Kapitel 4
Freddy hat nur ein paar Minuten gebraucht, um mich auf YouTube zu registrieren.
Nachdem er die Kanalinfo von der McDonalds-Tüte abgetippt hat, haben wir angefangen, die ersten Lieder aufzunehmen. So, kleiner Baby-Song, jetzt wirst du erwachsen! habe ich mir bei jedem fertig gestellten Video gedacht.
Insgesamt vier eigene Songs haben wir an diesem Nachmittag online gestellt. Jetzt sitzen wir, müde aber total aufgeregt, vor meinem Laptop und warten darauf, dass endlich das erste Video angeklickt wird.
„Glaubst du, dass sich das heute noch jemand ansieht?", gähne ich.
„Bestimmt!", bekräftigt Freddy. „Ich habe dir doch gesagt, dass die Songs genial sind."
Ob das wirklich seiner Meinung entspricht, oder ob er mich wieder nur aufmuntern möchte, kann ich nicht sagen. Egal. Ich genieße einfach nur, mit ihm hier zu sitzen und abzuwarten. Draußen ist es schon stockfinster und ich schätze, dass es so gegen 23 Uhr sein müsste.
Freddy kommt mir so vertraut vor. Dabei weiß ich eigentlich überhaupt nichts über ihn. Ich habe keine Ahnung, wo er wohnt, warum er ausgerechnet an diesem eiskalten Tag im See schwimmen gehen musste, warum er mich in ein Fast-Food-Restaurant eingeladen hat, ohne mich wirklich zu kennen und warum UM HIMMELSWILLEN er mich berühmt machen will.
Jetzt, wo wir beide nichts zu tun haben und auf ein vermutlich nie eintreffendes Ereignis warten, bietet sich doch die Gelegenheit, ihn über all dies auszufragen! Aber mit welcher Frage soll ich anfangen? Plötzlich erinnert mich Freddy an den süßen, schwarzhaarigen Jungen aus meiner ehemaligen Schulklasse. Irgendwie fand ich ihn toll und letztlich hat er mich zu Error inspiriert. Und genauso unnahbar wirkt Freddy plötzlich.
Komm schon Maddy! Sprich ihn an!, ruft das Engelchen in meinem Ohr.
Nein!, entgegnet das Teufelchen im anderen Ohr.
Warum nicht?, fragt das Engelchen.
Ich kann nicht!, schreit das Teufelchen.
Warum nicht? Auf diese Frage weiß weder mein Teufelchen, noch ich eine Antwort.
„Ähm, Freddy?", nuschle ich, „Wieso gibst du dich überhaupt mit jemandem wie mir ab?"
„Weil du-" In diesem Augenblick unterbricht er sich selbst mit einer Art verunglücktem Freudenschrei.
„Madeline! Schau mal! Error wurde von einem Menschen angesehen und hat einen Daumen nach oben bekommen!"
Mir klappt die Kinnlade herunter. Jetzt gibt es schon zwei Personen auf diesem Planeten, die meine Songs kennen. Sprachlos falle ich Freddy um den Hals und fange ungewollt an zu weinen.
„Danke.", schluchze ich ihm ins Ohr.
„Meine Güte!" Freddy klopft mir auf den Rücken. „Ich hätte nicht gedacht, dass du wegen eines Aufrufs schon in Tränen ausbrichst!"
„Sorry." Ich lasse ihn los und wische mir über die Augen. Mein strahlendes Gesicht blickt in sein strahlendes Gesicht. Eine Weile sagen wir beide nichts. Dann beuge ich mich vor und gebe ihm einen Kuss. Nur ganz kurz.
Und plötzlich wird in meinem Kopf ein Baby geboren. Es heißt Salvation.
https://youtu.be/w3aQIzLrY04
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