogar Akira nah zu sich, um ihn zu umarmen.
Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Prinzen und er konnte Haru sehr gut verstehen. Er war ebenfalls sehr erfreut darüber, dass es Haru und Sezuna wieder besser ging. Es war, als würde ihm eine schwere Last von den Schultern fallen.
„Wohin gehen wir jetzt?", wollte Haru von ihm wissen. Ob sie wohl hier eine Nacht verbringen würden, bevor sie weiterzogen? Er hatte große Lust, die Stadt ein wenig zu erkunden und wusste, dass es Sezuna ähnlich ging.
„Wir besitzen hier ein kleines Haus, in dem wir es uns erst einmal gemütlich machen können", erklärte Akira, der wusste, dass sein Vater in mehreren Städten solche kleinen Residenzen besaß. Genug platz für die wichtigen Leute am Hof war dabei, weshalb die Häuser auch recht groß waren. Immerhin brauchten die Leute, die mit ihm reisten auch Unterkünfte.
Haru schluckte eine Bemerkung runter, doch ihm war alles recht, erst einmal ein wenig schlafen zu können und nickte daher.
Akira nahm das als Zustimmung und führte sie durch die Stadt. Hier waren die Straßen wesentlich breiter, als in der anderen Hafenstadt und trotzdem wirkten sie genau so voll. Als gäbe es hier einfach mehr Menschen.
Was wahrscheinlich auch stimmte, immerhin war Kalnai größer als Fenua. Trotzdem hatten sie Zeit, die Stadt dabei ein wenig zu erkunden, bis Akira schließlich vor einem großen Haus anhielt und meinte, sie seien da.
Es schien sich nicht von den anderen Häusern zu unterscheiden, auch wenn es ein wenig größer war. Trotzdem war es in die Bauweise der Stadt sehr gut eingebunden und Sezuna hätte es auf den ersten Blick für ein größeres Geschäft gehalten. Doch beim genaueren Hinsehen, erkannte sie viele Dinge, die auf Königsfamilie deuteten. Unter anderen die Wappen.
Es war erstaunlich, wie groß die Häuser hier alle waren. Sie fühlten sich wie Paläste an und selbst für Haru, der reich aufgewachsen war, war das neu, aber ihn gefiel das Haus.
Auch Sezuna bestaunte die Umgebung, jedoch mehr, weil es sehr schöne Bauwerke waren.
Akira ließ sie eintreten und man sah, dass die Möbel noch mit Schonbezügen bedeckt waren. „Eigentlich kündigt mein Vater immer an, wenn er her kommt, dann macht das Hauspersonal alles schön, damit man hier wohnen kann, aber wir müssen uns erstmal damit begnügen. Es sollte aber für einige Tage nicht nötig sein, oder?", fragte Akira vorsichtig.
„Natürlich, sollte kein Problem darstellen, das mit Magie sauber zu bekommen", lächelte Haru ihn an. Er war noch nie in einer königlichen Residenz gewesen und wollte wenigstens etwas dafür tun, wenn sie hier schon ein paar Tage waren.
„Ja, da hat Haru recht", stimmte Sezuna ihm nachdenklich zu. „Ich denke wir brauchen eine Küche, Schlafzimmer und vielleicht das Wohnzimmer?", fragte sie unentschlossen.
„Vergiss nicht das Bad", neckte Haru sie. Aber mehr als das würden sie auch nicht brauchen. „Es wäre toll, wenn wir das zusammen machen, dann können wir uns ausruhen", schlug der blonde Prinz vor.
„Ja, stimmt. Dann machen wir das erstmal", murmelte Sezuna nachdenklich und legte ein wenig den Kopf schief. „Wo sind die Räume?"
„Kommt mit, ich zeige sie euch." Mit diesen Worten führte Akira sie in dem Haus herum, zeigte ihnen Küche, Wohnzimmer, Bad und zwei Schlafzimmer, die sie benutzen würden. Es war geschmackvoll eingerichtet, aber nicht zu überheblich, sodass man sich unwohl fühlte.
Alles in allem war es ein gutes Haus, das genug Räume für unterschiedliche Dinge bot. Hier könnte ein kleiner Teil des königlichen Hofes unterkommen, ohne sich zu sehr zu bedrängen.
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