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Kapitel 22 - Henry

Es ist eine verdammte Schinderei durch den Sandsturm zu rennen. Ich habe den Überblick verloren, wer wo ist, und folge nur noch den vagen Lauten von rennenden und klappernden Soldaten.

Eine Möwe taucht aus dem Nichts auf und hackt mit ihrem Schnabel nach meinem Gesicht. Ich schlage sie eilig mit meiner Pistole aus dem Weg und verfluche die ältere Begabte dreifach.

Wenn wir gewusst hätten, dass wir es noch mit anderen Verfluchten zu tun hätten, hätten wir uns völlig anders verhalten. Aber wir wussten es nicht und deswegen sitzen wir jetzt in einem Sandsturm fest. Der Boden wackelt zudem unter meinen Füßen, sodass ich wie ein hilfloses Neugeborenes hin und her stolpere und fast auf die Nase falle. Meinen Helm habe ich bereits verloren, der mir jetzt sicherlich ein wenig Schutz geben den Sand bieten könnte.

Eine weitere Möwe taucht aus dem Sand auf und dieses Mal bin ich nicht schnell genug. Ihr Schnabl kratzt über meine Stirn und zieht eine Spur wie brennendes Öl über meine Arme.

„Duck dich!", höre ich Murray irgendwo neben mir rufen. Ich stolpere stattdessen, als sich mein Fuß in einem Zweig verhängt, und falle mit rudernden Armen zu Boden. Mein Ellenbogen landet auf einem Stein und ich zische scharf, als mir der Schmerz den Arm hochschießt.

„Du elende, verrottete Kreatur!", brüllt Murray und dann klatscht etwas laut. „Ich spucke auf dich und deine Vorfahren!" Wieder klatscht etwas laut und dann fällt etwas schweres auf meinen Rück und presst die Luft aus meiner Brust heraus.

Ich schnappe nach Luft, während ich das schwere Etwas von meinem Rücken schiebe, und durchwühle den Sand nach meiner Pistole, die ich eben fallen gelassen habe. Der Wind fegt noch immer unbarmherzig über den Strand und wirbelt Sandwolken auf. Ich sehe kaum meine Hand vor Augen, von den Verfluchten oder meinen Kameraden ganz zu schweigen.

Eine Hand packt mich plötzlich am Arm und zieht mich in die Höhe. Ich versuche mich loszumachen, doch der erneut schwankende Boden nimmt mir jeglichen Halt und nur wegen der Hand, die mich fester packt, plumpse ich nicht wieder auf den Sand.

„Deine Pistole!", brüllt mir Murray entgegen, dessen Gesicht ich jetzt erst sehe, und dann halte ich meine Pistole wieder in den Händen. Ich habe kaum Zeit erstaunt von meiner Hand hoch zu seinem Gesicht zu blicken, als er mich auch schon in Richtung der Klippen zieht.

Ich halte mir die freie Hand vors Gesicht und stolpere neben ihm her. Die Verfluchten habe ich endgültig aus den Augen verloren, es macht keinen Sinn sich jetzt noch etwas anders vorzumachen. Sie könnten direkt hinter mir auftauchen und mir die Kehle durchschneiden und ich wüsste es erst, wenn es zu spät ist. Immerhin scheint Murray grob zu wissen, wohin wir gehen, denn ich sehe nur wirbelnden Sand und liegenden Sand und noch mehr Sand, Sand, soweit das Auge reicht.

Wir halten an und ich meine die Klippen auszumachen, aber ich kann es nicht genau erkennen, dank dem Sand und dem Wind und meinen brennenden Augen. Murray sagt irgendetwas, aber ich verstehe ihn nicht. Ich sehe nur seine gestikulierende Hand und begreife, dass ich die Felswand hochklettern soll.

Meine Pistole verstaue ich in ihrer Halterung, ehe ich mich nach Stellen im Felsen umsehe, an denen ich hochklettern kann. Dann erst sehe ich den schmalen Spalt und begreife, dass dies die Stelle ist, an der wir vorhin heruntergelaufen sind.

Murray wedelt noch immer mit der Hand durch die Luft und zieht kleine Schlieren sandfreier Luft hinter sich her und ich kann sehen, dass er mich genervt anschaut, weil ich so lange gebraucht habe, bis ich seine Aufforderung verstanden habe.

Ich versuche mich an einem entschuldigenden Schulterzucken und quetsche mich dann durch den Spalt. Zwischen den engen Felswänden, die immer breiter werden, lässt der Sandsturm schlagartig nach und ich kann meine Augen endlich ganz öffnen, ohne mich zu sorgen, dass mich die Sandkörner gleich erblinden lassen. Hinter mir höre ich Murray heftig schnaufen und das Knirschen von unseren Rüstungen an der Wand.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich mir die ganze Zeit Sorgen mache, dass die Verfluchten uns gleich aus dem Spalt picken und ins Meer werfen werden, taucht endlich die Düne vor uns. Ich steige über den umliegenden Baumstamm, bleibe mit der Schnürung an irgendetwas hängen und falle schon wieder hin.

Meine Knie protestieren, als ich auf sie falle, doch ich ignoriere sie, stütze mich mit den Armen ab und japse nach Luft. Mein Hals ist rau und brennt, meine Lunge scheint voller Sand zu sein und meine Augen reiben und brennen, als hätte ich sie in Säure gehalten. Unter meiner Rüstung und in meinen Haaren juckt es schlimmer als nach jeder Patrouille und ich habe den Großteil meiner Ausrüstung verloren.

Aber trotzdem kann ich das erleichtere Lächeln nicht verhindern, weil ich endlich nicht mehr auf diesem verfluchten Strand stehe und wie ein hilfloses Kind hin und her geschuppst werde.

Murray stolpert nicht weniger elegant aus dem Spalt und geht neben mir in die Knie. Er hat seinen Helm noch, aber hält sich seine angeschossene Schulter.

„Siehst du die -", beginne ich zu Murray gewandt, als die Erde unter mir plötzlich zu beben beginnt.

Erschrocken reiße ich den Kopf in die Höhe.

Direkt vor uns steht unser Lager, doch so gut wie alle Zelte sind umgerissen, die Feuerstelle hat auf die umstehenden Zelte übergegriffen und ähnlich wie auf dem Strand spielt auch dort der Boden verrückt. Er wellt sich wie Wasser und ein Wind wirbelt dort Staub auf.

Ich sehe unsere Kameraden, die sich gegen den Wind stemmen, aber ich sehe noch mehr regungslos auf dem Boden liegen. Dornige Büsche ragen zwischen den Zelten auf und nicht wenige haben ihre Äste um Soldaten geschlungen. Ihr Blut glänzt rot auf dem Holz und den grünen Blättern und vermischt sich mit den Gräsern, die sich wie seltsame Finger um ihre Körper legen.

Ich denke zuerst, dass das Beben von dort kommt, als ich aus dem Augenwinkel Bäume auf uns zukommen sehe. Dann meine ich, dass ich einen Schlag auf den Kopf bekommen habe und deswegen halluziniere.

Doch als ich mich zu den vermeintlichen Halluzinationen umdrehe sehe ich nur eine Gruppe von Dryaden auf uns zukommen.

Sie haben zwar die groben Proportionen eines Menschen, aber ihre Haut besteht aus moosbewachsenem Holz, ihre Haare sind Zweige und auch wenn ich ihre Gesichter in den Holzfalten schlecht ausmachen kann, sehen sie nicht so aus, als wären sie zum Spaß hier. Der Boden unter ihnen brodelt wie kochendes Wasser und ich will gar nicht erst wissen, was sich dort alles herumtreibt.

„Murray", bringe ich hervor und deute in die Richtung der Dryaden. Murray hebt den Kopf und starrt die näherkommenden Verfluchten einfach nur an.

Dann flucht er los wie ein Seemann und reißt mich auf die Beine. „Los, weg hier", hetzt er und schiebt mich halb vom Lager weg. Er zerrt mich wieder in Richtung Strand, wo der Sturm schlagartig erstorben ist. Ich kann über die Felsenkante einige meiner Kameraden unten auf dem Sand benommen liegen sehen oder sie kriechen desorientiert umher.

„JETZT MACH JEMAND DIE MASCHINE AN!", höre ich plötzlich den Hauptmann brüllen und wir heben gleichzeitig die Köpfe.

Aus dem Erdwirbel taucht Bill Perish auf, einen Kasten unter dem Arm, den als ich eine von den Maschinen erkenne, die Blitze spuckt. Ihm folgt Subjekt C, in ihren Händen kringeln sich Wurzeln, ringeln sich ihre Arme hoch und strecken sich wie seltsame Schlagen nach Bill.

„Bill!", rufe ich mit brüchiger Stimme und deute hinter ihn. Murray greift nach seinem Schwert und ich nach meiner Pistole, doch wir sind nicht schnell genug, ehe Subjekt C die Wurzeln auf Bill wirft.

Sie reißen ihn mit zu Boden, ehe sie sich in die Erde wühlen und Bill wie unter einem Gitter begraben. Über ihm erblüht ein weiterer Busch.

Subjekt C schnellt zu uns herum und leckt sich über die Lippen, als hätte sie Hunger bekommen von unserem Anblick. In ihrer Hand erblüht ein neuer Dornenbusch und sie kommt mit einem breiten Grinsen auf uns zu.

Ich ziehe meine Pistole, ziele und atme tief durch, als meine Hand zu zittern beginnt. Dann drücke ich ab und stolpere von dem Rückstoß gegen Murray, der mich glücklicherweise auffängt. Subjekt C zuckt zurück und dann fällt sie auf die Knie, während sich ihre linke Schulter rot verfärbt.

„Klasse Schuss", meint Murray, wirft einen Blick zu den Dryaden, die noch immer voller Ruhe auf uns zu kommen, und zerrt mich weiter.

Ich muss wieder daran denken, was der Hauptmann gesagt hat, bevor wir angegriffen haben: „Jeder hält sich strikt an den Plan und sollte dennoch jemand aus der Reihe tanzen, dann kann derjenige direkt zu seinem nächsten Beruf weitertanzen, denn ich akzeptiere solches Fehlverhalten nicht!"

Jetzt jedoch ist der Plan nicht ausführbar, wenn der Großteil der Soldaten auf dem Boden liegt und nicht mal mehr bei Bewusstsein ist. Wir haben uns in Sicherheit gewiegt, weil die Verfluchten unmöglich wissen konnten, dass wir kommen, um dann unsanft überrascht zu werden.

„Verflucht", macht Murray und hüpft auf einem Bein, während er seinen anderen Fuß aus der überstehenden Wurzel eines Baumes zieht.

Ich versuche ihn zu stützen, aber ich glaube nicht, dass ich sonderlich hilfreich bin, denn Murray schwankt trotzdem wie ein Boot im Sturm. Immerhin kann er sich befreien und wir eilen weiter, weg von den anderen, weg von den Dryaden, weg von den Büschen -

Ich bleibe abrupt stehen und drehe mich in die andere Richtung. „Der Kasten", sage ich und suche in dem Chaos nach Bill. „Murray, der Kasten, wir müssen ihn holen, vielleicht können wir mit ihm den Anderen helfen, bei Anyia, dass mir das erst jetzt auffällt -"

Ein erneutes Rumpeln unterbricht mich.

Die Dryaden stehen mittlerweile direkt vor unserem Lager und sehen wortlos Subjekt C an, das auf dem Boden kniet und sich die Schulter hält. Aber trotzdem scheinen sie sich irgendwie verständigen zu können, denn die Dryaden drehen sich wie ein Wesen zu den intakten Käfigen um und strecken die Hände aus.

Der brodelnde Boden unter ihnen erstarrt urplötzlich und ich hoffe für einen winzig kleinen Moment, dass sie vielleicht nur moralische Unterstützung sind. Dann schießen Wurzeln unter ihren Füßen hervor, dann Dornenbüsche aus der Erde, und wickeln sich um die Käfige.

Innerhalb von Sekunden sind sie völlig umwickelt und brechen die Stäbe auseinander. Mit lautem Zischen und Knacken reißen die Wurzeln die Käfige auseinander, durchwühlen den Boden und reißen die Verankerungen der Käfige heraus, um sie wie feuchtes Papier zu zerreißen.

Dann regt sich der Busch über Bill. Wurzeln und Äste wickeln sich um den Kasten und mit noch mehr Zischen und Funken und Knacken zerbricht der Kasten in kleine Einzelteile, absolut unbrauchbar für uns.

„Scheiße", flucht Murray vulgär und schmeißt sein Schwert auf den Boden.

Die Dryaden drehen sich um und kurz fürchte ich, dass sie hinter uns her sind, doch sie gehen von uns weg. Mit jedem Schritt scheinen sie tiefer in den Boden zu versinken, bis er sie schließlich komplett verschluckt hat.

Murray und ich stehen einen langen Moment einfach nur da und betrachten die Massenzerstörung, vollkommen sprachlos.

Die Käfige sind ruiniert, der Kasten zerstört, die meisten Soldaten ausgeschaltet, aber die Verfluchten sind noch immer voller Energie.

Wir könnten hier sterben, geht es mir durch den Kopf, während ich einen Dornenbusch anstarre, der sich um zwei Soldaten gewickelt hat und rot glänzt. Wir könnten hier sterben, überwältigt von einer Handvoll kaum ausgebildeter Verfluchten, und Daheim erfahren sie es erst, wenn man sich wundert, wieso wir noch immer nicht daheim sind.

Der Wirbel aus Erde bei den Zelten erstarrt mit einem Mal, Felsbrocken und Erdstücke schweben einfach in der Luft und Staub hängt wie ein Vorhang dazwischen. Ein fremder Mann steht im Zentrum des Chaos, er stützt sich schwer atmend auf seine Knie und Dreck klebt ihm an der hellen Haut. Aber von den Soldaten sehen ich niemanden stehen, nur bewusstlos auf dem Boden liegend. Wurde selbst der Hauptmann überwältigt?

„Waren das alle?", ruft der Mann Subjekt C zu, die den Kopf schüttelt. Seine Aussprache ist erstaunlich sauber für einen Verfluchten, allerdings nicht weiter verwunderlich, wenn er den Hauptmann in die Knie gezwungen hat.

Ich will mich bewegen, Murray und mich hinter dem einsamen Baum neben uns verstecken, aber ich kann mich nicht rühren. Mein Körper gehorcht mir nicht mehr und ich bin zu entsetzt, um mich effektiv dagegen zu wehren.

Subjekt C ist fast so blass wie die Wolken über uns und ihre Finger, die sie sich auf die linke Schulter gepresst hat, sind leuchtend rot verfärbt. Aber dennoch kann sie sich rühren und zeigt auf uns, während der Blick des Verfluchten zu uns wandert.

„Was machen wir jetzt?", frage ich Murray leise und kann mich endlich wieder bewegen. Angst blubbert wie Badeblasen in meinem Bauch und meinen Hals hoch. Ich sehe meine Hände zittern und kurz fürchte ich, dass meine Beine gleich ihren Dienst aufgeben werden wie morsches Holz.

Murray lässt sich von mir mitziehen, als ich nach hinten weiche, aber sonst zeigt er keinerlei Regung. Die Sommersprossen stehen auf seinem bleichen Gesicht hervor und seine Augen sind riesig geworden, aber er sagt nichts, macht nichts, sondern tritt einfach nur einen Schritt nach dem anderen nach hinten.

„Murray", zische ich ängstlich und schüttle an seinem Arm, während ich beobachte, wie der Verfluchte auf uns zukommt. Wir sollten wohl am besten wegrennen, aber wohin? Am Strand kann man uns Ewigkeiten entfernt noch sehen und wie sollen wir vor Wesen fliehen, denen die Natur mit jedem kleinen Fingerzeig gehorcht?

Ich stolpere über kleine Steine und kralle mich an Murray fest, aber meine Füße rutschen trotzdem unter mir weg und ich stürze auf meinen Hintern. Murrays Ärmel halte ich noch immer fest und er beugt sich gezwungenermaßen halb zu mir herunter, die Augen unverändert auf die Verfluchten gerichtet.

Der Verfluchte hat uns fast erreicht, er ist uns so nah, dass ich seine zusammengebissenen Zähne und den Dreckspritze auf der Spitze seines Stiefels erkennen kann. Ich versuche mich aufzurappeln, doch rutsche ein zweites Mal auf den Steinen aus und ziehe dieses Mal Murray endgültig mit auf den Boden.

Mir wird schlecht und heiß und in meinem Kopf klingelt eine unsichtbare Glocke, sicherlich eine Einladung zu meiner Beerdigung. Von irgendwoher meine ich den Gesang der Totensängerinnen zu hören und passend dazu schiebt sich eine Wolke vor die Sonne und die ganze Welt verliert an Farbe.

Der Verfluchte hält vor uns an und wirbelt dabei Staub auf, der mir in der Nase kitzelt.

Ich halte die Luft an, kneife die Augen zusammen und bete zu Hanrock, dass mein Tod ein schneller sein wird, dass er Gnade mit mir zeigt und mein Sterben nicht um Stunden hinauszögern wird.

Ich muss an Elisha denken, an ihre Fröhlichkeit und Lebensfreude, und ich sehne mich so sehr nach ihr, dass mir Tränen in die Augen steigen. Ich werde sie nie wiedersehen, zumindest nicht in dieser Welt, und sie wird vermutlich zu meiner Beerdigung gehen und ich werde nicht dort sein, um ihr beizustehen. Götter, allein die Vorstellung von meiner starken, tapferen Elisha, die weinend an meinem Grab steht und mit leeren Augen vor dem Kamin sitzt, fühlt sich wie ein Schlag ins Gesicht an.

Die Erde unter mir fängt schon wieder zu beben an, doch ich sehe nicht, wieso oder wer dafür verantwortlich ist. Ich kneife die Augen nur fester zusammen und beiße mir auf die Unterlippe, um in meinen letzten Moment nicht wie ein kleines Kind los zu schluchzen.

Eine Schlange ringelt sich um meine Beine und vor Schreck zucke ich zusammen und quieke wie ein getretener Welpe.

„Was machst du da?", höre ich den Verfluchten sagen und seine Stimme klingt fast schon entsetzt, als wäre er zu mehr Emotionen als Raserei und Hass fähig.

Die Schlange wandert meine gesamten Beine hoch und drückt sie aneinander, sodass ich nicht einmal mehr wegrennen könnte, wenn ich die Willenskraft dazu hätte. In mir schlägt die Angst im selben Rhythmus wie mein rasendes Herz und ich kann noch immer eine trauernde Elisha vor mir sehen.

Aber die Todessängerinnen haben aufgehört, falls sie jemals angefangen hatten, was sicher ein gutes Zeichen ist. Andererseits steht vor mir gerade ein Verfluchter, der mich gleich umbringt, also kann es kein allzu großes Zeichen sein.

„Nach was sieht es denn aus?", höre ich eine weibliche Stimme fauchen und dann streicht mir die Schlange um den Hals und ich begreife mit massiver Verzögerung, dass es gar keine Schlange ist, sondern eine Wurzel. Greift mich Subjekt C an, obwohl sie verletzt mehrere Meter entfernt sitzt?

Entsetzt reiße ich die Augen auf und will die Wurzel von mir herunter reißen, doch meine Arme und Hände sind ebenfalls darin gefangen und ich kann mich nun gar nicht mehr bewegen.

Der Verfluchte steht vor uns, seine Augen sind groß und der Mund steht ihm offen, während er Murray und mich mustert. Ich blinzle ein paar Tränenüberreste weg und sehe, dass Murray ebenfalls in Wurzeln eingewickelt wird, obwohl er eine freie Hand hat und damit an den Wurzeln zieht.

„Ich mache da weiter, wo du aufgehört hast!" Die weibliche Stimme gehört zu Subjekt C, die ihre linke Hand in den Boden gegraben hat und uns so intensiv fixiert, dass sie mir wie ein Raubtier vorkommt. „Keine Sorge, ich bin noch nicht so erschöpft."

Noch nicht so erschöpft, dass sie uns ganz sicher umbringen wird?!

Erneut blubbert Angst in meinem Bauch auf und krabbelt meinem Hals hoch, sodass ich zu würgen anfange und gleichzeitig nach Luft schnappe.

Gleich werde ich sterben, gleich werde ich sterben, gleich werde ich sterben. Ich kann an nichts anders mehr denken, höre nur noch meinen rasenden Herzschlag, als müsse er ein ganzes Leben in wenigen Sekunden aufholen.

Wie aus der Ferne höre ich schreiende Stimmen und dann kracht und knackt die Erde, als wolle sie in zwei brechen.

Erschrocken zucke ich zusammen, nur um zu sehen, wie Subjekt C Subjekt B wütend anschreit, während um die Beiden herum sich die Gräser wie im Sturm beugen. Die Büsche in ihrer Nähe wachsen, blühen und schrumpfen wieder und wieder, als könnten sie sich nicht für einen Zustand entscheiden.

Ich verstehe kein einziges Wort von dem, was sie sich an den Kopf werfen, aber es ist mir eigentlich auch ziemlich egal, solange sie endlich verschwinden.

Schniefend und eilig blinzelnd strample ich erneut in den Wurzeln, doch dieses Mal lösen sie sich von mir und ich kann aus ihnen heraus krabbeln. Murray befreit sich nur wenige Sekunden vor mir und gemeinsam stehen wir auf und rennen auf die andere Seite des Lagers.

Der Verfluchte, der zuerst auf uns zukam, steht verloren neben unseren leeren Wurzelkäfigen und schaut zu den verfluchten Mädchen, die sich weiterhin lauthals streiten.

„Was ist da nur passiert?", fragt Murray leise und sieht über seine Schulter, während wir bei den ersten bewusstlosen Soldaten ankommen, auch wenn sich einige schwach regen und stöhnen.

Ich schüttle den Kopf und suche nach dem Hauptmann. „Wenn ich das nur wüsste", murmle ich und drehe mich um mich selbst. Wo ist Hauptmann Perish, wir müssen hier weg, wir müssen zurück zu Himmelsteich und uns dort verbarrikadieren, bis die Welt endlich damit aufhört uns zu jagen, sobald wir unsere sicheren Mauern verlassen.

„Wen suchst du?", will Murray wissen, als ich mich erneut im Kreis drehe, und runzelt die Stirn.

„Den Hauptmann", erwidere ich und springe in die Luft, als sich jemand neben mir räuspert.

„Ich bin hier, Balfour, was ist?" Da sitzt er tatsächlich, angeschlagen, aber dennoch munter und mit einem grimmigen Blick auf seinem grimmigen Gesicht.

„Ich, ich, ich, also." Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, also sehe ich mich auf der Suche nach Hilfe um. Doch der Anblick des zerstörten Lagers und der verletzten Soldaten und der streitenden Verfluchten in wenigen Metern Entfernung ist alles andere als hilfreich, sondern eher entmutigend. „Ich wollte nur sichergehen, dass es Ihnen gut geht, Sir."

„Ich schätze Besorgnis wert, aber ich bin gerade nicht derjenige, dem man am meisten Besorgnis schenken sollte", erwidert er und sieht sich um. Sein Brustpanzer hat einige Dellen und Dreck und getrocknetes Blut verklebt seiner schwarze Halbglatze.

Mir fällt auf, dass es auf einmal so still geworden ist. Als ich mich umsehe brauche ich einen Moment, ehe mir auffällt, dass die Verfluchten verschwunden sind. Ich sehe außer uns niemanden mehr auf dem Strand, als hätten sich die Verfluchten von einem Moment auf den anderen einfach in Luft aufgelöst.

Nach einem Moment des Staunens schickt uns der Hauptmann los, um nach den Anderen zu schauen.

Die meisten Soldaten, die ich anspreche, werden wach und nach einer kurzen Orientierungslosigkeit stehen sie auf und laufen wieder. Die wenigsten rühren sich nicht und ich bekomme jedes Mal Panik, dass ich vor einer Leiche stehe, ehe ich ihren Atem höre und ihren Puls fühle.

Als wir schließlich alle aufrecht stehen versammeln wir uns um den Hauptmann, der auf einem geschwärzten Stuhl sitzt.

„Nun, Männer, das war ein ernüchternder Kampf", beginnt er und erntet gemurmelte Zustimmung von allen Seiten. Ich nicke nur mit dem Kopf und verschränke die Arme miteinander. „Wir sollten die schwersten Verletzungen verpflegen und dann gehen wir Heim. Alles weitere besprechen wir dort."

Das klingt doch mal nach der besten Entscheidung des ganzen Tages. 

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„Votet, damit ich für euch Möwen erschlage." - Murray, hat einen neuen Hass für Möwen entwickelt.

Und es geht weiter mit unserem liebsten, ängstlichen Soldaten, der eigentlich gar keiner sein will!

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit dem gesamten Strandkampf noch nicht so zufrieden bin, weil ich ihn irgendwie nicht so sauber beschrieben habe, aber sonst habe ich wenig daran auszusetzen.

Die nächsten Kapitel, sowohl für die Lesenacht als für den restlichen Henry Block, werden alles andere als fröhlich und leicht. Natürlich wird es solche Szenen auch noch geben, aber die generelle Stimmung ist düster.

Das kann man sich nach diesem Kapitel vielleicht denken, aber ich wollte trotzdem nochmal darauf hinweisen.

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