Kapitel 32
„Danke", rief sie ihm zu und merkte sich, wie Haru das gemacht hatte. Dann ließ sie den Fisch erst einmal auf die Wiese sinken, wo er liegen bleiben konnte. Ausnehmen konnte sie ihn später, mit den anderen zusammen.
Erneut warf sie die Angel ins Wasser, um einen weiteren Fisch zu fangen.
Während das Feuer vor sich hin knisterte, arbeitete Haru verbissen an dem Stein. Nicht nur einmal verletzte er sich dabei, denn er brauchte sowohl sein Messer, als auch die Nadel und einen Hammer, den er mit Magie erschuf. Ab und zu warf er dem Mädchen einen Blick zu, sonst ließ er sie in Ruhe.
Dabei bemerkte er, wie der Berg an Fischen wuchs und erst, als sie bestimmt zehn Stück herausgezogen hatte, widmete sie sich zwei der Tiere, die sie ausnahm, aufspießte und so ans Feuer steckte, dass diese langsam grillen würden. Vorher hatte sie diese mit einer Kräutermischung eingerieben.
Haru half ihr jedesmal die Fische zu töten. Erst der Geruch des gebratenen Fisches holte ihn aus seiner Konzentration, aber er hörte nicht mit der Arbeit auf. Es dauerte einige Zeit, um einen guten Stein herzustellen. Seine Magie umhüllte ihn stärker, je länger er daran arbeitete, bis er seufzend aufstöhnte. „Fertig!", rief er freudig und hielt Sezuna den fertigen Anhänger hin. Zwar wusste er nicht, wie lange er gebraucht hatte, doch er hatte sich Mühe gegeben. Der rötliche Stein ähnelte einer Blume, welcher eine Vertiefung besaß. Haru hatte aus der Asche einen Rubin erstellt, den er mit eingearbeitet hatte. Dieser funkelte nun im Feuerschein. Haru hatte dem Anhänger ebenfalls ein Bändchen verpasst, damit man es sich umlegen konnte.
Sezuna blickte von dem Fisch auf und besah sich den Anhänger mit glänzenden Augen. „Der ist aber schön geworden", sagte sie und ihr war anzusehen, dass sie fasziniert davon war.
„Hier, er gehört dir", sagte Haru und hielt ihn ihr hin. Er ließ ihn lose von seinen Fingern baumeln, als wäre es eine Einladung.
„Wirklich?", fragte Sezuna ein wenig skeptisch, griff aber vorsichtig danach und wirkte überaus fasziniert und begeistert.
„Ja, ich hab ihn für dich gemacht", bestätigte er und begann, seine Wunden an den Fingern zu verarzten.
„Das ist wirklich lieb", strahlte sie und nahm den Stein entgegen, als wäre er extrem wertvoll.
„Leg ihn um. Ab jetzt hast du zwei Steine, die mit Magie gefüllt werden können", sagte er und riss sich ein Stück von seinem T-Shirt ab, und es um seine Hand umzulegen.
Sezuna band ihn sich vorsichtig um den Hals. Er lag ein wenig höher als der andere und sie war sichtlich stolz darauf. „Soll ich dir helfen?", wollte sie wissen, weil sie aus den Augenwinkeln bemerkte, wie sich Haru abmühte.
„Nein, geht schon", wehrte er ab und zog mit seinen Zähnen an dem improvisierten Verband, sodass er fest saß. Dann machte er sich daran, seine andere Handfläche zu verarzten. Dort hatte er sich mehrmals geschnitten und er wollte sie nähen, damit sich nichts entzünden konnte. Da er keine andere Nadel als die hatte, die er für den Stein benutzt hatte, benutzte er Magie, damit man einen Faden einfädeln konnte.
Sein Gesicht zeigte keine Regung, als er sich selbst vernähte.
Sezuna wandte den Blick ab und versuchte sich wieder etwas zu beruhigen. Da war zu viel Blut gewesen und das machte ihr gerade Magenschmerzen. Dazu kam der verführerische Geruch von Fisch. Diese Mischung sorgte dafür, dass ihr schlecht wurde.
„Was ist los?", wollte Haru wissen, der ihr nur kurz einen Blick zuwarf.
„Ich ... vertrag den Anblick von Blut nicht. Tut mir leid", meinte sie und man sah ihr an, dass sie weiß ich Gesicht war.
„Aber das Blut von den Tieren schon?", fragte er erstaunt. Immerhin hatten die Fische auch geblutet, als sie diese ausgenommen hatte.
„Ja, das ist was anderes", murmelte sie und wusste selbst nicht, warum das so war.
Haru kicherte und verarztete sich selbst, bis er fertig war. Für ihn war das nicht so schlimm. Nachdem er fertig war, wusch er seine Hände in dem See, damit das Blut weg war, bevor er zu Sezuna zurückkehrte. Damit seine Wunden nicht nass wurden, hatte er einen Zauberspruch ausgesprochen.
„Der Fisch ist übrigens fertig", murmelte die Rothaarige und reichte den Fischspieß an Haru weiter.
„Endlich, ich bin am verhungern", rief Haru entzückt aus und schnappte sich den Spieß. „Welche Kräuter hast du denn dafür benutzt? Das schmeckt echt gut", wollte er mit vollem Mund wissen.
„Pfeffer, Salz und Zitrone. Mehr ist da nicht drauf", erklärte Sezuna und pustete leicht den Fisch an, damit er ein wenig abkühlte. Sie wollte sich immerhin nicht den Mund verbrennen.
Haru biss ein großes Stück ab und schien zufrieden zu sein. Der Fisch schmeckte sehr gut und das machte ihn glücklich. „Du bist gut im Fischen. Ich habe dich beobachtet", gab er zu.
„Ich sagte doch: Mit Magie kann ich fast alles", lachte sie gut gelaunt und probierte nun auch. Es war Forelle und sie liebte Forelle. „Ich würde einige der Fische räuchern und die anderen mit einem Kühlzauber belegen. Dann sind sie noch ein paar Tage länger haltbar", erklärte sie mit vollem Mund und war sichtlich zufrieden.
„Klingt gut. Du weißt ja, ich esse alles. Sag bloß, du hast meine Magie dazu benutzt", sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Dabei hielt er beim Kauen inne und musterte sie.
„Ja, das habe ich doch gesagt", lachte sie gut gelaunt. „Sonst hätte ich die Fische nicht aus dem Wasser bekommen und schon gar nicht so viele."
Kopfschüttelnd sah er das Mädchen an und aß weiter. „Dann hätte ich sie auch gleich mit Magie rausholen können. Aber dann warst du wenigstens ne Weile beschäftigt", grinste er frech.
„Hättest du, aber du wolltest ja an deinem Stein basteln, daher hab ich das für dich gemacht. Aufgabenteilung", erklärte Sezuna gut gelaunt und biss in den Fisch.
Der Junge schnaubte nur, wobei es sich eher wie ein prusten anhörte. Er riss sich das letzte Stück vom Fisch, bevor nur noch die Gräten übrig blieben und aß es genüsslich. „Der Stein ist fertig, also kann ich das in Zukunft auch machen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass du nicht damit einverstanden sein wirst, weil du gerne was tun willst", mutmaßte er und lehnte sich zufrieden zurück.
„Ja, das auf alle Fälle und ich habe so selten wirklich Magie zur Verfügung, dass es toll ist mit dieser Dinge tun zu können, die ich sonst nicht könnte, mir aber schon oft gewünscht habe", meinte sie mit einem Lächeln und deutete auf einen weiteren, ausgenommenen, aber rohe Fisch. „Willst du noch?"
Haru nickte begeistert, allerdings eher weniger, dass er darauf warten musste. „Genieße meine Magie, solange du kannst. Ich brauche sie nicht unbedingt": lächelte er, während er den Fisch aufspießte, um ihn Sezuna zu reichen, damit sie ihn würzen konnte.
Diese holt ein kleines Tütchen hervor und griff hinein, bevor sie den Fisch großzügig mit der Würzmischung einrieb. „So", sagt sie und lächelte leicht.
„Willst du nichts mehr?", wollte er wissen, bevor er ihn ins Feuer hielt. Haru freute sich schon darauf, den Fisch zu essen und er war ungeduldig wie ein kleines Kind dabei.
„Erst einmal nicht, nein. Mir reicht einer", versicherte sie mit einem Lächeln. „Ich wollte den Rest noch ausnehmen und dann räuchern und vielleicht einige Teile schon fertig machen für eine Eintopf."
„Wenn du willst, gerne. Den Rest können wir verkaufen. Aber ich glaube nicht, dass viel davon übrig bleiben wird", lächelte er. Haru sah in den Himmel, der sich langsam schwarz färbte und sah die Sterne an. „Irgendwo dort oben ist Sarah und wacht über mich. Siehst du den Stern dort? Der so aussieht, als würde er grün und blau leuchten? Ich bin fest davon überzeugt, dass es Sarah ist", sagte Haru und zeigte mit seinem Finger in den Himmel.
Sezuna hob den Kopf und betrachtete die Schönheit des Sternenhimmels, der sich langsam bildete und sie in Dunkelheit hüllte. „Er ist wunderschön", hauchte sie.
Haru lächelte und ließ seine Augen nicht von dem Stern ab. „Oft spreche ich mit ihr, wenn ich sie sehe und erzähle ihr alles, was passiert. Ich weiß, es hört sich verrückt an. Vielleicht bin ich einfach zu sentimental und kann es nicht hinter mich lassen. Aber das gibt mir zumindest das Gefühl, dass es einen Menschen gab, der mich geliebt hat, für das was ich bin."
„Jedes Jahr zum Todestag meiner Eltern bauche ich ein kleines Podest, auf dem ich das Foto und den Stein lege und dann erzähle ich ihnen alles, was passiert ist und was mich bedrückt. Es kann sehr befreiend sein", stimmte Sezuna zu und zog die Knie an, während sie jedoch weiterhin in den Sternenhimmel blickte.
„Das mache ich auch. Jedes Jahr zum Todestag. Und ich finde, dass du das toll machst, gerade, weil du so viele Menschen, die du geliebt hast, verloren hast", meinte er nachdenklich. „So zollst du Respekt an die Leute und es ist auch dafür da, sie nicht zu vergessen", fuhr er fort, während er sein Blick nicht vom Himmel nahm. „Ich glaube, Sarah lacht mich gerade aus, weil ich ihr erzählt habe, wie oft ich mich mit dem Stein verletzt habe. Oft hat sie mich ausgelacht, wenn ich mich aus Versehen verletzt habe", sagte Haru dann mit einem Lächeln.
„Wahrscheinlich hat sie es gemacht, um ihre Sorge, dass du dich wirklich ernsthaft verletzt zu überspielen. Oder um dich zu motivieren vorsichtiger zu sein", meinte Sezuna leise. „Zumindest wäre das bei mir der Grund."
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