Kapitel 74
„Kann ich dich für einen Moment runter lassen?", fragte der Blonde Sezuna. Ihm war schlecht und ihm war nach weinen zumute. Diese ganze, verdammte Reise! Es war besser, wenn Sezuna mit den anderen ab jetzt sprach. Es gab keine Garantie mehr, dass Haru sich noch halten konnte.
"Ja", flüsterte sie, auch wenn sie noch immer sehr schwach auf den Beinen war, hoffte sie, dass sie mittlerweile wieder laufen konnte.
Dankbar sah er sie an, blieb aber dicht neben ihr stehen. Er ließ Magie in den Boden fließen, damit dieser ein wenig stabilisiert wurde. Denn dieser wackelte beträchtlich.
"Kannst du mir erklären, was los ist?", fragte Sezuna leise an ihn gewandt, da sie ebenfalls noch nicht so ganz verstand, warum Haru so unwirsch reagierte.
„Etwas stimmt einfach nicht. Ich kann nur nicht erklären, was", murrte er und rieb sich den Nacken.
Sezuna nickte. Ihr kam das auch ein wenig seltsam vor. Allerdings konnte sie auch nichts an Tamyr erkennen, dass sie zweifeln ließ. Sie war mit Blut bespritz, das hieß, dass sie wohl nah an Nicu gestanden hatte. Vielleicht hatte dieser die junge Forscherin sogar beschützt und war dabei ums Leben gekommen.
„Mach dich bereit, falls sie angreifen. Ich nehme drei verschiedene Auren wahr", flüsterte er ihr zu. Warum warteten sie einfach hinter den Mauern, anstatt anzugreifen? Dass Berucas ein Feigling war, wusste er bereits. Aber die anderen?
Der Raum war sehr groß und besaß hohe Decken. Außerdem standen einige Tische herum, auf denen Gläser mit etwas merkwürdigem waren. Viele Regale mit Büchern waren zu sehen, einige von ihnen waren sogar umgefallen. Hatte es hier einen Kampf gegeben?
Dadurch, dass Haru den Boden stabilisierte, versuchte er auch herauszufinden, wo genau die Magier hinter den Wänden waren.
"Hier sind überall Zauber", bemerkte Sezuna, die es seltsam fand, wie einige Dinge aufgestellt waren. Manche waren ganz eindeutig als Knotenpunkte von Zaubern zu erkennen.
„Für ihn können wir leider nichts mehr tun", sagte Haruto sehr leise und mit Trauer in der Stimme, als er sich von dem toten Krieger aufrichtete.
Haru nickte, was heftige Kopfschmerzen auslösten.
"Haru", bemerkte Sezuna atemlos. "Ich glaube hier liegt irgendwas in der Luft", bemerkte sie, weil sie ein seltsames Brennen im Hals spürte.
Sie war nicht die Einzige, auch die anderen begannen, es nach und nach zu spüren. Doch was für ein Zauber war das? Diese Reise artete in eine Katastrophe aus.
Sezuna erschuf eine Kugel reiner Luft, die sich um ihren Kopf legte und sie hoffte, dass sie so vielleicht dem seltsamen Gefühl Herr werden konnte.
Auf die gleiche Idee kam auch Haruto, der den Nichtmagiern das gleiche gab. Selbst Tamyr bekam eine von ihm. Der einzige, der sich weigerte, war Haru.
"Du bist unser bester Kämpfer", bemerkte Sezuna leise. "Sei bitte nicht übermütig", bat sie inständig.
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Versager", erwiderte der Blonde. Haru war kein Kämpfer. Nur ein Magier, dessen Magie mit ihm machte, was es wollte.
Es nagte an ihm, dass sie mit mindestens einem weniger nach Hause kamen. Hätte er die Anhänger besser gemacht, wäre nichts passiert. Es war seine Schuld, dass das passiert war. Tränen stiegen in seine grauen Augen auf, die er trotzig hinunterschluckte.
Sezuna würde es vielleicht nicht verstehen, wie gut sich das Brennen plötzlich anfühlte. Als wäre das eine gerechte Strafe für sein Versagen.
"Wenn du es wagst, mich noch vor der Hochzeit zur Witwe zu machen, werde ich dir bis in die Hölle oder den Himmel folgen, hast du das verstanden?", zischte sie ihn an, um ihn darauf hinzuweisen, dass es nicht egal war, ob er hierbei Schäden davon trug, oder nicht.
„Sezuna, schrei nicht so, sondern hilf mir lieber, herauszufinden, was für ein Zauber das ist", bat er sie trocken. Und das war nicht so einfach, wenn sie keine Beschreibungen davon erhielt. So schnell würde der Blonde hoffentlich nicht verletzt werden.
Sezuna knurrte ihn an. "Das ist kein Zauber, das ist einfach nur giftiger Rauch", sagte sie mürrisch. "Das entsteht, wenn man bestimmte Kräuter verbrennt."
Normalerweise wusste Haru das auch, doch irgendwie funktionierte sein Kopf nicht mehr richtig. Teile waren wie ausgelöscht, die er eigentlich wissen sollte. Und doch kam er nicht selbst darauf. Verwirrt sah er die Rothaarige für einen Moment an, bevor er sich selbst eine Kugel aus reinem Sauerstoff erschuf. Sofort ließ das Brennen im Hals langsam nach.
Haruto verteilte bereits an die anderen ein paar Kräuter, die sie kauen sollten, um die Symptome zu lindern. Sie hatten zum Glück nicht zu viel eingeatmet und das ließ sich gut behandeln. Aber auch der reine Sauerstoff half ihnen dabei.
"Ich werde mich ein wenig umsehen", bemerkte sie leise, denn sie hatte vor die Zauber, die in dem Zimmer waren, für sich zu nutzen. Sie hoffte jedoch, dass in dieser Zeit niemand hineintrat oder angriff.
„Ich komme mit", sagte Haru leise zu ihr und fragte sich gleichzeitig, ob es besser wäre, wenn die anderen auch mitkamen. Dann wären sie nicht allein. Der Zauber des Blonden lag noch immer in den Felsen, sodass er spürte, wenn sie etwas regte. Wie ein Schutzmantel lag es um den Raum herum. Es ging nicht darum, die Magier abzuhalten, sondern darum, gewarnt zu werden.
"Pass aber bitte auf, dass du in keinen der Zauber trittst, die ich noch nicht entschärft habe", bat sie und beugte sich hinab zu einem scheinbar heruntergefallenen Stift. Diesen berührte sie sanft und schickte ihre Magie hinein, bevor sich ein Zauber langsam löste.
„Ich bleibe ... hinter dir?", fragte er auf einmal. Dabei hatte er es doch einfach sagen und bestätigen wollen, dass er vorsichtig sein würde. Er hatte beobachtet, was sie tat und war der Meinung, dass es besser wäre, wenn sie die Leitung der Gruppe übernahm.
"In Ordnung", murmelte sie und war komplett in ihrer Welt. Ihr Gehirn nahm die Umgebung auf, versuchte alles zu bemerken und ihre Gruppe durch das Zimmer zu führen, ohne dass etwas geschah. Dabei hatte sie sich nur umsehen wollen.
Die ganze Zeit hatte Haru die Hand an ihrem Rücken gelegt, um in Kontakt mit ihr zu bleiben, wobei die beiden Hexen neben ihm gehen mussten. Denen vertraute er sowieso nicht und ihm war schleierhaft, wieso sie diese sich nicht holen wollten.
Die anderen folgten schweigend, aber auch ängstlich. Die Krieger hatten Akira und seine Frau eingekreist, um sie zu schützen, wobei die Heiler hinter ihnen gingen.
Sie bemerkten, dass Sezuna sie sicher nach draußen führen würde. Und sie vertrauten ihr dabei hundertprozentig. Die Ruhe, die sie dabei ausstrahlte, war ansteckend, sodass sie ein wenig entspannter wurden, aber nicht zu sehr.
Allerdings schien das den Magiern nicht zu gefallen. Wahrscheinlich hatten sie damit gerechnet, dass dieses Zimmer dafür sorgen würde, dass es den ein oder anderen Toten gab. Doch so zielsicher, wie die Rothaarige die Zauber entfernte und durch den Raum lief, würde es hier keine Opfer geben.
Das hieß, dass sie selbst zum Angriff über gehen mussten.
„Vorsicht", warnte Haru leise, als er eine kleine Bewegung spürte. Er war froh, dass Sezuna diejenige sein würde, die die Menschen wieder rausbringen würde. Ohne sie wären die Menschen verloren.
Sezunas Blick glitt umher und sie versuchte durch Harus Magie seinen Zauber zu spüren, was ihr nur halb gelang. "Werden sie ungeduldig?", fragte sie leise.
Leicht nickte er als Zustimmung. Wieder nahm er eine kleine Bewegung wahr und flüsterte, dass links und rechts zwei waren. Berucas war der dritte, der sich noch immer versteckte.
Aber anders hatte er es auch nicht erwartet. Wahrscheinlich ließ er erneut andere die Drecksarbeit machen.
"Kannst du uns schützen?", bat Sezuna leise.
„Ich versuche es", meinte er leise. Aber sicher war er sich schon lange nicht mehr. Nicht nach Nicus Tod. Haru hatte Fehler begangen und war verantwortlich dafür. Er war einfach zu schwach, um so viele zu schützen. Seine Magie schlummerte wartend in ihm, selbst als er das Schild um einiges verstärkte.
"Ich vertraue dir", flüsterte sie leise und bat ihn dann kurz stehen zu bleiben, weil sie ein paar Schritte zur Seite machte, um nach einem Buch zu greifen, auf dem eindeutig ein Zauber lag.
Missmutig sah er ihr zu. Sie vertraute ihm vielleicht, aber er sich nicht mehr. Mit den Händen in den Hosentaschen blieb er unbeteiligt stehen und wartete.
Die Rothaarige brauchte ein wenig länger diesen Zauber zu ergründen und gerade, als sie damit anfangen wollte, ihn aufzulösen, schoss ihnen aus der Wand ein Feuerball entgegen.
„Vorsicht!", rief Haru und stellte sich schützend mit ausgestreckten Armen vor die Gruppe. Eine Wasserkugel wurde von ihm erschaffen, die sich mit der Feuerkugel vermischte und explodierte, sodass Rauch entstand.
Das war eine gute Taktik, um den Angreifern die Sicht auch die Gruppe zu versperren.
Das schien auch Riku so zu sehen, denn der Magier nutzte die Möglichkeit für einen Angriff und schleuderte seinerseits einen Machtstoß in die Richtung, aus der die Feuerkugel gekommen war. Als dieser gegen die Mauer stieß, breitete sich die Kraft wellenförmig aus, bis sie nachließ.
Wenigstens verfügten die Heiler auch über einige Zauber, um sich zu wehren. Das war immerhin ein Vorteil. Langsam ließ der Rauch nach, aber Haru nutzte die Gelegenheit genau wie Riku, um einen Zauber zu wirken, der den Angreifer beinahe aus dem Felsen herausschütteln sollte.
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