
Kapitel 21
„Sie wissen, dass wir hier sind." Mama sitzt zwar ruhig am Tisch, aber dafür kaut sie nervös auf ihren Lippen. Der Tee vor ihr ist schon lange kalt, ganz zu schweigen von der nicht angerührte Birne, die auf einem Teller davor liegt.
„Eigentlich wissen sie nur, dass wir hier einmal waren, aber nicht, dass wir hier immer noch sind", halte ich dagegen, doch Mama winkt nur ab.
„Sie werden sicher dennoch kontrollieren wollen, dass sich hier niemand aufhält, also werden sie zurückkommen. Und vermutlich mit mehr als nur fünf Soldaten, nachdem ihr die letzten so mühelos überwältigt habt." Mama verschränkt ihre Hände im Schoß und schaut besorgt ins Nichts, knapp an meinem Kopf vorbei. „Und wir können auch nicht einfach weg hier. Unsere ganzen Sachen sind hier und die Zwillinge gehen bald in die Schule, da wäre es nicht hilfreich, wenn wir erst wegziehen, um dann wieder hierher reisen zu müssen."
Meine Eltern seufzen beide im selben Moment schwer. Papa läuft durch die Höhle, weil er nicht ruhig sitzen kann, und macht uns damit alle ebenfalls unruhig. Er kaut auf einem Stück Trockenfleisch, nicht seiner Unterlippe, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob er sich dessen noch bewusst ist.
„Wir müssen also darauf vorbereitet sein, dass eine Patrouille jeden Moment am Strand steht und nach uns Ausschau hält." Papa seufzt schwer und wedelt nachlässig mit einem Fleischstück durch die Luft. „Wir können die Kleinen aber auch nicht bis zum Schulbeginn hier drinnen einsperren und darauf hoffen, dass sie nichts bemerken."
„Und sie nicht mehr auf den Strand zu lassen würde ihnen auch auffallen", sage ich und stütze den Kopf auf meine Hände auf. „Amber und ich können zwar mit ihnen gehen, aber sollten wir wirklich unten sein, während die Patrouille vorbeikommt, will ich eigentlich nicht, dass die Kleinen dann unten sind."
Ich erhalte einstimmiges Nicken von allen Seiten. Amber, die neben mir sitzt und den Tee trinkt, den Mama geflissentlich ignoriert, bietet Sonnenglöckchen ein Stück Birne an. Der Naturgeist hat sich zu uns bequemt, weil meine Brüder gerade bei den Dryaden oberhalb der Klippe sind und es Mama nervös gemacht hat, dass wir nur verspätet, wenn überhaupt, mitbekommen, wenn sie Probleme haben. Also fungiert Sonnenglöckchen jetzt als Sprachrohr zwischen uns und den Dryaden. Hauptsächlich heißt das, dass der Naturgeist auf Ambers Schoß liegt und vor sich hindöst, während sie sein weiches Fell streichelt.
„Aber wie bekommen wir sie schnell genug vom Strand, ohne dabei irgendjemanden in Gefahr zu bringen?", überlege ich laut weiter und klaue Ambers Teetasse. Sie bemerkt es nicht, weil Sonnenglöckchen sich räkelt und ihr dabei versehentlich ein Bein in den Bauch rammt.
Mamas Gesicht wird starr, während sie konzentriert nachdenkt. Papa hingegen starrt jetzt ins Nichts und erstarrt mitten im Schritt.
Dann fangen sie beide im selben Moment zu reden an und ich klinke mich kurz aus dem Gespräch aus, weil es hinter meiner Stirn schmerzhaft zu pochen beginnt. Wir sitzen hier schon seit Mittag und draußen werden die Schatten immer länger.
Seitdem wir aus Schieferbruch zurück sind, was fast schon eine ganze Woche ist, nutzen wir jeden Moment, den meine Brüder nicht mit uns verbringen, um zu diskutieren, wie wir uns am besten auf die Rückkehr der Soldaten vorbereiten können. Bisher sind wir noch nicht viel weiter gekommen, als „Die Zwillinge müssen sofort aus der Schusslinie gebracht werden" und „Wir haben nur eine Chance, wenn wir die Soldaten ausdünnen und sie dann zu zweit ausschalten."
