Kapitel 2
Es ist eigentlich komplett wahnsinnig.
Erst gestern habe ich Freddy zum allerersten Mal in meinem Leben gesehen und gerade eben hat er eine Musikkarriere für mich geplant, welche mir Ruhm und Ehre in aller Welt bescheren wird.
Wir sind auf dem Weg zu mir nach hause. Dass der Regen immer noch nicht nachgelassen hat, erleichtert unseren Fußmarsch nicht wirklich. Ob er das vorhin ernst gemeint hat? Bin ich wirklich...großartig? Das kann er doch nicht so gemeint haben. Sicher wollte er mich nur motivieren. Aber was, wenn doch? Oder meinte er mit „großartig" nur meine Songs? Wenn er sagt, mir seien alle Jungs verfallen, schließt er sich selbst dann auch mit ein? Oder aus? Aber eigentlich stimmt das ja gar nicht. Kein Junge war mir je „verfallen". Um genau zu sein ist er der einzige, der sich bis jetzt länger als ein paar Minuten mit mir abgegeben hat.
Benebelt von den wirren Gedanken, Fragen und Hoffnungen in meinem Kopf laufe ich einfach geradeaus, ohne großartig auf die Umgebung zu achten. Freddy dackelt mir hinterher, da er überhaupt nicht weiß, wo es lang geht.
„Hey, guck mal!" Er pikst mir in die Schulter, was mich schreckhaft aus meinen Tagträumen reißt. Mit der anderen Hand deutet er in einen der Vorgärten, an denen wir nun schon geraume Zeit vorbei laufen. „Scheußlich, diese Gartenzwerge!"
Ich nicke verwirrt und öffne das flache Türchen zum Grundstück.
„Sag' jetzt nicht, dass du hier wohnst!", ruft Freddy verblüfft. „Du stehst doch nicht etwa auf Gartenzwerge!"
„Doch, die sind niedlich!", verteidige ich mich, was ihn offensichtlich noch mehr plättet.
„Madeline Obrigewitsch! Ich habe dich komplett falsch eingeschätzt!"
Ich zucke grinsend die Schultern und mache mich daran, meine Haustür zu öffnen. „Komm rein!"
Drinnen lassen wir uns auf meine Couch fallen. Ich habe das dringende Bedürfnis, heiß zu duschen und mir was trockenes anzuziehen, aber Freddy fängt sofort mit reden an.
„Also: Für deinen Channel brauchst du zuerst einen coolen Künstlernamen."
„Was hast du gegen 'Madeline'?", frage ich.
„Nichts gegen 'Madeline', aber was ist mit 'Obrigewitsch'?" Er spricht meinen Nachnamen so aus, als wäre er eine eklige Spinne, die direkt vor ihm sitzt.
„Hast du einen besseren Vorschlag?", frage ich etwas patzig.
„Wie wäre es mit 'Juno'?"
„'Madeline Juno'?"
„'Madeline Juno'."
„Das gefällt mir, muss ich zugeben..."
Freddy strahlt mich an. „Schön!", sagt er. „Hast du einen Computer? Dann können wir anfangen, deinen Channel auf Youtube einzurichten."
„Na klar" Ich hieve mich vom Sofa, gehe in mein Schlafzimmer und hole mein Notebook.
Krass! denke ich unterwegs. Jetzt habe ich schon einen neuen Namen! Was will er wohl noch an mir verändern?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro