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Kapitel 29

„Denkt ihr, ich habe genug Freundschaftsarmbänder gemacht?" Wills Stirn ist kritisch zusammengezogen und seine Hände fließen fast über vor Armbändern. Er hat fast unseren kompletten Schnurrvorrat dafür aufgebraucht und kleine Muschelstücke dazwischen geflochten.

Jack schnaubt amüsiert von seinem Platz inmitten des Kleiderchaos. „Du hast so viele, dass du die ganze Schule befreunden könntest", meint er und grinst, als Will ihn nur unsicher anschaut.

„Sicher?" Will sieht fast schon traurig aus, während er seine vollen Hände mustert und sie dann mir zur Inspektion vor die Nase hält. „Wan, was meinst du?"

Ich beuge mich vor, um die Armbänder zu begutachten, und nehme mir eines heraus, dass aus blauen Muschelstücke und erstaunlich komplizierten Mustern besteht.

„Deine Armbänder sind sehr schön und alle anderen Kinder werden sich darum reißen, eines zu bekommen", versichere ich ihm. Die Muschelränder kratzen mich leicht, als ich das Armband anziehe, aber es ist nichts gegen Wills strahlendes Grinsen.

„Supi", meint er und hüpft zu seiner Schmucktasche, um die Armbänder hineinfließen zu lassen.

„Ich hatte heute Nacht einen komischen Traum." Jack krabbelt über seine Kleider in meinen Schoß und legt mir die Arme um den Hals. Ich erwidere seine Umarmung und spähe über seine Haare hinweg zu Will, der nun mit nachdenklicher Miene seine Sammlung dicker und sehr bunter Wollsocken mustert. „Wir waren alle in irgendeinem Wald, aber die Sonne war weg und der Mond irgendwie auch und niemand wusste so wirklich, was los war. Aber dann kamen Rehe zu uns und wir haben mit denen gespielt. Ich wollte mich in eines verwandeln, aber konnte nicht. Und als ich aufgewacht bin, war ich nicht mal zur Hälfte Reh."

Jack klingt sehr enttäuscht, als wäre es schon immer sein großer Lebenstraum gewesen zur Hälfte ein Reh zu sein. Er schaut mich mit einem Schmollmund an und wackelt mit den Nasenflügeln wie ein Hase.

„Das klingt für mich weniger komisch und einfach nur nervig", erwidere ich und fahre ihm durch seine leichten Locken. Sie stehen ihm nicht ganz so krass vom Kopf ab wie Will, aber hüpfen trotzdem durch die Luft, wenn er zustimmend nickt.

„Sehr nervig", bestätigt er und drückt sein Gesicht gegen meinen Hals. „Ich bin müde."

„Ich merk's", erwidere ich, denn mein Brüderchen wird mit jedem Moment, den er in meinem Schoß hockt, entspannter und schwerer.

„Koffer packen ist anstrengend", murmelt er und gähnt leicht. „Aufgeregt sein ist anstrengend. Alles anstrengend."

„Ich will auch", beschwert sich Will und krabbelt ebenfalls zu mir, als er sieht, wie Jack an mir hängt. Ich verkneife mir den Hinweis, dass sie packen sollen und nicht mit mir kuscheln, und drücke sie enger an mich.

Es fiel mir jedes Mal schwer meine Brüder zurückzulassen, wenn Amber und ich zurück in die Schule sind. Jetzt habe ich ein ähnliches Gefühl, auch wenn es meine Brüder sind, die in die Schule gehen.

„Seid ihr schon aufgeregt?", frage ich in ihre Haare hinein und ernte ein gleichzeitiges Nicken mit Schulterzucken.

„Es ist sicher toll und spannend da", meint Jack und späht unter meinem Kinn hervor. Ich sehe gerade so seine runden Augen und den Teil seiner Stirn, der nicht von Haaren verdeckt wird. „Aber es ist auch so weit weg und dann sind bald Mama und Papa alleine."

„Und vielleicht mag uns niemand und niemand will meine Freundschaftsarmbänder und alles ist furchtbar", ergänzt Will und schaut hinter Jacks Haaren hervor.

„Das ist doch ein wenig übertrieben, findest du nicht?", sage ich zurück und schüttle sachte den Kopf, damit ich ihnen nicht versehentlich mein Kinn in die Nasen ramme. „Ihr Zwei werdet sicher eine Unmenge an Freunde finden, weil ihr sehr aufgeweckte und liebenswerte Jungen seid. Es wird sicher nicht alles immer wunderbar sein, aber die schlechten Tage gehen wieder vorbei. So wie hier."

Jetzt schauen meine Brüder mich verwirrt an, als hätten sie noch nie gedacht, dass ein Tag hier schlecht wäre. Was an sich ein süßer Gedanke ist, andererseits aber auch nicht realistisch erscheint.

„Ja, wie wenn ihr schwimmen wollt und dann gewittert es draußen. Und ihr seid den restlichen Tag schlecht drauf, weil ihr unbedingt schwimmen wolltet, aber nicht könnt wegen dem Wetter. Solche ähnlichen Tage wird es auch an der Schule geben, aber sie gehen auch wieder. Das verspreche ich euch." Erst mein letzter Satz scheint sie zu beruhigen, denn sie sacken erneut gegen mich und seufzen erschöpft. Gleichzeitig, wie ein Wesen.

Manchmal ist es fast schon gruselig, wie ähnlich sich die Zwillinge sind.

„Wann kommen die Anderen wieder zurück?", fragt Will mit leiser Stimme und späht zum Eingang, in dem weder unsere Eltern noch Amber urplötzlich auftauchen.

Ich zucke mit den Schultern, aber es ist Jack, der antwortet: „Sie meinten was von vier vollen Kerben, aber auch, dass sie nicht wissen, wie bereitwillig die Fische anbeißen."

Er spricht breitwillig ganz langsam und mit viel Bedacht aus, als wäre es ein neues Wort. Dabei hat er es eine ganze Woche jeden Tag dreimal erwähnt, als er es endlich konnte.

„So und bevor wir jetzt einschlafen, sollten wir weiterpacken", unterbreche ich die ruhige Stille und lächle über die protestierenden Laute meiner Brüder.


„Oh", macht Papa, halb hinter dem Vorhang stehend, und bleibt überrascht vor den säuberlich aufgereihten Stapeln Kleider stehen. „Ihr seid ja schon fertig."

Bemüht lässig zucke ich mit den Schultern und lehne mich auf meine Arme. „Mit der richtigen Motivation geht alles." Ich verschweige, dass die Motivation ein viertelkerbiges Nickerchen auf dem Boden war. Kein Grund, Amber mehr Material für Witze zu liefern, wenn sie uns mal wieder aufzieht.

Besagte beste Freundin mit dem leicht gemeinen Humor zwinkert mir zu, als wüsste sie genau, was ich nicht sage, und reicht jedem Zwilling eine Hand. Sonnenglöckchen döst auf ihrem Kopf, auch wenn ich nicht weiß, wie das mit all den Ästen bequem sein soll. Der Naturgeist schwankt leicht hin und her, als sein menschliches Kissen die Zwillinge auf die Beine zieht und sie wie versprochen an den Dryadenhain begleitet.

„Ich wüsste manchmal echt gerne, woher sie ihre Obsession mit Dryaden her haben", murmelt Mama, nachdem sie die Kleiderstapel kritisch gemustert und offenbar für würdig befindet, denn sie wendet sich ohne ein weiteres Wort zu Papa, der auf dem Esstisch ihren Fang ausbreitet.

„Vielleicht hätten wir ihnen nicht so häufig die Geschichte von der weinenden Dryade vorlesen sollen, als sie noch kleiner waren", erwidert Papa und grinst Mama zu, als sie amüsiert schnaubt.

„Soll ich die Kartoffeln waschen?", werfe ich ein, ehe die Beiden einander wieder schöne Augen machen können. Andere Kinder beschweren sich darüber, dass ihre Eltern nicht miteinander sprechen. Ich beschwere mich, dass meine Eltern sich noch immer wie verliebte Teenager verhalten. Amber amüsiert sich jedes Mal königlich, wenn ich zu meckern anfange.

Während meine Eltern also die drei Fische auseinandernehmen und von ihren Innereien befreien, putze ich unseren gesamten Kartoffelvorrat. Gestern haben wir schon all unsere grünen Bohnen gezählt, die nicht ganz reichen, weswegen wir noch eine Handvoll Nüsse gesammelt haben. Dieser Stapel liegt in einer Schüssel neben den zwei Kartoffelschüsseln.

„Es wird so still werden", seufzt Papa und sieht sich leicht traurig in der Höhle um. „Jetzt sind alle unsere Kinder flügge geworden und wir Alten bleiben zurück."

„Das ist aber sehr dramatisch", meine ich und Mama stupst ihm neckend gegen die Schulter. „Außerdem hast du noch kein einziges graues Haar, also kannst du gar nicht so alt sein."

Papa legt sich einen Handrücken (weil an seinen Fingern Fischreste kleben) übers Herz und jammert dramatisch. „Oh, von meinem eigenen Fleisch und Blut getreten, während ich schon am Boden liege. Oh, welch Schmach."

„Ich verstehe immer noch nicht, wieso du damals nicht im Herbsttheater mitspielen wolltest", merkt Mama an und das versteckte Lächeln in ihren Mundwinkeln wird größer, als Papa auch noch zu röcheln anfängt.

Ich räuspere mich deutlich und Mama sieht mit einem Zwinkern zu mir, ehe sie sich endlich erbarmt und mich von ihrem Süßholzraspeln erlöst. „Die Möwen heute morgen meinten, dass der Händler schon recht nah ist und vielleicht sogar morgen früh hier sein könnte. Wir müssen also heute mit dem Packen fertig sein, sonst rennen wir morgens nur halb wach herum und verletzten uns noch."

„Was macht ihr eigentlich, wenn wir anderen alle weg sind?", frage ich und gebe mir Mühe nicht allzu deutlich an meine letzten Albträume zu denken. Denn auch wenn sie mich furchtbar geängstigt haben und ich niemals meine Familie aus einer Zelle befreien möchte, so viel Amber und ich darüber auch schon geredet haben, sind sie doch nur Albträume.

Meine Eltern seufzen schwer und halten kurz inne, um sich über ihre schmierigen Hände sorgenvolle Blicke zu schenken.

„Vermutlich gehen wir zu deinen Tanten", meint Papa. Er gibt sich Mühe leicht daher zu reden und Ruhe auszustrahlen, aber seine Stirn ist gerunzelt und seine Schultern hochgezogen und sein linkes Bein klopft unruhig gegen ein Tischbein. „Wir haben bei unserem letzten Besuch schon angedeutet, dass wir wohl eine Weile zu ihnen gehen sollten. Sobald ihr uns alle allein gelassen habt, werden wir unsere Sachen packen und nach Schieferbruch ziehen."

Sein schwacher Witz ist nicht einmal voll ausgearbeitet und allein das wäre ein sicheres Zeichne, dass dieses Thema nicht so leicht ist, wie Papa es mir gerade verkaufen will.

Ich schlucke gegen meinen trockenen Hals an und lege eine frisch gewaschene Kartoffel vorsichtig beiseite. Meine Gabe reagiert auf meine innere Unruhe und malt Kreis in die Wasserschüssel vor mir. Der leichte Wind draußen fühlt sich an, als würde jemand in mein Gesicht pusten, obwohl ich weiß, dass ich es nur wegen meiner Anspannung so sehr wahrnehme.

„Ich mache mir Sorgen um euch", gebe ich offen zu und sehe langsam in die bemüht normalen Gesichter meiner Eltern. „Und ich weiß natürlich auch, dass ihr auf euch selber aufpassen könnt, aber gegen einen vollen Soldatentrupp könnt ihr euch auch nur eine begrenzte Zeit lang verteidigen. Ich will euch einfach nicht hier alleine lassen, wenn ich weiß, dass es hier nicht sicher ist und ihr leicht im Schlaf gefangen genommen werden könntet."

„Ach Wanda", seufzt Mama und rutscht um den Tisch zu mir herum, um mir die Arme umzulegen. Ich lehne mich an sie und spiele an meinem Perlenarmband. Eine Perle hat ein Wellenmuster und die Andere kleine Kreuze wie Sterne.

„Ich möchte zuallererst sagen, dass mich deine Sorge tief rührt und ich sie sehr gut nachvollziehen kann", beginnt Papa ernst, während Mama kurz in meine Haare schnieft. „Aber ich glaube auch daran, dass wir sehr vorsichtig sind und die Soldaten bei unserer letzten Konfrontation genug geängstigt haben, damit sie eine Weile nicht mehr zurückkommen. Und selbst wenn doch, kann ich uns einfach in diese Höhle einschließen, bis sie wieder gegangen sind."

„Ich weiß das eigentlich auch." Meine Stimme ist verdächtig kratzig und ich räuspere mich, ehe ich zu weinen anfange. Mama drückt meine Schultern ein letztes Mal und lässt mich los, um sich wieder vor ihre halb ausgenommenen Fische zu setzen. „Es ist einfach nur sehr viel in den letzten Wochen passiert und ich mache mir Sorgen und ich hatte mir meine ersten Zyklen nach der Schule definitiv nicht so vorgestellt."

Ich kann zusehen, wie die Gesichter meiner Eltern vor Mitleid weich werden.

„Hilft es dir, wenn wir dir versprechen, dass wir so vorsichtig wie nur möglich sein werden, bis wir sicher in Schieferbruch sind?" Mamas Stimme ist ganz weich und sie lächelt ein kleines Lächeln, als ich leicht nicke.

Vermutlich werde ich erst beruhigt sein, wenn ich einen Brief von ihnen aus Schieferbruch erhalte, aber das müssen sie mir nicht erst versprechen.


„Ich fühle mich, als hätte ich einen Stein im Bauch", stöhnt Amber und hält sich besagten Bauch. „Aber der Fisch war gestern einfach zu lecker."

Papa richtet sich stolz auf und blinzelt Mama zufrieden an, während sie die Augen verdreht. Ihre stillen Unterhaltungen verwirren mich immer wieder.

Über den Lärm, den die Maschinen des Händlers machen, ist eine andere Unterhaltung aber eigentlich nicht möglich.

Die Zwillinge haben es klug gemacht, sich Jackenärmel um die Ohren gewickelt und schlafen gegen die Wand gelehnt. Jack hat sich dafür halb in einen Fuchs verwandelt und auf Wills Schoß eingerollt, obwohl er viel zu groß ist.

Ich beschäftige mich mit den Karten, die uns meine Eltern überlassen haben, damit wir uns auf dem Weg zu Ambers Eltern nicht verlaufen. Mein letzter Besuch ist fast schon Jahre her, als wir uns alle zusammen zum großen Sommerfest in Schieferbruch getroffen haben. Es gab Feuerwerk und kleine Erdbeerküchlein und ich habe das erste Mal Kirschwein getrunken. Mir ist davon zwar schlecht geworden und ich habe die Nacht damit verbracht, meine Innereien herauszuwürgen, aber eigentlich war es sehr schön.

„Wenn es jedes Mal so ein Festessen geben würde, bevor ich irgendwohin aufbreche, würde ich viel häufiger auf Reisen gehen", behauptet Amber und verwickelt meine Eltern dann in eine Unterhaltung über all die Orte, die sie schon besucht haben.

Ich höre mit einem Ohr zu, während ich eine Karte von der Umgebung des Himmelswaldes begutachte und mir zu überlegen versuche, ob es besser ist, durch den Wald oder um ihn herum zu laufen.

Ein abruptes Halten reißt mich aus meinen Gedanken und Jack rutscht fast von Wills Schoß, als die Zwillinge schlagartig aufwachen. „Sin' wir da?", nuschelt er und gähnt müde, während seine kleinen Fuchsohren unter den Jackenärmeln hervorschauen.

„Oh, ich kann schon Mrs. Hillson sehen", meint Amber missmutig. „Und sie sieht aus, als hätte sie den Geist ihres ehemaligen Partners gesehen, nachdem sie sich einen endlosen Streit über das Sorgerecht für ihren Wellensittich geliefert haben."

„Woher weißt du das denn?", frage ich und schrumpfe unwillkürlich ein wenig zusammen. Auch wenn sie nicht mehr meine Lehrerin ist, reicht die Erwähnung von Mrs. Hillson, damit ich am liebsten in die andere Richtung gehen möchte.

Amber zwinkert mir zu und zupft an einem ihrer Äste. „Es hat durchaus seine Vorteile mit der schuleigenen Dryade plaudern zu können, wann immer ich will. Du wärst erstaunt, wie viele Leute ihre tiefsten Geheimnisse unter einem Baum ausplaudern."

„Das ist leicht gruselig, wenn du das so sagst", erwidere ich und schaudere kurz. Amber kichert und klettert dann vor mir aus der Kutsche.

Meine Eltern laden bereits unser Gepäck ab und tatsächlich, dort hinten, neben dem versteckten Eingang zu Schieferbruch steht Mrs. Hillson, so schlecht gelaunt wie eh und je. Als uns sieht verfinstert sich ihr Gesicht und sobald meine Brüder aus der Kutsche sind, wird es noch finsterer.

„Die Zwillinge Jack und Will von der Familie Viston, nehme ich an?", sagt sie mit eisigem Unterton, während sie auf uns zukommt.

„Oh je", murmelt Mama und schubst Papa in ihre Richtung, der wie automatisch ein breites Lächeln aufsetzt und eine Hand ausstreckt.

„Ganz genau die stehen dort, die kleinen Wirbelwinde." Papas Stimme ist besonders freundlich wie jedes Mal, wenn er mit Leuten redet, die er nicht so gut kennt, aber trotzdem um einen Gefallen bitten muss.

Mrs. Hillson schüttelt seine Hand mit säuerlich verzogenem Mund und verschränkt die Arme vor der Brust. Selbst ihre kurzen, braunen Haare scheinen sich vor Empörung zu sträuben.

„Nun, ich würde es bevorzugen, wenn wir möglichst schnell von hier fortgehen könnten, da sich eine geradezu absurde Menge unglücklicher Seelen hier aufhalten, die alle mit mir reden möchten. Sie sollten die einzige Familie sein, die diesen Sammelpunkt hier ansteuern, weswegen wir direkt zum nächst gelegenen weitergehen werden." Mrs. Hillsons Stimme ist ruhig und monoton, aber ich kenne die steile Falte zwischen ihren Brauen aus zu vielen Unterrichtsstunden, wenn sie ein Schüler besonders gestört hat.

Amber schluckt ein Grinsen hinunter, was mehr aussieht wie komplizierte Gesichtsgymnastik. Ich ramme ihr einen Ellenbogen in die Seite, als sich ein Kichern zwischen ihren zusammengepressten Lippen hervordrängen will. „Du bist so gemein", flüstere ich ihr, während ich meine Tasche ablade, und sie zuckt nur selbstgefällig mit den Schultern.

Mama umarmt die Zwillinge als erste und drückt sie fest an sich, während ihr Lächeln zittrig und ihre Augen glänzend werden. „Ich wünsche euch ganz viel Spaß und viele Freunde und dass ihr den Lehrern nicht so viele graue Haare beschwert wie uns."

Will und Jack lachen darüber, aber es ist nicht ihr übliches, leicht aufgedrehtes Lachen, und es wird schnell von vorgeschobenen Unterlippen und aufgerissenen Augen, in denen Tränen schwimmen, ersetzt. „Werd dich vermissen", murmelt Jack in Mamas Schulter und Will nickt.

„Ach meine Kleinen", seufzt Papa und umarmt die Zwillinge, während Mama noch an ihnen klebt. „Ihr seid so schnell groß geworden, ich kann es gar nicht glauben. Schreibt uns ganz dringend einen Brief, sobald ihre eure ersten Stunden hatten, ja?"

„Hey, lasst was für mich übrig", werfe ich ein, ehe die Zwillinge zu weinen anfange, weil sie jetzt schon mit Mama verdächtig um die Wette schniefen, und quetsche mich mit in die Umarmung. „Ihr werdet das super machen, daran zweifle ich gar nicht. Ich habe euch sehr lieb und ich werde in meinen Briefen natürlich von meiner Weltreise berichten."