Allerdings streiten wir uns bereits beim zweiten Punkt, wie wir sie ausschalten sollen. Amber und Mama sind dafür, dass wir so viele Soldaten wie nur möglich umbringen. Papa und ich sind davon entsetzt und plädieren dafür, dass jedes Leben Wert hat, unabhängig von den moralischen Verfehlungen der Person.
Sobald wir jedoch mit diesem Thema anfangen eskaliert es in einen Streit und dann sitzen alle schmollen in der Ecke. Es kam schon zweimal vor und niemand hat Lust auf ein drittes Mal, weil wir in der verlorenen Zeit auch über andere Themen diskutieren könnten, wo wir tatsächlich weiterkommen.
Ich habe meine Eltern auch schon früh am Morgen oder spät am Abend reden hören, wenn sie dachten, dass wir bereits schlafen. Gestern bin ich aufgewacht und habe direkt Amber gesehen, die neben dem Durchgang gekauert und meinen Eltern zugehört hat, die sich Sorgen um die Unauffälligkeit unserer Höhle gemacht haben.
Bis auf meine Brüder liegen bei allen anderen die Nerven flach und selbst sie merken, dass wir anderen irgendwie angespannt sind. Meine Eltern haben ihnen irgendetwas von Schulvorbereitungen erzählt, aber ich glaube nicht, dass sie ihnen das wirklich abkaufen.
Ich an ihrer Stelle würde es auch nicht. Allerdings würde ich ihre Unwissenheit über meine jetzige Situation vorziehen, wo ich auch dafür verantwortlich bin, dass wir am Ende alle heil aus der Angelegenheit herauskommen.
Es verfolgt mich schon bis in meine Träume, in denen ich vor namenlosen Gegnern davonrenne und dabei meine Familie im Nebel rufen hören. Ich wache jedes Mal gerädert auf und will mich ab liebsten wieder hinlegen, weil ich mich so absolut nicht erholt fühle.
Die nächste Woche ist angespannt und anstrengend.
Amber und ich geben uns Mühe, meine Brüder so gut wie nur möglich abzulenken, während meine Eltern Pläne mit den Dryaden schmieden und Warnbriefe an Schieferbruch schreiben. Wenn hier bald eine große Patrouille durchzieht sollte niemand außerhalb seines Versteckens anzutreffen sein, der sich nicht auch klar ist, was das bedeutet.
„Was, wenn wir uns einfach gar nicht erst rauswagen?", hat Amber an einem Abend vorgeschlagen, als Sonnenglöckchen widerwillig mit den Zwergen rausgegangen ist. Von der Tür aus kann man sie noch sehen, wie meine Brüder den Naturgeist mit Muscheln umgeben und ihm eine Sandburg bauen.
„Dann würden sie doch einfach bleiben und die Gegend gründlich absuchen. Und dabei würden sie sicherlich auch die Höhlen hier durchsuchen und dabei über uns stolpern, wie wir hier sitzen wie Kaninchen in ihrem Bau." Papas Stimme klingt ernst und seine Stirn ist gerunzelt, während er mit verschränkten Armen vor dem langsam erlöschenden Feuer steht.
Ein stilles Seufzen geht durch uns alle und wir sinken wieder in uns zusammen. Ambers Vorschlag klingt zwar im ersten Moment gut, ist aber wohl auch derjenige, der am gefährlichsten für uns enden könnte.
Wir sitzen also weiter auf glühenden Kohlen und werden mit jedem vergangen Tag ein wenig verzweifelter. Irgendwann einigen wir uns zwar auf einen Plan, aber er fühlt sich nicht so stabil und sicher an wie erhofft. Er fühlt sich stattdessen an wie das Produkt von zahllosen schlaflosen Nächten und geflüsterten Unterhaltungen und sorgenvollen Augen.
Als ich das Amber sage schaut sie mich nur an, ehe sie meint, dass die Müdigkeit mich ja doch zu einer Poetin macht. Allerdings hat sie es nicht abgestritten, also bin ich nicht die Einzige, die sich Sorgen um unser Gelingen macht.
Und dann, an einem Montagmorgen, zerplatzt die Spannung endlich.
Papa steht wie üblich in den letzten Tagen an der Tür und späht hinaus. Mama und Amber spielen mit meinen Brüdern eines unserer uralten Brettspiele, die wir im Schlaf spielen können, aber dennoch irgendwie Spaß macht. Ich habe heute Morgen Geschirrdienst, auch wenn ich schon so gut wie fertig bin.
Es ist alles wie immer (wenn man davon absieht, dass Mama immer dunklere Augenringe hat und Papa wie ein Wachhund an der Tür steht) und fast kann ich mir einbilden, dass die Soldaten dann erst kommen, wenn meine Brüder in der Sicherheit der Schule sind und wir anderen umgezogen sind.
Dann landet auf einmal mit viel Flügelschlagen eine Möwe in einem der größeren Löcher in der Wand und krächzt laut.
Mama und Will schauen beide auf und machen große Augen, während die Möwe weiterhin krächzt und Lärm verursacht. Dann landen drei weitere Möwen und Nummer vier und fünf flattern in der Luft hinter ihnen.
„Was ist los?", will Jack wissen und sieht neugierig zwischen Will und Mama hin und her. Will zuckt verwirrt mit den Schultern, während Mama sämtliches Blut aus dem Gesicht fällt.
„Sind sie da?", fragt Papa fast schon geschäftsmäßig und seufzt nicht einmal, als Mama nickt.
„Wer ist da?" Die Zwillinge sehen verwirrt zwischen uns allen hin und her.
„Zwerge, wir haben ungebetenen Besuch von Soldaten", ergreife ich die Initiative, als der Rest meiner Familie sich nur hilflos anschaut. „Ihr Beide müsst deswegen hier drinnen bleiben, egal, was ihr hört oder seht. Wir sind vorbereitet, aber wir wollen euch nicht in Gefahr bringen. In Ordnung?"
Will nickt sofort, doch Jack zögert. Seine aufgerissenen Augen werden glasig und er hält sich an seinem Bruder fest. „Sind sie wegen mir hier?", fragt er mit kleiner Stimme.
„Aber nein, mein Schatz", erwidert Mama eilig, schon auf halbem Weg in die Schlafhöhle, und lächelt Jack beruhigend zu.
„Du bist nicht schuldiger als Amber oder ich", gebe ich mich etwas vager.
„Sie sind schon auf dem Strand", informiert uns Papa mit beunruhigend ruhiger Stimme. Er steht noch immer an der Tür und hat uns den Rücken zugewandt.
„Oh verdammt", flucht Mama und alle sehen sie überrascht an. Sie ignoriert uns und flucht erneut.
„Alle wissen den Plan noch?", fragt Amber und wartet ab, bis alle einmal genickt haben. Erst dann schwingt sie sich aus der Tür und verschwindet aus meinem Sichtfeld.
„Wir müssen auch los", sagt Mama zu den Zwillingen und gibt ihnen jeweils einen Kuss auf die Stirn. Sie ist nervös und wedelt deswegen mit den Händen umher. „Keine Sorge, wir sind schneller zurück, als euch langweilig wird."
Ich fange den leichten Strandwind ein und lasse ihn vor unserer Tür schweben. Nach einem letzten Blick zu meinen Brüdern, die ängstlich, aber nicht vollkommen verängstigt am Tisch sitzen und uns mit großen Augen anschauen, springe ich Amber hinterher.
Der Wind fängt mich auf und lässt mich in einer kleinen Spirale zu Boden sinken. Meine Eltern folgen mir direkt und ich lasse sie vom Wind ebenfalls auf den Strand tragen.
„Haben die Möwen noch etwas anders gesagt?", will Amber mit gedämpfter Stimme wissen.
Wir stehen im langen Schatten der Felsen und sehen dem deutlich größeren Soldatentrupp zu, wie sie leise den Strand hochkommen. Noch scheinen sie uns nicht bemerkt zu haben, denn niemand schaut in unsere Richtung oder ruft uns Beleidigungen entgegen.
„Nur, dass sie ein Lager oben auf den Klippen aufgebaut haben", erwidert Mama ebenso leise und sieht sich unwohl um. „Es sind um die zwanzig Soldaten, von denen zwei oben als Wache dagelassen wurde."
„Sollen wir uns aufteilen?", frage ich. „Ich weiß, es weicht von unserem Plan ab, aber wenn sie im Lager weitere Waffen haben, sollten wir diese ebenfalls zerstören. Zwei gehen hoch, zwei bleiben hier."
Meine Eltern sehen nicht begeistert aus, stimmen aber zu. „Amber und ich gehen hoch, weil es dort mehr Pflanzen für dich gibt, und Wanda und Yva bleiben hier unten."
„Nicht vergessen, ihr müsst die Soldaten nur verschüchtern und einschrecken", wiederholt Amber, als hätten wir es nicht schon dreißig Mal besprochen. Ich kann es mir nicht verkneifen die Augen zu verdrehen. „Schau nicht so, Wanda, das ist wichtig. Am besten treibt ihr sie danach auch hoch zum Lager, dann sind wir wieder vereint und sie sind vom Strand runter."
„Das schaffen wir", knickt Mama. Sie kaut wieder an ihrer Unterlippe und sieht absolut nervös aus. Ich nehme ihre Hand und drücke sie beruhigend.
„Braucht ihr einen Wind hoch?", frage ich. Amber schüttelt den Kopf und lässt eine Wurzel aus der Wand brechen, an der sie wie an einem Seil hoch klettert.
Papa drückt mich kurz und gibt Mama einen kurzen Kuss, ehe er Amber folgt. Mama atmet zittrig und ich halte weiterhin ihre Hand fest, während wir auf die Patrouille zulaufen, die ein wenig verloren am Strand steht und sich wohl nicht entscheiden kann, was sie machen sollen. Ein Wunder wirklich, dass sie uns nicht sofort gesehen haben.
Allerdings haben sie gegen das Licht geschaut, also ist es gar nicht so verwunderlich.
„Wir können zusammenbleiben", schlage ich vor, ohne die Augen von den Soldaten und ihren glänzenden Rüstungen zu nehmen. Sie haben sich komplett in Metall gekleidet und das zeigt deutlicher als ihre Anzahl, dass sie uns ernst nehmen. Und es macht es mir leichter, weil ich jetzt nicht mehr so sehr aufpassen muss, niemanden zu verletzen.
Mama nickt nur, scheinbar nicht mehr in der Lage zu sprechen.
„Ich lasse ein wenig Sand aufwirbeln und vielleicht gibt es auch ein paar große Wellen", mache ich weiter, denn irgendwie müssen wir uns ja genau überlegen, wie wir die Soldaten hier wieder wegbekommen.
„Soll ich den Möwen sagen, dass sie einfach Lärm machen sollen?", fragt Mama mit dünner Stimme und ich nicke zustimmend.
Wir sind endlich nahe genug, damit uns die ersten Soldaten bemerken. Sie stoßen sich gegenseitig an und starren uns ängstlich an, während ihre Stimmen nach und nach verstummen.
Ich richte mich so gerade wie möglich auf und lasse mein Gesicht möglichst leer wirken. Als wäre ich wirklich so, wie es sich Unbegabte über Begabte erzählen. Als wäre ich wirklich nur eine eiskalte Mörderin, die keinen Moment zögert, jemanden zu töten.
Ich kann keinen der Soldaten vom letzten Mal wiedererkennen, aber es ist auch schwieriger, wenn sie alle Helme aufhaben. Trotzdem lasse ich meinen Blick langsam über sie alle laufen und schüttle dann abschätzig den Kopf.
