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Kapitel 1 - Henry

Nach dem fast schon lautlosen Wald ist der rauschende Fluss so laut wie der Kampfschrei eines Trolls. Mein Pferd schüttelt den Kopf, als einige Wasserspritze auf seiner Schnauze landen, und trippelt vom schäumenden Wolkenflusses zurück.

Bill Perish hält nur wenige Schritte von der steinernen Brücke an und dreht sich im Sattel zu seinem Vater um, der gerade als letzter zwischen den dunklen Bäumen hervor reitet. Ich sehe dem Hauptmann zu, wie er an uns vorbei zu seinem Sohn reitet und die Beiden ernst miteinander reden.

Wenn ich nicht so müde wäre, dann könnte ich sicher verstehen, worüber die Beiden reden, immerhin sind zwischen uns nur drei Pferdereihen. Aber mein Kopf dröhnt und drückt, meine Augen brennen und mein Rücken ist so steif, als wäre ich bereits ein alter Mann.

Hoffentlich reden sie darüber, dass wir jetzt eine Pause machen, denn ich brauche ganz dringend eine. Die Sonne stand vorhin kaum am Himmel, als wir losgeritten sind, und jetzt steht sie direkt über uns. Mir ist zu warm und ich bin durstig.

Jammere nicht so viel, ein echter Mann jammert nicht, höre ich meinen Vater sagen. Ich kann sogar sein Gesicht sehen, wie er die Stirn runzelt und sich mit einer Hand über seinen grau strähnigen Bart streicht, während ich mein blutendes Bein halte.

Es war doch, als ich hingefallen und mir das gesamte Schienbein aufgerissen habe, oder nicht? Oder war es vielleicht auch damals, als ich neu in die Schule gekommen bin und diese Mädchen sich darüber lustig gemacht haben, wie meine Uniform aussieht? Oder war das diese Gruppe Jungen, die in den Pausen immer damit geprahlt haben, dass sie einmal in der Armee dienen würden?

Die Gedanken wabern träge durch meinen Kopf und nirgends findet sich eine Antwort. Ich jammere nicht, ich brauche wirklich eine Pause, weil ich körperlich erschöpft bin, antworte ich der Stimme meines Vaters, auch wenn er mich natürlich nicht hören kann. Immerhin sitzt er gerade in Himmelsteich, vermutlich in seinem gemütlichen Sessel und liest die Zeitung, während meine Mutter darüber redet, welche Feier heute Abend schon wieder ansteht.

Es ist eine erstaunliche Wendung, vom Leutnant der Himmelsstürmer zum Soldaten im Ruhestand. Wenn er sich doch auch nur so benehmen würde.

„Männer", schneidet die Stimme des Hauptmannes durch meine Gedanken. Als würde man mich in eiskaltes Wasser zerren schrecke ich auf und blinzle desorientiert.

Das Rauschen des Waldes und des Flusses dröhnt plötzlich wieder in meinen Ohren, als hätten sie für einen Moment verstummt, was natürlich Blödsinn ist, denn eine solche Naturgewalt wie dieser Fluss verstummt nicht einfach so.

Hauptmann Perish und sein Sohn, der bei dieser Patrouille anscheinend der dauerhafte Kartenträger ist, sitzen nebeneinander auf ihren Pferden vor uns, hinter ihnen ragen die Himmelsberge in die Höhe.

„Wir werden bald die Berge erklimmen", redet der Hauptmann weiter und nickt zu den gewaltigen Felsmassen hinter sich. „Da dieser Anstieg jedoch kein leichter ist werden wir zuerst eine Pause hier machen, an der Wolkenbrücke. Danach rotieren die Gruppen und wir reiten weiter. Noch Fragen?"

„Nein Hauptmann", antworten wir alle wie aus einer Kehle. Jeder Buchstabe tut in meinem Hals weh, er fühlt sich an, als würde er gleich zu Staub zerfallen.

Ich löse meinen verkrampften Griff um die Zügel, tätschle Gustav am Hals, was er mit einem freundlichen Schnauben erwidert, und hebe mich dann aus dem Sattel. Meine Beine kribbeln und werden taub, kaum dass ich aufrecht stehe, und ich halte mich vorsichtshalber an Gustavs Sattel fest, ehe ich mich unfreiwillig hinsetze.

„Aua", jammere ich leise genug, damit mich keiner hören kann, und verziehe leicht das Gesicht. Ich vergesse immer wieder, wie unangenehm es ist, wenn die Beine vom langen Sitzen einschlafen.

Sobald sich meine Beine nicht mehr anfühlen, als würden sie eigentlich gar nicht zu meinem Körper gehören, lasse ich den Sattel los und mache die Tasche auf, um daraus meinen abgepackten Proviant herauszuholen.

Meine Mutter war so frei, mir vorgestern mehrere Brote zu machen. Besser gesagt hat sie es unsere Köchin aufgetragen, die dann die Brote für mich gemacht hat. Deswegen sind die Brote nicht allzu dick belegt und zudem verschnürt, denn Mutter hätte mir sicher nur Kuchen und Suppen eingepackt, was für das schnelle Reisen nicht wirklich empfehlenswert ist.

Aber das weiß eine Frau, die ihr ganzes Leben in Himmelsteich verbracht hat und nur für Tagesflüge die Stadt verlasst, natürlich nicht.

Wir versammeln uns um die steinerne Brücke, die breit genug ist, damit eine Kutsche darüberfahren kann. Ich kann mir nur nicht ganz erklären, warum irgendjemand hier eine Brücke bauen sollte, denn außer dem langen Weg um die Himmelsberge gibt es hier nicht viel.

Ich schlinge mir die Zügel von Gustav ums Handgelenk, ehe ich mich in das nasse Gras setze. Meine Hose wird sofort nass, aber das ist mir gerade egal, ich bin zu hungrig und zu ungeduldig.

Das Brot ist schon ein wenig trocken, aber auch das ist mir recht egal. Mit jedem Bissen klärt sich mein Kopf und das Drücken in meinem Bauch lässt nach und ich fühle mich wieder ein wenig mehr wie ein Mensch.

Abgesehen von dem lärmenden Fluss ist es überraschend friedlich hier. Halb warte ich noch darauf, dass eine Gruppe Trolle unter der Brücke hervor kriecht und sich mit viel Gebrüll auf uns stürzt, bereit ihr nasses und zugiges Zuhause zu verteidigen.

Einmal ist uns das passiert, bei einer meiner ersten Patrouillen, als wir am südlichen Ende des Himmelsteichs eine alte Brücke passiert haben. Ihre hintere Hälfte ist ins Wasser gestürzt, als der See die Straße überflutet hat, und wir dachten eigentlich, dass hier nichts und niemand hausen würde.

Die Überraschung war natürlich entsprechend groß, als sich ein einzelner Troll von der Brücke gelöst hat und seine Keule schwingend auf uns zugestürmt ist.

Vermutlich war in seinem großen Kopf nur Luft und Leere, denn sonst hätte er unsere Schilde, Schwerter und Armbrüste gesehen und direkt wieder kehr gemacht.

Wer weiß schon, wie viel Intelligenz so ein verfluchtes Wesen wirklich besitzt. Sie heißen ja nicht umsonst verflucht, das bezieht sich immerhin nicht nur darauf, dass sie nicht länger von göttlichem Licht erfüllt sind.

Nach der viel zu kurzen Pause schwingen wir uns wieder in den Sattel. Gustav blinzelt mich schläfrig an, als ich ihm zur Entschuldigung für den langen Ritt ein Stück Zucker hinhalte, meckert aber nicht weiter, sondern trabt brav dem Rappen vor ihm hinterher.

Meine Gruppe, die bisher daran war nach Verfluchten Ausschau zu halten, wechselt sich mit denen ab, die eben noch ganz vorn geritten sind und nun nach hinten fallen, sodass wir in der Mitte reiten.

Hauptmann Perish steht neben der Brücke, eine Hand auf seiner Armbrust, und hält uns den Rücken frei. Seine Vorsicht ist aber überflüssig, denn kein einziger Verfluchter zeigt sich, als wir alle auf der anderen Seite der Wolkenbrücke stehen. Das Wasser des Flusses hat sich nicht zu einer wilden Fratze verzogen, die Bäume schlagen nicht mit ihren Wurzeln nach uns und der Himmel ist noch immer klar und wolkenfrei, kein Anzeichen für einen unnatürlichen Sturm.

Nach nur wenigen Schritten über das steinige Ufer reiten wir in die schmale Schlucht hinein, die den grauen Fels durchschneidet. Links und rechts bedeckt Moos die steil aufragenden Gesteinswände, die die ersten Ausläufer der Himmelsberge bilden.

Mutter hat mir als kleines Kind immer erzählt, dass die Götter einmal im Streit die Erde zusammengeschoben hätten. Deswegen ragen die Himmelsberge so plötzlich in der ansonsten flachen Landschaft weit, weit in die Höhe.

Als Kind habe ich ihr jedes einzelne Wort geglaubt. Mittlerweile bin ich nicht mehr ganz so überzeugt, auch wenn ich den Göttern nicht abstreiten will, dass sie Berge formen könnten. Wenn ihnen danach wäre könnten sie sicher jeden Stern am Himmel umordnen oder sich gegenseitig damit abwerfen. Aber warum sollten sie in ihrer Wut einfach ein neues Gebirge erschaffen? Sicher gibt es in einem solchen Moment Dinge, die Götter lieber machen würden.

Allerdings bin ich selbst kein Gott, also werde ich ihre Gründe und Handlungen wohl nie wirklich nachvollziehen können.

Ein Seitenarm des Wolkenfluss begleitet uns und macht den steil ansteigenden Weg glitschig. Gustav legt ungehalten die Ohren an, als seine Hufe immer wieder abrutschen, und ich danke im Stillen den Göttern dafür, dass wir nicht unsere volle Ausrüstung dabei haben. Sicher würde sonst früher oder später jemand in den Fluss fallen und wir müssten den armen Tölpel wieder herausfischen.

Mein Rücken tut schon wieder weh. Als ich eben im Gras saß ging es, aber jetzt wird er wieder steif und zieht. Und direkt unter meinen Schultern scheint sich ein Knoten zu bilden, der mir auf die Wirbelsäule drückt.

Versuchsweise rolle ich die Schultern, doch meine Rückenschmerzen lassen sich dadurch nicht vertreiben. Ich kreise meinen Kopf behutsam, doch auch das sorgt nur für momentane Erleichterung. Es hilft wohl alles nichts, ich muss einfach wieder runter vom Pferd.

Die Schlucht wird breiter und die Wände um uns herum wieder niedriger. Der Fluss schwenkt nach links ab, als sich die Schlucht vollständig öffnet und uns offenbart, wie hoch wir über der restlichen Landschaft sind. Überrascht beuge ich mich zur Seite, doch davon werden die Bäume des Himmelswaldes auch nicht größer, sondern bleiben so klein wie mein kleiner Finger.

Nach einer Kurve schlängelt sich der Weg über eine kleine Bergwiese. Sie schmiegt sich an einer Seite an den Berg, auf der anderen Seite erwartet uns nur gähnende Leere. Das Gras und Heidekraut wiegen sich in einem leichten Wind und sehen verlockend weich aus. Wie gerne würde ich hier Pause machen, nur leider sieht die Sonne nicht aus, als wolle sie bald untergehen. Ihr Licht ist noch immer warm und golden und hat sich noch nicht rötlich verfärbt.

Wir verlassen die Wiese und reiten dafür über kleine Steine und größere, umgestürzte Bäume, Bäche, die den Berghang hinunter fallen, und gelangen dann in einen weiteren Wald. Vögel zwitschern und der Wind lässt die Baumkronen laut rascheln.

Ich würde ja gerne behaupten, dass ich natürlich vollkommen aufmerksam durch den Wald geritten bin, so wie es eigentlich alle Soldaten tun sollten, eine Gruppe eben verstärkt. Aber ich bin so müde, dass ich Mühe habe, nicht einfach im Sattel zu schlafen. Gustav muss ich nicht wirklich lenken, da er seinem Vordermann brav hinterher trottet, sodass es nichts gibt, was mich wach hält außer mir selbst.

Und gerade bin ich nicht sehr überzeugend.

Bei Morphas Güte, ich bin so furchtbar müde. Es ist gerade mal Tag zwei der Patrouille, doch ich fühle mich als wäre bereits der letzte Tag.

„Alle Mann halt!"

Ich schrecke auf und ziehe etwas zu heftig an Gustavs Zügel, was er mit einem Kopfschütteln kommentiert.

Mit rasendem Herzen, als wäre ich gerade gerannt, richte ich mich und versuche mich zu erinnern, wann wir den Wald verlassen und diesen kleinen Wasserfall erreicht haben. Und wann ist die Sonne so tief gesunken? Bin ich etwa eingeschlafen?

Bill Perish sattelt bereits sein Pferd ab, er wartet nicht einmal darauf, ob irgendjemand einen Naturgeist oder ein Irrlichtnest entdeckt. Er muss sich ja sehr sicher sein, dass es hier ungefährlich ist. Das oder er ist einfach ein Idiot.

Aber welcher Sohn von Hauptmann Perish wäre denn so blöd?

„Wir bleiben für die Nacht hier. Winston und Wilbert haben Wache, bei Sonnenaufgang ziehen wir weiter."

Winston und Wilbert ziehen lange Gesichter, beschweren sich aber nicht, sondern machen es sich an den Rändern unseres Trupps bequem.

Ich brauche wieder einen Moment, bis sich meine Beine normal anfühlen, dann sattle ich Gustav ab und binde ihn an neben den anderen Pferden an den vereinzelten Bäumen fest, die um den Wasserfall herum stehen.

Bis der Eintopf fertig ist, ist die Sonne komplett untergegangen und der Mond aufgegangen. Die Sterne funkeln über uns und entschädigen für den Eintopf, der so breiig und geschmackslos wie immer ist.

Ich weiß wirklich nicht, wie wir das schaffen, aber egal, wer gerade Kochdienst hat, der Eintopf schmeckt immer gleich. Vielleicht liegt es daran, dass unsere Vorräte beim Reiten zerquetscht werden oder wir einfach alle schrecklich kochen können.

Ich würge den Eintopf so schnell es geht hinunter und knie mich dann zum Abendgebet Richtung Norden. Eigentlich will ich für Igna ein langes Lobgebet sprechen, doch mein Körper ist müde und mein Kopf schwer. Ich entscheide mich nach kurzem Zögern gegen ein formales Gebet entscheide, sondern halte es schlicht und danke Igna lediglich für ihre Gnade und ihren Segen.

Als ich endlich auf der dünnen Matte liege, durch die ich den harten Untergrund und kleine Steine und Zweige spüren kann, kommt es mir vor, als hätte ich nie auf etwas bequemerem gelegen.


Der nächste halbe Tag ist auch nicht spannender. Wir reiten immer weiter den Berg hoch, machen gelegentlich Pausen, um uns die Beine zu vertreten und die Pferde zu füttern, ehe wir durch spärlich werdende Wälder und an gähnenden Abgründen vorbei reiten.

Ich lutsche so lange es geht an meinem Zwieback, damit ich irgendetwas zu tun habe, während meine Gruppe voran reitet, Bill Perish hinterher. Irgendjemand hat den Zwieback rumgehen lassen und ich bin hungrig genug, dass er mir sogar schmeckt.

Auch wenn ich jede Position schon mehrmals inne hatte bin ich mir nicht sicher, welche meine liebste ist. Wenn wir vorne reiten streiten wir uns immer wieder, welcher Weg denn nun der schnellste ist oder ob unsere müden Pferde wirklich diese Schräge schaffen. Wenn wir Ausschau halten zieht sich die Zeit wie kalter Honig. Und wenn wir in der Mitte reiten habe ich nichts zu tun und kann zwar schlafen, aber wirklich erholsam ist es nicht.

In den Geschichten meines Vaters klang es immer spannender auf Patrouille zu gehen. Als würde man jeden Tag gegen Verfluchte kämpfen, Unschuldige aus ihren Klauen befreien und sich anschließend als Held feiern lassen.

Vielleicht gab es zu Vaters Zeit noch mehr Verfluchte, vielleicht fand er es einfach spannender, Ewigkeiten dieselben Wege abzureiten, aber ich kann dem nichts abgewinnen. Und Verfluchten begegnen wir auch nur sehr selten, sodass nichts die Eintönigkeit unterbricht.

Auch wenn meine Kameraden immer meckern, wenn wir an den Schreibtischen sitzen, würde ich doch lieber dort sein und Berichte darüber schreiben, wie sich der verstärkte Wollhandel auf die Kriminalität in Himmelsteich auswirkt. Ich patrouilliere auch gerne jeden Tag durch die Stadt, streife durch deren Untergrund, solange ich nicht auf einem Pferderücken sitzen muss und mir den Hintern wund reite.

Gustav ist zwar ein wunderbares Pferd und so zahm, dass ich eigentlich nie Schwierigkeiten mit ihm habe, solange wir nicht gerade einem Weißen Tod gegenüber stehen und er in Panik gerät. Er wird nicht mal dann ungehalten, wenn er mich den ganzen Tag tragen würde. Ich würde es an seiner Stelle durchaus, denn ich würde niemanden für mehrere Wochen am Stück auf meinem Rücken über Stock und Stein tragen.

Ich bevorzuge es, weder jemanden zu tragen noch mich den ganzen Tag tragen zu lassen. Mein Körper schmerzt am Ende jeder Patrouille als hätte man mich an eine pferdelose Kutsche gebunden und über das Kopfsteinpflaster ziehen lassen.

Vielleicht hätte ich mich doch lieber bei der Verwaltung melden sollen. Dann wären die zwei Jahre Militärdienst sicher erträglicher. Immerhin habe ich schon ein Jahr herum, so lange dauert es nun nicht mehr. Und dann muss ich nie wieder so lange auf einem Pferd sitzen und mich dabei langweilen.

Wir legen eine längere Pause ein, als die Luft kälter wird und der erste Schnee auf den Blättern liegt. Dabei schrubben wir den Schweiß von unseren Pferden ab, ehe wir ihnen Decken umlegen. Uns selbst ziehen wir dicke Jacken und Mützen an, sodass nur noch unsere Hände kalt werden. Von unserem Standort kann ich sogar Himmelsteich sehen, das als funkelnder Fleck in der Ferne liegt.

Ich seufze leise und wende dem Anblick den Rücken zu. Die Sehnsucht nach den vertrauten Straßen und meinem weichen Bett hilft mir jetzt gerade nicht, also muss ich sie nicht befeuern, indem ich Himmelsteich hinterher schaue.

Es bleibt gerade noch genug Zeit, um eine weitere Scheibe Zwieback zu lutschen und mich zu verrenken, bis mein Rücken sich selbst einrenkt und ein Teil der Schmerzen verschwindet. Dann schwingt sich der Hauptmann wieder in den Sattle und der Rest folgt ihm seufzend.

Der Schnee wird mehr und irgendwann ist er überall. Sogar in meine Jacke gelangt er, auch wenn ich nicht weiß, wie er das geschafft hat.

Gustav mag sich darüber freuen, dass er nicht mehr der sommerlichen Hitze ausgesetzt ist, aber ich finde es alles andere als toll. Meine Hände sind Eisklötze und der Schnee blendet mich, wenn ich ihn zu lange anschaue. Mein Atem bildet Wolken und versperrt mir gelegentlich die Sicht. Mein Gesicht wird so kalt, dass es zu brennen anfangt.

Vermutlich muss man mich mit Gewalt vom Sattel losreißen, weil ich längst festgefroren bin.

Selbst der Hauptmann schaut finster aus der Wäsche, als verfluche er den königlichen Befehl zur Patrouillenerweiterung in Gedanken genauso sehr wie wir anderen.

Der Wind wirbelt den Schnee in mein Gesicht, sodass die gesamte Welt für einige Herzschläge weiß und beißend kalt wird. Selbst als ich endlich wieder sehen kann brennen meine Augen und meine Knochen schmerzen.

Götter, was würde ich jetzt für ein warmes Bad geben. Oder ein warmes Bett. Ein warmes Essen. Einfach Wärme, egal, in welcher Form.

Kurz darauf müssen wir einen halb gefrorenen Wasserfall überqueren. Ich steige dafür ab, halte Gustavs Zügel und führe ihn über die Eisschollen, die halbwegs stabil aussehen. Ein Glück bin ich nicht der Erste, denn ich würde zielsicher die finden, die unter mir auseinanderbrechen, und dann würden alle mitansehen können, wie ich ins eisige Wasser falle. Diese Schande brauche ich nun wirklich nicht.

Gustav springt mit einem Satz wieder auf festen Boden und reißt mich dabei fast zu Boden. Ich kann mich zwar fangen, aber ich bekomme dennoch Schnee in die Nase. Prustend folge ich ihm und wische mir übers Gesicht, während meine Augen tränen wie verrückt. „Danke dafür", grummle ich mein Pferd an, der mit den Ohren schlackert.

Bei einem weiten Schneefeld, aus dem vereinzelt Büsche ragen, halten wir schließlich an. Der Wind heult uns eisig kalt um die Ohren und beißt mir in die Haut. Ich folge den Anderen nur zu gerne, als sie sich in eine Felsenecke scharren und dort auf den Hauptmann warten. Alle sind mehr als bereit, den Berg wieder hinunter zu reiten.

„Ist irgendjemandem etwas aufgefallen?", fragt er und sieht fragend in die Runde. Er reibt sein blaue angelaufen Hände aneinander und wirkt trotzdem, als würde ihn die Kälte nicht im geringsten stören. Wie macht er das nur?

Wir schütteln alle eilig den Kopf, begierig endlich wieder ins Warme zu kommen.

Der Hauptmann nickt einmal. „Gut, dann kehren wir wieder zurück", beschließt er und stummer Jubel erfüllt mich. Meine Lippen haben jegliches Gefühl verloren, sodass ich nicht einmal mehr lächeln kann. Oder ich tue es und kann es nur nicht mehr spüren. So oder so muss ich endlich aus dieser Kälte heraus!

Wer auch immer auf die Idee kommen würde, hier oben zu leben, muss ja wirklich geistig umnachtet sein. Selbst Verfluchte sind nicht so lebensmüde in dieser Kälte zu wohnen. In dieser Einöde irren nur Schneefüchse und Eulen herum, vielleicht auch noch ein Hase. Hier ist ganz sicher kein Versteck der Verfluchten, egal, was die Verhaltensforscher sagen. In ihren stickigen Laboren fehlt ihnen doch sowieso jeglicher Bezug zur Wirklichkeit, sonst wüssten sie genau, dass sie nur heiße Luft reden.

Heiße Luft, wie sehr ich sie in diesem Moment vermisse. Hier oben ist es kalt genug, damit keine unserer Maschinen auch nur anspringt, sodass wir nicht einmal ein Heizgerät mitnehmen könnten. Wer auch immer hier oben leben würde müsste sich mit Feuer machen abmühen und dabei vermutlich eher erfrieren.

Nein, hier oben werden wir wahrhaftig keine Verfluchten finden. Aber das würde ich von den kleinen Inseln vor der Westküste nicht behaupten, immerhin kontrolliert die niemand und sie sind deutlich wärmer.

Bill Perish reitet an mir vorbei und ich treibe Gustav an, damit wir endlich wieder von diesem eingefrorenen Berg herunter kommen.

Himmelsteich ist nicht mehr so weit entfernt. Wer weiß, vielleicht liege ich in wenigen Tagen schon wieder in meinem eigenen Bett, ohne beginnende Erfrierungen am ganzen Körper.

Wenn das mal nicht die besten Nachrichten seit Tagen sind.

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„Gebt mir ein Sternchen, damit es mich wärmen kann." - Henry, extrem verfroren und verspannt, will wirklich gerne nach Hause.

Und damit Hallo Hallo Hallöchen zum ersten Kapitel! Kinder, ist das aufregend hier! Also, für mich und vielleicht für euch, weniger für Henry, den der Gute hat ja jetzt oft genug gesagt, dass er sich langweilt.

Wer mit mir in den Kommentaren schreien will - GERNE. Alle anderen sind herzlich eingeladen die Show zu genießen.

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