33
Erschöpft, aber glücklich kam ich vom Training und ging ohne Umwege in die Küche. Mein Magen knurrte schon seit wir in Köln losgefahren waren, was auch kein Wunder war, wenn man bedachte, dass ich seit heute Mittag nichts mehr gegessen hatte. Hungrig öffnete ich den Kühlschrank und nahm die Hafermilch heraus. Dazu kippte ich Haferflocken und gefrorene Beeren. Als ich alle Verpackungen zurück in die Schränke packte, stellte Hannes sich neben mich. »Wir sind im Laufe der Zeit mehr geworden«, sagte er geheimnisvoll. »Muss ja sein, meine Mutter ist schließlich nach Hause gekommen«, lachte ich darauf hin. »Ach so, ne die nicht«, gab er von sich, »Die hat angerufen, sie ist auf Geschäftsreise und war ziemlich froh, dass ich hier war.«
Ich nahm meine Schüssel inklusive Löffel in die Hand und ging vor ins Wohnzimmer. »Und wer... «, fing ich an, doch unterbrach mich selber. »Hallo Sebastian.« Er saß auf der Couch und strahlte mich an: »Hey Felix.« Als ich mich dicht neben ihn sinken ließ, rückte er ein kleines Stückchen von mir weg.
Mit vollem Mund sagte ich, während ich auf den Fernseher, der irgendeine Serie zeigte, sah: »Er weiß von uns.« Ein einfaches: »Oh«, verließ seinen Mund und er lächelte Hannes schüchtern zu. Ich musste anfangen laut los zu lachen. Es war zu lustig. »Ach Leute, jetzt begrüßt euch doch richtig«, forderte mein bester Freund uns auf, »Ich sehe doch wie ihr beide das wollt.« Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und vereinte meine Lippen mit Sebastians. Es war wunderschön, doch viel zu schnell trennten wir und schon wieder voneinander. Es wäre einfach komisch vor Hannes gewesen. Besagter ließ sich jetzt auch auf die Couch fallen und verfolgte interessiert die Serie, während er sagte: »Ihr seid wirklich süß zusammen.« Dafür erntete er einen Schlag gegen seine Schulter von mir und einen bösen Blick von Sebastian. »Das hat meinen männlichen Stolz verletzt«, gab ich beleidigt von mir. »Welche männliche Stolz?«, konterte Hannes geschickt, was uns alle zum Lachen brachte. »Wage es dich noch einmal meinen Freund zu beleidigen«, drohte Sebastian ihm gespielt. »Ihr fangt also schon an euch gegenseitig zu verteidigen?«, fragte der kleinste Junge jetzt ebenfalls gespielt ungläubig. »Du bist nur neidisch«, sagte ich mit verstellter Stimme, »Weil wir einfach voll töffte sind.«
Es war schön hier mit Sebastian und Hannes zu liegen und rum zu albern. Es machte Spaß mit den zwei wohl wichtigsten Menschen in meinem Leben Zeit zu verbringen.
Gerade als ich meinen Kopf auf die Schulter meines Freundes sinken ließ und er seinen Arm um meine Schulter legte, klingelte mein Laptop, der vor uns auf dem Wohnzimmertisch stand. Er gab das übliche Skype-Geräusch von sich. Brummend richtete ich mich auf schnappte den Laptop und lehnte mich wieder gegen Sebastian. Auf dem Bildschirm stand groß: »Supersister Alina...«. Ich nahm ohne zu zögern an.
»Hey Brüderchen«, wurde ich fröhlich begrüßt, »Mach mal deine Kamera an.« »Warte kurz, ich bin nicht alleine«, antwortete ich und mutete mich kurz, »Ist es ok, wenn man dich auch sieht?« Erschrocken schüttelte er seinen Kopf. »Sie wird uns akzeptieren, glaub mir. Meine Cousine ist auch lesbisch und gegen sie hat sie schließlich auch nichts«, versuchte ich ihn zu überreden. Erfolgreich, denn er antwortete: »Ok, dann mach ruhig die Kamera an.« Bevor ich dies tun konnte, meldete sich Hannes zu Wort: »Ich geh dann mal, bei solchen familiären Gesprächen sollte ich nicht dabei sein.« »Hey, ich gehöre auch nicht zur Familie«, beschwerte sich jetzt Sebastian. Hannes blieb noch einmal kurz in der Tür stehen: »Glaub mir, du gehörst jetzt schon mehr dazu als ich und glaub mir, das ist schwer.« Er winkte zum Abschied und verließ das Haus.