Das entlockt allen endlich ein aufrichtiges Lachen und nach einer letzten Runde Umarmungen und getrockneten Tränen folgen meine Brüder Mrs. Hillson tiefer in die Wald hinein. Sie drehen sich alle paar Schritte um, um uns zu winken, und stolpern einmal über ihr Gepäck, aber ihre aufgeregten Gesichter verschwinden trotzdem erstaunlich schnell hinter den Bäumen.

„Sie werden so schnell erwachsen", seufzt Mama und wischt sich mit dem Ärmel über Gesicht, während sie den Zwergen hinter blickt. Papa seufzt schwer und legt einen Arm um, seine Augen sind geschlossen und sein Kopf gegen Mamas gelehnt.

„Ihr schreibt auch mir, nicht?", will ich wissen und geselle mich zu ihnen, um sie zu umarmen. „Zumindest für die nächsten paar Wochen bin ich bei Ambers Eltern und ich gehe nicht weg, bis ihr sicher umgezogen seid. Ihr schreibt mir bitte, so oft ihr könnt, sonst nehme ich das schlimmste an und stürme zurück hierher."

„Ach Wanda", seufzen meine Eltern gleichzeitig und drücken mich enger an sich. Einer von ihnen drückt mir einen Kuss auf die Haare und ich kuschle mich ein wenig näher an sie. Sie riechen noch leicht nach salzigem Meerwasser und trockenem Sand und ich muss eine neue Welle Tränen hinunterschlucken bei dem vertrauten Geruch.

„Wir schreiben so oft es geht", verspricht Papa und nickt verstärkend. „Wir werden uns die Hände wund schreiben, um Jack, Will und dir Briefe zu schreiben, hoch und heilig."

„Das will ich euch auch geraten haben", drohe ich ihnen scherzhaft, ehe ich mich von ihnen löse.

Der Händler wählt diesen Moment, um seine Maschinen wieder anzuwerfen, winkt uns übertrieben fröhlich zu und brummt davon.

„Kein Taktgefühl", grummelt Amber und schaut der Kutsche grimmig hinterher. „Und keine Sorge, Mrs. und Mr. Viston, ich passe darauf auf, dass Wanda sich nicht in Schwierigkeiten begibt."

„Wenn, dann muss ich eher auf dich aufpassen", halte ich dagegen, als ich meine Tasche und Rucksack aufsammle. „Ich bin friedlich wie ein Lamm. Du suchst immer nach dem nächsten Problem."

„Haltlose Übertreibungen." Amber tut empört, aber wir wissen alle, dass sie nur die schwere Abschiedsstimmung lösen wollte.

„Gut, ihr habt alles, wir haben alles. Wir schreiben uns alle und halten uns alle auf dem Laufenden. Herrlich." Mama plappert vor sich hin, während meine Eltern uns abschließend umarmen, und winkt, ehe sie hinter der Grenze zu Schieferbruch verschwinden.

Zurück bleiben Amber und ich. „Wollen wir auch?", frage ich sie und Amber hüpft als Antwort einfach nur fröhlich Richtung Süden los.

„Ich freue mich so. Und mein Gefühl meint, dass uns zwei Wochen friedliches Wandern bevorsteht, also überlegst du dir besser schon mal, welche tiefsinnigen Fragen du mir noch nie gestellt hast. Ich bin bereit, jedes meiner tiefsten Geheimnisse zumindest einmal anzuschneiden."

Amber lacht mit mir, während wir über einen kleinen Bach steigen.

Ich kann nicht anders, als Ambers Gefühl zuzustimmen.


Ambers Gefühl ist ein verdammter Lügner.

Es sind nicht einmal zwei Tage vergangen, seitdem wir vor Schieferbruch standen, als ich vom Gefühl brennender Feuer unter meiner Haut wach werde.

Verwirrt mache ich die Augen auf und versuche die Reste eines wirren Traumes über einen Fuchs abzuschütteln, der von Jägern durch einen Wald gejagt und schließlich gefangen genommen wurde. Zuerst denke ich noch, dass das Gefühl von Feuer aus meinem Traum stammt.

