Kapitel 30
Am Morgen fühlte er sich noch noch müder als davor, weil ihn so viele Gedanken geplagt hatten. Haru entschied, es auf sich beruhen zu lassen und nicht mehr über das, was geschehen war, nachzudenken. Als die Sonne langsam aufging, war es still draußen und er richtete sich auf. Haru brauchte einige Minuten, bevor er sich bewegen konnte, nachdem er sich aufgesetzt hatte. Solange Sezuna noch schlief, ging er ins Badezimmer und zog sich bereits an. Erst dann weckte er Sezuna auf, wobei er sie wieder leicht an der Schulter rüttelte und ihren Namen mehrmals sagte.
Grummelnd wurde diese wache und setzte sich verschlafen auf. „Guten Morgen", murmelte sie und schlürfte dann ins Badezimmer, um sich ebenfalls für den Tag fertig zu machen.
Der blonde Junge ließ sie machen und überprüfte in der Zwischenzeit seine Taschen und wie viel Geld er noch hatte. Das würde noch eine Weile reichen, da war er sich sicher. Als Sezuna aus dem Bad kam, erkundigte er sich bei ihr, was sie eigentlich am Vorabend in das Buch geschrieben hatte.
Sezuna wirkte viel frischer und auch wacher als vor wenigen Minuten. Ihre Haare waren zu einem Zopf hochgebunden und man sah, dass sie Haru mit wachen Augen anblickte, bevor sie lächelte. „Einige Geschichten, die mir auf den Weg hierher in den Sinn gekommen sind."
„Darf ich sie eines Tages hören?", wollte er wissen und lächelte. Immerhin hatten ihm ihre Geschichten gefallen und auch in der Schule geholfen.
„Natürlich, ich kann sie dir gern auf dem Weg erzählen", lachte Sezuna, die das Buch wieder in den Rucksack packte und diesen Gehfertig schulterte.
Haru sah das als Aufforderung, dass sie gehen konnten. Er ließ das rothaarige Mädchen zuerst aus dem Zimmer, um ihr dann nach unten zu folgen. An einigen Tischen schliefen die Menschen tief und manche schnarchten sogar. Haru grinste nur, denn er wusste, dass sie lange gefeiert hatten.
Geradewegs ging er auf den Wirt zu, der müde aussah und bedankte sich für das Essen und für die Nacht. „Ihr habt ein schönes Fest gehabt. Gibt es irgendwo noch Möglichkeiten, Eure Spezialitäten zu kaufen?", fragte er ihn, während er das Geld überreichte.
„Ich biete noch Honigkuchen an. Es ist jedoch nicht mehr so viel übrig", erklärte der Wirt, der müde klang. Wahrscheinlich hatte er in der Nacht nur wenige Stunden geschlafen.
„Wir würden gerne den Rest kaufen", erwiderte Haru und reichte mehr Taler über den Tresen. Der Wirt hatte sie ihnen eingepackt und der Junge übergab Sezuna die Tüte.
Mit einem freundlichen Winken verabschiedete Haru sich und ging mit Sezuna aus Tür. „Wenigstens noch ein schönes Andenken", grinste er sie an.
„Lass mir eines davon übrig, damit ich es mir mit Magie anschauen und das Rezept herausbekommen kann", murmelte sie und kam nicht umhin den leckeren Geruch aufzusaugen, der ihren Magen leise knurren ließ. Dabei hatte sie nicht einmal bemerkt, dass sie hunger hatte.
„Dann sei schnell damit, du weißt, dass ich mich nicht zurückhalten kann. Wenn du mir aber versprichst, sie genauso nachzumachen, dann kannst du dir sicher sein, dass du einen Kunden hast", grinste er und sah sich um. „Lass uns nachsehen, ob wir hier etwas noch zu essen finden. Beim Wirt selbst sah es ziemlich leer aus. Das Geschäft muss gut gelaufen sein", vermutete er.
„Ich denke die meisten Stände haben schon zu", bemerkte Sezuna nachdenklich.
„Dann lass uns gehen und wir machen auf dem Weg eine Pause. Ich habe zwar Hunger, aber das werde ich schon noch aushalten", erwiderte er und ging auf das Tor zu, welches sie außerhalb des Dorfes führte. Obwohl die Sonne schien, war es merklich kühler geworden, das war ihm gar nicht in der Nacht aufgefallen. „Hast du genügend warme Kleidung dabei? Es sieht so aus, als ob es noch kühler wird."
„Ich bin ausgerüstet, solange wir nicht vor haben einen Schneesturm und eine Eiswüste zu durchqueren, sollte ich immer passend angezogen sein", gab Sezuna von sich und grinste dabei ein wenig.
„Hmm ...", machte Haru nur. Da er nicht wusste, wie lange sie die Reise unternehmen würden, stand er beziehungsweise Sezuna vor einem Problem, falls es wirklich anfangen sollte zu schneien. Immerhin war es Herbst und manche Nächte waren jetzt schon sehr kalt. Je nachdem, wo sie hinkommen würden, gab es die Wahrscheinlichkeit, dass es dort bereits schneite.
Aber wenn sie sich wirklich auf den Weg zur königlichen Hauptstadt begaben, konnte das Wetter noch ganz anders werden. Soweit er wusste, gab es außerhalb ihrer Heimat Moore, Wüsten und Urwälder.
Schon wieder machte er sich zu viele Sorgen um die Zukunft. Haru seufzte tief und wandte sich wieder dem Weg zu. Vielleicht sollte er anfangen, einfach zu leben und zu sehen, was geschehen würde. Er konnte immer noch darauf reagieren. „Was wäre unser nächstes Ziel?", fragte er beiläufig.
„Gute Frage", meinte Sezuna nachdenklich. „Wir sollten demnächst mal nach einer Karte für die Gegend schauen. Ich hab mich mit Geografie nicht so sehr beschäftigt und langsam gehen mir die Karten aus", murmelte sie. „Aber wenn wir dieser Straße folgen, sollten wir heute Abend wieder bei einem Dorf ankommen. Und wir kommen an einem See vorbei. Dort könnten wir uns Fisch mitnehmen."
„Sonst bleiben wir heute eben beim See und übernachten dort. Wir werden schon was finden, um warm zu bleiben", entschied er sich.
„Das können wir auch machen, ja", stimmte sie zu und musste gestehen, dass sie durchaus wieder Lust hatte zu angeln. Damals als Kind hatte sie ihren Vater immer begleitet.
Sie kamen gut voran, denn der Weg war gut zu laufen. Haru sprach in der Zeit nicht viel, weil er seinen eigenen Gedanken nachhing.
Sezuna ging es ähnlich und sie war geistig schon dabei eine neue Geschichte zu entwerfen. Dieses Mal jedoch einen längeren Roman. Vielleicht konnte sie diesen irgendwann veröffentlichen.
Auf einmal blieb Haru stehen und er sah einen Schmetterling, der auf einem Stein hockte. Er bedeutete Sezuna, stehen zu bleiben. Sobald sie das tat, ließ er Magie durch seine Hand fließen und verwandelte den Schmetterling, welcher komplett weiß gewesen war, in Asche.
Sezuna starrte ihn einen Augenblick lang an und wand sich dann ab. Der arme Schmetterling. Er war so schön gewesen.
Haru ging auf den Stein zu und kniete sich davor nieder, wobei er einige Worte murmelte, bevor er die Asche einsammelte. Es war nicht viel, aber es würde ausreichen für das, was er wollte. „Weißt du, dann Schmetterlinge gute Seelen für Anhänger sind? Sie haben eine Art Spirit, welches einen Anhänger stärker machen", erklärte er.
„Sie sind reine Wesen. Natürlich haben die das", gab Sezuna von sich, wobei ihre Stimme ein wenig belegt klang.
„Genau deshalb. Du wirst sehen, was für ein Anhänger herauskommen wird. Es ist das erste Mal, dass ich einen Schmetterling habe. Sonst habe ich es immer mit Spinnen, Fliegen und Asseln versucht", grinste er sie an und sie fuhren ihren Weg fort.
„Wenn wir am See Rast machen, kannst du dich ja darauf konzentrieren, während ich Fische fange", lachte Sezuna, die sich irgendwie sehr gut fühlte. Der gestrige Abend war sehr schön gewesen.
„Klar, du kannst Fische fangen und ausnehmen? Dann kann ich mich darauf konzentrieren und das Feuer machen", schlug er vor. Er war nicht sehr überrascht davon, dass Sezuna das konnte, das würde ihm jedoch viel helfen, denn er brauchte Zeit und Ruhe um den Anhänger zu basteln.
„Mit Magie kann ich fast alles und wenn du mir den Stein auffüllen könntest, ist auch die Gefahr, dasa ich mich verletze geringer, erklärte sie mit einem Grinsen.
„Zuerst bestichst du mich mit essen und jetzt nimmst du mich aus wie eine Weihnachtsgans?", fragte er mit einem entrüstetem Schnauben, doch man sah ihm an, dass er nur Spaß machte. Kopfschüttelnd hielt er seine Hand hin, damit sie ihm den Stein geben konnte.
„Ich mach dir Essen", gab sie zurück und holte den Stein hervor. „Und du musst nichtmal die Zutaten fangen", lachte sie gut gelaunt.
Lachend nahm er den Stein entgegen und ließ seine Magie in ihn fließen, bevor er ihr den Stein zurück gab. „Also doch Bestechung. Darin bist du ganz schön gewitzt, das muss man dir lassen. Hätte ich bloß nicht meine Schwachstellen verraten", seufzte er gespielt. Auch wenn er noch müde war, war er gut gelaunt.
Sezuna hob den Finger. „Keine Bestechung. Wir arbeiten einfach nur zusammen."
„Sagst du", erwiderte Haru lächelnd. „Aber von mir aus, es ist mir lieber, zusammen zu arbeiten, als sich ständig über etwas zu streiten", sagte er dann schulterzuckend.
„Dann sind wir ja einer Meinung und ich freu mich schon richtig darauf", lachte die Rothaarige noch immer. Sie hatte heute viel zu gute Laune.
„Aber sei gewarnt, ich lasse nicht mit mir diskutieren. Vor allem nicht wegen einem Bett", warnte er sie freundschaftlich vor. Wobei sie es aber auch wusste. „Ich hab Hunger. Sollen wir eine Pause machen oder sind wir bald am See?", fragte er das Mädchen.
„Bis zum See ist es leider noch ein wenig", meinte Sezuna und blickte zu Haru. „Willst du im Laufen essen, oder Pause machen?", wollte sie wissen und hatte kein Problem damit auch im Gehen etwas zu essen.
„Beides ist mit recht. Eigentlich mag ich es mehr, wenn ich sitze, aber ich will heute noch dort ankommen. Dann gib mir ne Frucht oder sowas, es wird schon reichen", meinte Haru und streckte bereits die Hand aus.
Sezuna zog im Laufen ihren Rucksack nach vorn und kramte darin herum, bis sie zwei Äpfel zu Tage förderte und einen davon Haru entgegenhielt.
Gierig nahm er ihn und biss krachend hinein. „Sag mal, gibt es eigentlich irgendeine Schwachstelle an dir? Ich meine, du kennst ja meine. Aber bei dir habe ich es nich nie gesehen, außer dass deine Quelle kleiner ist als bei den meisten", fragte er sie dann.
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