Kapitel 70
Sicherlich, die Vorstellung, verletzt zu werden, rief bei jedem Panik aus. Wohl auch bei Riina und Aino. Da der Blonde aber genügend Zeit gehabt hatte, um alle möglichen Zauber, die sie wohl gebrauchen konnten, auferlegt hatten, boten sie einen gewissen Schutz.
Das spöttische Lächeln auf den Lippen des Magiers wurde nicht weniger. "Ich wäre überrascht, wenn du den beiden helfen könntest", sagte er herablassend und hob die Hand ein Stück. Als wäre das ein Zeichen, begannen Riina und Aino zu schreien und sich in den Fesseln zu winden.
Harus Zähneknirschen sprach Bände. Sie mussten etwas an ihrem Körper tragen, sonst wäre das gar nicht möglich. Der Magier warf Sezuna einen Blick zu, der sie auffordern sollte, nachzusehen. Mittlerweile waren sie bei ihr angekommen, aber noch immer an die Stühle gefesselt.
"Wie schade, dass du mich anscheinend unterschätzt", erwiderte Haru mit verschränkten Armen. Das Schreien von den Frauen war furchterregend. Doch er wusste, wenn er sich jetzt dorthin begab, würde es nichts helfen.
Er musste es Sezuna überlassen, dass sie etwas finden konnte. Es war möglich, dass die Fesseln, die sie trugen, daran schuld waren. Oder auch die Knebel.
Allerdings stand Sezuna bereits vor dem ersten Problem. Es war nicht mehr Harus Schild, der die beiden Frauen umgab und es ihr unmöglich machte, zu diesen vorzudringen.
Sezuna schluckte und tastete an dem Schild entlang, der sehr stark war. Er war nicht leicht zu durchdringen. Weder mit Körperkraft, noch mit Magie. Das stellte sie vor eine Herausforderung, doch sie würde es schaffen.
Haru beobachtete das aus den Augenwinkeln. "Brauchst du Hilfe?", rief er ihr zu. Es war egal, ob der Magier vor ihm etwas hörte oder nicht. Seine Mundwinkel zuckten nur, als er sich an etwas erinnerte. Die Magie des Mannes war stark und dunkel. Das war deutlich zu spüren. Aber er war nicht unbesiegbar. Schon schnell hatte der Blonde die Schwachstelle entdeckt.
Die Hand, mit der der Fremde den Kriegerinnen Leid zugefügt hatte, war verkümmert gewesen. Ein eindeutiges Zeichen, dass er den Schutz nicht aufrechterhalten konnte, wenn die Hand zerstört war. So weit Haru sich noch erinnern konnte, hatte jemand vor langer Zeit seine Eltern besucht. Der Junge mit den grauen Augen war noch klein gewesen, aber er erinnerte sich an den Mann. Dieser hatte ihnen davon erzählt, wie er bei einem Kampf seine Hand beinahe eingebüßt hatte.
Noch genau erinnerte Haru sich daran, wie sie ausgesehen hatte. Drei Finger waren nur noch Stummel gewesen, der Rest seiner Hand von hässlichen Narben übersehen. Zudem hatte der Mann seine Hand nicht mehr ganz schließen können.
Er hatte seinen Eltern sogar erzählt, dass er dank bestimmter Zauber noch einige wirken konnte, die jedoch daran gebunden waren. Warum, dass hatte er ihnen nie erzählt. Aber Haru hatte Angst vor der Hand gehabt, da dieser Mann ihn damit einfach angefasst hatte. Die Berührung war sehr unangenehm gewesen, sodass er dieses Gefühl niemals los geworden war.
Haru konnte nicht glauben, dass es derselbe Mann war. Berucas?", fragte er, wobei nicht ganz ersichtlich wurde, ob er erstaunt, oder abschätzend klang.
Es wunderte den Blonden nicht, wenn er einer von den bösen war. Schon damals war seine Aura nicht sehr gut gewesen.
Der Magier lachte, antwortete ihm aber nicht. Was in seinem Kopf vor sich ging und ob Haru recht hatte, war kaum zu sehen.
Sezuna runzelte die Stirn. Er kannte seinen Namen? War das gut oder schlecht?
Schnell schüttelte sie den Kopf. Sie hatte andere Sorgen. Ihre Aufgabe war es den Schutzschild zu durchdringen und den beiden Kriegerinnen zu helfen. Akira war noch draußen, musste aber die Schreie hören. Hoffentlich blieb er weg, auch wenn seine Axt hilfreich gewesen wäre, um das Schutzschild zu zerstören.
Wohl oder übel musste es Sezuna allein schaffen, doch dazu brauchte sie erst einmal eine Schwachstelle, weshalb ihre Hände suchend über den Zauber glitten, der sie aussperrte.
Haru legte sich einen Finger an die Schläfe, als würde er sich an etwas erinnern. Dass die bewaffneten Männer näher kamen, interessierten ihn nicht, da sein Schutzschild sich um ihn herum aufgebaut hatte.
Plötzlich fingen die Anhänger von Riina und Aino an zu leuchten. Das Licht breitete sich aus und es entstand eine Wolke, welche die beiden Kriegerinnen einhüllte. Aber nicht, um ihnen zu schaden, sondern um von innen heraus das Schild des fremden Magiers anzukratzen. Haru wusste, es gab nur die Schwachstelle von innen heraus. Von außen konnte man nichts erreichen. Da der Zauber aber direkt mit der Hand von Berucas zusammenhing, wusste er, dass sie die Schwachstelle war.
"Haru, versuch die Armlehnen der Stühle kaputt zu machen", rief Sezuna ihm zu. "Den Knauf", konkretisierte sie, da es sicherlich einen Grund hatte, warum an den Stühlen solche feinen Verzierungen angebracht waren. Das wäre auch ein Grund, warum sich der Schild um die Stühle selbst bei deren Transport nicht bewegt hatte.
Konzentriert ließ der Blonde die Magie aus den Anhänger sich formen, sodass sie in die Stühle gingen und sich in den Knäufe sammelten, bevor er diese zerspringen ließ. Ein erschrockenes Kreischen von den beiden Kriegerinnen waren zu hören, doch sie wurden dabei nicht verletzt. Die Fesseln, die gerade eben um die Hände der beiden gewesen war, zog sich zurück, damit sie sich wieder bewegen konnten.
Allerdings sah Haru mit Befriedigung, dass der Magier vor ihm das Gesicht, welches noch unter einer Kapuze versteckt war, verzerrte.
Der Schild bekam Risse und zersprang schließlich, so dass Sezuna sich nun um die beiden Kriegerinnen kümmern konnte. Wie sie es sich gedacht hatte, lag der Zauber für den Schild in den Stühlen und nicht beim Magier selbst.
Allerdings hatte der Magier den Zauber aufgelegt und war an ihn gebunden gewesen, deshalb hatte er sogar unter Harus Schild ihnen schaden können.
„Du wagst es ... dich gegen mich zu stellen?", fing der Mann an zu grollen und nahm seine Kapuze herunter. „Dass du dich nach all den Jahren noch an mich erinnerst ... kein Wunder, warum deine Eltern vor dir gewarnt haben", brachte er verächtlich hervor.
Das Gesicht des Mannes war eingefallen und grau. Es zierte viele Narben, was von einigen Kämpfen als Zeichen zurückgeblieben waren. „Ergreift ihn!", rief er den Nichtmagiern zu.
Diese zögerten nicht, sondern stürzten sich sofort auf Haru.
Dieser konnte sehen, dass sie magische Waffen nutzten, die sogar sehr stark waren.
Einer schnitt mit seinen Dolch scheinbar wahllos in die Luft, doch magische Klingen entstanden, die direkt auf ihn und sein Schild zu flogen. Mit so viel Wucht und so stark, dass es die ersten Risse gab.
