🔎Unbekannte Feinde🔎
Ein goldbraunes Junges schlich sich in den Ältestenbau, in dem eine silber-grau gestreifte Kätzin lag. Leise kam es näher und sprang auf den Rücken der Kätzin, welche erschrocken hochfuhr.
"Huch! Honigjunges! Du böses Junges", schnurrte sie belustigt. Honigjunges sah sie stolz an und sprang von ihrem Rücken.
"Hab ich mich nicht super angeschlichen? Du hast mich gar nicht bemerkt, Schattenseele!", rief er zufrieden und hüpfte auf und ab.
Die Älteste, Schattenseele, lächelte und strich kurz mit ihrem Kopf über seinen.
"Ja, das war sehr gut", maunzte sie und sah ihn an. "Weshalb bist du hier? Möchtest du spielen?"
"Oh ja", rief Honigjunges und duckte sich angriffsbereit, doch Schattenseele schüttelte den Kopf.
"Ich bin zu alt. Meine Knochen schmerzen", seufzte sie. "Tut mir leid", fügte sie hinzu, als das Junge traurig die Schultern hängen ließ. "Aber vielleicht kann ich dir eine Geschichte erzählen. Was hältst du davon?"
Honigjunges wirkte jetzt fröhlicher und nickte begeistert. "Ja, eine Geschichte!" Er kuschelte sich in ihr Fell. "Erzähl mir was."
"Kennst du die Geschichte von Finsterherz' Reise?", fragte Schattenseele und machte es sich in ihrem Nest bequem. Das Junge schüttelte den Kopf und Schattenseele fing an, zu erzählen:
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Es war vor etwa neun Jahren. Ich und Finsterherz waren gerade erst zu jungen Kriegern ernannt worden.
In der Zeit, in der die Geschichte spielt, war Blattleere. Wir hatten alle nicht viel Beute und oft schmerzten unsere Mägen vor Hunger. Eines Tages ging ich mit Blattwind, einem Kater, der inzwischen leider verstorben ist, auf die Jagd. Wir waren an der Grenze unseres Territoriums, die zur Wiese führte. Es war eine gute Jagd, wir haben drei Mäuse erwischt und waren dabei noch nicht einmal fertig. Doch plötzlich sahen wir eine Blutspur, die die Grenze entlang führte. Wir wunderten uns, woher diese Spur kam, außerdem waren Pfotenabdrücke von Katzen im Schnee, was uns Sorgen bereitete. Deshalb folgten wir der Spur und sie führte uns zu Nebelpfote, die im Schnee lag. Entsetzt liefen wir zu ihr und erkannten sofort, dass es ihr Blut war. Ihre ganze Seite war aufgerissen und der Geruch nach Blut stieg uns ganz deutlich in die Nase. Ich versuchte auf sie einzureden und sie zu retten, aber sie war tot. Schockiert nahmen wir sie und trugen sie gemeinsam zum Lager, wo Astherz, die Heilerin, sich Nebelpfote ansah, um herauszufinden wie sie gestorben sein könnte.
Ampferstern, die damalige Anführerin des FinsterClans, also unsere ehemalige Anführerin, sprach mit Astherz und berichtete, es war keiner der anderen Clans, weder der RegenClan, noch der ErdClan, die sie getötet haben.
Alle unsere Clangefährten waren besorgt und wunderten sich, wer es sonst gewesen sein könnte. Es sah nicht nach einer Katzenwunde aus, dazu war es zu brutal.
Über die nächsten Tage patrouillierten wir die Grenze noch regelmäßiger und achtsamer, jedoch waren wir relativ ruhig. Jede Katze starb nun mal und es kann ja auch mal schlimmer passieren. Doch neun Tage später kamen Tigerpelz und Taubriese ins Lager gerannt und zogen Zedernast, einen sehr angesehenen Krieger, mit sich. Sein Blut färbte den ganzen Schnee dunkelrot, sein ganzer Bauch war zerfetzt. Es war klar, dass es wieder keine Katze war, vielleicht der selbe Mörder wie der von Nebelpfote.
Den nächsten Mond waren wir alle sehr ängstlich und vorsichtig, wir verstärkten unsere Duftmarken und konnten teilweise nachts kein Auge zudrücken. Ampferstern befahl uns, niemals alleine rauszugehen. Ich weiß noch, wie wütend Finsterherz war.
"Wenn ich den Mörder erwische, zerfetze ich seinen Pelz!", rief sie knurrend und ich versuchte sie zu beruhigen, doch einige Zeit lang betrachtete sie auf Patrouille jeden einzelnen Baum, misstrauisch, schließlich könnte ein Feind dahinterstehen.
Doch einen Mond lang passierte nichts und der Clan beruhigte sich langsam wieder. Am Abend der großen Versammlung gingen wir dorthin, jedoch wollten Abendfrost und Schattenpfote Nachttraining machen, wie es für den FinsterClan ja üblich ist. Jeder Schüler muss eine Nacht das Abendtraining machen, auch du wirst dies einmal tun, Honigjunges.
Als wir von der Versammlung zurück kamen, war es schon sehr spät. Die meisten von uns schliefen sofort ein und am nächsten Morgen wurden wir alle mit einer schockierenden Nachricht geweckt: Abendfrost und Schattenpfote wurden gefunden, tot, mit schweren Verletzungen.
Uns allen war klar, dass es nicht mehr normal war. Ampferstern dachte lange nach und schließlich entschied sie, unser Territorium möglichst bald zu verlassen. Sie meinte, gegen solch brutale Gegner, könnten wir nicht kämpfen. Die Hilfe der anderen Clans wollte sie ebenfalls nicht, denn sie wollte nicht schwach erscheinen.
Ich war traurig, wollte das Territorium, in dem wir schon immer lebten, nicht verlassen. Finsterherz war auch traurig und zugleich wütend, das sah man ihr an.
"Sie will nicht als schwach dargestellt werden! Wenn wir gehen, dann sind wir doch umso schwächer!", meinte sie zu mir und ich stimmte ihr zu.
"Du hast recht. Aber stell dir vor, eine ganze Meute von riesigen, bedrohlichen Tieren ist der Mörder von Nebelpfote, Zedernast, Abendfrost und Schattenpfote. Wir können nicht noch mehr Leben aufs Spiel setzen...", sagte ich.
Die nächste Nacht schliefen alle unruhig und besorgt, da eigentlich keiner fort von unserem geliebten Zuhause wollte. Ich konnte nicht einschlafen und ging deshalb nochmal aus dem Bau, um im Lager die Sterne zu betrachten. SternenClan, dachte ich, hast du uns verlassen?
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Honigjunges unterbrach die Älteste kurz.
"Der SternenClan würde uns doch niemals verlassen! Oder etwa doch?", fragte er ängstlich und sah Schattenseele mit großen Augen an. Diese schüttelte den Kopf.
"Nein, der SternenClan ist immer bei uns, kleiner Krieger", beruhigte sie ihn. "Wenn du Hilfe brauchst, ruf ihn. Sie werden dir immer zur Seite stehen."
Honigjunges seufzte beruhigt und kuschelte sich wieder an sie. "Erzähl weiter."
Schattenseele fuhr fort:
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Ich saß also im Lager und betrachtete die Sterne, bis mir plötzlich eine Bewegung am Lagerausgang auffiel. Wer geht denn jetzt raus?, fragte ich mich besorgt. Alleine? Obwohl solch böse Kreaturen unterwegs sind?
Mir war klar, dass ich ihm oder ihr folgen musste. Ich würde nicht zulassen, dass ein weiteres Clanmitglied stirbt. Also folgte ich ihr und als ich vorschoss und mich vor die Katze stellte, sah ich Finsterherz direkt in die Augen. Verwirrt blickte ich sie an.
"Wohin willst du?", fragte ich.
"Geht dich nichts an", murmelte Finsterherz und sah zu Boden. Sie hatte irgendetwas vor, sah ich, doch anscheinend wollte sie es mir nicht sagen.
"Bitte sag es mir", bat ich sie also. "Wir sind doch Freunde."
"Gut", stimmte sie zu und sah mich eindringlich an. "Aber sag es keinem weiter, versprochen?"
Ich nickte ehrlich und sie erzählte:
"Ich kann nicht zusehen, wie unser Clan wie feige Kätzchen fortzieht!", meinte Finsterherz und grub ihre Krallen in den Boden. "Es ist unser Zuhause, wir können uns doch nicht wegen ein paar Morden forttreiben lassen!"
"Du hast recht", meinte ich. "Aber wir wissen nicht, wer sie getötet hat."
"Eben, deshalb werde ich mich auf die Suche machen", erklärte sie und ich riss die Augen auf.
"Alleine?", fragte ich entsetzt, woraufhin Finsterherz nickte.
"Ja, ich will die anderen nicht in Gefahr bringen."
"Aber du könntest sterben", rief ich ihr in Erinnerung, Sorge breitete sich in mir aus. "Ich will dich nicht verlieren!"
"Mir passiert nichts", versprach sie. "Ich passe auf mich auf."
"Ich lass dich da nicht alleine hingehen", widersprach ich und sie kniff die Augen zusammen.
"Du hast versprochen, es keinem zu erzählen", meinte sie misstrauisch und ich nickte.
"Ja hab ich, und deswegen werde ich es auch nicht", erwiderte ich. "Aber ich komm mit."
"Sicher?", fragte sie erstaunt. "Ich dachte, du findest es zu gefährlich."
"Es ist auch gefährlich... Aber ich lass dich nicht allein. Entweder wir schaffen es gemeinsam, oder wir sterben Seite an Seite!"
Kurz zögerte sie, doch dann nickte sie und lächelte. "Danke", maunzte sie und ich drückte mich kurz an sie.
"Gut, wohin willst du?", wollte ich wissen und so begann unsere Reise.
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"Finsterherz war ja ganz schön mutig", staunte Honigjunges. "Alleine etwas unbekanntes suchen wollen. Das hätte ich mich nicht getraut!"
"Du hast recht", meinte Schattenseele. "Ich hatte auch sehr viel Angst, doch ihr Mut gab mir Hoffnung. Aber warte, sie wird noch mutiger:"
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