13. Kapitel
Ein unglaublicher Würgereiz überkam mich und ich zuckte zurück.
Dabei trat ich aus Versehen auf einen Ast und der Typ fuhr herum.
Seine Augen huschten leicht angespannt über die Umgebung, aber Ly reagierte wieder mal unglaublich schnell- wir ein Vampir eben- drückte mich weg und kam dann hinter dem Baum hervor geschlendert, als wäre sie gerade erst angekommen.
Sie zog mich mit sich und lächelte schmallippig.
"Hey Cilian", sie hob grüßend die Hand, blieb stehen und ließ die meine gleichzeitig los.
"Oh. Hey Ly", der Typ, Cilian, fuhr sich durch die Haare und schien einen Hauch verlegen, wie ein kleines Kind, dass beim Süßigkeiten klauen ertappt worden war.
Kate entfernte sich sofort einen Schritt von Cilian und kniff die Lippen zusammen: "Du störst, Lysana! Merkst du denn überhaupt, wann deine Anwesenheit erwünscht ist und wann nicht?"
"Sicherlich öfters erwünscht als die deine", entgegnete Ly knapp und schob mich etwas nach vorne, wie als sei ich ein besonders exotisches Hündchen, dass sie gerade Gassi führte und jedem, den sie traf, stolz präsentieren musste.
"Ich zeige Carol gerade das Grundstück. Sie ist die Neue", erklärte sie mit einer eisigen Ruhe in ihrer Stimme.
"Carol?", Cilian richtete seine Ozeanaugen auf mich und musterte mich eingehend, als erwarte er, mich wieder in Unterwäsche sehen zu können.
Oder er erkannte mich nicht mehr und überlegte gerade, ob er nicht irgendwann schon Mal meinen Namen gehört hatte.
Ich tippte auf Letzteres.
"Carol Fury?", Kate zog eine Augenbraue in die Höhe, dann nickte sie, als würde ihr gerade etwas wichtiges einfallen und sie fletschte die Zähne zu einem Haifischlächeln.
"Ich bin Kate", wandte sie sich an mich, "Und ich rate dir zu Leuten wie der da", sie warf Ly einen seht abfälligen Blick zu, "Abstand zu halten und dich eher mit würdigeren Personen zu umgeben."
Ich sah, wie Cilian mich noch immer musterte und hörte, wie Ly etwas von einer Schleimapokalypse murmelte.
Dann blinzelte ich Kate gespielt überrascht an und fragte: "Wieso würdige Personen? Könntest du mir denn welche empfehlen?"
"Natürlich, Süße", Kates Haifischlächeln wurde eine Spur säuerlich, dann augenblicklich wieder honigsüß, "Eine steht gerade vor dir."
"Wo?", ich sah suchend an ihr vorbei.
"Hat die dich jetzt schon vollkommen verdorben oder bist du blind?", das Haifischlächeln bröckelt langsam aber sicher von Kates Fassade.
"Sag du es mit", erwiderte ich kühl und merkte, wie Wut augenblicklich in mir aufstieg, "Du scheinst hier schließlich die Allwissende zu sein. Die, die alle in eine passende Stufen des Personenwertes einteilen kann, ohne dass sie protestieren. Weil du sie einschüchterst? Weil du eine buckelige Gruselhexe bist? Weil sie Angst vor der Schleimapolayspe haben?"
Ich hörte Ly kurz kichern, dann verstummte sie unter Kates vernichtendem Blick.
"Du wählst die falsche Seite, Fury", knurrte Kate, nun wirklich ohne Haifischgesicht.
"Weil Ly der Imperator ist?", ich zog beide Augenbrauen in dir Höhe und Ly zischte augenblicklich mit röchelnd verstellter Stimme, "Komm auf die dunkle Seite der Macht, wir haben Kekse!"
"Falsche Antwort Courley", zischte Kate.
"Noch immer Carol, Haifischi", erwiderte ich trocken.
"Okay, das reicht", Ly packte mich grinsend am Arm, vollübte noch einen geschickten Hofknicks und zog mich dann wieder in Richtung Baum.