Das machte Haru allerdings erst recht wütend. Ein herablassender Blick von ihm genügte, bevor er mit seiner Hand ein Zeichen in der Luft vollführte, welches sich als Blitze über dem Angreifer, der ihn mit dem Dolch genervt hatte, entluden. Obwohl sein Schild Risse hatte, erneuerte er es noch nicht. Kräfte schonen war seine Devise.
Haru schloss seine Hand, die das Zeichen gemalt hatte und ein Ring umschloss den Oberkörper des Mannes, sodass er sich nicht mehr bewegen konnte.
Ein Schnauben seitens Berucas war die Antwort und er hob seine Hand. Magie wallte durch den Raum und zerriss den Zauber, der den Mann hielt, so dass dieser frei kam.
Sezuna erkannte die Technik dahinter und wusste, dass dieser Magier sehr mächtig war. Viel mächtiger, als sie angenommen hatte.
„Sezuna, kümmere dich bitte um Riina und Aino", bat Haru sie. Die anderen Männer begannen, mit ihren magischen Waffen einen Angriff zu starten. Der Blonde musste gar nichts tun, um sein Schild zu stärken. Das tat seine Magie von alleine. Allerdings setzte er gleichzeitig zum Gegenangriff aus. Hierbei zahlte sich sein jahrelanges Training aus, denn als sie ihn einkesselte, ging er in die Hocke und drehte sich im Kreis, wobei ein Bein von ihm gestreckt war. Das führte dazu, dass die drei Gegner von den Füßen gerissen wurden, ehe sie reagieren konnten.
Gleich darauf sprang Haru in die Höhe, um mit Gewalt auf den einen zu springen, der ihn zuerst angegriffen hatte. Dabei zog er seinen Hammer hervor und vergrößerte ihn, um damit auf den am Boden liegenden Mensch einzuschlagen. Das alles dauerte nur wenige Sekunden, so schnell war Haru mit seinen Bewegungen.
Berucas hob eine Augenbraue, als er sich der Waffe gewahr wurde. "So, so, ihr habt also die Prototypen gefunden und zum Laufen gebracht", bemerkte er, wobei sogar eine Spur von Bewunderung mitschwang.
Das Zerbrechen des Knochens war durch den Raum hörbar, als Haru dem Mann mit dem Dolch den Schädel einschlug. Woher wusste Berucas das? Gehörte er etwa zu denen, die diese Waffen hergestellt hatten?
In dem Moment ärgerte sich Haru, dass er zu stolz dafür gewesen war, Takobi Arco fertiggestellt zu haben.
Doch dazu hatte er jetzt keine Zeit, sondern kümmerte sich erst um die anderen. Der eine Mann, der ihn mit einer Axt angreifen wollte, wurde von Harus Hand nach oben gezogen, wobei er ihn am Hals hatte. Der Blonde drückte dabei fest zu, sodass der Nichtmagier anfing, zu röcheln und mit den Füßen, die den Boden nicht mehr berührten, wild strampelte.
Berucas sah einfach nur gelangweilt zu. Es sah sogar fast so aus, als würde er das Blutbad genießen.
Für ihn waren diese Leute nur Hindernisse und wenn Haru sie beseitigen wollte, sollte er das tun. So verausgabte er sich dabei.
Das glaubte er zumindest. Dabei verbrauchte er so gut wie keine Magie, denn seine reine Körperkraft reichte aus. Obwohl seine Magie mitmischte, hatte er keine Probleme, dass sie zu Neige ihn, da sie sich ständig erneuerte.
Die dunklen Augen des Magiers lagen auf Haru, wanderten aber auch zu der Rothaarigen, die ihn begleitet hatte.
Sie schien keine Probleme damit zu haben, die Kriegerinnen von seinem Zauber zu befreien, obwohl dieser sehr komplex war. Das war interessant.
Er wollte sie studieren. So, wie er auch Haru studieren wollte.
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