Kapitel 20
"Die Lichtverhältnisse waren sehr schwierig", bemerkte sie mit einem schiefen Lächeln und sah nur kurz auf. "Kannst du sie denn nicht nochmal anpassen, sobald du ihm den Stein gibst?"
Haru nickte. Natürlich war das möglich. Er würde sowieso mehrmals auf der Reise überprüfen müssen, ob sie noch so funktionierten, wie sie sollten. Der Blonde würde alles dafür geben, damit die Leute möglichst unbeschadet wieder nach Hause kamen.
"Was denkst du, wie viele Magier es dort wohl noch gibt?", wollte Sezuna nachdenklich wissen. Darüber hatte sie sich eine Menge Gedanken gemacht.
Der Blonde hielt in seiner Tätigkeit inne und überlegte. "Laut Akiras Aussage waren es auf jeden Fall mehr als vier Stimmen. Es ist schwer zu sagen, da ich glaube, dass wir nicht alles erkundet haben", antwortete Haru ihr. Eine richtige Antwort konnte er darauf nicht finden. "Was meinst du?"
"Ich habe etwa vierzig Prozent der Tunnel, die genutzt wurden erkundet und wenn ich hochrechne, wie viele ich dort wahrgenommen habe", begann sie nachdenklich. "So gehe ich von fünf bis sechs weiteren Magiern aus."
"Nur Magier und ohne die normalen Menschen?", erkundigte er sich bei ihr.
"Nur Magier. Reine Menschen würde ich noch einmal etwa zehn schätzen", stimmte sie nickend zu.
"Die sind nicht schwer, außer Gefecht zu setzen ...", murmelte Haru nachdenklich. Nur die Magier selbst machten ihm sorgen. Sie würden sicherlich schnell herausfinden, dass die Krieger über keine Magie verfügten und sie womöglich als erstes aus dem Weg räumen wollen.
"Man müsste die Magier irgendwie weglocken", bemerkte Sezuna nachdenklich.
"Das wäre dann wohl meine Aufgabe. Mit denen werde ich schon zurechtkommen", sagte der Blonde selbstbewusst. Ihm war klar, dass es alles andere als einfach werden würde, gegen sie zu kämpfen.
Doch wenn er sie aus dem Weg schaffen musste, war es ihm lieber, dass kein anderer dabei zusah. Noch zu gut erinnerte er sich an den Kampf in den Bergen, als er die Magier getötet hatte und nicht mehr er selbst gewesen war. Selbst Akira war mehr als entsetzt gewesen und er wollte es keinem antun, das zu sehen. Wobei natürlich noch nicht einmal sicher war, wie der Kampf sein würde.
Sezuna schüttelte den Kopf. "Nein, wir werden es so einrichten, dass es immer mehree Kämpfer sind. Magier und Nichtmagier zusammen, weil wir nicht wissen, ob die Magier vielleicht auf die Nichtmagier losgehen könnten."
"Das werden sie ganz bestimmt", behauptete Haru und krauste seine Nase. "Menschen sind den Magiern unterlegen. Ich gehe davon aus, sie werden nicht damit rechnen, dass unserer Krieger zumindest einen gewissen Schutz haben werden." Der Blonde nahm den Notizzettel und las ihn noch einmal durch, damit er auf alle Fälle den richtigen Zauber anwendete. Haru wollte keine Fehler dabei machen, denn das konnte den Kriegern das Leben kosten.
"Ich möchte trotzdem mit Akira einige Pläne für den Notfall durchgehen", murmelte Sezuna, die trotzdem immer noch in ihr Buch vertieft war.
"Deswegen hatte er dich ja auch gefragt. Vielleicht solltest du morgen mit ihm in die Bibliothek gehen, nachdem wir die letzten drei getroffen haben", schlug Haru vor, wobei er in den Gedanken mehr bei seinem Anhänger war, den er nun anstarrte.
"Ja, kommst du denn mit?", wollte sie wissen. Noch immer war sie ungern ohne Haru unterwegs.
Langsam nickte er, wobei er nun leise Worte sprach. Der Anhänger begann, weiß zu leuchten, als er den Schutzzauber einarbeitete. Hochkonzentriert hielt er ihn in der Hand und Sezuna konnte erkennen, wie Harus Magie in den Stein floss.
Sie beobachtete ihn neugierig und ihr Stift hielt das erste Mal, seitdem sie angefangen hatte zu schreiben, inne. Harus Magie war für sie immer wieder besonders und interessant, daher wollte sie nichts davon verpassen.
Leichte Magiewellen waren im Raum zu spüren, als sich Harus Worte änderten. Der Stein pulsierte in seiner Hand, sobald der Zauber für die Waffen ausgesprochen wurde, damit sie ohne Probleme genutzt werden konnte. Außer den leisen Worten des Blonden und das Knistern seiner Magie war es sehr ruhig in ihrem Schlafzimmer.
Verstärkt ließ der Magier seine Kraft in den Stein fließen, der seine Farbe in ein blau verwandelte.
Sezuna merkte sich, was Haru mit seiner Magie tat und analysierte sein Werk bereits. Er war wirklich talentiert.
Immer wieder änderten sich die Worte und damit auch die Zauber, die er aussprach. Wie Sezuna erkennen konnte, waren sieben verschiedene darin eingebaut, die einen Krieger beschützen sollte. Aber auch die Waffenspezifischen Zauber waren darin enthalten. Als letztes änderte Haru die Farbe des Steins, um ihn an den Besitzer anpassen zu können.
Sezuna wusste, dass es nur möglich war, weil er so viel Magie besaß. Andere Magier würden dafür mehrmals am Tag Zauber verwenden müssen.
"Fertig", klang es schließlich zufrieden von Haru. Er unterbrach den Magiefluss und sah sich den Stein nun genauer an. Diesen hatte er auf Riina und ihre Armbrust angelegt. Der Anhänger wies eine sehr helle Farbe aus, da die Kriegerin einen sehr hellen Teint hatte.
"Du machst das wirklich sehr gut", bemerkte Sezuna mit einem sanften und stolzen Lächeln.
"Findest du? So schwer ist das eigentlich nicht", gab Haru verlegen zu. Seine Wangen zierten ein leichtes Rot und er reichte ihr das Schmuckstück.
"Trotzdem würden andere Magier die Zauber mehrmals anwenden müssen", erklärte Sezuna, die noch immer sehr stolz auf ihn war.
Der blonde Magier zuckte leicht mit den Schultern. Einen Anhänger herzustellen war relativ einfach, nur bei den Zaubern musste man unbedingt aufpassen, damit sie richtig angewendet wurden.
Sezuna schenkte ihm noch einmal ein Lächeln, bevor sie sich wieder ihren Notizen widmete. Sie selbst konnte mit Komplimenten nicht so gut umgehen, daher versuchte sie auch bei anderen mit Komplimenten vorsichtig zu sein.
Den restlichen Abend verbrachten beide mit ihren unterschiedlichen Tätigkeiten. Sie sprachen nicht wirklich viel, nur ab und zu erkundigte sich Haru bei ihr, was für Rezepte sie bereits aufgeschrieben hatte. Dazu hatte Sezuna sogar Zeichnungen gemacht, damit man sehen konnte, wie sie aussehen sollten.
"Du hast wirklich viel Talent mit dem Zeichnen", lobte er sie. Das hatte sie schon mehr als einmal bewiesen.
"Das hängt alles mit meinem Kopf zusammen", sagte sie und tippte sich an die Schläfe.
"Ich weiß, meine Kleine", lächelte er sie liebevoll an. "Ich bewundere dich ständig, wie gut dein Gedächtnis ist. Meines ist wie ein Sieb. Gibst du ihm Informationen, fließt es gleich wieder ab", lachte Haru nun. Er wusste selbst, dass er nicht gut darin war, sich Dinge zu merken. Das würde sich auch nicht ändern. Seltsamerweise hatte er das im Heilen nicht. Zwar musste er anfangs noch ein paar Dinge nachsehen, aber das verging mit der Zeit.
"Du weißt, dass das nicht nur Positiv ist", meinte Sezuna mit einem schiefen Lächeln.
Haru nickte ernst. Schon oft genug hatte er die negative Seite von Sezunas brilliantem Gehirn zu spüren und sehen bekommen.
"Ich habe ein wenig Sorgen, dass mein Kopf irgendwann die Menge an Informationen nicht mehr aufnehmen kann", erklärte sie leise. "Durch deine Magie und die Steine ist es einfacher geworden, doch ich weiß nicht, wie lange das noch so bleibt."
"Ich wünschte, ich könnte dir dabei helfen", bedauerte Haru sie mitleidig. Es tat ihm wirklich leid, dass er ihr nicht etwas abnehmen konnte. Sezuna half ihm ständig, sodass er nicht mehr zu große Angst hatte, die Kontrolle zu verlieren, solange sie da war. Das passierte aber nicht mehr oft, da Sezuna eine beruhigende Wirkung auf ihn hatte.
"Würde es dir denn helfen, wenn du noch mehr Steine hättest?", wollte er von ihr wissen. Dabei legte er seine Bastelsachen weg, um sich ihr zuzuwenden.
"Ich weiß es nicht", gestand Sezuna. "Vielleicht. Aber dann bin ich irgendwann mit den Steinen zugehangen", versuchte sie zu scherzen, auch wenn ihr nicht so richtig danach zu mute war.
"Hättest du denn einen Vorschlag, was sonst noch helfen könnte?", fragte Haru sie weiter. "Hilft es denn, wenn du alles aufschreibst?"
Sezuna schüttelte den Kopf. "Nein, nur weil ich es aufschreibe, ist es nicht aus meinem Kopf raus. Ich verbrauche aber immer mehr Magie, je mehr Dinge ich abspeichere", erklärte sie. "Irgendwann wird meine Magie nicht mehr ausreichen."
Nachdenklich wiegte der Blonde seinen Kopf hin und her. Er verstand ihr Problem. Vor allem, da sie nicht über viel eigene verfügte. Vielleicht würde eine Quellenerweiterung ihr helfen, doch es war nicht einmal sicher, dass sie es so schnell tun konnte und ob ihr Körper das aushielt. Vor allem jetzt in der Schwangerschaft.
Er wusste nicht einmal, ob sie es überhaupt weiter versucht hatte. Zumindest hatte er sie dabei nicht gesehen.
"Was machen wir denn nun mit deinem Problem?", fragte er vorsichtig. Haru verstand, dass es nicht eine einfache Antwort darauf gab. Da Sezuna sich aber am besten kannte, würde sie wohl auch am ehesten eine Lösung dafür finden.
"Im Moment ist es nichts akutes", sagte sie nachdenklich. "Vielleicht hilft eine Quellenvergrößerung, aber seitdem ich weiß, dass ich schwanger bin, habe ich es nicht mehr versucht. Ich hatte Angst dem Kind damit zu schaden", erzählte sie ein wenig aufgewühlt.
"Das kann ich sehr gut verstehen", sagte Haru mitleidig und nahm sie in den Arm. Er konnte momentan nichts für sie tun. Außer für sie da zu sein.
Sezuna schmiegte sich an ihn und seufzte. "Ich möchte wieder anfangen mit Trainieren, sobald das Kind da ist", erklärte sie. Es würde ihr nicht nur dabei helfen den Schwangerschaftsspeck los zu werden, sondern hoffentlich auch bei ihrem Magieproblem.
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