"Mega Schleimapokalypse", ich steckte mir den Finger in den Hals.
Und von der hatte ich mir noch einen eigenen Eindruck machen wollen?
Ich hätte liebend gerne darauf verzichten können.
Vor allem, da ich nun sicherlich die Nummer Eins auf ihrer Abschussliste war.
Eben Klischee.
~~~
Shae hatte unsere Verschwinden mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht bemerkt, denn sie beobachtete Zane immer noch beim trainieren als wir zurück kamen, hatte jedoch ein abwesendes Honigkuchenpferdlächeln auf den Lippen.
"Er hat mir zugewunken", murmelte sie wie hypnotisiert vor sich hin, "Er hat mir..."
"Hey, Erde an Shae", Ly schnippte vor Shaes Gesicht herum und diese erwachte aus ihrer Trance, "Carol hat gerade ihre erste Begegnung mit Kate gehabt."
"Echt?", Shae sah mich neugierig an, "Und? Wie war es?"
"Schleimig", ich verzog das Gesicht und Ly kicherte.
"Es war wirklich eine gute Idee, dich nicht den Ekelhexen zu überlassen", Shae nickte zufrieden, warf Zane einen letzten, schmachtenden Blick zu und hakte sich dann bei mir unter, "Ms Fury, hiermit erkläre ich Sie für alle Ewigkeiten als offizielles Mitglied der dunklen Seite der Macht."
"Bekomme ich jetzt auch meine Kekse?", ich grinste.
~~~
Während des Mittagessens hielt Ly mir einen nicht gerade appetitlichen Vortrag über die Schleimapokalypse, was dazu führte, dass ich meinen Teller mal wieder nicht auf aß und ein: "Dann gibt es aber morgen kein Sonnenschein, Darth Carol", von Shae kassierte.
Dass Ly plötzlich verstummt war bemerkte ich erst, als Shae mir unsanft ihren Ellbogen zwischen die Rippen stieß.
Ich wollte protestieren, aber da nickte Shae schon unauffällig in die Richtung einer Gruppe Mädchen, die ein paar Tische entfernt saß und wie gebannt Kate zuhörten, welche eine Art Rede hielt und dabei giftige Blicke in unsere Richtung schickte.
"Okay", murmelte Ly, "Die Gruselhexe rüstet ihre Amazonen zum Krieg."
"Nenn' diese Geschöpfe mit bewiesene null Prozent Gehirn bitte nicht Amazonen", erwiderte Shae, "Wir wollen dieses Volk aus kriegerischen Frauen doch nicht beleidigen."
Sie schien es wohl witzig gemeint zu haben, aber ich bemerkte den ernsten Unterton in ihrer Stimme.
"Komm", murmelte Shae, packte mich am Arm und zog mich hoch, "Ehe die Monster in Pink noch auf die Idee kommen mit Essen zu schmeißen, weil ihnen nichts besseres einfällt."
"Sollen sie doch nur kommen", knurrte Ly angriffslustig und stand ebenfalls auf, "Ich wette der Kartoffelsalat macht sich super auf ihren Designerhosen."
"Und die Verwarnung sich super auf deinem Zeugnis", entgegnete Shae.
"Die Schule hat noch nicht angefangen!"
"Ist doch auch egal. Ich will dennoch keinen Toilettendienst oder was auch immer machen müssen."
"Bekommen Kate und ihre Freundinnen denn keine Strafen, wenn die theoretisch mit Essen werfen würden?", fragte ich.
"Einflussreiche Eltern", antwortete Shae knapp, "Wenn ihren verwöhnten Engeln nur ein Fingernagel abbricht, verklagen die die Schule."
Gut zu wissen.
Ich folgte Shae und Ly aus dem Speisesaal und diese schlugen zielstrebig den Weg zum weiblichen Domitorenschlaftrakt ein, jedoch nicht zu Shaes Zimmer.
Wir blieben in der untersten Etage und als Shae schließlich schwungvoll eine sehr düster wirkende Zimmertür öffnete, grinste Ly schon wieder: "Endstation. Mein Zimmer."
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