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Glücklich schloss ich unsere Haustür auf und betrat das Haus. In den letzten Tag war wirklich viel passiert. So viele schöne Sachen. Allen voran die Tatsache, dass ich mit Sebastian zusammen war. Es war einfach toll gewesen.
Nachdem ich meine Tasche in eine Ecke geschmissen hatte, ließ ich mich auf die Couch fallen und zückte mein Handy. Ich hatte es gerade angeschaltet und es brauchte ewig um hoch zu fahren. Wegen dem strickten Handy verbot in der Schule musste es über den ganzen Schultag hinweg ausgeschaltet bleiben.
Endlich erschien mein Hintergrundbild, das eine Anlehnung an die Serie »Rick and Morty« darstellte. Während ich durch Twitter und Instagram scrollte kamen langsam alle Nachrichten an. Natürlich sah ich sie mir direkt an. Die meisten hatte ich wie erwartet von Hannes bekommen.
16:01 Hey Ho!
16:01 Was geht so?
16:01 Ich hab Langeweile!
16:02 Unterhalt mich doch mal!
16:02 Man Felix
16:03 Bin in zehn Minuten da...
16:03 Du wolltest mir ja eh noch was erzählen
Ich stöhnte leise auf. Er war manchmal so wahnsinnig nervig. Vor allem, weil ich von 19:30 Uhr bis 21:30 Uhr Training hatte, was bedeutete, dass ich schon um 18:30 Uhr von meinem Verein abgeholt wurde. Und genau das wusste er.
Etwas genervt blickte ich auf die Uhr. Es war 16:13 Uhr und pünktlich auf die Minute klingelte es an der Tür. Ich ging extra langsam zu Tür, um ihn zu ärgern, doch er wusste sich zu wehren. Das Sturmklingeln hatte er sich schon vor Ewigkeiten angewöhnt.
Letzten Endes hielt ich es nicht mehr aus und öffnete die Tür. Ohne eine Begrüßung seinerseits betrat er unseren Flur. Seine Schuhe wollte er gerade abstreifen, als ich ihn stoppte: »Die kannst du direkt anlassen. Wir gehen mit Joy und danach müssen wir auch noch Maren bei einer Freundin abholen.«
Nachdem ich mich ebenfalls wieder für die Temperaturen geeignet angezogen hatte und meinem Hund die Leine angelegt hatte, verließen wir gemeinsam das Haus. Natürlich nicht ohne einen Haustürschlüssel.
»Du weißt schon, dass ich gleich Training habe, oder?«, fragte ich ihn mürrisch. »Natürlich, aber bis dahin hast du ja Zeit, also dachte ich mir, ich statte dir einen Versuch ab und lass mir erzählen, was du mir in der Schule nicht sagen konntest«, bei seiner fröhlichen Art konnte ich ihm gar nicht lange böse sein. »Na los Felix, erzähl schon. Du warst den ganzen Tag so aufgedreht und glücklich. Das wird ja wohl einen Grund gehabt haben.«
»Mh, das hatte es wohl«, murmelte ich, nicht sicher, ob ich ihm wirklich davon erzählen sollte. Doch ich entschied mich dafür. Er war schließlich Hannes und er selber hatte mir ja gesagt, dass ich nur mit Sebastian glücklich werden würde, also wusste er ja schon irgendwie von meinen Gefühlen.
»Na ja, gestern war ich ja mit Sebastian bei dem Fußballspiel und er hat bei mir geschlafen... «, fing ich an, doch wurde von Hannes unterbrochen: »Das weiß ich schon, ich dachte es kommt was Neues.« »Lass mich doch ausreden«, lachte ich. »Also, ich hab' dir nicht alles von dem Abend erzählt. Um genau zu sein, habe ich dir das entscheidende Detail verschwiegen, weil ich das nicht in der Schule rum erzählen wollte.« »Komm endlich auf den Punkt Felix«, quengelte mein bester Freund neben mir. »Du hättest es schon längst erfahren, wenn du mich nicht die ganze Zeit unterbrechen würdest. Also, Sebastian und ich, wir sind jetzt zusammen«, beendete ich meine Erzählung. Hannes neben mir fing an zu quicken: »Ui, dann hab ich jetzt einen schwulen besten Freund. Alle Mädchen werden neidisch auf mich sein.« »Das sind sie jetzt auch schon«, erwiderte ich, während ich über sein Verhalten schmunzeln musste. »Herzlichen Glückwunsch euch beiden! Wirklich, ich könnte mir niemanden vorstellen, der besser zu dir passen würde«, sprach der kleine Junge neben mir seine Gedanken aus.
»Danke Hannes, aber könntest du das für dich behalten? Ich würde das gerne selber erzählen und vor allem möchte ich selber erstmal, dass nicht so viele Leute davon wissen, weil mein Vater es vielleicht sonst erfährt und klar er muss es irgendwann erfahren, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass seine Reaktion nicht die positivste sein wird«, murmelte ich etwas leiser. »Klar behalte ich das für mich. Aber Felix, er ist dein Vater. Meinst du wirklich, dass er dich hassen wird oder so etwas in der Art?«, antwortete Hannes ernst. »Können wir bitte über was anderes reden«, bat ich ihn, da mich das Thema schon irgendwie runterzog. Jeder konnte seine Gefühle so einfach offen zeigen und ich musste mir Gedanken darüber machen, wem ich davon erzählen konnte. Das war ziemlich deprimierend.
Wir redeten noch über alles Mögliche, während wir mit Joy gemeinsam zum Haus von Marens Freundin gingen.
»Ach, hallo Felix und Hannes ich hab' euch beide ja schon ewig nicht mehr gesehen. Ihr seid hier, um Maren abzuholen? Kommt doch rein, ich hole sie kurz runter«, begrüßte uns die Mutter der Freundin herzlich. Ich war mir nicht mehr ganz sicher, wie sie hieß... Verena, Veronica... irgendwas in die Richtung. Mein bester Freund lehnte sich zu mir rüber: »Genau deswegen will ich so schnell wie möglich hier weg, jeder kennt dich.« Ich lachte und stimmte ihm nickend zu. Es war wirklich nervig. Egal wo man sich befand, irgendjemand kannte dich und ein einfacher kurzer Einkauf zog sich über eine Stunde, weil man an jeder Ecke jemanden sah, der sich mit dir unterhalten wollte.
»Felix«, erklang die Stimme meiner kleinen Schwester und ehe ich mich versah lag sie auch schon in meinen Armen. Ich musste schmunzeln und drückte sie ebenfalls an mich. Sie war so süß und klein. Ich verstand einfach nicht, wie man keine gute Beziehung zu seinen Geschwistern haben konnte. Mit meinen beiden Geschwistern verstand ich mich einfach blendend. Wobei das wahrscheinlich auch am Altersunterschied lag.
»Und ich bekomme keine Umarmung«, beschwerte sich Hannes lachend hinter mir. »Du bist jetzt dran«, nuschelte Maren und drückte sich auch direkt an den anderen Jungen. Maren kannte ihn schon seit ihrer Geburt, weshalb er für sie wahrscheinlich eher wie ein Bruder war, als ein Freund ihres Bruders. Hannes gehörte eh für uns alle zur Familie. Ging es in den Urlaub wurden sofort seine Eltern angerufen, ob er denn mitkommen wolle und so war das auch anders herum bei seiner Familie. Bloß in letzter Zeit hatte sich das alles ein wenig verloren, weil ich wegen dem ganzen Training nicht mehr so häufig bei ihm war.
»Maren, wir müssen langsam los, sonst bin ich zu spät beim Training«, forderte ich meine Schwester indirekt auf, sich ihre Schuhe und Jacke anzuziehen. Sie machte dies auch sofort und wir verabschiedeten und von ihrer Freundin und Verena oder Veronica und verließen jetzt zu viert, wenn man Joy mitzählte, das Haus.
»Wenn du jetzt zum Training gehst, bin ich ganz alleine zu Hause«, jammerte Maren, die an meiner Hand ging. »Na ja, Mama kommt doch nach einer halben Stunde schon, das müsstest du doch auch alleine... «, fing ich an sie irgendwie aufzumuntern, doch Hannes unterbrach mich zum gefühlt 1000. Mal an diesem Tag: »Ich könnte doch bei ihr bleiben.« »Ja, das wäre toll«, rief meine kleine Schwester freudig. »Ok, dann machen wir das so«, stimmte ich zu.
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