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Abends in meinem Bett konnte ich nicht einschlafen. Meine Gedanken zwangen mich dazu wach zu bleiben. Ich fühlte mich, als ob ich alles falsch machen würde. Ich verzweifelte, die Tränen wollten aus meinen Augen laufen, aber ich ließ es nicht zu.
Ich machte alles falsch. Den ganzen Tag war ich damit beschäftigt perfekt zu sein, obwohl das unmöglich war. Doch ich ließ keine Fehler zu. Ich hasste es, wenn jemand mitbekam, dass ich nicht fehlerfrei war und meine Leben erst recht nicht. Niemand durfte das mitbekommen, denn sie würden mich nicht mehr bewundern und mein Vater wäre wahrscheinlich alles andere als glücklich darüber. Die Fassade, die er errichtet hatte, würde durch mich ebenfalls zerbrechen. Alle würden sehen, dass ich nicht aus der Familie kam, sondern aus einer, wie ihrer. Und das wollte ich nicht. Ich wollte der Junge sein den alle bewunderten und das machte mich kaputt. Ich hasste mich so sehr dafür. Warum konnte ich nicht einfach der Junge sein, der seine Nachmittage gemeinsam mit seinen Freunden auf der Straße verbringt? Warum konnte ich nicht mehr sein wie Hannes? Er hatte ein so tolles Leben. Seine Eltern machten ihm keinem Druck. Er wurde bei einer vier nicht angeschrien, sondern ermutigt. Ich wollte auch diese Eltern haben. Meine Mutter war vielleicht ansatzweise so, aber mein Vater würde niemals aufmunternd reagieren, wenn etwas nicht lief, wie es sollte. Ich hasste mich dafür, dass ich nicht genauso bockig war, wie andere Jugendliche in meinem Alter. Nein, ich zog den Kopf ein und gehorchte. Ich tat, was man mir sagt, um Ärger zu vermeiden, doch ich machte mich dadurch kaputt. Ich hasste mich für alles.
Aus Wut auf mich selber schlug ich immer wieder auf meine Matratze. Schreie verließen meinen Hals, doch durch mein Kissen, das ich gegen mein Gesicht drückte, waren diese nicht zu hören.
Irgendwann hielt ich es in meinem immer kleiner werdenden Raum nicht mehr aus. Schnell zog ich mir einen Hoodie über meinen nackten Oberkörper und schlüpfte in die nächst beste Jogginghose, die ich fand. Ich schnappte mir mein I-Phone und lief so leise wie möglich die Treppen hinunter zur Haustür. Überstürzt verließ ich das Haus. So schnell meine Beine mich tragen konnten, rannte ich in Richtung Wald. Außer Atem kam ich im Wald an und dort schrie ich so laut ich konnte. Ich schrie alle Wut aus mir heraus. Schluchzend ließ ich meinen kraftlosen Körper zu Boden fallen. Meine Handflächen trafen immer wieder auf den Boden. Schreie und Schluchzer verließen immer und immer wieder meine Kehle. Als ich nicht mehr konnte verstummte ich und meine Arme blieben ruhig neben mir liegen. Die Tränen liefen mir immer noch leise aus den Augen.
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