Endlich stellte ich das Mikro wieder an und aktivierte die Kamera. »Uh, wer ist denn das hinter dir?«, quietschte meine 23-jährige Schwester. Ich musste erst einmal Lachen und auch Sebastian ließ ein kehliges Lachen von sich hören. »Jetzt sag schon«, quengelte sie und ich fragte mich kurz, ob sie wirklich die Ältere von uns beiden war. »Das«, fing ich an ihn vorzustellen, »ist Sebastian, mein Freund.« »Willkommen in der Familie, Sebastian«, sagte sie schwungvoll. Wieder musste ich lachen und auch Alina und Sebastian stimmten ein. »Mach mal die Kamera so, dass ich ihn auch sehen kann«, sprach Alina ihre Aufforderung aus, »Ich will ja auch sehen, wen mein kleiner Bruder sich da angelacht hat.« Ziemlich nervös spielte Sebastian mit meinem Pullover rum. Er war irgendwie schon süß. Ich richtete die Kamera so, dass man nun auch sein Gesicht sehen konnte. Schüchtern lächelte er in die Kamera. Ich wollte nicht, dass er sich so unwohl fühlte und deswegen tat ich, was ihm auch heute Morgen geholfen hatte. Meine Hand umschloss die seine und ich drückte sie leicht.
»Und wie alt bist du?«, wollte nun Alina wissen. »Ich bin letzten Dezember 18 geworden«, antwortete er immer noch ziemlich nervös. »Und wie... «, wollte das Mädchen auf dem Bildschirm schon mit ihrem Kreuzverhör weitermachen, doch ich unterbrach sie: »Hey Alina, er ist voll nervös. Lass ihn sich mal entspannen. Er ist toll, ja?« »Mh, ok. Aber ich muss doch so viel erfahren. Wartet... Habt ihr beide nicht Lust mich am Wochenende besuchen zu kommen? Dann holen wir das Treffen von deinem Geburtstag nach und ich kann Sebastian kennen lernen«, schlug sie vor. Ich sah Sebastian fragend an. Er nickte lächelnd und ich antwortete gut gelaunt: »Wir werden da sein. Aber was ist mit Maren? Wir können sie schlecht hierlassen, oder?« »Warum nicht? Sie kann dann nochmal ein Wochenende mit Papa verbringen. Das wird ihr mit Sicherheit gefallen. Er schenkt ja sonst dir seine ganze Aufmerksamkeit«, verteidigte Alina ihre Idee. Ich zuckte mit den Schultern. Wenn sie das so sah, wird das schon ok sein.
»Warte ganz kurz, ich hab' eine Frage: Sebastian ist der Junge aus der Schwimmhalle, kann das sein?«, erkundigte sich meine Schwester plötzlich schmunzelnd. Ich wurde rot und nickte. Sebastian sah ziemlich verwirrt von mir zu Alina: »Wer bin ich?« »Ach was, Felix schwärmt bloß seit ungefähr einem halben Jahr von einem Jungen, den er beim Schwimmunterricht gesehen hat. Und er erzählt die ganze Zeit davon wie hübsch er doch sei und wie gerne er ihn kennen lernen würde«, erzählte die junge Frau feixend. Ich könnte im Boden verschwinden, man war das peinlich. Angepisst sagte ich: »Ach, halt doch einfach den Mund.« Ich vergrub mein Gesicht, das die Farbe einer reifen Tomate angenommen hatte, in Sebastians Pulli und er legte seine Arme um mich. »Du bist süß, weißt du das?«, murmelte er leise, damit meine Schwester es nicht hören konnte, doch dieser Versuch war erfolglos, denn sie lachte und erwiderte: »Nicht nur Felix, ihr beide seid zusammen unglaublich knuffig.« Ich hob nur meine Hand in ihre Richtung und zeigte ihr einen Mittelfinger, was die beiden zum Lachen brachte. »Warum sagt uns jeder, dass wir süß sind?«, nuschelte ich gegen den Hoodie des Größeren. Alina meldete sich wieder zu Wort: »Weil was dran ist.« Jetzt lachten wir wieder alle. Ein Gähnen verließ meine Mund und ich kuschelte mich noch mehr an Sebastian und schloss meine Augen. »Ich verabschiede mich dann mal. Und vergesst nicht am Freitag mit der Bahn zu mir zu kommen. Bis übermorgen dann«, beendete Alina das Gespräch und ich spürte wie Sebastian den Laptop auf den Tisch stellte. »Felix, wir müssen in dein Zimmer«, hauchte Sebastian mir zu, »Es ist schon halb zwölf und dein Vater kommt doch bestimmt gleich.« »Ich will aber nicht aufstehen«, brummte ich nicht gerade begeistert. »Ich möchte aber um ehrlich zu sein auch nicht mitten in der Nacht von deinem Vater angeschrien werden und deswegen müssen wir hoch«, sagte Sebastian halb ernst und halb scherzend. »Dann muss ich aber zwei Treppen hochgehen«, jammerte ich weiter. »Wenn's nicht anders geht...«, murmelte er und richtete sich ohne Vorwarnung auf. Ich quiekte auf und hatte erst erwartet, dass Sebastian mich einfach auf die Couch fallen ließ, doch er trug mich ohne zu zögern in mein Zimmer hoch.
Als er mich auf meinem Bett abgelegt hatte zog ich mir nur schnell die Hose aus und schmiss sie auf den Boden. Sebastian hatte derweil den Hoodie, den er auch letzte Nacht getragen hatte übergezogen und sich neben mich gelegt. Er zog mich in seine Arme und ich kuschelte mich an ihn. Sofort durchfuhr meinen Körper die Wärme, die Sebastian immer ausstrahlte. Wie sehr ich ihn doch liebte.
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