Kapitel 10: Großbritannien
Aufgeregt sitze ich im Taxi und schaue nach draußen. Der Big Ben kommt immer näher, weshalb ich noch nervöser werde. Wie fange ich am besten an mit Jan zu reden? Wie begrüßen wir uns überhaupt? Soll ich ihn zuerst reden lassen oder direkt anfangen mir alles von der Seele zu reden. Jetzt wo unser Gespräch so kurz bevor steht, bekomme ich doch allmählich Angst. Jetzt gibt es tatsächlich kein Zurück mehr.
An dem Platz, wo die Uhr steht, hält der Taxifahrer und sagt mir unfreundlich den Preis, welchen ich bezahle und dann aussteige. Langsam laufe ich weiter auf den Big Ben zu und sehe mich dabei die ganze Zeit um. Allerdings sehe ich Jan nirgends. Naja es ist auch erst kurz nach zwei Uhr nachmittags. Hoffnung nicht aufgeben Tim. Hoffnung nicht aufgeben.
Seufzend lasse ich mich auf eine Bank fallen und beobachte die Menschen, wie sie über den Platz eilen, Fotos vom Big Ben machen oder irgendwelche Selfies schicken. Eine gute Stunde sitze ich auf der Bank, ehe ich aufstehe und mich in ein Café setze, da ich langsam Hunger habe. Dadurch dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe, bestelle ich mir ein belegtes Brötchen, welches mir der Kellner kurz danach bringt. Während ich esse beobachte ich weiterhin die Menschen.
Die Zeit vergeht weiter und wieder schweife ich in meinen Gedanken ab. Ich versuche die verschiedensten Formulierungen für den Anfang unseres Gesprächs zu finden, aber irgendwie ist jede Formulierung bescheuert. Gegen 18 Uhr bezahle ich schließlich, ich habe mir noch zwei oder drei Kaffees bestellt, und gehe wieder aus dem Café, um mir ein Hotel zu suchen. Ich vermute da Jan heute nicht mehr kommen wird, weshalb ich leicht geknickt über den Platz laufe.
Aus dem Augenwinkel sehe ich schnelle Bewegungen, weshalb ich aufblicke und zwei Kinder erblicke die sich gegenseitig jagen. Lächelnd beobachte ich das eine Weile. Plötzlich stolpert das Mädchen über einen etwas höheren Stein, während sie den jungen verfolgt. Der kleine Junge kommt sofort an und hilft dem Mädchen auf. So hätte ich auch reagieren sollen.
Ich hätte Jan nicht einfach von mir wegstoßen, sondern ihm einfach meine Hand hinhalten sollen. Ich hätte ihn nicht anschreien und fertig machen sollen, weil er ehrlich zu mir war. Eine viel bessere Reaktion wäre gewesen, wenn ich ihm einfach meine Gedanken gesagt hätte. Nämlich das ich überfordert wäre und einige Zeit für mich bräuchte, um das zu verarbeite. Das wäre zwar auch keine ideale Reaktion für Jan, aber um weiten besser als die die ich letztendlich gezeigt habe.
Wieder seufzend blicke ich hoch in den Himmel und sehe die dunklen Wolken die aufziehen. Da fällt mir etwas ein. London, generell Großbritannien, ist berühmt dafür dass es häufig regnet. Ich werfe meinen Plan, ein Taxi zu irgendeinem Hotel zu nehmen, über Bord und gehe stattdessen in irgendeinen Laden, der so aussieht als würde er Regenschirme verkaufen.
Tatsächlich finde ich einen schwarzen Schirm der relativ groß ist. Ich nehme ihn und bezahle ihn an der Kasse. Gleich danach stehe ich wieder auf dem Platz und beobachte den großen Zeiger der Uhr wie er auf die 12 springt. Sofort ertönen die Glocken und gleich darauf sechs Schläge der großen Glocke, welche ganz oben im Big Ben ist. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass der Turm eigentlich gar nicht der Big Ben ist, sondern die Glocke die die Stunden läutet.
Wieder seufze ich und will mich nun auf den Weg zu einen der Taxen machen, als ich plötzlich seine Stimme höre. „Tim.", haucht er. Die Stimme ist zwar sehr leise, allerdings höre ich sie trotzdem. Diese Stimme würde ich unter tausenden wiedererkennen.
Schnell drehe ich mich um und sehe ihn tatsächlich vor mir. Lange Hose mit dunkeln Turnschuhen. Außerdem trägt er einen schwarzen Pulli mit unserem Logo in Weiß. Seine Haare sind mehr orange als rot und in seinen Augen erkenne ich sofort eine gewisse Unsicherheit. Gisela ist anscheinend auch anwesend, weshalb Jans Körper in verschiedenen Ausführungen zuckt.
Er ist doch gekommen. Er ist hier und steht mir gegenüber! Was soll ich jetzt machen? Soll ich direkt anfangen mich zu entschuldigen oder ihn erst reden lassen? Wo sind die verschiedenen Anfänge die ich mir zurecht gelegt habe? Wo sind sie, wenn man sie braucht? Mein Kopf ist wie leer gefegt.
Das einzige was ich herausbekomme ist ein gehauchtes: „Jan!"
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Morgen kommt der Epilog🥳
Und ja, ich liebe solche Cuts😊
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