„Ich habe euch doch gewarnt, dass ihr es bereuen werdet, wenn ihr wieder kommt", sage ich entspannt, als wäre das hier nur ein entspannter Plausch.
Mama neben mir richtet sich ebenfalls auf. Aus dem Augenwinkel sehe ich ihr Gesicht ebenfalls leer werden, aber bei ihr ist es wohl eher vor Angst als weil sie es absichtlich gemacht hat.
Ein großer, stattlicher Soldat tritt vor die anderen und schnaubt verächtlich. „Verfluchte, im Namen Seiner Majestät, mögen die Götter Seinen Namen nie verklingen lassen, nehme ich euch fest. Euch wird der mutwillige Angriff einer friedlichen Patrouille vorgeworfen, ebenso wie der unautorisierte Aufenthalt auf königlichem Gelände."
Ich schnaube verächtlich, wofür ich mir nicht einmal Mühe geben muss. „Der König hat hier draußen keine Macht. Ergebt euch jetzt oder tragt die Konsequenzen."
Amber wäre sicher stolz auf mich, wenn sie meine schauspielerische Leistung sehen könnte. Vielleicht hätte ich doch mit ihr in diese Theatergruppe an der Schule gehen sollen.
Der Soldat, vermutlich der Hauptmann oder so, starrt mich für einen Moment nur verwirrt an. Dann zuckt er mit den Schultern und gibt seinen Männern ein Zeichen.
Sie ziehen alle ihre jeweiligen Waffen und richten sie auf uns. Mama wird steif und starr und ich drücke ihre Hand fester.
Der Hauptmann sagt erneut etwas, doch ich höre ihm nicht mehr zu. Stattdessen lenke ich den Wind, den ich immer noch festhalte, so schwach wie möglich, ohne dass er sich auflöst, über den Strand zu uns. Dann lasse ich ihn einen großen Kreis um die Soldaten ziehen und warte darauf, dass sie den ersten Schritt machen.
Der Hauptmann beendet seinen kleinen Monolog, von dem ich kein einziges Wort mitbekommen habe, und gibt ein weiteres Zeichen. Die Soldaten setzen sich in Bewegung, vermutlich um uns festzunehmen.
Ich lasse sie kaum einen Schritt gehen, ehe der Wind zu einem ausgewachsenen Sturmwind wird und heulend um ihre Füße rauscht. Dabei wirbelt er jede Menge Sand auf und lässt die Soldaten zurückstolpern.
Ich ziehe Mama hinter mir her in die Wellen und deute auf einen Felsen, auf den sie sich stellen soll. Sie sieht ein wenig verwirrt aus, folgt aber und krabbelt auf den Felsen. Dabei lassen wir einander los und kurz habe ich Sorge, dass ich sie so nicht mehr rechtzeitig festhalten werde, sollten die Wellen sie gleich übergießen.
Nun, dann werde ich einfach besser aufpassen müssen, dass die Wellen sie nicht erwischen.
Die Soldaten sind noch immer innerhalb des Windes gefangen und kämpfen gegen den Sand an. Ich lasse den Wind schlagartig verstummen und lasse die Soldaten für einen Moment dumm aus der Wäsche glotzen.
Dann nutze ich die nächste Welle, mache sie ein wenig größer und lasse sie auf die Soldaten niedergehen. Ich gebe mir Mühe, aber Mama und ich werden dennoch ein wenig nass.
Jedoch nicht so sehr wie die Soldaten, die nun prustend und schnaufend auf dem nassen Sand liegen und komplett verwirrt aussehen.
Mama nutzt ihre Abgelenktheit und ruft den Möwen etwas zu. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirkliche Wörter waren oder Möwenschreie, aber keinen Augenblick später fangen die Möwen zu krächzen an, als hätten sie ein Festessen entdeckt.
Aus den Höhlen der Felswand fliegen auf einmal noch mehr Vögel, die in den allgemeinen Lärm miteinstimmen. Es ist wirklich verdammt laut, aber ich halte mir nicht die Ohren zu, denn welche kaltblütige Killerin lässt sich schon von ein paar Vögeln stören?
