Kapitel 14
Den ganzen Weg über warf die junge Frau Haru immer wieder einen Blick zu, den er mit einem Lächeln quittierte. Er wusste, wie er die Leute dazu bekam, das zu bekommen, was er wollte. Sobald sie an der Tür angekommen waren, drückte Jessi ihm die Schlüssel in die Hand und meinte missmutig, dass sie morgen früh spätestens um elf Uhr draußen sein müssten, sofern sie nicht länger hierbleiben wollten. Haru grinste die Frau an und bedankte sich artig, wobei Spott in seiner Stimme zu hören war.
Nachdem er Sezuna wortlos in das Zimmer geschoben und die Tür hinter sich geschlossen hatte, machte er ihr ein Zeichen, dass sie ruhig sein sollte. Er selbst lauschte an der Tür und da er keine Schritte hörte, grinste er noch breiter. Nun winkte Haru das Mädchen zu sich und beugte sich zu ihr, um ihr etwas zuzuflüstern.
Sezuna war durch die ganze Sache reichlich verwirrt und tapste zu Haru, damit sie hören konnte, was er zu sagen hatte. Was war nur mit ihm los?
„Spiel einfach mit, ok? Tu so, als wären wir zusammen. Die Frau lauscht an der anderen Seite, um zu hören, ob wir wirklich ein Paar sind", wisperte er ihr zu und hoffte, sie würde es verstehen. Zwar mochte er solche Spiele nicht, aber wenn sie sein mussten, konnte er diese auch gut spielen.
„Seltsame Frau", bemerkte Sezuna leise und verdrehte die Augen. „Aber gut, wie du willst, du weißt aber, das ich nicht gut darin bin", murmelte sie noch immer leise.
„Egal, spiel einfach mit", sagte er leise und richtete sich auf. „Ein richtig schönes Zimmer, nicht wahr? Ich bin mir sicher, dass wir uns hier erholen können, vor allem, wenn wir morgen schon wieder auf dem Weg nach Hause sein werden", sagte er dann lauter. „Ich bin froh, dass wir zusammen die lange Reise durchstehen, ohne dich könnte ich das gar nicht aushalten, Schatz."
Bei diesen Worten musste Sezuna grinsen, denn jeder, der ihn kannte, würde wissen, dass dies nur gespielt war. „Ich freue mich auch schon auf Zuhause, Liebling. Trotzdem war es eine schöne Reise", erklärte Sezuna und versuchte dabei nicht zu steif oder belustigt zu klingen.
„Wenigstens konnten wir die Reise nach unserer Heirat machen, dann können wir uns wieder auf unsere Arbeit konzentrieren. Ich freue mich schon sehr darauf, wenn unser Kind zur Welt kommt", meinte er und sein Grinsen wurde breiter, als er einen undefinierbaren Laut von der anderen Seite der Tür hörte. Jessi schien frustriert zu sein und das gefiel ihm.
Sezuna stellte indes ihren Rucksack ab und musste ebenfalls ein wenig lächeln. „Das wird noch eine Weile dauern, Liebling", bemerkte Sezuna, da es schwierig war von einem Kind zu sprechen, wenn man ihr nichts ansehen konnte. „Aber ich finde das Babyzimmer, dass du Zuhause eingerichtet hast wirklich gelungen."
Als Haru dann plötzlich einen wütenden Ausruf von der anderen Seite der Tür hörte, wurde sein Lächeln spöttisch. „Und wie sich unsere Eltern erst freuen werden ...", fuhr er fort und hörte endlich das Geräusch von schnellen Schritten, die sich entfernten.
„Puh, war das anstrengend, aber erfolgreich", lachte er plötzlich los, als er sicher war, dass Jessi weg war. Er ließ sich auf dem Bett nieder und konnte sich vor Lachen nicht mehr halten. „Wenigstens hast du gut mitgespielt Schatz", kicherte er.
Sezuna lächelte ebenfalls, bevor sie sich auf den Boden setzte, einmal streckte und dann nach hinten fallen ließ. „Die Arme", meinte sie leicht spöttisch. „Wahrscheinlich hatte sie die Hoffnung auf einen guten Fang."
„Da hat sie die Rechnung mit dem Falschen gemacht", grinste er spöttisch. Haru wusste gut genug, dass Frauen so waren und er nutzte das auch zu seinem Vorteil aus. Früher hatte er das nie gemacht, doch nach Sarahs Tod hatte er sich verändert. „Ich kann nicht verstehen, warum sie es ausgerechnet bei mir versucht hatte", meinte er kopfschüttelnd.
Sezuna zuckte ein wenig die Schultern. „Du bist ein gutaussehender, junger Mann", meinte sie. „Frauen finden dich anziehend und bei den Muskeln wundert mich das nicht."
Haru schnaubte verächtlich. „Da sieht man mal wieder, dass sie nur auf das Äußere sehen und sich nicht dafür interessieren, wie man wirklich ist. Schon allein ein Grund mehr, sich von Frauen fernzuhalten", erwiderte er und streckte sich genüsslich, als er sich auf dem Bett ausbreitete.
„Nicht alle Frauen sind so", meinte Sezuna und erinnerte ihn dann an seine Worte, dass auch nicht alle Jungen so waren, wie er einmal gesagt hatte.
„Sarah war nicht so, das stimmt", murmelte er leise und starrte an die Decke. „Aber die meisten Frauen sind so, denke an die in der Schule und an diese Jessi."
„Kann schon sein", murmelte Sezuna leise und betrachtete die Decke, die nicht sonderlich einladend wirkte. Von manchen Flecken wollte sie gar nicht wissen, wo diese herkamen. „Trotzdem solltest du nicht alle über einen Kamm scheren."
