Kapitel 120
Dem Jungen blieb der Atem weg, wie wunderschön die Rothaarige aussah. Sie war zwar ein wenig blass, schien sich aber nicht krank zu fühlen. Die Leute in der Kirche standen auf und sahen auf das Mädchen, welches sich langsam auf dem Weg zum Altar machte. Den Blumenstrauß, den sie in ihre Hand hielt, hatte sie sich selbst ausgesucht.
Haru konnte die blonden Strähnen erkennen und lächelte.
Ihre goldenen Augen waren direkt auf den Mann gerichtet, den sie heute heiraten würde. Sie kam starrte ihn an, weil sie noch immer nicht glauben konnte, dass dieser Mann ihr gehörte. Er hatte sich herausgeputzt und die Kleidung stand ihm unglaublich gut. Mit jedem Schritt, den sie tat, klopfte ihr Herz heftiger. Sie wollte ihn und am liebsten wäre sie zu ihm gerannt. Doch sie gab sich Mühe langsam zu laufen.
Dabei war sie nicht die Einzige, die das Bedürfnis hatte, zu rennen. Für Haru kam es eine Ewigkeit vor, bis Sezuna ihn erreicht hatte. Die ganze Zeit hatte er sie nicht aus den Augen gelassen, sondern jeder ihrer Schritte genau beobachtet. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, sonst würde er wohl ohnmächtig werden.
Als sie ihn endlich erreicht hatte, hielt er ihr seine Hand hin, um die letzten Schritte zum Altar gemeinsam zu gehen. „Du bist wunderschön", hauchte Haru ihr zu.
"Du siehst auch sehr gut aus", brachte sie atemlos hervor und strahlte übers ganze Gesicht. Dann drehte sie sich mit Haru um, um auf den Altar zuzugehen. Dort wartete bereits der Heilige auf sie, der sie trauen würde.
Ein älterer Mann mit Robe, Bart und einer Mütze, die in wenig wie ein kleiner Turm aussah. Er war Priester des Sonnentempels und somit berechtigt, die Trauung durchzuführen.
Haru fühlte Sezunas Blut durch ihre Adern fließen, als er ihre Hand hielt. Obwohl er Handschuhe trug, war es sehr gut fühlbar. Er konnte es nicht glauben, dass sie in wenigen Minuten getraut sein würden. Anfangs hatte der Priester ihn an einen Magier aus dem Magierturm erinnert und ihn deshalb misstrauisch beobachtet. Doch Akira konnte ihn beruhigen, denn dieser Mann hatte auch schon seine Ehe vollzogen.
Der Priester begann zu sprechen, wobei Haru nicht einmal wirklich zuhörte.
"An diesem wunderschönen Tag, haben sich Haru Suzuki und Sezuna Saytan dazu entschieden in den heiligen Bund der Ehe einzutreten", begann er und hob ein goldenes, drei Finger breites Stoffstück. "Mit diesem Band werden wir sie aneinanderbinden", erklärte er, worauf die beiden ihre Hände, die ineinander verschränkt waren, hoben und der Priester legte das Band um sie und machte einen leichten Knoten. "Auf das keiner zwischen sie tritt und sie entzweien wird."
Das war ein Brauch, der dem Blonden ein wenig seltsam vorkam. Aber vielleicht war das einfach so. Außerdem hatte er nichts dagegen, an Sezuna gebunden zu sein. Atemlos hörte Haru nun zu und hatte sogar Angst, er würde etwas falsch machen. Er warf einen kurzen Blick auf Sezuna, die leicht lächelte und schluckte. Wahrscheinlich kannte sie die Gebräuche besser als er.
Akira hatte ihm jedoch ein wenig erzählt und so wusste er, was er im groben zu machen hatte.
"Und mit diesem Becher", begann der Mann und hob einen fein verzierten Kelch empor, um ihn der Menge zu präsentieren, "werden sie ihr Einverständnis geben, ihr Leben mit dem des anderen zu teilen", erklärte er weiter und überreichte den Becher Haru, der wusste, dass es seine Aufgabe war, ihn an Sezunas Lippen zu legen, damit sie davon trinken konnte.
Normalerweise war es roter Wein, der mit einem Tropf Blut der beiden angereichert war, doch auf Grund von Sezunas Schwangerschaft hatte man sich für normalen Traubensaft entschieden.
Was wohl auch um einiges besser war. Haru nahm den Becher und drehte sich Sezuna zu, um ihr diesen sanft an die Lippen zu halten. Er hoffte dabei, dass es nicht zu sehr nach Blut schmeckte, denn er wusste, wie sie das verabscheute.
Der Becher nur zur Hälfte gefüllt, dass es nicht über den Rand lief. Haru sah der Rothaarigen tief in die Augen, als er diesen ein wenig anhob, damit sie trinken konnte.
Sezuna erwiderte den Blick liebevoll und nahm einen Schluck des Getränks. Dann hob sie die Hände, um sie an die von Haru zu legen und den Becher zu übernehmen, bevor sie ihn auch an Harus Lippen legte.
Sie konnte spüren, wie er leicht zitterte und er beugte sich ein wenig nach unten, sodass es einfacher war, daraus zu trinken. Haru stellte erstaunt fest, dass der Saft sehr gut schmeckte und nahm genau wie sie einen Schluck. Danach überreichten sie den Kelch wieder an den Priester.
"Beide haben sich entschieden das Leben miteinander zu verbringen, ihr Essen zu teilen und ihren Weg in guten, wie in schlechten Zeiten, zusammen zu beschreiben. Und nun frage ich euch. Haru Suzuki. Möchtest du mit dieser Frau durch das Leben gehen. Egal, was es euch in den Weg wirft? Mit ihr die Hindernisse überwinden und zusammen alt werden?", fragte er an den Blonden gerichtet und wartete auf eine Antwort.
Sie hatten beide gebeten die Trauung kurz zu halten und die meisten Rituale, die folgten, hatten sie gestrichen. Akiras Trauung hatte damals mehrere Stunden in Anspruch genommen, doch das war hier nicht der Plan.
„Ja, ich will", sagte Haru heiser, während er Sezuna ansah und lächelte. Der Priester lächelte und wiederholte die Worte dann an die Rothaarige gerichtet. „Sezuna Saytan. Möchtest du mit diesem Mann durch das Leben gehen. Egal, was es euch in den Weg wirft? Mit ihm die Hindernisse überwinden und zusammen alt werden?", fragte er sie.
Sezuna schluckte für einen Moment, damit ihre Stimme nicht brach. Ihr standen Freudentränen in den Augen, als sie den Mund öffnete. "Ja, ich will", brachte sie hervor und Belynia trat mit einem Kissen, auf dem ihr Ring lag, neben Sezuna, genau wie es Akira bei Haru tat.
Umständlich nahm Haru den Ring von dem Kissen, wobei seine Finger so zitterten, dass er mehrere Versuche brauchte, ihn zu nehmen. Unter den Schluchzern der Gäste mischte sich leises Lachen, als sie die Versuche von ihm sahen.
„Diese Ringe sind ein Zeichen eurer Zusammengehörigkeit und werden auch für immer binden. Bitte legt euch die Ringe an", bat der Priester.
Haru nahm lächelnde Sezunas Hand, an der bereits der Drachenring lag und schob vorsichtig den Ehering an ihren Finger.
Die Rothaarige hielt die Luft an und strahlte nur noch mehr, bevor sie erleichtert ausatmete, als sie den Ring an ihrem Finger spürte. Nun war sie an der Reihe und hob Harus Hand, um ihm ebenfalls den Ring anzustecken. Dabei schlug ihr Herz heftig und sie konnte nicht verhindern, dass sie vor Glück strahlte und gleichzeitig weinte.
Noch vor einigen Monaten hatte Haru gesagt, dass ihm gerade noch eine Frau fehlte, als Sezuna ihn gefragt hatte, ob er nicht heiraten wollte. Zu der Zeit hatte er nicht einmal im Traum daran gedacht und für einen kurzen Moment blitzten Erinnerungen von den ersten Wochen mit ihr auf. Wie kalt und abweisend er meistens zu ihr gewesen war. Wie er versucht hatte, sie loszuwerden. Und nun konnte er sich sein Leben nicht mehr ohne die Rothaarige vorstellen. Sie erwartete ein Kind von ihm und sie würden nach der Hochzeit in ihrem eigenen Haus bauen. Harus Ausbildung zum Heiler würde bald abgeschlossen sein, sodass er anerkannt sein würde. Es lagen nur schöne Dinge vor ihnen und er konnte es nicht fassen, was gerade geschah.
Harus Tränen liefen die Wangen hinunter, ohne dass er es aufhalten konnte. Aber auch die anderen Gäste weinten und nutzten ihre Taschentücher.
„Hiermit erkläre ich euch, Haru und Sezuna Suzuki, zu Mann und Frau. Du darfst die Braut jetzt küssen", schloss der Priester die Trauung ab.
Haru trat einen Schritt auf Sezuna zu und lächelte sie liebevoll an, bevor er seine Lippen auf ihre senkte.
Der Kuss war voller süßer Verheißungen, denn die Zukunft, die vor ihnen lag, war voller Licht und Liebe und Sezuna bereute keinen einzigen Schritt, den sie in diese Richtung getan hatte.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Das war das letzte Kapitel der Galdur Serie! Hiermit ist die Reise von Sezuna und Haru beendet, aber eine Ära zwei wird es wahrscheinlich geben. Vielen dank fürs Lesen und wir hoffen, ihr hattet Spaß!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro