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Die Luft war stickig und warm, fast schon schwül. Gespräche waren von jeder Ecke zu hören, die in den unterschiedlichsten Sprachen, Dialekten und Lautstärken geführt und als riesiger Worthaufen hin und her geworfen wurden. Mein Rücken litt an einem miesen Stechen und fühlte sich wie gänzlich abgemagert an; mein Hintern schloss sich dem unguten Gefühl an, man saß schon zu lange in derselben Position. Entweder war ich alt geworden oder ich hielt nicht einmal mehr einen Hinflug aus, bei meiner mangelnden Ausdauer.

Lautlos legte ich die Kopfhörer sowie mein Buch auf den Schoß und wagte es nach Stunden wieder einmal aus dem winzigen, runden Flugzeugfenster zu blicken. Wie erwartet, sah man nicht allzu Berauschendes, es sei denn man interessierte sich für die vielen Wolken oder das schier endlose blaue Meer dazwischen. Ich befand mich bestimmt schon fast 10 Stunden in diesem Flugzeug, ein beflügelndes Gefühl in der Brust tragend.

Einen Flug in die USA zu wagen war ein sehr spontanes Vergehen meinerseits. Vor allein einer Woche hätte ich mir nicht zugetraut, dieses Land noch einmal zu betreten, nachdem ich mein liebes Brüderchen vor über einem Jahrzehnt gerade hier verlor. Zu viele negativen Gefühle hatten sich mit diesem Teil der Welt verknüpft, und doch sprühte der kleine Funken Hoffnung, den ich hatte, in der dunklen Stunde heller als jemals zuvor.

Ich hatte vor Kurzem Kontakt mit Alfred aus der Sendung aufgenommen. Überraschenderweise war er auch sehr offen gegenüber einem möglich „Fremden" wie mir gewesen, während ich mich hoffnungslos kompliziert anstellte. Neben Allgemeinheiten, die lediglich Smalltalk betrafen, stolperten wir auch schnell über Emotionales, das wir einander teilten. Ich hatte dabei auch die Chance genutzt, ihm davon zu erzählen, wie seine Vergangenheit, die er mehrere Male erzählt hatte, mich an meine erinnerte und ich hatte endlich den Mut, jemanden ausführlich die Geschichte zu erzählen, wie ich meinen Bruder verlor, der ihm so unglaublich ähnlich sah. Allein die Art wie sich der Amerikaner aus dem Internet zeigte, erinnerte mich an meinen Alfred von damals, mit dem Unterschied, dass er erwachsener geworden war.

Er hatte mir zugehört, als ich ihn als meinen Bruder verdächtigte und auch er bemühte sich um Lösungen, ob unsere Geschichte auch zusammenpasste und keine Fehler aufwies. Das war gefolgt von einigen hirnrissigen Scherzen, da er es anscheinend liebte, ernste Unterhaltungen etwas aufzulockern. Er schickte mir zudem Bilder von ihm und seiner heutigen Pflegefamilie. Ich war geschockt, als ich die Bilder sah, verglich sie sogar mit den eingestaubten Fotos, die ich in den alten Familienalben meiner Eltern aufbewahrt hatte. Die Gesichter der abgebildeten Kinder waren identisch und verstärkten unseren Verdacht umso mehr. Auch Alfred konnte sich dem nicht widersetzen, dachte immer schärfer nach und bemühte sich zu erinnern, was in jener Nacht geschah, in der er sich verlief. Spätestens die Jacke, die unsere beiden Erinnerungen verknüpfte, setzte den letzten Strich und wir entschieden uns, einmal ein Treffen zu vereinbaren.

Nun war es soweit und ich hatte mich auf den Weg gemacht, meinen „Bruder" wiederzufinden. Dabei durchlebte ich einen plötzlichen Sinneswandel, sprang unaufhörlich zwischen meiner Furcht und der unversiegbaren Freude umher, sodass ich nicht mal mehr wusste, weshalb mir stille Tränen in Bächen runterrollten. Die Anspannung nagte an mir, ließ mich in den letzten Stunden kein Auge zudrücken. Ich spielte unbewusst mit meinem Lesezeichen, brauchte dringend etwas, um ruhig zu bleiben, bevor mein überfülltes Glas an Gefühlen endlich zerbrach und alles freisetzte, was sich in den letzten Jahren aufgestaut hatte. Ich war schlichtweg aufgeregt und von der Vorfreude überrumpelt. Tief einatmend, bemühte ich mich, zu entspannen, ließ meine Glieder locker, schloss die Augen und erlaubte meinen Gedanken, frei herumzuschweben, wie herabfallendes Laub eines Baumes, der all die Last friedlich losließ und sich davon löste. Ich lächelte leicht, aber aufrichtig und ehrlich, spürte dabei die kühle Luft des Klimagerätes auf meiner Haut als wäre sie der Wind, der über die Seven Sisters pfiff. Und zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich wohl und sah die Dinge, die mich normalerweise innerlich zerrissen, in einem völlig neuen Licht, fernab des alten Schmerzes.

Denn wenn ich meine Augen schloss, konnte ich sie sehen, die Erinnerungen von damals.
Von den Tagen so herzerwärmend und leicht.
Ich wollte sie für immer in meinem Herzen tragen, wie einen Schatz.
Ich erinnerte mich daran, wie er war, mein liebster Bruder.

Ich erinnerte mich an die Träume, die er hatte, an das Singen, an sein Leben und an seine Freiheit, die er über alles liebte. Wie ein junger Vogel, der gerade erst das Fliegen lernte, erkundete er seine Welt auf eigene Faust, ließ sich niemals unterkriegen, wenn ihm ein Fehlschlag drohte. Auch wenn er mir nur als Kind in Erinnerung geblieben war, war er eine Inspiration für mich, ein Richtungsweiser und ein Vorbild für mein ursprünglich graues Weltbild, das sich nun Stück für Stück in ein leuchtendes, buntes Meisterwerk verwandelte. Und vielleicht war es bald für mich an der Zeit wie ein Vogel aus seinem Käfig zu fliehen und mit erhobenem Kopf durch die Welt zu schreiten. Womöglich auch mit meinem kleinen Bruder an der Seite, der irgendwo auf diesem Planeten auf mich wartete.

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