Kapitel 52
„Ich brauche kein Licht mehr, Sezuna. Und das weißt du auch. Es wird entweder durch mich oder durch meine Eltern ausgelöscht. Licht im Leben bedeutet Freude, Glück und Liebe. Wenn du eines Tages glücklich bist, bin ich es auch für dich. Auch wenn es schwer sein wird, aber ich gönne dir dein Glück", antwortete Haru und löste seine Hände von ihren, nachdem er sich aus ihrer Umarmung gelöst hat.
Sezuna senkte den Blick. „Und wenn du mich mit dieser Einstellung unglücklich machst?", wollte sie wissen und hielt ihren Blick auf den Boden gerichtet.
„Wieso solltest du mit meiner Einstellung unglücklich sein? Du solltest froh sein, dass wir auf Abstand bleiben ...", sagte er und drehte sich nun langsam zu ihr um, um sie fragend anzusehen.
„Aber ich will nicht auf Abstand bleiben", flüsterte Sezuna so leise, dass man es kaum hören konnte. Dabei lag Trauer in ihrer Stimme, doch sie versuchte diese zu verstecken.
„Du willst also noch näher kommen um es mir noch schwerer zu machen?", fragte Haru ungläubig, „Gib mir einen vernünftigen Grund, warum. Warum du so sehr darauf beharrst, mir zu folgen und bei mir zu bleiben. Was hast du davon?", wollte er nun wissen.
Sezuna ließ die Schultern hängen und spürte, wie Tränen der Angst und Frustration in ihr aufstiegen. „Weil ich mich in deiner Gegenwart wohl fühlte. Weil ich es mag mit dir zu reisen. Bei dir zu sein. Weil ich das Gefühl habe, dass ich ich sein kann und du mich so akzeptierst", brachte sie heiser hervor und gab sich Mühe nicht zu schluchzen.
„Das tue ich auch, ich akzeptiere dich wie du bist", sagte Haru und nahm sie an ihrer Schulter, wobei er ihr Kinn sanft nahm und es nach oben drückte, damit sie ihn ansehen musste. „Hör zu, du kannst bei mir bleiben, solange du willst. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass du bei mir sicher bist. Du weißt, dass es von mal zu mal schlimmer wird und ich dich eines Tages nicht mehr vor mir beschützen kann", meinte er eindringlich.
„Ich weiß, dass ich nicht bei dir sicher bin. Das war mir aber schon von Anfang an egal", schniefte sie und fragte sich wirklich, was manchmal mit Haru los war. Sie verstand ihn nicht.
„Und dann gehst du das Risiko wirklich ein? Sag mir, was ich tun soll. Was willst du von mir hören?", wollte der Junge wissen und strich eine Träne mit dem Daumen von ihrer Wange.
„Einfach nur da sein", murmelte sie leise. „Und weiter mit mir reisen, ohne mich jedes Mal wegschicken zu wollen. Ich verstehe, wenn ich dich nicht berühren darf und auch, dass du mich vor dir schützen willst. Aber ich will nicht vor dir geschützt werden. Ich will dass du bei mir bleibst."
„Wenn du weißt, dass du mich nicht berühren solltest, warum tust du es dann? Du weißt sehr wohl, wie gut Berührungen sich anfühlen können", meinte er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ich bin für dich da und du reist mit mir, nicht anders herum, vergiss das nicht." Haru sah sie eindringlich und prüfend an, doch dann seufzte er tief. „Ich weiß, dass es das nicht gibt, aber irgendwie steckt Sarah in dir. Die gleiche Sturköpfigkeit, nicht vor mir selber beschützt werden zu wollen, das gleiche Risiko eingehen wollen und wahrscheinlich am Ende den Preis dafür bezahlen", murrte er. „Manchmal habe ich das Gefühl, Sarah ist gestorben, um in dir weiterzuleben. Du bist ihr sehr ähnlich in vielen Dingen."
„Aber trotzdem willst du mich los werden und vor dir beschützen", murmelte sie. „Und du schiebst mich weg."
„Weil du ihr so ähnlich bist und ich dich nicht mit ihr vergleichen will. Das ist unfair dir gegenüber. Was willst du denn Sezuna? Dass ich dich die ganze Zeit im Arm halte und dich verführe?", fragte er sie.
„Nein, ich will einfach nur in deiner Nähe sein dürfen, ohne dass du mich jedes Mal wegschieben willst, sobald es irgendwie gefährlich wird. Ich möchte die Zeit mit dir genießen. Egal, wo unsere Wege uns irgendwann hinführen werden", murmelte sie leise.
Frustriert fuhr sich Haru durch seine kurzen Haare. „Also gut. Ich versuche es, aber versprechen kann ich es dir nicht", gab er widerwillig nach.
Sezuna lächelte vorsichtig, aber trotzdem konnte man eine gewisse Angst in ihren Augen sehen. Manchmal wusste sie nicht, wie nah Haru der Versuchung war, sie wirklich zurückzulassen und das machte ihr Angst. Sie würde sie nicht wehren können, wenn er das wirklich versuchte.
„Allerdings musst du mir eines versprechen", fing er an. „Du wirst mir genau das sagen, was du fühlst, willst oder nicht willst, vor was du Angst hast oder was du tun willst, keine Hintertürchengeschichten mehr um mich zu verwirren. Verstanden?"
Sezuna biss sich auf die Lippen. „Bist du dir sicher, dass du das willst?", wollte sie wissen und man hörte, dass eine gewisse Angst in ihrer Stimme mitschwang.
Er nickte. „Ja, mit sowas kann ich besser umgehen als wenn du mich ständig verwirrst", bestätigte er. „Wenn du das nicht willst, dann werde ich mein Versprechen nicht halten."
Sezuna begann nervös mit ihren Fingern zu spielen. „Ich weiß nicht ob ich das kann. Also meine Gefühle in für andere verständliche Sätze packen."
„Dann versuche es", forderte Haru sie auf.
Sezuna atmete tief ein und wieder aus. „Jetzt sofort?"
„Wäre ein Anfang. Ich mag es nämlich nicht, rätselraten zu spielen. Ich habe dir oft genug gesagt, dass ich nicht gut im Umgang mit Menschen bin", erwiderte er mit verschränkten Armen. „Wenn wir zusammen reisen, braucht es gegenseitiges Vertrauen und keine ständigen Verwirrungen."
„Und du weißt, dass ich auch nicht so gut darin bin, meine Gefühle in Worte zu fassen und sie verständlich rüber zu bringen. Es ist ja nicht so, dass ich dich verwirren will", gab Sezuna von sich und blickte ihn entschuldigend an.
„Trotzdem kannst du es versuchen, es verständlicher zu machen", beharrte er. „Du wolltest unbedingt wissen, warum ich lieber nicht zu nahe komme und ich habe dir versucht, meine Gefühle dadurch zu sagen", erinnerte Haru sie.
Sezuna atmete erneut tief ein. „Okay, was willst du wissen?", fragte sie leise und hoffte, dass die Frage nicht zu schwer war.
„Was genau du von mir willst. Ich habe verstanden, dass du dich beschützt und wohl fühlst, wenn du bei mir bist, weil du dich nicht verstellen musst. Aber was genau erwartest du von mir?", wollte Haru wissen. Er ging auf das Bett zu und setzte sich auf die Kante, wobei er Sezuna beobachtete.
„Ich möchte einfach nur mit dir reisen", flüsterte sie leise. „Deine Gegenwart genießen, so lange es möglich ist."
„Ok. Und was ist der Grund, warum du ständig versuchst, dass wir beide im Bett schlafen? Ich weiß, dass es bequemer ist, aber ich respektiere Frauen. Ich will nicht, dass es peinliche Situationen gibt. Das kuscheln unter der Decke war peinlich für mich. Nicht, weil es sich nicht gut angefühlt hat, ganz im Gegenteil, es war sehr schön. Aber genau diese Dinge können zu etwas führen, was schlecht für uns beide ist und wir beide nicht wollen", fuhr er fort.
Sezuna biss sich auf die Lippen. „Weil ich nicht so erzogen wurde, dass jemand anders, als ich auf den Boden schläft. Ich mag es einfach nicht zu wissen, dass du wegen mir auf dem Boden schlafen musst. Das hinterlässt bei mir ein schlechtes Gefühl", erklärte sie ganz leise. „Außerdem schlafe ich auf dem Boden besser, als in einem Bett."
„Das war eine schlechte Erziehung. Jeder verdient es, in einem Bett zu schlafen. Egal ob arm oder reich. Und wenn du mit mir reisen willst, musst du damit klar kommen ü, in einem Bett zu schlafen, sofern sich die Möglichkeit ergibt. Du musst dich deshalb nicht schlecht fühlen", erwiderte Haru ernst. Er wollte ihr klar machen, dass es so sein würde, solange sie zusammen reisten.
„Aber ich fühle mich schlecht, wenn du deshalb auf dem Boden schläfst, vor allem wenn das Bett groß genug ist. Ich schlafe dann nicht gut", erwiderte Sezuna zähneknirschend.
„Es ist meine Entscheidung Sezuna", sagte der blonde Junge zu ihr. „Ich schlafe nicht auf dem Boden, weil du mich störst oder weil ich dich nicht lieb gewonnen habe. Ich tue es, um uns peinliche Situationen zu ersparen. Weil es sich zu gut anfühlt, wenn wir in einem Bett liegen", erklärte Haru.
„Und das ist etwas, was ich nicht verstehe. Wenn es sich gut anfühlt, warum willst du es dann nicht? Was ist falsch daran, dass es sich gut anfühlt?", fragte sie unverständlich.
„Weil ich Angst habe, dass es zur Gewohnheit wird. Es sollte sich so nicht anfühlen, wenn es nicht der Partner ist", erwiderte er zähneknirschend mit geschlossenen Augen, als müsste er um diese Antwort kämpfen, damit sie überhaupt über seine Lippen kam.
„Und das ist es, was ich nicht verstehe. Warum willst du mit allen Mitteln verhindern jemand neues zu finden?", fragte sie leise. „Willst du wirklich dein Leben lang leiden?"
„Weil ich nicht wieder denjenigen verlieren will, der wichtig für mich ist. Sieh es als eine Art Selbstschutz, was ich nicht finde, kann ich nicht vermissen. Was ich nicht fühle oder wieder lerne zu fühlen, kann ich auch nicht vermissen", kamen die Worte von seinen zusammengepressten Lippen.
„Also wirst du dich weiterhin von mir zurückziehen, weil du dich selbst schützen und mich nicht verletzen willst?", fragte sie leise.
„Was soll ich denn sonst machen, Sezuna?", fragte er verzweifelt und man sah ihm wirklich an, wie verzweifelt und frustriert er war.
Sezuna atmete noch einmal tief ein. „Ich verstehe, dass du mich schützen willst, aber damit verletzt du mich erst recht", gestand sie und fühlte sich unwohl.
„Warum?", fragte Haru sie und sah sie neugierig an. Er wollte wissen, was Sezuna wirklich wollte und wie sie sich fühlte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro