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Kapitel 23

Ich weiß nicht, wie ich mich aus dem Bett gezerrt habe, aber irgendwie habe ich es trotz blauer Flecken und aufgeschürften Schienbeinen und trommelgleich pochenden Kopfschmerzen in den Gerichtssaal geschafft.

Es kommt mir ein wenig unwirklich vor einfach meine Arbeit weiterzumachen, wenn doch draußen diese kleine, aber gefährliche Gruppe von Verfluchten herumläuft. Den Hauptmann habe ich seit vorgestern nicht mehr gesehen, als er sich mit Clay, weiteren Gehilfen und Forschern in einen Besprechungsraum verschanzt hat, die Rüstung noch halb angezogen.

Und weil ich gerade an keinem anderen Ort sein muss und der Brief des Gerichts bereits am Samstag bei meiner Rückkehr auf meinem Schreibtisch lag, bin ich jetzt hier.

Der Gerichtsraum ist nicht besonders groß, hat dafür aber bodentiefe Fenster, als müsse die eine Größe die andere ausgleichen. Decke und Boden sind aus gemusterten Holzstreifen zusammengesetzt und direkt über der Mitte des Raumes, wo die Angeklagten sitzen, hängt eine Glashülle in Form eines Wolfskopfes herunter. Die Wände sind aus glattem, grauem Stein erbaut, nur direkt hinter der Bank der Richter wurde ein Bildnis von Hanrock in seiner Funktion als Richter gemalt.

Ich komme mir die ganze Zeit vor, als würden mich seine schwarzen Augen anstarren, dabei bin ich heute als Zeuge und nicht als Angeklagter hier. Eigentlich müsste ich mich davon getröstet fühlen, dass Hanrocks-Bildnis uns alle daran erinnert, dass die göttliche Gerechtigkeit walten wird. Aber heute erinnert mich Hanrocks schwarze Kutte und seine Skeletthände, die eine goldene Wage aus Licht halten, an die Soldaten, die beim Kampf am Stand lebensgefährlich verletzt wurden, und an James, dessen Namen ich nicht einmal wusste und der doch wegen mir ans Bett gefesselt ist.

Die schweren Holztüren in meinem Rücken öffnen sich mit einem Knarren, doch es sind nur die restlichen Zeugen, die auf der rechten Bank, gegenüber der Fenster, neben mir Platz nehmen. Der Richterblock rechts von uns ist noch immer leer und der Käfig in der Mitte des Raumes ebenfalls.

Ich zwinge mir ein Lächeln aufs Gesicht und nicke den anderen zu, die damals am Strand mit mir zusammen den kleinen Jungen gefunden haben. „Guten Tag", grüße ich höflich und verschränke meine Finger miteinander, damit ich nicht wie ein kleiner Junge mit ihnen spiele.

Charlie und der mit dem Zopf, dessen Namen ich mir einfach nicht merken kann, haben sich freiwillige Zeugen gemeldet, auch wenn man ihnen beiden die Nachwirkungen des Strandkampfes ansehen kann. Charlies Gesicht und Schultern sind ein Muster aus blauen Flecken, blutige Schrammen schmücken seinen Hals und kleine, punktartige Wunden, wie von den Dornen der Büsche, bedecken seine Arme. Der andere bewegt sich nur steif und stützt sich auf eine Krücke, weil sein linker Fuß verbunden ist.

Sie wirken aber alle drei entspannter als ich mich fühle, was nicht dazu beiträgt den Brei aus Nervosität und summender Energie in meiner Brust zu beruhigen.

Murray setzt sich direkt neben mich und Charlie grinst mich von seiner anderen Seite an. „Ich war schon so lange nicht mehr bei einer Anhörung", merkt Murray gelassen an und schüttelt seine roten Korkenzieherlockern aus. Sie glänzen nass, denn es regnet schon den ganzen Tag hindurch. Ich meine mich vage daran zu erinnern, wie ich heute früh vom Regen geweckt wurde und mich gewundert habe, wieso mein Zimmer so dunkel ist.

Charlie nickt zustimmend, auch wenn ich davon nur seine breite Nase sehe, die hoch und runter geht. „Meine letzte, das war mit dieser verrückten Verfluchten, die die ganze Zeit geschrien hat, weißt du noch?"

Murray macht große Augen, als er sich an etwas erinnert, und nickt dann wild. „Stimmt!", ruft er fast schon, ehe er seine Stimme wieder senkt, obwohl außer uns niemand hier ist. Laut der kleinen Uhr, die vorne an Murrays Jacke hängt wie eine Brosche, haben wir noch zehn Minuten. „Bei einem meiner Zellendienste hat sie die ganze Nacht durchgeweint und geschrien und sich in ihrem eigenen Rotz gewälzt. Götter, das war so widerlich, da hätten selbst Schweine bessere Manieren."

Die Beiden plaudern entspannt weiter, während ich mit jeder vertickenden Minute die Anspannung in meinen Schultern steigen spüren. Der Soldat mit dem Zopf (Heißt er nicht wie Charlie mit Nachnamen Winston?) schweigt ebenfalls stoisch und sieht aus dem Fenster in den strömenden Dauerregen.

Pünktlich um zwölf Uhr fünfzehn öffnen sich die Türen ein zweites Mal und die sieben Richter treten ein, an jeder ihrer purpurnen Roben glänzt das Abzeichen eines Gottes. Ihnen folgen sieben Soldaten, die die Mäusefrau und ihre Familie hereinbringen.

Die Verfluchten sehen im Vergleich zu unserer letzten Begegnung vor zwei Zyklen deutlich ruhiger, fast lethargisch aus und sie sind alle mit metallischen Handschellen gefesselt, die klimpernde Ketten haben und direkt in den Händen der Soldaten ruhen.

Ihnen folgt Clay, einen Stapel Papiere und Akten unter den Arm geklemmt, den er auf dem kleinen Tisch links der Richterbank ablegt, und zuletzt tritt ein junges Mädchen ein. Sie kenne ich aus Hanrocks Tempel im Götterviertel, sie ist eine Novizin, und wird heute wohl mitschreiben.

Die Richter finden sich auf der erhöhten Bank ein, der mit Hanrocks Abzeichen in der Mitte, und für einen Moment stehen alle starr. Hanrocks Novizin entzündet die Schalen mit Tannenzweigen, die links und rechts der Fenster herunterhängen und eine steht auf einer Metallstange vor dem Käfig der Verfluchten.

Dann setzen sich alle und mir fällt jetzt erst auf, dass ich so sitze, dass ich als Erster aufgerufen werden würde. Der seltsame Gefühlsbrei in meiner Brust scheint zu explodieren und klatscht mir gegen die Rippen, während ich angespannt schlucke. Bei Anyias Weisheit, wieso habe ich mich nur nach ganz vorne gesetzt.

Die Novizin setzt sich neben Clay vor eine glänzende Schreibmaschine, legt das erste Blatt ein und fängt zu tippen an, während die Rechtsprechung beginnt.

Auch wenn ich mir Mühe gebe ruhig und gelassen zu erscheinen kann ich es mir nicht verkneifen meine Hände zu kneten als wären sie Hefeteig. Während Clay aufsteht und detailliert und mit gelegentlicher Hilfe seines Papierchaos die Anklage gegen die Verfluchten vorliest schweife ich geistig immer wieder ab und wundere mich mitten drin, wieso Clay und nicht der Hauptmann gekommen ist, ehe mir einfällt, dass der Hauptmann vermutlich immer noch in Besprechungen mit Verfluchten-Experten steckt und keine Zeit für so eine gewöhnliche Rechtsprechung hat.

„Vielen Dank, Mister Wimbelton", tönt der mittlere Richter, als Clay endlich zu Ende beschrieben hat, wie wir auf die Verfluchten im Wald getroffen sind und sie uns angegriffen haben. „Die beschriebene Beweisgrundlage für einen mutwilligen Angriff vonseiten der Verfluchten inklusive einer Bereitschaft zum Mord und/oder Verstümmeln lässt nun keine wirklichen Fragen übrig. Doch sollte einer der Richter Fragen haben so soll er sie nun stellen."

Ich beiße mir auf die Innenseite der Wange und grabe meine Nägel in die Handrücken, während ich hoffe, dass ich nicht dran komme. Normalerweise wäre das eine Aufgabe, die mich mit Stolz erfüllen würde, aber meine Nerven liegen blank und ich kann mich kaum konzentrieren, geschweige denn eine intelligent klingende Antwort von mir geben.

Die Richter unterhalten sich gedämpft miteinander und mit jeder weiteren Sekunde verkrampfen sich meine Schultern mehr. Der Vorfall mit diesen Verfluchten liegt bereits zwei Zyklen zurück. Ich bin mir nicht mal mehr sicher, ob ich mich noch an alle Einzelheiten erinnern würde, wenn ich denn in den Zeugenstand gerufen werden würde.

Die Richter richten sich wieder auf und sehen jetzt zu unserer Bank und für einen Moment halte ich die Luft an und bete, dass ich heute nicht dran komme, wenn mein Kopf mit anderen Dingen beschäftigt ist.

„Louis Murray, das Gericht bittet Sie aufzustehen." Ich meine vor Erleichterung gleich wie ein löchriger Reifen zusammenzusacken.

Murray (natürlich heißt er Louis, wie konnte ich das nur vergessen?) steht auf, die Entspanntheit in Person, und tritt ein paar Schritte vor, sodass er deutlich vor uns anderen steht.

Da ich jetzt nicht mehr in Gefahr bin unfähig vor mich hin zu stammeln wie ein Idiot fällt es mir ungleich schwerer mich zu konzentrieren und zuzuhören. Grob bekomme ich mit, wie Murray Clays Bericht bestätigt und ergänzende Details liefert, wie welche Vögel uns umzingelten und dass dies allein die Fähigkeit der Frau zu sein schien.

Ich werfe bei diesen Worten einen Blick zu dem Käfig in der Mitte des Raumes. Die Verfluchten sitzen dort fast schon leblos auf ihrer Bank, die Augen leer ins Nichts gerichtet. Von dem Kampfgeist, den die Mutter einmal gezeigt hat, ist nichts mehr übrig. Sie hält nur einen der Jungen auf ihrem Schoß fest, während dieser sein Gesicht in ihrer Schulter versteckt. Der Vater hält das andere Kind und sie wirken alle so ruhig, als wären sie nur noch Geister. Es ist mehr als nur gruselig.

Nachdem die Richter mit Murray fertig sind, setzt er sich wieder hin und der mittlere Richter richtet sich zu seiner vollen Größe auf. „Nun, die Beweislage ist recht eindeutig", beginnt er und sieht sich gelassen im Raum um. Vor ihm liegen die üblichen Blätter Papier für Notizen, doch ich kann kaum welche erkennen. „Diese vier Verfluchten haben die Soldaten zuerst angegriffen und waren bereit sie zu töten. Dies verstößt gegen Gesetz 7, Absatz 1. Entsprechend dessen schlage ich eine Hinrichtung der Eltern vor, die in drei Tagen durchgeführt werden soll, und dass man die Kinder zu Forschungseinrichtungen schickt, wo sie noch von Nutzen sein können."

Die anderen Richter drücken murmelnd ihre Zustimmung aus, der mittlere Richter betätigt eine kleine Glocke, die vor ihm auf dem Tisch steht, und wir erheben uns alle wieder für das Ende des Prozesses. „So die Götter mögen, so soll es geschehen!"

Die Soldaten führen die Verfluchten, die kaum lebendiger als Marionetten wirken, raus aus dem Saal, dann folgen ihnen die Richter und Clay benötigt einen Moment länger, ehe er ihnen folgt.

Ich bleibe sitzen, während die drei Soldaten neben mir aufstehen und sich locker plaudernd entfernen. Die Novizin tippt ihren Bericht zu Ende, löscht die Schalen mit den Tannenzweigen und ich stehe endlich auf, als sie sich ebenfalls auf den Weg macht.

Ich weiß nicht einmal, wieso, aber ich bin gerade so müde geworden, als wäre es bereits später Abend geworden. Vielleicht ist es nur die kombinierte Anstrengung der letzten Tage, denn obwohl wir erst vorgestern zurückgekommen waren, gestern dennoch alle Soldaten in Himmelsteich damit beschäftigt unsere Ausrüstung durchzugehen und zu notieren, was repariert werden muss und was noch gut ist. Dann haben wir die Gehilfen dabei unterstützt Warnungen an die umliegenden Dörfer und Gemeinden zu verfassen, dass die Verfluchten vom Strand auf der Durchreise bei ihnen vorbeikommen konnte. Und dann saßen wir in ermüdenden Einzelgesprächen mit einer Unmenge Gehilfen und Forschern, um wieder und wieder das Verhalten der Verfluchten durchzugehen und die ungewohnten Verhaltensmuster und Einschätzungen diverser Fähigkeiten zu diskutieren.

Ich hatte kaum Zeit für einen Besuch in den Tempeln und um mich ordentlich zu reinigen, ehe die Sonne bereits unterging und es der Abend begann. Bisher habe ich weder meine Eltern noch Elisha gesehen, dabei wissen sie sicher bereits, dass ich wieder daheim bin.

„Zeit müsste man haben", murmle ich verdrießlich vor mich hin, als ich die Stufen der Verwaltung hinunter gehe und ich mich dann auf den Weg in Richtung Krankenhaus mache. Es regnet weiterhin und ich raffe meinen Mantel enger und schlage den Kragen hoch, auch wenn das wohl kaum für ausreichend Trockenheit sorgen wird. „Wieso hat der Tag auch nur vierundzwanzig Stunden? Wie soll man denn so irgendetwas geschafft bekommen?"


Es hat durchaus auch gute Seiten, ein Soldat zu sein, überlege ich, während ich am Empfang vorbei gehe und nur kurz mein Abzeichen zeigen muss, damit man mich durchlässt. Niemand will wirklich wissen, was ich hier verloren, denn Soldaten verletzten sich andauernd.

Meine Schuhsohlen quietschen leicht, während ich über die glänzenden Holzböden laufe, vorbei an Untersuchungszimmern und einem großen Wartebereich. Auch wenn ich so oft es geht unter vorstehenden Dächern und vertieften Türrahmen durchgelaufen bin fühle ich mich durchnässt an und meine Haare liegen mir platt am Kopf.

Hinter dem Wartebereich biege ich links in einen Gebäudeteil ab, der speziell auf Soldaten ausgerichtet ist. Hier begegnen mir sofort weniger Menschen und die wenigen Soldaten erkennt man schon aus der Ferne an ihrem vorsichtigen Gang und den Schrammen überall. Die Luft riecht auch hier nach Desinfektionsmittel und einem kaum wahrnehmbaren Blumenduft.

Wegen all dem Chaos seit unserer Ankunft hatte ich nicht wirklich Zeit einen Arzt aufzusuchen. Das bereue ich bereits, denn mein gesamter Körper tut noch vom Kampf weh und mein Rücken spannt und zieht, als hätte ich dort aufgeschürfte Haut.

Im nächsten Wartebereich sehe ich kaum jemanden sitzen, also lasse ich mich auf einen Stuhl fallen und lehne mich vorsichtig gegen die Lehne. Mein Rücken kommentiert es zwar mit wenig Begeisterung, aber ich werde es aushalten können.

Gegenüber ist eine Reihe Türen aufgereiht, hinter denen Untersuchungszimmer sitzen. Alle Türen sind geschlossen und die kleinen Glaszahlen darüber leuchten alle rot. Vermutlich werde ich eine Weile warten müssen, bis ich dran bin.


Ich muss eingenickt sein, denn ich schrecke aus einem wirren Traum über Käse und wuchernde Gräser auf. Was mir Morpha damit wohl sagen will? Hüte dich vor Käse aus Gräsern?

Eilig blinzelnd sehe ich mich um, doch ich sehe nicht, was mich geweckt hat. Dafür bemerke ich, dass ich halb vom Stuhl hänge, und setze mich leicht verlegen wieder aufrecht, auch wenn sich der Warteraum deutlich geleert hat und nur noch Bill Perish wartet mir. Ich nicke ihm höflich zu, ehe ich mich wieder nach vorne wende, meine Arme verschränke und auf die gläserne Vier mir gegenüber schaue.

Für einen Soldaten bin ich selten im Krankenhaus, um mir meine gebrochenen Beine und herausquellenden Innereien wieder verarzten zu lassen. Das letzte Mal war noch letztes Jahr, als ich mir bei einer Patrouille den Fuß verstaucht hatte. In der Hinsicht habe ich richtig Glück, da muss man sich nur mal James Lightwood anschauen, dem einige Rippen gebrochen wurden.

Kaum habe ich an James Lightwood gedacht erfüllt mich wieder mein schlechtes Gewissen und heiße Scham. Unbehaglich sehe ich nach unten zu meinen Füßen und ärgere mich erneut, wie ich nur auf diesen Jungen hereinfallen konnte. Seit wann sind Verfluchte überhaupt so gute Schauspieler oder wissen überhaupt, wie man schauspielert?

Irgendwo ertönt ein leises Pling. Ich sehe auf, während sich die Tür unter der Zwei öffnet und die Nummer selbst sich grün verfärbt.

„Dann noch alles Gutes, Mister Lightwood. Kommen Sie nächste Woche zu einer abschließenden Kontrolle, dann sollten wir es geschafft haben." Die Stimme der Ärztin schwebt laut hinaus auf den Gang, während ein Soldat durch die Tür tritt und auf der Schwelle nochmal kurz über seine Schulter gedreht winkt.

Hinter mir steht Bill auf und geht an den leeren Stühlen vorbei, um in das leere Untersuchungszimmer einzutreten. Der vorherige Patient tritt zur Seite und bleibt einen Moment stehen, um sich einen langen Mantel mit Kapuze überzuziehen und die lange Reihe an schwarzen Knöpfen zu schließen.

Als hätte er gehört, dass ich über ihn gedacht habe. Jetzt steht hier James Lightwood und auch wenn er aussieht, als könnte es ihm schlechter gehen, meine ich dennoch herauszuhören, wie seine Lunge noch mit sich selbst kämpft.

Die Scham rauscht mir in die Wangen und ich fahre mit der Schuhspitze Kreise über den Holzboden, um nicht zu ihm zu sehen.

Ob er wohl noch Schmerzen hat? Ob sich seine Rippen gut erholen? Kann er denn überhaupt noch als Soldat arbeiten oder habe ich ihn zu einem Leben hinter dem Schreibtisch verdammt?

Ich spähe zu ihm auf. James Lightwood ist immer noch mit seinen Knöpfen beschäftigt, hält auf halbem Weg inne und geht einige Knöpfe zurück, wo er wohl einen übersprungen hat. Eigentlich wirkt er recht normal. Aber ich sollte dennoch kurz mit ihm reden, nur um mein eigenes Gewissen erleichtern zu können.

Für einen Moment zögere ich, nicht gewillt ihm gegenüber meinen Fehler zu gestehen, der ihm so viele Schmerzen zugefügt hat, ehe ich mir einen Ruck gebe und aufstehe.

James schaut erst auf, als ich direkt vor ihm anhalte. Er hat kaum noch Schrammen im Gesicht und seine dunkelbraunen Locken sind ordentlich gekämmt und gewaschen. Seine Sachen sind zwar einfach, wirken aber wohl gepflegt und seine Lederstiefel glänzen sogar leicht, als hätte er sie neulich erst poliert.

Ich räuspere mich, als sich der Moment der Stille in eine unangenehme Länge zieht, und setze ein Lächeln auf, das zweifelsohne gequält wirkt. „Hallo", begrüße ich ihn mit einem kleinen Knicken und winde mich innerlich unbehaglich angesichts meiner Unbeholfenheit. Bin ich denn ein kleines Kind?

„Hallo", erwidert James und lächelt zurück, während er den letzten Knopf schließt und sich aufrichtet. „Kann ich dir mit etwas helfen?"

Ich schüttle eilig den Kopf. „Nein, das ist nicht", versichere ich ihm eilig und hole tief Luft. Mein Gesicht wird mit jeder Sekunde wärmer und vermutlich sehe ich bereits wie eine Tomate aus, aber immerhin bin ich dann eine Tomate, die für ihre Fehler einsteht.

„Ich wollte mich nur entschuldigen. Als wir vor Wochen zusammen auf Patrouille waren und dort auf diesen verfluchten Jungen getroffen sind habe ich mich von ihm täuschen lassen. Weswegen wir länger dort geblieben sind, was diesem menschlichen Naturgeist die Chance gegeben hat dich anzugreifen und schwer zu verletzten. Das tut mir wirklich aufrichtig leid und ich wollte dich fragen, ob ich etwas als Widergutmachung tun kann."

Ich würde James ja gerne in die Augen schauen, aber er blickt mich so anklagend an, weshalb ich knapp über sein linkes Ohr schaue, auf einen kleinen Punkt an der Wand.

„Ähm", macht James und klingt außerordentlich überrascht. Ich wage einen kurzen Blick auf seine Miene und bin nicht minder überrascht von der Verwirrung, die ich dort finde. „Danke, dass du dich entschuldigst, aber wir sind doch alle auf ihn hereingefallen. Ich habe ebenfalls geglaubt, dass er ein Junge in Not ist, bis er sich auf einmal halb in einen Fisch verwandelt hatte."

„Ach", sage ich, doch es klingt mehr wie ein lautes Ausatmen.

Erneut rauscht mir Hitze ins Gesicht, doch dieses Mal komme ich mir blöd vor, als hätte ich etwas übersehen, obwohl es mit Hinweisschildern und bunter Farbe vor mir lag.

James' Gesicht wechselt von überrascht zu einem leichten Lächeln und der Schönheitsfleck neben seiner Nase wackelt. „Wirklich, ich nehme dir nichts übel. An deiner Stelle hätte ich auch versucht den Jungen dazu zu überreden, dass er mit uns mitkommt. Mach dir nicht so viele Vorwürfe deswegen."

„Wenn du meinst", sage ich leise und kann nicht wirklich glauben, dass er es ernst meinst.

James lächelt ein wenig breitet und klopft mir auf die Schulter. „Aber wenn du wirklich Wiedergutmachung leisten willst, begleite mich doch morgen in ein Café. Meine Eltern haben mir zum letzten Geburtstag einen Gutschein für mehrere Personen geschenkt und ich habe bisher noch niemanden gefunden, mit dem ich dorthin gehen könnte."

Ich blinzle mehrfach und bin mir nicht sicher, ob ich richtig gehört habe. Mit einer solchen Wendung habe ich nicht gerechnet. „Ähm", mache ich wenig beredet und räuspere mich erneut. „Gerne, danke für das Angebot. Darf ich noch jemanden mitbringen?"

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„Drückt den Stern, dann könnt ihr vielleicht auch in den Genuss von spontaner Freundschaft gelangen." - Henry, mal wieder komplett mit Menschen überfordert.

Seid ehrlich, wer hätte die Mäusefamilie schon wieder komplett vergessen?

Außerdem haben wir James kennengelernt! Ich als Autorin kann stolz verkünden, dass er einer von diesen Charakteren ist, die beim Schreiben auf einmal eine viel größere Rolle entwickeln als gedacht, und dann hängt man emotional zu sehr an ihnen, um ihnen diese Rolle zu verwehren.

Ich liebe ihn aber, deswegen kann ich ihm nicht böse sein.

Außerdem ist sind wir beim vorletzten Kapitel für heute! In einer Stunde kommt das letzte für heute und dann geht es nächste Woche ganz normal mit nur einem Kapitel weiter.

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