Dann frischt der Wind auf und rüttelt an den Baumkronen. Und nur ein Feuer wird davon erfasst und wächst an, während das andere unberührt weiterbrennt. Und sich zudem bewegt, in einer fast schon geraden Linie, während das andere Feuer an einem Ort bleibt ...

Aber das kann nicht sein. Es fühlt sich nicht an wie ein Waldbrand und es hat uns erst gestern Abend ein kleiner Regenschauer überrascht, während wir uns an einem Bach die Füße gekühlt haben.

„Amber, welches Feuer kann sich bewegen?", murmle ich noch schläfrig und gähne.

Amber antwortet mir sofort, obwohl sie eben noch tief und fest zu schliefen schien. „Von alleine? Da fällt mir nur Irrlichter ein."

„Irrlichter", wiederhole ich und runzle verwirrt die Stirn. Kann meine Gabe Irrlichter erfühlen? Aber wieso bleibt dann eines stehen? Und wieso fühlen sie sich dann unterschiedlich heiß an?

„Oh verdammt!" Mit einem Mal hellwach schieße ich in die Höhe und stolpere fast über meine eigenen Füße. „Amber! Da kommen Irrlichter, ich kann sie fühlen. Oh heilige Zoeä und alle Sonnensucher, wieso sind hier Irrlichter und Soldaten??"

„Was?", macht Amber und hebt verwirrt den Kopf. Zu jeder anderen Zeit würde ich über ihr Betthaar lachen, aber ich kann nur daran denken, dass beide Feuerquellen auf uns zukommen.

„Wenn ich sie fühlen kann, dann sind sie nicht mehr so weit weg, steht auf." Panik lässt meine Hände zittern, als ich meinen Schlafsack zusammenrolle. Meine Worte wecken Amber endlich auf und wir räumen hastig unser Lager auf.

„Wie nah sind sie, was meinst du?", keucht Amber, als wir uns in unsere Stiefel zwängen und unsere Rucksäcke aufziehen.

Ich versuche mit den Schultern zu zucken, auch wenn es mit der halb aufgezogenen Tasche schwierig ist. „Keine Ahnung, viel zu nah. Los, lass uns abhauen."

Wir haben kaum einen Schritt getan, als aus dem Gebüsch mehrere Soldaten hervortreten und ihre Waffen bedrohlich auf uns richten.

Ich habe kaum Zeit die Hände zu heben, als ein lautes Summen und Sirren wie ein metallischer Bienenschwarm die Luft erfüllt. Ein Geräusch, das mir leider viel zu vertraut ist. Die Soldaten tauschen nervöse Blicke, während Amber die Augen schließt und das Gesicht verzieht.

Und dann schweben aus einem anderen Busch mehrere leuchtende Kugeln und mehrere brennende. Das Surren wird lauter und eindrücklicher, während die schwebenden Kugeln fast auf die doppelte Größe anwachsen.

„Wenn ihr euch bewegt, reiße ich euch die Beine aus", flüstere ich den Soldaten zu, die mich nur dumm anglotzen.

Die Irrlichter kommen langsam auf uns zu, als könnten sie sich nicht entscheiden, wen von uns sie als erstes angreifen wollten.

Ein handgroßes, gelb leuchtendes Irrlicht streift einen Soldaten und der Idiot zuckt zusammen.

Als hätte jemand einen Gong geläutet, schießen die Irrlichter auf uns los, Feuerstreifen hinter sich herziehend.

Ich drehe mich um, packe Ambers Hand und zerre sie hinter mir her, während ich bete, dass es hier irgendwo in der Nähe Wasser gibt.

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"Schenkt uns einen Stern, damit wir nicht alleine sind." – die Irrlichter, verstehen die ganze Aufregung nicht.

Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass es weiterhin ernst hier ist, oder? Den Vibe habt ihr auch so bekommen.

Außerdem: Hat hier sonst noch jemand Heartstopper gesehen? Ich habe die Show vor zwei Wochen gesehen und seitdem hat sich meine ganze Persönlichkeit geändert und ich meine das nicht mal scherzhaft.

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