„Ja vielleicht, aber ich will auch keiner Frau mehr zu nahe kommen. Trotzdem ist es manchmal hilfreich, sie zu verführen, damit ich bekomme, was ich will. Genau wie in diesem Fall", grinste er, wobei Sezuna das nicht sehen konnte.
„Verführen? Nun, das hast du in dem Falle wohl definitiv nicht", meinte sie ein wenig belustigt.
„Nicht diese Art von Verführung!", widersprach er entrüstet. „An was du schon wieder denkst", meinte er dann kopfschüttelnd. „Es reicht oft aus, freundlich zu sein oder Geld klimpern zu lassen. Bei sowas sowieso."
„Also Bestechung", meinte Sezuna mit einem zweideutigen Grinsen, bevor sie sich wieder aufsetzte. „Wollen wir uns das Dorf ansehen?"
„Du nennst es Bestechung, ich nenne es Verführen. Übrigens tust du nichts anderes, als mich mit deinem Essen zu bestechen", entgegnete er, stand aber auf, weil er selbst das Dorf ansehen wollte. „Willst du Jessi fragen, ob es hier einen Kräuterladen gibt?"
„Natürlich will ich das. Das Gesicht möchte ich mir nicht entgehen lassen", meinte Sezuna gut gelaunt und schulterte ihren Rucksack wieder. Diesen würde sie nicht hierlassen.
Haru konnte sein Lächeln nicht verstecken, als sie wieder nach unten kamen. Jessi war noch immer hinter dem Tresen und ihre Augen leuchteten, als sie Haru sahen. Doch der Ausdruck verschwand sogleich, als sie Sezuna sah. Der blonde Junge schob Sezuna vor sich mit einem aufmunterndem hin.
„Gibt es im Dorf einen Kräuterkundigen?", wollte Sezuna freundlich wissen und wirkte nicht, als hätte sie bemerkt, wie Jessi sie ansah.
Die braunhaarige Frau sah sie seltsam an und antwortete nicht sofort. Als Haru jedoch seinen Arm um Sezuna sanft legte und sie an sich zog, um nahe an ihrem Gesicht zu sein, meinte er, dass sie es wohl auch selbst herausfinden würden, weil sich die junge Frau anscheinend nicht auskannte, sagte Jessi hastig, dass es sehr wohl einen gäbe. „Aus der Taverne raus und dann nach links bis zum Ende der Straße. Da ist so ein seltsames Hexenhäuschen", erklärte sie und lächelte Haru an. Dieser erwiderte das Lächeln und grüßte sie freundlich, während er Sezuna nach draußen schob, wobei er sie noch immer im Arm hielt.
Sezuna kam nicht umhin, das als angenehm zu empfinden. Haru war so schön warm und an seiner starken Brust fühlte sie sich wohl. Trotzdem wusste sie, dass es nur gespielt war. „Sie ist nicht sonderlich hilfreich", bemerkte Sezuna leise und trat mit Haru auf die Straße, um besagtem Weg zu folgen.
„Nein das bestimmt nicht. Trotzdem wissen wir wenigstens, dass es hier das gibt, wonach du suchst. Jessi ist wirklich dämlich, macht sich falsche Hoffnungen. Wie schade, dass ich ihren Traum zerstören muss", meinte er gut gelaunt und ließ das rothaarige Mädchen los, sobald sie aus der Tür waren. „Danke, dass du so gut mitgespielt hast."
Sezuna schmunzelte ein wenig. „Ich bin nicht derjenige, der Probleme mit Berührungen hat", meinte sie leise. „Es stört mich nicht und ihr Gesicht ist das durchaus wert."
„Ich weiß. Auch wenn ich es nicht mag, es musste sein. Ich werde ganz gewiss nicht meinen richtigen Namen sagen. Da ich sowieso älter aussehe, halten sie mich nicht automatisch für einen Schüler, was das Ganze erleichtert", erwiderte er und ging in die Richtung, wo der Laden sein sollte.
„Wie bist du überhaupt auf den Namen gekommen?", wollte Sezuna ein wenig belustigt wissen. Sie fragte sich auch, ob sie in seiner Gegenwart jünger oder älter wirkte. Ob man wohl glaubte, dass sie viel jünger war als er?
„Sarahs Bruder hieß so ...", murmelte er und rieb sich den Nacken, wenn er daran dachte. Nie hatte Jare es ihm verziehen, was er ihr angetan hatte, dabei waren sie immer sehr gut befreundet gewesen und er hatte Haru so akzeptiert wie er war, nachdem seine Schwester mit ihm glücklich war.
Er konnte Jare aber auch verstehen. Wenn er eine Schwester gehabt hätte, die von seinem Freund getötet worden wäre, hätte er auch nie wieder ein Wort mit ihm gewechselt.
„Verstehe", murmelte Sezuna, die diese Information abspeicherte und sich ärgerte, dass sie gefragt hatte. Jetzt war die gute Stimmung wieder weg.
„Was brauchst du eigentlich von den Kräutern?", wollte er wissen, um von dem Thema abzulenken. Haru hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt, während sie durch das Dorf liefen. Besonders groß war es nicht und sehr viele Leute schienen auch nicht unterwegs zu sein. Dafür wurden Sezuna und er genau beobachtet, weil es hier anscheinend nicht viele Leute gab, die vorbeikamen.
Außerdem musste Sezunas Haarfarbe auffallen. Es gab niemanden hier, der so ein intensives Rot hatte, wie sie. „Ich dachte an Kräuter für Heilverbände. Blutstillende, Wunden reinigende Kräuter und solche Dinge", meinte sie mit einem schiefen Lächeln. „Aber du kennst dich da sicherlich besser aus, als ich. Immerhin bist du der Heiler."
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