Kapitel 23: Versöhnung und ein Anfang
Nach dem Austausch von einigen sanften Küssen, schafften wir es letztendlich aus dem Bett. Katsuki sah nicht ein nach oben zu gehen und sich Klamotten zu holen. Und so borgte er sich alles von mir. Und wenn ich sage „alles" dann meine ich wirklich alles. Es hatte etwas seltsam Aufregendes seinen Freund in der eigenen Unterwäsche zusehen. Mindestens genauso aufregend, wie der Gedanke, dass er tatsächlich mein Freund war.
Irgendwie war mir der Gedanke noch immer fremd. Obwohl ich wusste, dass wir zusammengehörten und allem Anschein nach sogar heiraten würden, war der Gedanke mit ihm zusammenzukommen immer ein Konstrukt der Zukunft gewesen. Aber dennoch spürte ich, wie vertraut wir uns schon seit einiger Zeit waren. Denn abgesehen von den Küssen, war alles wie immer.
Ich streckte die Hand nach Katsukis aus, als wir ich meine Zimmertür öffnete. Katsukis warme Hand schloss sich besitzergreifend stark um meine und ich konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken. Dann verließen wir gemeinsam das Zimmer, nur um vor der Nachbartür stehen zu bleiben.
Katsuki klopfte energisch an und kurz darauf waren hastige Schritte auf der anderen Seite der Tür zu hören.
Kaminari steckte den Kopf durch die Tür und öffnete sie dann ein wenig mehr, als er uns beide erkannte. Sein Gesichtsausdruck war unverkennbar überrascht. „Hey...?", begrüßte er uns mit einem unsicheren Lächeln. Abgesehen von einigen Treffen in der Gruppe, hatten wir nicht mehr wirklich viel miteinander gesprochen und Katsuki hatte ihn oftmals selbst dann geflissentlich ignoriert. Seine Überraschung war daher nicht wirklich verwunderlich.
„Hey Kami", sagte ich lächelnd und strich mir wegen der beinahe greifbaren Anspannung verlegen durch die Haare. „Ist es okay, wenn wir reinkommen?"
Kaminaris Blick wanderte kurz von mir zu Katsuki und dann zu unseren verschränkten Händen. Doch dann nickte er zögernd, trat einen Schritt zurück und ließ uns herein.
Katsuki setzte sich auf den Schreibtischstuhl – was mich kurz überraschte, da er sich sonst immer auf den Betten anderer Leute breitmachte, bis ich realisierte, dass er sich einfach weit weg von Kaminari sitzen wollte, der sich auf die Bettkante gesetzt hatte. Seufzend sah ich mich um und wollte mich gerade einfach auf den Teppich setzten, als Katsuki meine Hüfte packte und mich auf seinen Schoß zog.
Ich gab einen überraschten Laut von mir und errötete heftig, als ich Kaminaris verschmitzten Blick bemerkte. Ich rutschte ein wenig auf Katsukis Schoß umher, um mich ein wenig bequemer zu positionieren, bis mich ein Kniff in die Seite darauf hinwies was ich da tat. Ich erstarrte in meiner Bewegung und wurde noch röter.
Kaminari brach bei dem Anblick in schallendes Gelächter aus und irgendwie löste das die allgegenwärtige Spannung. „Wie lange seid ihr schon zusammen?", fragte er kichernd.
Ich lachte verlegen und warf Katsuki einen kurzen Blick über die Schulter zu. Dieser sah Kaminari mit verächtlichen Blick an, doch ich schüttelte nur amüsiert den Kopf und ließ mich dann gegen seine Brust sinken. „Offiziell ist es erst seit gestern", antwortete ich lächelnd.
„Nicht schlecht, Bro", erwiderte Kaminari grinsend und hielt mir die Faust hin. Lachend stieß ich mit meiner gegen seine und entspannte mich ein wenig. So locker mit Kaminari reden zu können hatte mir gefehlt.
„Wir sind wegen einem Grund hier", knurrte Katsuki schließlich hinter mir. Ich seufzte, fasste nach Katsuki Hand an meiner Hüfte und drückte sie beruhigend.
„Das ist wahr Kami ... Ich weiß gar nicht genau wie ich anfangen soll...", sagte ich unsicher und gab ein weiteres verlegenes Lachen von mir.
„Wenn es um damals geht...", sagte Kaminari vorsichtig, „Du weißt, dass ich dich wirklich nicht verraten wollte, oder? Ich hatte deswegen ganz schön in Streit mit meinem Vater, weil er diese Infos einfach so weitegegeben hat. Ich weiß ich hätte es besser wissen müssen, aber ich kann es leider eben nicht wieder rückgängig machen..."
Ich lächelte. Jetzt, da ich genügend Informationen aus der Zukunft gesammelt hatte, fiel es mir viel leichter ihm zu verzeihen. „Ist schon gut Kami. Wirklich. Vergeben und vergessen." Katsuki schnaubte, als wollte er sagen, dass er das anders sähe, aber er widersprach nicht.
Kaminari atmete erleichtert aus. „Danke, Bro. Das freut mich unheimlich. Ich habe mich wegen der ganzen Sache so verdammt schuldig gefühlt."
„Du bist an der ganzen Sache schuld. Aber das bedeutet auch, dass du uns einen Gefallen schuldest", knurrte Katsuki.
Kaminaris Blick wanderte zu meinem Freund und er schlug verlegen die Augen nieder. „Ist klar, Zero. Worum geht es denn?"
„Zuerst musst du uns sagen, wie deine Einstellung zum ZRP ist!", befahl Katsuki streng.
Kaminari zog die Augenbrauen zusammen und öffnete unentschlossen den Mund, bevor er ihn wieder schloss und sich räusperte. „Wie meinst du das mit Einstellung? Also klar, mein Vater arbeitet dort, aber ich hatte nie viel damit zu tun. Schließlich war er es, der meine Mutter davon überzeugt hat mich dort nicht registrieren zu lassen. Ich habe ehrlich gesagt nie ganz verstanden warum ihm das so wichtig war. Das könnte aber auch daran liegen, dass er es mir nie wirklich erklären wollte und an dieser Stelle total abblockt." Er zuckte mit den Schultern. „Dabei finde ich die Vorstellung in die Zukunft zu reisen und ein paar Tage in meinem Leben nach meinen Gunsten umzusortieren durchaus ansprechend."
Ich warf Katsuki einen kurzen Blick zu. Bedeutete die Verweigerung von Kaminaris Vater ihn dort zu registrieren, dass er wusste, was dort vor sich ging? „Ich glaube dein Vater hatte guten Grund, dich nicht registrieren zu lassen", sagte ich vorsichtig. „Wir haben einiges über das ZRP in Erfahrung gebracht. Das Wissen ist recht heikel, aber wenn du uns versprichst nicht mit deinem Vater darüber zu reden oder uns anderweitig jemandem davon erzählst, dann berichten wir dir davon."
„Ja ... wenn du das wagen solltest, bringe ich dich eigenhändig um", knurrte Katsuki. Ich warf ihm einen „nicht-hilfreich"-Blick über die Schulter zu.
Die Falte über Kaminaris Nase vertiefte sich. „Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal, ihr könnt mir vertrauen."
Ich zögerte noch immer. „Das Wissen könnte gefährlich sein", gestand ich leise.
Kaminari sah mich einen Moment lang schweigend an, der ernste Gesichtsausdruck war ungewöhnlich für den sonst so fröhlichen Jungen, doch dann nickte er langsam. „Erzählt es mir. Ihr seid meine Freunde und ich schulde euch etwas. Ich verspreche euch, dass ich euch helfe, wenn ich es kann."
Katsuki und ich warfen uns einen weiteren kurzen Blick zu. Dann holte ich tief Luft und begann zu erzählen.
---
Ein paar Wochen später brütete ich gerade über meinen Büchern für die Uni – es dauerte nicht mehr lange, bis die Prüfungsphase begann – als ich ein altbekanntes harsches Klopfen an der Tür vernahm. Sofort schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen, während ich aufsprang und freudig die Tür aufriss.
Begrüßt wurde ich mit einem schief grinsenden Katsuki, der mich zurückdrückte, damit er eintreten konnte und mir unmittelbar nachdem die Tür ins Schloss fiel einen bestimmenden Kuss aufdrückte. Ich seufze zufrieden, als seine Zunge durch den Spalt meiner Lippen fuhr und vergrub eine Hand in seinen Haaren.
Als wir und schweratmend voneinander lösten, musste ich leise kichern. „Du bist ja so stürmisch heute. Gibt's irgendeinen Anlass?" Meine rechte Hand war noch immer in seinen Haaren und begann mit den blonden Strähnen zu spielen.
Das schiefe Grinsen auf Katsukis Lippen wurde breiter und seine Augen funkelten enthusiastisch. „Ehrlich gesagt ja. Es ist endlich alles geregelt. Ich weiß wie wir hinkommen und vor allem wie wir reinkommen!"
Einen Moment hielt ich in meiner Bewegung inne. Dann wurden meine Augen groß. „Du meinst wir kommen ins ZRP rein? Wir kommen unter das Zentralgebäude? Wie? Wann?"
Katsuki seufzte, löste sich von mir und warf sich aufs Bett. „Ich sage nicht, dass es fucking leicht wird, aber wir haben eine Möglichkeit gefunden. Also ich und Sparky."
Ich setze mich neben ihn und zog eine Augenbraue hoch. „Was heißt das jetzt im Klartext?"
Katsuki fuhr sich durch die Haare und machte sie noch unordentlicher als sonst. „Nach meinen Seminaren habe ich doch öfter unauffällig ein wenig das Gelände erkundigt und nicht wirklich was gefunden, oder?"
Ich nickte. „Ja, abgesehen ein paar verschlossenen Türen."
„Genau. Und ich war schon am Verzweifeln. Ich meine es ist theoretisch mögliche eine Tür aufzubrechen. Allerdings ist das Risiko viel zu groß erwischt zu werden und ohne das Wissen, was sich dahinter befindet kann es auch zu nichts führen. Doch dann kam der der Kurzschluss mit einem Plan um die Ecke." Er schnaubte amüsiert, zog sein Handy hervor und hielt es mir unter die Nase.
Auf dem Bildschirm war die Fotografie eines Rettungsplanes zu sehen. Der Grundriss war nicht sehr detailliert und zeigte hauptsächlich die Fluchtwege auf, dennoch war deutlich zu erkennen, wie die Räume angeordnet waren und wo sich die Treppenhäuser befanden. Ich zoomte noch ein wenig hinein.
„Das ist vom Erdgeschoss, oder? Aber diese Treppe hier führt nach unten...", ich zeigte ihm die Treppe, die ich meinte.
Katsuki nickte. „Egal wie geheim die Zellen sind, um sie zu erreichen, muss man irgendwie nach unten. Kaminari hat den Plan abfotografiert, als er seinen Vater von der Arbeit abgeholt hat. Anscheinend macht er das gar nicht so selten. Das ist wohl deren Deal, sodass Sparky das Auto dafür quasi immer benutzen darf." Er zuckte mit den Schultern und deutete dann auf die Tür am Ende des Flures, wo sich auch das Treppenhaus befand. „Wenn wir hier reinkommen, müssen wir schon großes Pech haben, um auf den paar Metern erwischt zu werden."
Ich runzelte die Stirn. „Schon... aber wie kommen wir überhaupt bis dahin?"
„Ich habe morgen ein Seminar, dass etwa zu der gleichen Zeit endet, zu der Kaminari seinen Vater abholen muss. Und du wirst mit ihm mitfahren."
„Werde ich denn reingelassen?"
„Sparky meint, es wird kein Problem sein, da sie ihn ja kennen. Außerdem ist diese Hintertür für die Mitarbeiter ein beliebter Austrittspunkt für Raucher." Er zwinkerte mir zu. „Also ist es auch nicht sonderlich ungewöhnlich, wenn du dich nachdem ihr hineingegangen seid zufällig absetzt und mich hereinlässt."
Langsam begann auch ich zu grinsen. „Das klingt tatsächlich nach einem Plan. Dann können wir ja morgen mit der Mission anfangen!"
Ich zog ihn zu mir heran und gab ihn einen intensiven Kuss. Doch bevor ich mich versah, hatte Katsuki mich gepackt und drückte mich hinunter aufs Bett. Überrascht keuchte ich auf und sah in die leidenschaftlichen Augen meines Freundes.
„Ich finde, dass sollten wir feiern ...", sagte er mit rauer Stimme.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro