
Der erste Eindruck zählt
Wir alle wissen, dass der erste Eindruck wichtig ist:
Beim ersten Date, beim Vorstellungsgespräch, wenn man in eine neue Klasse kommt, beim ersten Tag im Büro oder wenn Bob Lina das erste mal hinter der Bushaltestelle auflauert.
Aber wie schreibt man den ersten Auftritt des Bösewichtes?
Allein:
Eine sehr beliebte Form des ersten Auftritts umseres Antagonisten ist, wenn dieser allein ist. Ob Bob aus dem Knast oder einer Anstalt ausbricht, Dölb aus einem Loch im Boden kriecht, oder Ycul böse lachend auf ihrem gruseligen Schattenthron sitzt, unser Bösewicht braucht keine Hilfe, um ikonisch zu sein.
Mit anderen Worten, deinem Antagonisten ein Kapitel zu widmen, in dem er allein im Rampenlicht steht, ist stehts eine gute Idee. Meist wird diese Art des Auftritts von dem tragischen, qualvollen Ende eines Statisten begleitet, das dem Leser zeigt, dass mit dem Bösewicht absolut nicht zu spaßen ist.
(Sid: "Genau! Vielleicht unterbricht der Statist Bob und Dölb ja beim Knutschen. Hehe #Dölbob4ever!")
Das Kapitel kann dann entweder aus der Sicht des Bösewichts selbst, oder aus der des bemitleidenswerten Nebencharakters geschrieben werden. Natürlich ist der Tod eines Nebencharakters nicht nötig.
Ganz schön traurig:
Oft haben Horrorbuch Antagonisten eine tragische Vergangenheit, die dafür sorgt, dass sie uns irgendwie leid tun. Wer mein Folterhandbuch gelesen hat, erinnert sich an diese Form des Schurken als "das Opfer". Manchmal wird die Einführung unseres Bösewichts nun auch zur Einführung jener tragischen Hintergrundgeschichte, die den Antagonisten in die Klauen des Bösen getrieben hat, und ihn schlussendlich zum Antagonisten machte. Wurde Ycul im Mittelalter auf einem Scheiterhaufen verbrannt, weil sie eine Hexe war? Hat sie vielleicht vorher sogar geholfen den Sohn der Königin mit ihren magischen Kräften zu heilen? Ist sie deswegen so gnadenlos pissig auf die Menschheit?
Wurde Bob von einem Kult manipuliert, der ihn gezwungen hat zum Mörder zu werden und vielleicht sogar Dölb zu beschwören?
(Sid: "Uuuhhhhh!")
In dieser Form der Einführung kannst du richtig auf die Tränendrüse drücken, und dafür sorgen, dass deine Leser für den Rest des Buches hin und hergerissen sind, zu wem sie halten sollen.
Vor allem wenn deine Protagonisten nervige, arschige Teenager sind, oder Lina sich die ganze Zeit in ihrer Arbeit vergräbt und sich gar keine Zeit für ihre Familie nimmt.
Ominös:
Eine dritte Art deinen Bösewicht vorzustellen, geschieht vollends ohne ihn. Vielleicht liest Lina in der Zeitung über einen mysteriösen Mörder, der Mütter tötet, die mit ihren Kindern alleine sind, und die er daher für wehrlos hält. Vielleicht werden in der Nähe ihrer Heimatstadt zerfleischtecke Kadaver gefunden, deren Krallen und Bissspuren keinen bekannten Tier zugeordnet werden können. Vielleicht findet Jack in verschiedenen Kinderbüchern in der Bibliothek ranzige Zettel, auf die irgendjemand eine Frau mit glühenden Augen, gehüllt im Schatten, gekritzelt hat.
Es gibt viele Möglichkeiten einen Bösewicht anzudeuten, ohne ihn wirklich vorzustellen. In diesem Fall wirkt dein Antagonist mysteriös und gruselig, da die Fantasie deiner Leser die Lücken füllt, die du hinterlässt und das Böse so etwas lauerndem, unbekanntem wird.
Ja, es gab endlich mal wieder ein neues Kapitel! Ich freue mich schon auf deine Anmerkungen, Fragen und Vorschläge für neue Kapitel in den Kommentaren. Ich hoffe das Kapitel hat dir gefallen.
Danke fürs Lesen!
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