Die Soldaten haben diese Hemmungen nicht, fluchen lauthals und die ersten machen bereits die ersten zögerlichen Schritte Richtung Klippe.
Der Hauptmann steht jedoch unnachgiebig auf beiden Beinen und schaut mich jetzt mit gefletschten Zähnen an. „Ihr seid eine Pest und eine Plage und ich hoffe, dass Hanrock eine Ewigkeit der Folter nur für dich vorbereitet", zischt er mir wütend entgegen.
Ich hebe nur eine Augenbraue, auch wenn mir seine Drohung durchaus Angst macht. Niemand will eine Ewigkeit der Folter, noch weniger, wenn man bereits tot ist. Und ich bin da nun wahrlich keine Ausnahme.
„Oh, ich glaube eher, dass eure Ewigkeit der Verdammnis schon heute beginnt", säusle ich möglichst unbeeindruckt und grinse besonders breit, damit man alle meine Zähne sieht.
Als die Soldaten dieses Mal zurückweichen folgt der Hauptmann ihnen. Er sieht jedoch eher wütend als eingeschüchtert aus.
Ich lasse sämtliche Kontrolle über die Umgebung los und konzentriere mich dafür besonders auf den Sand. Er fühlt sich noch nicht so warm an und zudem leicht nass, klebt allerdings nicht zusammen.
Deswegen kann ich ihn an vereinzelten Stellen hochschießen lassen wie ein Geysire und werfe dabei mehrere Soldaten von den Füßen.
„Ich habe kein Problem damit, euch über den ganzen Strand zu jagen, wenn ihr wollt", flöte ich. Es fühlt sich sehr seltsam an solche Sachen zu sagen, die ich eigentlich nie sagen würde. Aber die normale Version von mir macht ihnen sicher keine Angst, also muss ich ein wenig verrückt sein.
Ich lasse den Soldaten keine Verschnaufpause, sondern lasse eine weitere Welle auf sie niedergehen und jagen ihnen dann einen kleinen Sturm um die Ohren.
„Rückzug!", höre ich über den Lärm der Vögel, die am Himmelkreisen, als warten sie nur darauf, dass ihr Essen sich nicht mehr bewegt, und den heulenden Wind. „Neugruppierung beim Lager!"
Ich muss mir einen kleinen Jubelruf verkneifen, denn unser Plan geht schneller auf als erhofft. Mama lächelt mir kurz zu, da die Soldaten gerade alle abgelenkt sind, und lässt sich dann auf weichen Knien vom Fels sinken.
Ich gebe mir nochmal Mühe und lasse den Sand von sich aus beben, während der Wind über uns herzieht. Das Endergebnis ist Sand überall, sodass man kaum etwas sehen kann. Ich lasse es jedoch in Richtung der Felsen schwächer werden, auch wenn es knifflig ist. Aber so laufen die Soldaten nicht versehentlich ins Meer, sondern fliehen alle dahin, wo es am wenigsten Sand gibt, also bei ihrem Lager.
Und dort warten uns schon Papa und Amber mit ihren zerstörten Waffen. Wenn nichts dazwischen kommt und von unserem Plan abweicht, sollten wir die Soldaten jeden Moment davonängstigen.
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„Votet, damit ich meiner wahren Berufung als Schauspielerin nachgehe." - Wanda, überrascht von sich selbst.
LESENACHT! LESENACHT! WOOOOO!!!
Wer außer mir ist aufgeregt, der hebt bitte mal die Hände!!
Nicht ganz 17 Uhr, aber meine Familie meinte heute Nachmittag auf einmal, dass jeder mit mir unbedingt reden muss, deswegen bin ich ein wenig aus dem Zeitplan gerutscht.
Wir legen aber direkt mit der überfälligen Konfrontation gegen die Soldaten los, als Entschuldigung quasi, auch wenn das mit oder ohne Verspätung passiert wäre.
Bis in eine Stunde, Leute!
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